Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. II. Band.nehmigung S. M. des Königs entweder allein oder in Gemeinschaft mit dem So sehen wir Herrn v. d, Heydt an der Arbeit seine Machtfülle zu ge¬ nehmigung S. M. des Königs entweder allein oder in Gemeinschaft mit dem So sehen wir Herrn v. d, Heydt an der Arbeit seine Machtfülle zu ge¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0122" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/113902"/> <p xml:id="ID_311" prev="#ID_310"> nehmigung S. M. des Königs entweder allein oder in Gemeinschaft mit dem<lb/> Finanzminister einzuholen.</p><lb/> <p xml:id="ID_312" next="#ID_313"> So sehen wir Herrn v. d, Heydt an der Arbeit seine Machtfülle zu ge¬<lb/> brauchen, um ohne die „liberalen Schwätzer" das zu thun, was sie gewollt,<lb/> aber nicht gekonnt hatten, und nur sehen ihn zu diesem Zwecke im Begriffe,-<lb/> der feudalen und Militär-Aristokratie die Spitze zu bieten. Sie hatte ihm ge¬<lb/> holfen, die liberalen Minister und die Kammern los zu werden, um seinem Ge¬<lb/> nius freien Spielraum zu verschaffen, und jetzt benutzt er die als Bedürfnisse<lb/> des Landes erkannten Begehren der Liberalen, um sich die neuen Collegen, so<lb/> weit sie es nicht schon sind, dienstbar zu machen, und als der Staatsmann,<lb/> welcher allein es versteht, die Krone mit dem Volke auszusöhnen und allen An¬<lb/> forderungen gerecht zu inertem, schließlich zur alleinigen Geltung zu kommen.<lb/> Schon sein Auftreten bei den Wahlen unterscheidet sich wesentlich Von der Pa¬<lb/> role des Herrn v. Jagvw. Er herrscht in gewohntem Tone seinen Untergebe¬<lb/> nen zu, daß er keine feindseligen Wahlagitationen dulden werde, aber er spricht<lb/> nicht von Feinden des Königs, nicht von der Frage, ob königliches oder parla¬<lb/> mentarisches Regiment; er will Kaufleute in die Kammer haben, keine Junker.<lb/> Er bringt die von Herrn v. Patow vorbereitete Convertirung der Anleihen von<lb/> 1850 und 1852 sofort zur Ausführung; allerdings in der Hitze des Ge¬<lb/> fechts mit der gewohnten Mißachtung des Geistes der constitutionellen Ver¬<lb/> fassung, nicht mit der gewohnten Umsicht und Geschicklichkeit. Er läßt die<lb/> Etats specialisiren, wie es das Haus der Abgeordneten sowohl durch den An¬<lb/> trag des Herrn Kühne wie durch deu Antrag des Herrn Hagen verlangt hatte.<lb/> Er setzt dem Kriegsminister ganz vertraulich die Pistole auf die Brust, um ihn<lb/> zu zwingen, an dem Militäraufwand so viel nachzulassen als nöthig ist, um<lb/> die .Kriegssteuer im Frieden zu entbehren, wie es die große liberale Mehrheit<lb/> der Kaminer verlangt hatte. Er schlägt nach links und nach rechts, um das<lb/> Geschäft des Staates als alleiniger Principal zu dirigiren. Wird es ihm ge¬<lb/> lingen? Wen» die Feudalpartei sich Herrn v. d. Heydt hat gefallen lassen, da¬<lb/> mit er ihr die Liberalen vom Halse schaffe und dann ihnen nachgesendet werde,<lb/> so läßt das Auftreten des Herrn v. d. Heydt dieser Intrigue nicht größere<lb/> Chance als dem anderen Falle, daß die Schneide der Intrigue sich gegen ihre<lb/> Urheber wende. Während wir diese Zeilen schreiben, kommt uns die Nummer<lb/> der halbamtlichen Sternzeitung vom 7. April zu Gesicht. Sie hat die für die<lb/> Wahlen ausgegebene Parole des Herrn v. Jagow: königliches oder parlamen¬<lb/> tarisches Regiment — fallen lassen müssen und kündigte als Vorlagen an die<lb/> nächste Landesvertretung eben die Gegenstände an, welche Herr v. d. Heydt<lb/> aus der Erbschaft der abgetretenen Minister und der Commissionen des Hauses<lb/> der Abgeordneten übernommen hat. Die Frage wegen Minderung des Militär¬<lb/> aufwands wird von einer Commission von Generalen geprüft, und wir wollen</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0122]
nehmigung S. M. des Königs entweder allein oder in Gemeinschaft mit dem
Finanzminister einzuholen.
