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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.

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Schwäche zu verbergen suchte, diesem noch empfindliche Verluste bei und erreichte
so Springsield. Trotz des Denkzettels, den wir hier erhalten, war doch Mes
munter und guter Dinge, man hatte sich herzhaft gewehrt und die erste harte
Probe nach Umständen gut bestanden. Siegel war der Held des Tages, an
allerlei Lobeserhebungen fehlte es nicht, und Levee, die etwas vom Kriegführen
verstehen wollten, verglichen diesen Rückzug sogar mit dem des Xenophon nach
du Schlacht bei Kunaxa.

In Springsield stieß General Lyon zu Siegel, um vereint mit diesem gegen
d.le Rebellen zu agiren; wir blieben .aber vorläufig hierum Lager stehen. Nach
einigen Tagen brachten ausgesendete Spione Plötzlich die Nachricht, daß etwa
10 Meilen von Springsield eine Rebellenarmee von 30,000 Mann stehe, welche
schon Marschbefehl gegen uns erhalten hätte. Die Sache verhielt sich denn
auch wirklich so. Abends 6 Uhr wurde Marin geschlagen, die Zelte.abgebro¬
chen, die Gewehre geladen (?) die Decken (zum Schlafen dienend) umgehängt,
und nnn ging's im Eilschritt fort, dem Feind entgegen. Wir marschirten die
ganze Nacht hindurch und langten bei Tagesanbruch mit bedeutend hungrigem
Magen beim James Fork of White River, einem Nebenfluß des weißen Flusses,
sowie am Wilsons-Creek an. Wir marschirten bis hoch unter die Arme durchs
Wasser, und kaum waren wir am jenseitigen Ufer, so stürzten.wir auf den
Feind, ein vor uns sich ausbreitendes -Lager einer Cavallerieabthxilung. Lange
war in dieser kritischen Lag^e nicht .zu besinnen. Wir gaben, als hätten wir
statt eines.Flusses eine bedeutende.Reserve hinter uns, eine Salve nach dem
Lager, die denn auch die gewünschte Wirkung hervorbrachte. Mu Theil der
Ueberraschten stürzte, der andere-floh in den Wald, da hier die Gegend über¬
haupt fast ganz waldig war. General Lyon benutzte den günstigen Moment und
b-rach mit .den regulär"" Truppen von Iowa und Kansas zum Angriff vor,
während Siegel mit dem 3. und 5. Regimente den Feind umging, um ihm in
den Rücken >zu kommen.

Der Kampf wurde nun sehr hitzig. Die Cavallerie, auf die wir gestoßen,
waren nur die Vorposten, die Schale, die den h.erben Kern.umgab. In dich¬
ten Massen brachen die Secessionisten Hegen uns.e.r Häuflein vor. Als Lyon sah,
daß er sich nicht mehr halten konnte, machte er einen.letzten verzweifelten An¬
lauf: er stellte sich nochmals an die Spitze eines Regiments, das bereits ge¬
worfen worden war, und sprengte, seinen Tod suchend, mitten in die Feinde
hinein, wo er denn auch bald von fünf Kugeln getroffen wurde. Seine Truppen
zogen -sich darauf nachSpringfie-it zurück. Nun Hatten wirken ganzen Anprall
des Feindes.quMuh.alten, dessen Massen Ms M erdrücke" drohten. Wir wu߬
ten noch nicht, wie es mit Lyon - stand. Die Rebellen sMst .br.achten. Ms die
Kunde .zu Ohren, unten sie sich unter einander zuschrie.en: Lyon ist Me!
Lyon -ist todt! -- Um unser Verdorben .zu -beschleMMn, öffneten setzt "Mich


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Schwäche zu verbergen suchte, diesem noch empfindliche Verluste bei und erreichte
so Springsield. Trotz des Denkzettels, den wir hier erhalten, war doch Mes
munter und guter Dinge, man hatte sich herzhaft gewehrt und die erste harte
Probe nach Umständen gut bestanden. Siegel war der Held des Tages, an
allerlei Lobeserhebungen fehlte es nicht, und Levee, die etwas vom Kriegführen
verstehen wollten, verglichen diesen Rückzug sogar mit dem des Xenophon nach
du Schlacht bei Kunaxa.

In Springsield stieß General Lyon zu Siegel, um vereint mit diesem gegen
d.le Rebellen zu agiren; wir blieben .aber vorläufig hierum Lager stehen. Nach
einigen Tagen brachten ausgesendete Spione Plötzlich die Nachricht, daß etwa
10 Meilen von Springsield eine Rebellenarmee von 30,000 Mann stehe, welche
schon Marschbefehl gegen uns erhalten hätte. Die Sache verhielt sich denn
auch wirklich so. Abends 6 Uhr wurde Marin geschlagen, die Zelte.abgebro¬
chen, die Gewehre geladen (?) die Decken (zum Schlafen dienend) umgehängt,
und nnn ging's im Eilschritt fort, dem Feind entgegen. Wir marschirten die
ganze Nacht hindurch und langten bei Tagesanbruch mit bedeutend hungrigem
Magen beim James Fork of White River, einem Nebenfluß des weißen Flusses,
sowie am Wilsons-Creek an. Wir marschirten bis hoch unter die Arme durchs
Wasser, und kaum waren wir am jenseitigen Ufer, so stürzten.wir auf den
Feind, ein vor uns sich ausbreitendes -Lager einer Cavallerieabthxilung. Lange
war in dieser kritischen Lag^e nicht .zu besinnen. Wir gaben, als hätten wir
statt eines.Flusses eine bedeutende.Reserve hinter uns, eine Salve nach dem
Lager, die denn auch die gewünschte Wirkung hervorbrachte. Mu Theil der
Ueberraschten stürzte, der andere-floh in den Wald, da hier die Gegend über¬
haupt fast ganz waldig war. General Lyon benutzte den günstigen Moment und
b-rach mit .den regulär«» Truppen von Iowa und Kansas zum Angriff vor,
während Siegel mit dem 3. und 5. Regimente den Feind umging, um ihm in
den Rücken >zu kommen.

