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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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dem Bataillon, das sich auf Zebdc.mal dnignto. wo wir den 2^ Tag daraus
gegen Abend einrückten. Wir waren kaum angelangt, als sich mit einem
Male die Nachricht verbreitete, daß französische Cavalerie unsern Wettermarsch
hinderte. Man machte Halt, und es war die Rede davon, daß wir vorrücken
sollten; da wir aber keine Patronen hatten, so wurde nichts daraus. Zu
uns hatte sich noch das Regiment Königin-Dragoner unter Führung des
Obersten von Schäffer gefunden, sowie das braune Husaren-Regiment unter
dem General Schimmclpfenig v. d. Oye. Die Dragoner rückten vor nebst
den Husaren, es entspann sich ein blutiges Gefecht, in welchem vorzüglich die
Dragoner viel litten; ich hörte nachher, sie hätten an 500 Pferde und eine
Menge Offiziere verloren; indeß hatten sie uns freie Bahn gemacht, wir
kamen in einen Wald, es wurde finster und die Truppe setzte ihren Marsch
ununterbrochen die Nacht hindurch fort. Die Husaren trennten sich von uns
und haben später bei Prenzlau capttulirt, unsere Füsiliere schlössen sich an
die Dragoner an.

Es mochte gegen 1 Uhr nach Mitternacht Sinn, da konnte ich acht weiter.
Wagen waren nicht da, und so blieb ich ganz erschöpft dicht am Wege liegen,
um etwas auszuruhen. Ich war sogleich eingeschlafen, und als ich Erwachte,
war der Tag eben angebrochen. Ganz steif von der im Freien im October
schlafend zugebrachten Nacht, machte ich mich auf den Weg und schleppte mich
mühsam vorwärts, etwas zum Frühstück wünschend. Der Wald hatte bald
ein Ende, ich mochte etwa eine Stunde gegangen sein, und es war nun
Heller Tag geworden, als ich Wagengeräusch hinter mir hörte. Es war ein
Bagagewagen in Begleitung von zwee braunen Husaren, die mich aus meine
Bitte mitnahmen. Sie wußten nicht wohin? Ich sagte ihnen, daß ich ge-
hört, der Rückzug ginge nach Schwebt. Im ersten Dorfe kehrten wir auf
einem Edelhofe ein, um uns nach dem Wege und der Entfernung bis Schwebt
zu erkundigen, auch um etwas zu Essen zu bitten. Dies wurde für Roß und
Mann sehr gastfrei und reichlich gegeben, aber zugleich erfuhren wir, die
Brücke bei Schwedt set abgebrannt und wir könnten dort nicht mehr über die
Oder, doch hätten wir nicht viel weiter nach Stettin, das wir noch zeitig
bei Tage erreichen würden. Nachdem wir alle gehörig ausgeruht und gesättigt
waren, ging es munter vorwärts, und so kamen wir schon des Nachmittags
nach Stettin. Aus der Commandantur erfuhr ich, daß unser Chef, der Ge.
neral von Pelee, in Stettin sei, worauf ich mich zu ihm begab, um mich zu
melden. Als ich kaum in das Zimmer getreten war und meine Meldung
ausgesprochen hatte, trat der Lieutenannt von B. . . e. den Arm noch in der
Binde, ein und meldete dem General: Der Oberst von Schuler ließe dem
Herrn General melden, daß sich die Bngo.de in Damm, eine Meile von
Stettin, befände und seine Befehle erwarte. Der General erwiederte: "Sagen


dem Bataillon, das sich auf Zebdc.mal dnignto. wo wir den 2^ Tag daraus
gegen Abend einrückten. Wir waren kaum angelangt, als sich mit einem
Male die Nachricht verbreitete, daß französische Cavalerie unsern Wettermarsch
hinderte. Man machte Halt, und es war die Rede davon, daß wir vorrücken
sollten; da wir aber keine Patronen hatten, so wurde nichts daraus. Zu
uns hatte sich noch das Regiment Königin-Dragoner unter Führung des
Obersten von Schäffer gefunden, sowie das braune Husaren-Regiment unter
dem General Schimmclpfenig v. d. Oye. Die Dragoner rückten vor nebst
den Husaren, es entspann sich ein blutiges Gefecht, in welchem vorzüglich die
Dragoner viel litten; ich hörte nachher, sie hätten an 500 Pferde und eine
Menge Offiziere verloren; indeß hatten sie uns freie Bahn gemacht, wir
kamen in einen Wald, es wurde finster und die Truppe setzte ihren Marsch
ununterbrochen die Nacht hindurch fort. Die Husaren trennten sich von uns
und haben später bei Prenzlau capttulirt, unsere Füsiliere schlössen sich an
die Dragoner an.