So sehen wir Herrn v. d, Heydt an der Arbeit seine Machtfülle zu ge¬
brauchen, um ohne die „liberalen Schwätzer" das zu thun, was sie gewollt,
aber nicht gekonnt hatten, und nur sehen ihn zu diesem Zwecke im Begriffe,-
der feudalen und Militär-Aristokratie die Spitze zu bieten. Sie hatte ihm ge¬
holfen, die liberalen Minister und die Kammern los zu werden, um seinem Ge¬
nius freien Spielraum zu verschaffen, und jetzt benutzt er die als Bedürfnisse
des Landes erkannten Begehren der Liberalen, um sich die neuen Collegen, so
weit sie es nicht schon sind, dienstbar zu machen, und als der Staatsmann,
welcher allein es versteht, die Krone mit dem Volke auszusöhnen und allen An¬
forderungen gerecht zu inertem, schließlich zur alleinigen Geltung zu kommen.
Schon sein Auftreten bei den Wahlen unterscheidet sich wesentlich Von der Pa¬
role des Herrn v. Jagvw. Er herrscht in gewohntem Tone seinen Untergebe¬
nen zu, daß er keine feindseligen Wahlagitationen dulden werde, aber er spricht
nicht von Feinden des Königs, nicht von der Frage, ob königliches oder parla¬
mentarisches Regiment; er will Kaufleute in die Kammer haben, keine Junker.
Er bringt die von Herrn v. Patow vorbereitete Convertirung der Anleihen von
1850 und 1852 sofort zur Ausführung; allerdings in der Hitze des Ge¬
fechts mit der gewohnten Mißachtung des Geistes der constitutionellen Ver¬
fassung, nicht mit der gewohnten Umsicht und Geschicklichkeit. Er läßt die
Etats specialisiren, wie es das Haus der Abgeordneten sowohl durch den An¬
trag des Herrn Kühne wie durch deu Antrag des Herrn Hagen verlangt hatte.
Er setzt dem Kriegsminister ganz vertraulich die Pistole auf die Brust, um ihn
zu zwingen, an dem Militäraufwand so viel nachzulassen als nöthig ist, um
die .Kriegssteuer im Frieden zu entbehren, wie es die große liberale Mehrheit
der Kaminer verlangt hatte. Er schlägt nach links und nach rechts, um das
Geschäft des Staates als alleiniger Principal zu dirigiren. Wird es ihm ge¬
lingen? Wen» die Feudalpartei sich Herrn v. d. Heydt hat gefallen lassen, da¬
mit er ihr die Liberalen vom Halse schaffe und dann ihnen nachgesendet werde,
so läßt das Auftreten des Herrn v. d. Heydt dieser Intrigue nicht größere
Chance als dem anderen Falle, daß die Schneide der Intrigue sich gegen ihre
Urheber wende. Während wir diese Zeilen schreiben, kommt uns die Nummer
der halbamtlichen Sternzeitung vom 7. April zu Gesicht. Sie hat die für die
Wahlen ausgegebene Parole des Herrn v. Jagow: königliches oder parlamen¬
tarisches Regiment — fallen lassen müssen und kündigte als Vorlagen an die
nächste Landesvertretung eben die Gegenstände an, welche Herr v. d. Heydt
aus der Erbschaft der abgetretenen Minister und der Commissionen des Hauses
der Abgeordneten übernommen hat. Die Frage wegen Minderung des Militär¬
aufwands wird von einer Commission von Generalen geprüft, und wir wollen
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