Der Kampf wurde nun sehr hitzig. Die Cavallerie, auf die wir gestoßen,
waren nur die Vorposten, die Schale, die den h.erben Kern.umgab. In dich¬
ten Massen brachen die Secessionisten Hegen uns.e.r Häuflein vor. Als Lyon sah,
daß er sich nicht mehr halten konnte, machte er einen.letzten verzweifelten An¬
lauf: er stellte sich nochmals an die Spitze eines Regiments, das bereits ge¬
worfen worden war, und sprengte, seinen Tod suchend, mitten in die Feinde
hinein, wo er denn auch bald von fünf Kugeln getroffen wurde. Seine Truppen
zogen -sich darauf nachSpringfie-it zurück. Nun Hatten wirken ganzen Anprall
des Feindes.quMuh.alten, dessen Massen Ms M erdrücke» drohten. Wir wu߬
ten noch nicht, wie es mit Lyon - stand. Die Rebellen sMst .br.achten. Ms die
Kunde .zu Ohren, unten sie sich unter einander zuschrie.en: Lyon ist Me!
Lyon -ist todt! — Um unser Verdorben .zu -beschleMMn, öffneten setzt »Mich


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[0211] Schwäche zu verbergen suchte, diesem noch empfindliche Verluste bei und erreichte so Springsield. Trotz des Denkzettels, den wir hier erhalten, war doch Mes munter und guter Dinge, man hatte sich herzhaft gewehrt und die erste harte Probe nach Umständen gut bestanden. Siegel war der Held des Tages, an allerlei Lobeserhebungen fehlte es nicht, und Levee, die etwas vom Kriegführen verstehen wollten, verglichen diesen Rückzug sogar mit dem des Xenophon nach du Schlacht bei Kunaxa. In Springsield stieß General Lyon zu Siegel, um vereint mit diesem gegen d.le Rebellen zu agiren; wir blieben .aber vorläufig hierum Lager stehen. Nach einigen Tagen brachten ausgesendete Spione Plötzlich die Nachricht, daß etwa 10 Meilen von Springsield eine Rebellenarmee von 30,000 Mann stehe, welche schon Marschbefehl gegen uns erhalten hätte. Die Sache verhielt sich denn auch wirklich so. Abends 6 Uhr wurde Marin geschlagen, die Zelte.abgebro¬ chen, die Gewehre geladen (?) die Decken (zum Schlafen dienend) umgehängt, und nnn ging's im Eilschritt fort, dem Feind entgegen. Wir marschirten die ganze Nacht hindurch und langten bei Tagesanbruch mit bedeutend hungrigem Magen beim James Fork of White River, einem Nebenfluß des weißen Flusses, sowie am Wilsons-Creek an. Wir marschirten bis hoch unter die Arme durchs Wasser, und kaum waren wir am jenseitigen Ufer, so stürzten.wir auf den Feind, ein vor uns sich ausbreitendes -Lager einer Cavallerieabthxilung. Lange war in dieser kritischen Lag^e nicht .zu besinnen. Wir gaben, als hätten wir statt eines.Flusses eine bedeutende.Reserve hinter uns, eine Salve nach dem Lager, die denn auch die gewünschte Wirkung hervorbrachte. Mu Theil der Ueberraschten stürzte, der andere-floh in den Wald, da hier die Gegend über¬ haupt fast ganz waldig war. General Lyon benutzte den günstigen Moment und b-rach mit .den regulär«» Truppen von Iowa und Kansas zum Angriff vor, während Siegel mit dem 3. und 5. Regimente den Feind umging, um ihm in den Rücken >zu kommen. Der Kampf wurde nun sehr hitzig. Die Cavallerie, auf die wir gestoßen, waren nur die Vorposten, die Schale, die den h.erben Kern.umgab. In dich¬ ten Massen brachen die Secessionisten Hegen uns.e.r Häuflein vor. Als Lyon sah, daß er sich nicht mehr halten konnte, machte er einen.letzten verzweifelten An¬ lauf: er stellte sich nochmals an die Spitze eines Regiments, das bereits ge¬ worfen worden war, und sprengte, seinen Tod suchend, mitten in die Feinde hinein, wo er denn auch bald von fünf Kugeln getroffen wurde. Seine Truppen zogen -sich darauf nachSpringfie-it zurück. Nun Hatten wirken ganzen Anprall des Feindes.quMuh.alten, dessen Massen Ms M erdrücke» drohten. Wir wu߬ ten noch nicht, wie es mit Lyon - stand. Die Rebellen sMst .br.achten. Ms die Kunde .zu Ohren, unten sie sich unter einander zuschrie.en: Lyon ist Me! Lyon -ist todt! — Um unser Verdorben .zu -beschleMMn, öffneten setzt »Mich 26*'

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113779/211>, abgerufen am 08.01.2025.