Es mochte gegen 1 Uhr nach Mitternacht Sinn, da konnte ich acht weiter.
Wagen waren nicht da, und so blieb ich ganz erschöpft dicht am Wege liegen,
um etwas auszuruhen. Ich war sogleich eingeschlafen, und als ich Erwachte,
war der Tag eben angebrochen. Ganz steif von der im Freien im October
schlafend zugebrachten Nacht, machte ich mich auf den Weg und schleppte mich
mühsam vorwärts, etwas zum Frühstück wünschend. Der Wald hatte bald
ein Ende, ich mochte etwa eine Stunde gegangen sein, und es war nun
Heller Tag geworden, als ich Wagengeräusch hinter mir hörte. Es war ein
Bagagewagen in Begleitung von zwee braunen Husaren, die mich aus meine
Bitte mitnahmen. Sie wußten nicht wohin? Ich sagte ihnen, daß ich ge-
hört, der Rückzug ginge nach Schwebt. Im ersten Dorfe kehrten wir auf
einem Edelhofe ein, um uns nach dem Wege und der Entfernung bis Schwebt
zu erkundigen, auch um etwas zu Essen zu bitten. Dies wurde für Roß und
Mann sehr gastfrei und reichlich gegeben, aber zugleich erfuhren wir, die
Brücke bei Schwedt set abgebrannt und wir könnten dort nicht mehr über die
Oder, doch hätten wir nicht viel weiter nach Stettin, das wir noch zeitig
bei Tage erreichen würden. Nachdem wir alle gehörig ausgeruht und gesättigt
waren, ging es munter vorwärts, und so kamen wir schon des Nachmittags
nach Stettin. Aus der Commandantur erfuhr ich, daß unser Chef, der Ge.
neral von Pelee, in Stettin sei, worauf ich mich zu ihm begab, um mich zu
melden. Als ich kaum in das Zimmer getreten war und meine Meldung
ausgesprochen hatte, trat der Lieutenannt von B. . . e. den Arm noch in der
Binde, ein und meldete dem General: Der Oberst von Schuler ließe dem
Herrn General melden, daß sich die Bngo.de in Damm, eine Meile von
Stettin, befände und seine Befehle erwarte. Der General erwiederte: „Sagen


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[0042] dem Bataillon, das sich auf Zebdc.mal dnignto. wo wir den 2^ Tag daraus gegen Abend einrückten. Wir waren kaum angelangt, als sich mit einem Male die Nachricht verbreitete, daß französische Cavalerie unsern Wettermarsch hinderte. Man machte Halt, und es war die Rede davon, daß wir vorrücken sollten; da wir aber keine Patronen hatten, so wurde nichts daraus. Zu uns hatte sich noch das Regiment Königin-Dragoner unter Führung des Obersten von Schäffer gefunden, sowie das braune Husaren-Regiment unter dem General Schimmclpfenig v. d. Oye. Die Dragoner rückten vor nebst den Husaren, es entspann sich ein blutiges Gefecht, in welchem vorzüglich die Dragoner viel litten; ich hörte nachher, sie hätten an 500 Pferde und eine Menge Offiziere verloren; indeß hatten sie uns freie Bahn gemacht, wir kamen in einen Wald, es wurde finster und die Truppe setzte ihren Marsch ununterbrochen die Nacht hindurch fort. Die Husaren trennten sich von uns und haben später bei Prenzlau capttulirt, unsere Füsiliere schlössen sich an die Dragoner an. Es mochte gegen 1 Uhr nach Mitternacht Sinn, da konnte ich acht weiter. Wagen waren nicht da, und so blieb ich ganz erschöpft dicht am Wege liegen, um etwas auszuruhen. Ich war sogleich eingeschlafen, und als ich Erwachte, war der Tag eben angebrochen. Ganz steif von der im Freien im October schlafend zugebrachten Nacht, machte ich mich auf den Weg und schleppte mich mühsam vorwärts, etwas zum Frühstück wünschend. Der Wald hatte bald ein Ende, ich mochte etwa eine Stunde gegangen sein, und es war nun Heller Tag geworden, als ich Wagengeräusch hinter mir hörte. Es war ein Bagagewagen in Begleitung von zwee braunen Husaren, die mich aus meine Bitte mitnahmen. Sie wußten nicht wohin? Ich sagte ihnen, daß ich ge- hört, der Rückzug ginge nach Schwebt. Im ersten Dorfe kehrten wir auf einem Edelhofe ein, um uns nach dem Wege und der Entfernung bis Schwebt zu erkundigen, auch um etwas zu Essen zu bitten. Dies wurde für Roß und Mann sehr gastfrei und reichlich gegeben, aber zugleich erfuhren wir, die Brücke bei Schwedt set abgebrannt und wir könnten dort nicht mehr über die Oder, doch hätten wir nicht viel weiter nach Stettin, das wir noch zeitig bei Tage erreichen würden. Nachdem wir alle gehörig ausgeruht und gesättigt waren, ging es munter vorwärts, und so kamen wir schon des Nachmittags nach Stettin. Aus der Commandantur erfuhr ich, daß unser Chef, der Ge. neral von Pelee, in Stettin sei, worauf ich mich zu ihm begab, um mich zu melden. Als ich kaum in das Zimmer getreten war und meine Meldung ausgesprochen hatte, trat der Lieutenannt von B. . . e. den Arm noch in der Binde, ein und meldete dem General: Der Oberst von Schuler ließe dem Herrn General melden, daß sich die Bngo.de in Damm, eine Meile von Stettin, befände und seine Befehle erwarte. Der General erwiederte: „Sagen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/42>, abgerufen am 28.12.2024.