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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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großer Majorität annehmen. Dann geht er an das Herrenhaus, welches ihn
eben so gewiß verwerfen wird. Der kleine Landadel, welcher hier dominirt,
will sich die Capitalien nicht vertheuern lassen.

Das Herrenhaus hat lange keine Sitzung gehalten. Aber heut wird es
die Berathung über das Ministerverantwortlichkeitsgcsetz beginnen. Bei
dieser Gelegenheit werden wir vielleicht das sonderbare Schauspiel er¬
leben, daß das Herrenhaus liberaler ist als das Ministerium. Wenigstens
die Commission, welche den Entwurf im Allgemeinen zur Annahme em¬
pfiehlt, hat im K. 2 ein Amendement angenommen, wodurch der Begriff der
strafbaren Verfassungsverletzung weiter gefaßt wird, als es im Entwurf ge¬
schehen war. Herr Simons, welcher selbst Mitglied der Commission ist,^hat
doch nicht beantragt, auf den von ihm im Jahre 1850 vorgelegten, weit
liberaleren Entwurf eines Ministcrvcrnntwortlichkeitsgesctzes zurückzugehen.
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Der Schauplatz des Aufstandes in Griechenland.

Die Zeitungen melden, daß die Gährung in Griechenland, die sich bisher nur
durch Attentate und Straßendemonstrationcn kund gab und einen bald wieder rück¬
gängig gemachten Ministerwcchsel veranlaßte, sich endlich in einer Militüremeute Luft
gemacht hat. In Nauplia, der drittgrößten Stadt des griechischen Festlandes,
hat sich die Garnison empört, die dortigen politischen Gefangnen befreit und eine
provisorische Regierung eingesetzt. Von Athen sind Truppen dahin aufgebrochen,
die vom König in Kalcimaki gemustert wurden und, durch ein Jägerbataillon von
Patras verstärkt, nach dem Schauplatz des Aufstandes marschirten. Die neuesten
Nachrichten widersprechen sich. Nach den einen hätte General Hahn, der Führer
der Regicrungstruppen, Anträge der isolirten Meuterer aus Unterwerfung empfangen.
Nach den andern hätten bereits drei Gefechte stattgefunden, und das ganze Land
wäre im Begriff, sich zu erheben. Wie sich's wirklich verhält, wird man vor Ab¬
lauf der Woche nicht erfahren, doch möchte man daraus, daß die auf einer Reise


großer Majorität annehmen. Dann geht er an das Herrenhaus, welches ihn
eben so gewiß verwerfen wird. Der kleine Landadel, welcher hier dominirt,
will sich die Capitalien nicht vertheuern lassen.

Das Herrenhaus hat lange keine Sitzung gehalten. Aber heut wird es
die Berathung über das Ministerverantwortlichkeitsgcsetz beginnen. Bei
dieser Gelegenheit werden wir vielleicht das sonderbare Schauspiel er¬
leben, daß das Herrenhaus liberaler ist als das Ministerium. Wenigstens
die Commission, welche den Entwurf im Allgemeinen zur Annahme em¬
pfiehlt, hat im K. 2 ein Amendement angenommen, wodurch der Begriff der
strafbaren Verfassungsverletzung weiter gefaßt wird, als es im Entwurf ge¬
schehen war. Herr Simons, welcher selbst Mitglied der Commission ist,^hat
doch nicht beantragt, auf den von ihm im Jahre 1850 vorgelegten, weit
liberaleren Entwurf eines Ministcrvcrnntwortlichkeitsgesctzes zurückzugehen.
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Der Schauplatz des Aufstandes in Griechenland.

Die Zeitungen melden, daß die Gährung in Griechenland, die sich bisher nur
durch Attentate und Straßendemonstrationcn kund gab und einen bald wieder rück¬
gängig gemachten Ministerwcchsel veranlaßte, sich endlich in einer Militüremeute Luft
gemacht hat. In Nauplia, der drittgrößten Stadt des griechischen Festlandes,
hat sich die Garnison empört, die dortigen politischen Gefangnen befreit und eine
provisorische Regierung eingesetzt. Von Athen sind Truppen dahin aufgebrochen,
die vom König in Kalcimaki gemustert wurden und, durch ein Jägerbataillon von
Patras verstärkt, nach dem Schauplatz des Aufstandes marschirten. Die neuesten
Nachrichten widersprechen sich. Nach den einen hätte General Hahn, der Führer
der Regicrungstruppen, Anträge der isolirten Meuterer aus Unterwerfung empfangen.
Nach den andern hätten bereits drei Gefechte stattgefunden, und das ganze Land
wäre im Begriff, sich zu erheben. Wie sich's wirklich verhält, wird man vor Ab¬
lauf der Woche nicht erfahren, doch möchte man daraus, daß die auf einer Reise


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[0442] großer Majorität annehmen. Dann geht er an das Herrenhaus, welches ihn eben so gewiß verwerfen wird. Der kleine Landadel, welcher hier dominirt, will sich die Capitalien nicht vertheuern lassen. Das Herrenhaus hat lange keine Sitzung gehalten. Aber heut wird es die Berathung über das Ministerverantwortlichkeitsgcsetz beginnen. Bei dieser Gelegenheit werden wir vielleicht das sonderbare Schauspiel er¬ leben, daß das Herrenhaus liberaler ist als das Ministerium. Wenigstens die Commission, welche den Entwurf im Allgemeinen zur Annahme em¬ pfiehlt, hat im K. 2 ein Amendement angenommen, wodurch der Begriff der strafbaren Verfassungsverletzung weiter gefaßt wird, als es im Entwurf ge¬ schehen war. Herr Simons, welcher selbst Mitglied der Commission ist,^hat doch nicht beantragt, auf den von ihm im Jahre 1850 vorgelegten, weit liberaleren Entwurf eines Ministcrvcrnntwortlichkeitsgesctzes zurückzugehen. "- Der Schauplatz des Aufstandes in Griechenland. Die Zeitungen melden, daß die Gährung in Griechenland, die sich bisher nur durch Attentate und Straßendemonstrationcn kund gab und einen bald wieder rück¬ gängig gemachten Ministerwcchsel veranlaßte, sich endlich in einer Militüremeute Luft gemacht hat. In Nauplia, der drittgrößten Stadt des griechischen Festlandes, hat sich die Garnison empört, die dortigen politischen Gefangnen befreit und eine provisorische Regierung eingesetzt. Von Athen sind Truppen dahin aufgebrochen, die vom König in Kalcimaki gemustert wurden und, durch ein Jägerbataillon von Patras verstärkt, nach dem Schauplatz des Aufstandes marschirten. Die neuesten Nachrichten widersprechen sich. Nach den einen hätte General Hahn, der Führer der Regicrungstruppen, Anträge der isolirten Meuterer aus Unterwerfung empfangen. Nach den andern hätten bereits drei Gefechte stattgefunden, und das ganze Land wäre im Begriff, sich zu erheben. Wie sich's wirklich verhält, wird man vor Ab¬ lauf der Woche nicht erfahren, doch möchte man daraus, daß die auf einer Reise

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/442>, abgerufen am 28.12.2024.