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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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bevollmächtigt, mit der dortigen Negierung einen Vertrag abzuschließen, be¬
stimmt, derselben pecuniäre Hilfe zu bieten und sie in den Stand zu setzen,
die Forderungen der drei Mächte zu befriedigen und so den Krieg abzuwen¬
den. Wenn Mexico anf Grund dieses Anerbietens den Mächten einen neuen
Vertrag vorlegen wolle, werde das Washingtoner Cabinet die Vermittelung
desselben übernehmen. Inzwischen werde man zum Schutz der amerikanischen
Bürger in Mexico eine Flotte an dessen Küsten lassen, und der dortige ame¬
rikanische Gesandte sei ermächtigt, Begehungen zu den kriegführenden Par¬
teien nachzusuchen, welche unwissentlichen Unrecht gegen die Ansprüche der
Verein. Staaten vorzubeugen geeignet seien.

Die angebotne Vermittlung Nordamerikas Hut zu nichts geführt. Spa¬
nien hat den Krieg eröffnet und Veracruz besetzt. Eine französische Flotte
mit Landtruppen ist nachgefolgt, eine englische ans dem Wege nach der mexi-
canischen Küste. Die nächsten Posten von dort werden die Nachricht bringen,
das; die Alliirten alle bedeutenderen Hafenstädte des Landes occupirt haben.
Den Nvrdametikanern, die mit sich selbst zu beschäftigt sind."wird nichts übrig
bleiben, als gegen eine bleibende Erwerbung mexicanischen Gebiets Protest
einzulegen. Die Absicht einer Eroberung wird noch immer verleugnet, doch
ist die Rede von einem Marsch nach dem J""ern und dem Plan; die Haupt¬
stadt Mexico's zu nehmen. Wäre es der Pariser Politik gelungen, England
mit Nordamerika in Krieg zu verwickeln und so dessen Widerstand gegen et¬
waige Gebietserwerbungen Spaniens oder Frankreichs abzuschwächen, so
würde nun vermuthlich bald deutlicher reden. Jetzt spricht der spanische Ge¬
neral in Veracruz nur von Bürgschaften, die man für das zukünftige Ver¬
halten Mexico's erlangen wolle, und weist nebenbei seine Soldaten an. "sich
die Liebe derer, die vormals ihre Brüder waren, wieder zu gewinnen." Sei
das geschehen, die Rechnung mit dem bösen Schuldner ausgeglichen, so werde
man-- wir vermuthen, mit der Selbstverleugnung des Fuchses, dem die Trauben
zu hoch hingen -- wieder heimziehen; es sei denn, setzen wir hinzu, daß es dem
feinen Rechner in Paris, der noch immer große Entrüstung über das Unge¬
nügende der Blockade der Baumwollentüsten und die barbarische Verschüttung
des Hafens von Charleston um den Tag legt, doch noch gelingt, England in
Feindseligkeiten mit den Dantees hineinzumauövriren. Um dies abwarten
zu können, werden Frankreich und Spanien die Occupation der mexicanischen
Hafenplütze so lange als möglich dauern lassen, wozu ihnen die von Mexico
zu zahlenden Kriegskosten Gelegenheit geben werden. England wird darum
im eignen Interesse genöthigt sein, eben so lange eine beträchtliche Kriegs¬
macht in jenen Landstrichen und Gewässern aufzustellen.

England hat bei der Expedition kaum ein anderes directes Interesse,
als die Befriedigung der in der Convention genannten Forderungen und


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bevollmächtigt, mit der dortigen Negierung einen Vertrag abzuschließen, be¬
stimmt, derselben pecuniäre Hilfe zu bieten und sie in den Stand zu setzen,
die Forderungen der drei Mächte zu befriedigen und so den Krieg abzuwen¬
den. Wenn Mexico anf Grund dieses Anerbietens den Mächten einen neuen
Vertrag vorlegen wolle, werde das Washingtoner Cabinet die Vermittelung
desselben übernehmen. Inzwischen werde man zum Schutz der amerikanischen
Bürger in Mexico eine Flotte an dessen Küsten lassen, und der dortige ame¬
rikanische Gesandte sei ermächtigt, Begehungen zu den kriegführenden Par¬
teien nachzusuchen, welche unwissentlichen Unrecht gegen die Ansprüche der
Verein. Staaten vorzubeugen geeignet seien.

Die angebotne Vermittlung Nordamerikas Hut zu nichts geführt. Spa¬
nien hat den Krieg eröffnet und Veracruz besetzt. Eine französische Flotte
mit Landtruppen ist nachgefolgt, eine englische ans dem Wege nach der mexi-
canischen Küste. Die nächsten Posten von dort werden die Nachricht bringen,
das; die Alliirten alle bedeutenderen Hafenstädte des Landes occupirt haben.
Den Nvrdametikanern, die mit sich selbst zu beschäftigt sind."wird nichts übrig
bleiben, als gegen eine bleibende Erwerbung mexicanischen Gebiets Protest
einzulegen. Die Absicht einer Eroberung wird noch immer verleugnet, doch
ist die Rede von einem Marsch nach dem J»»ern und dem Plan; die Haupt¬
stadt Mexico's zu nehmen. Wäre es der Pariser Politik gelungen, England
mit Nordamerika in Krieg zu verwickeln und so dessen Widerstand gegen et¬
waige Gebietserwerbungen Spaniens oder Frankreichs abzuschwächen, so
würde nun vermuthlich bald deutlicher reden. Jetzt spricht der spanische Ge¬
neral in Veracruz nur von Bürgschaften, die man für das zukünftige Ver¬
halten Mexico's erlangen wolle, und weist nebenbei seine Soldaten an. „sich
die Liebe derer, die vormals ihre Brüder waren, wieder zu gewinnen." Sei
das geschehen, die Rechnung mit dem bösen Schuldner ausgeglichen, so werde
man— wir vermuthen, mit der Selbstverleugnung des Fuchses, dem die Trauben
zu hoch hingen — wieder heimziehen; es sei denn, setzen wir hinzu, daß es dem
feinen Rechner in Paris, der noch immer große Entrüstung über das Unge¬
nügende der Blockade der Baumwollentüsten und die barbarische Verschüttung
des Hafens von Charleston um den Tag legt, doch noch gelingt, England in
Feindseligkeiten mit den Dantees hineinzumauövriren. Um dies abwarten
zu können, werden Frankreich und Spanien die Occupation der mexicanischen
Hafenplütze so lange als möglich dauern lassen, wozu ihnen die von Mexico
zu zahlenden Kriegskosten Gelegenheit geben werden. England wird darum
im eignen Interesse genöthigt sein, eben so lange eine beträchtliche Kriegs¬
macht in jenen Landstrichen und Gewässern aufzustellen.

England hat bei der Expedition kaum ein anderes directes Interesse,
als die Befriedigung der in der Convention genannten Forderungen und


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/211>, abgerufen am 23.07.2024.