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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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hatten. Dafür sind die Angestellten jetzt besser bezahlt als damals. -- Be¬
sonders stark ist die Zunahme der Zablungsordres in Portsmouth und Ply-
mouth, ein Zeichen, daß die Soldaten und Seeleute durch die Einrichtung
veranlaßt werden, von ihren Ersparnissen mehr als früher an ihre Familien
zu senden.

Bereits ist das Zahlungsordre-System auf Sendungen zwischen dem
Vereinigten Königreiche und Canada. Gibraltar und Malta ausgedehnt wor¬
den, und da es sich bewährt hat, so soll es nun durch das Colonialamt auch
auf die australischen Colonien und das Vorgebirge der guten Hoffnung an¬
gewendet werden. Bei allen Stellen des Londoner Districts und bei einigen
Hauptpostämtern in anderen Städten werden serner Briefmarken gegen Geld
nicht nur ausgegeben, sondern auch angenommen. Der Hauptzweck des Ver¬
suches ist, das Publicum zu veranlassen, statt der Münzen Briefmarken zu
kleineren Geldsendungen zu verwenden, und es wurden im Jahre 1860 nicht
weniger als sieben Millionen Marken bei den Londoner Postämtern gegen
Geld eingewechselt. Ein Parlamentsbeschluß, die Post auch für Erleichterung
kleiner Spareinlagen nutzbar zu machen, war der Ausführung nahe. (Jetzt
bereits in Wirksamkeit.)

Aus den Mittheilungen über die PostVerbindungen und Verträge mit
auswärtigen Staaten ist ersichtlich: daß jede Vermehrung der regelmäßigen
Dampferfahrten nach fernen überseeischen Plätzen eine bedeutende Zunahme
der Korrespondenz zur unmittelbaren Folge hat, während eine Ermäßigung
des Porto auf solchen Linien keine nennenswerthe Wirkung äußert; serner,
daß der Postverkehr mit Frankreich wesentlich beschleunigt und verbessert wor¬
den ist, daß Verhandlungen mit deutschen Staaten nur bei Hamburg, Bre¬
men und Lübeck einigen Erfolg gehabt haben, daß dagegen bei allen übrigen
deutschen Staaten, so wie bei den Vereinigten Staaten und den Niederlan¬
den kein Fortschritt in den Postconventionen zu erzielen war. Als ein Hin¬
derniß allgemeiner Einführung mäßiger Taxen nach auswärtigen Plätzen wer¬
den die hohen Transitgebührcn in manchen fremden Ländern bezeichnet, und
der Generalpostmeistcr wiederholt das frühere Anerbieten Lord Elgin's, mit
jeder fremden Regierung auf der Grundlage einer Belastung von 1 Penny
die Unze für je 250 Meilen Brieftransit, und 1 Penny das Pfund Druck¬
sachen zu unterhandeln. --

Die vertragsmäßigen Zahlungen der britischen Post an Dampferlinien
beliefen sich 1860 auf 827,800 Pf. Se., die sonstigen Kosten, z. B. für Agen¬
turen, auf 35,800 Pf. Se. -- Die Portoeinnahme übersteigt nur auf den
Linien Dover-Calais und Dover-Ostende den Aufwand, und.liefert einen Ge¬
winn von 56,300 Pf. Se. -- Alle übrigen Linien ergaben beträchtliche Ein¬
buße, 1860 im Gesamtbeträge von M,20v> Pf. Se.


hatten. Dafür sind die Angestellten jetzt besser bezahlt als damals. — Be¬
sonders stark ist die Zunahme der Zablungsordres in Portsmouth und Ply-
mouth, ein Zeichen, daß die Soldaten und Seeleute durch die Einrichtung
veranlaßt werden, von ihren Ersparnissen mehr als früher an ihre Familien
zu senden.

Bereits ist das Zahlungsordre-System auf Sendungen zwischen dem
Vereinigten Königreiche und Canada. Gibraltar und Malta ausgedehnt wor¬
den, und da es sich bewährt hat, so soll es nun durch das Colonialamt auch
auf die australischen Colonien und das Vorgebirge der guten Hoffnung an¬
gewendet werden. Bei allen Stellen des Londoner Districts und bei einigen
Hauptpostämtern in anderen Städten werden serner Briefmarken gegen Geld
nicht nur ausgegeben, sondern auch angenommen. Der Hauptzweck des Ver¬
suches ist, das Publicum zu veranlassen, statt der Münzen Briefmarken zu
kleineren Geldsendungen zu verwenden, und es wurden im Jahre 1860 nicht
weniger als sieben Millionen Marken bei den Londoner Postämtern gegen
Geld eingewechselt. Ein Parlamentsbeschluß, die Post auch für Erleichterung
kleiner Spareinlagen nutzbar zu machen, war der Ausführung nahe. (Jetzt
bereits in Wirksamkeit.)

Aus den Mittheilungen über die PostVerbindungen und Verträge mit
auswärtigen Staaten ist ersichtlich: daß jede Vermehrung der regelmäßigen
Dampferfahrten nach fernen überseeischen Plätzen eine bedeutende Zunahme
der Korrespondenz zur unmittelbaren Folge hat, während eine Ermäßigung
des Porto auf solchen Linien keine nennenswerthe Wirkung äußert; serner,
daß der Postverkehr mit Frankreich wesentlich beschleunigt und verbessert wor¬
den ist, daß Verhandlungen mit deutschen Staaten nur bei Hamburg, Bre¬
men und Lübeck einigen Erfolg gehabt haben, daß dagegen bei allen übrigen
deutschen Staaten, so wie bei den Vereinigten Staaten und den Niederlan¬
den kein Fortschritt in den Postconventionen zu erzielen war. Als ein Hin¬
derniß allgemeiner Einführung mäßiger Taxen nach auswärtigen Plätzen wer¬
den die hohen Transitgebührcn in manchen fremden Ländern bezeichnet, und
der Generalpostmeistcr wiederholt das frühere Anerbieten Lord Elgin's, mit
jeder fremden Regierung auf der Grundlage einer Belastung von 1 Penny
die Unze für je 250 Meilen Brieftransit, und 1 Penny das Pfund Druck¬
sachen zu unterhandeln. —

Die vertragsmäßigen Zahlungen der britischen Post an Dampferlinien
beliefen sich 1860 auf 827,800 Pf. Se., die sonstigen Kosten, z. B. für Agen¬
turen, auf 35,800 Pf. Se. — Die Portoeinnahme übersteigt nur auf den
Linien Dover-Calais und Dover-Ostende den Aufwand, und.liefert einen Ge¬
winn von 56,300 Pf. Se. — Alle übrigen Linien ergaben beträchtliche Ein¬
buße, 1860 im Gesamtbeträge von M,20v> Pf. Se.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/258>, abgerufen am 23.07.2024.