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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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wenig als irgend thunlich von-den englischen bezieht und dieses Wenige mit
Murren empfängt. Der Norden ist abgeneigt, die englischen Producte selbst
zu consumiren. und ängstlich bedacht, sie vom Süden fern zu halten, aus
dem einfachen.Grunde, .weil er seine eignen Erzeugnisse zu gebrauchen und
zu verbrauchen wünscht. Der Erfolg der Schutzzöllner-Politik ist gewesen,
daß bis jetzt die Hauptmasse der englischen Einfuhr von Amerika nicht in briti¬
schen Waaren , sondern in fremden mit britischen Gelde erkauften Waaren,
nicht in Kattunen von Manchester und Eisenwaaren vo.n Sheffield, sondern
in Thee und Seide von China, Zucker von Cuba u,ut Brasilien und Sal¬
peter von Indien bezahlt worden ist.

Es ist indeß zu fürchten, daß das Publicum geneigt ist. die Gefahr,
welcher der Handel Englands durch die amerikanische Kriegsmarine und die
Kaperschiffe ausgesetzt sein würde, zu unterschätzen.

Die regelmäßige Flotte der Vereinigten -Staaten ist ohne Zweifel verglichen
mit der britischen lächerlich klein, und es steht zu hoffen, daß die Kreuzer
der letztern rasA) Bericht über die meiste"! der^r erstatten werden, die sich jetzt
in See befinde", und daß man die. meisten andern verhindern wird, in See
zu stechen. Es ist ferner wahr, daß Kriegsschiffe, .die nicht Dampfer sind,
viel weniger Erfolg >n der Jagd auf Kauffahrer haben werden, als in frühern
Kriegen, und daß die Herrschaft Englands.über die Meere und den Kohleuhgudel
der Welt es denjenigen von ihnen, die Dampfer sind, sehr erschweren wird,
sich mit der erforderlichen Feuerung zu. versehen. England kann endlich hoffen,
daß neutrale Nationen in der Regel. .wo-nicht ausnahnislos, wie England
und Frankreich neulich allen Kaperschiffen verbieten werden. Prisen in ihre
Häfen zu führen und sich dort ausbessern zu lassen.

Allein die Schwierigkeit mit den Kapern kau" dadurch beseitigt werden, daß
man in Washington keine "Kaperbriefe," sondern "Bestallungen" in der Unions-
flotte ausgibt und dieselben jede", raschen Klipperschiffe ertheilt, welches ein oder
zwei Geschütze führen kann, und diese könnte" zwar den Postdampfer" und große"
Kaufsnhrern nicht gefährlich sein, wohl aber unter de" kleinen Schiffen.eine reich¬
liche Ernte halten. Dann hat Amerika so gut Kohle" wie England, obwohl
es nicht wie dieses Niederlagen dieses Bedürfnisses auf dem ganzen Erdball
besitzt, und kleine Schraubendampfer könnten zwar nicht für weite Reisen,
wohl aber für kurze Raubzüge genug davon mit sich führen. Endlich, und
djes ist ein Punkt, der ohne Zweifel die volle Aufmerksamkeit der britischen
Admiralität auf sich lenken wi d, ist eine vollkommene Blockade der nördlichen
Küsten, ein wirkliches Versiegeln derselben, eine äußerst schwierige Sache.
Ein starker Ostflnrm, namentlich wenn er lange anhielte, oder.im Winter,
würde fast unausbleiblich das Blockadegeschwader nöthigen.sich nach der hohen
See .zu wenden, und selbst eine nur vierundzwanzig Stunden währende Ab-


wenig als irgend thunlich von-den englischen bezieht und dieses Wenige mit
Murren empfängt. Der Norden ist abgeneigt, die englischen Producte selbst
zu consumiren. und ängstlich bedacht, sie vom Süden fern zu halten, aus
dem einfachen.Grunde, .weil er seine eignen Erzeugnisse zu gebrauchen und
zu verbrauchen wünscht. Der Erfolg der Schutzzöllner-Politik ist gewesen,
daß bis jetzt die Hauptmasse der englischen Einfuhr von Amerika nicht in briti¬
schen Waaren , sondern in fremden mit britischen Gelde erkauften Waaren,
nicht in Kattunen von Manchester und Eisenwaaren vo.n Sheffield, sondern
in Thee und Seide von China, Zucker von Cuba u,ut Brasilien und Sal¬
peter von Indien bezahlt worden ist.

Es ist indeß zu fürchten, daß das Publicum geneigt ist. die Gefahr,
welcher der Handel Englands durch die amerikanische Kriegsmarine und die
Kaperschiffe ausgesetzt sein würde, zu unterschätzen.

Die regelmäßige Flotte der Vereinigten -Staaten ist ohne Zweifel verglichen
mit der britischen lächerlich klein, und es steht zu hoffen, daß die Kreuzer
der letztern rasA) Bericht über die meiste«! der^r erstatten werden, die sich jetzt
in See befinde», und daß man die. meisten andern verhindern wird, in See
zu stechen. Es ist ferner wahr, daß Kriegsschiffe, .die nicht Dampfer sind,
viel weniger Erfolg >n der Jagd auf Kauffahrer haben werden, als in frühern
Kriegen, und daß die Herrschaft Englands.über die Meere und den Kohleuhgudel
der Welt es denjenigen von ihnen, die Dampfer sind, sehr erschweren wird,
sich mit der erforderlichen Feuerung zu. versehen. England kann endlich hoffen,
daß neutrale Nationen in der Regel. .wo-nicht ausnahnislos, wie England
und Frankreich neulich allen Kaperschiffen verbieten werden. Prisen in ihre
Häfen zu führen und sich dort ausbessern zu lassen.

Allein die Schwierigkeit mit den Kapern kau» dadurch beseitigt werden, daß
man in Washington keine „Kaperbriefe," sondern „Bestallungen" in der Unions-
flotte ausgibt und dieselben jede», raschen Klipperschiffe ertheilt, welches ein oder
zwei Geschütze führen kann, und diese könnte» zwar den Postdampfer» und große»
Kaufsnhrern nicht gefährlich sein, wohl aber unter de» kleinen Schiffen.eine reich¬
liche Ernte halten. Dann hat Amerika so gut Kohle» wie England, obwohl
es nicht wie dieses Niederlagen dieses Bedürfnisses auf dem ganzen Erdball
besitzt, und kleine Schraubendampfer könnten zwar nicht für weite Reisen,
wohl aber für kurze Raubzüge genug davon mit sich führen. Endlich, und
djes ist ein Punkt, der ohne Zweifel die volle Aufmerksamkeit der britischen
Admiralität auf sich lenken wi d, ist eine vollkommene Blockade der nördlichen
Küsten, ein wirkliches Versiegeln derselben, eine äußerst schwierige Sache.
Ein starker Ostflnrm, namentlich wenn er lange anhielte, oder.im Winter,
würde fast unausbleiblich das Blockadegeschwader nöthigen.sich nach der hohen
See .zu wenden, und selbst eine nur vierundzwanzig Stunden währende Ab-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/94>, abgerufen am 23.07.2024.