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Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band.

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Orten stationirten Kriegsschiffe -- in Allem 47 Segel -- zu retten. Eine
Fregatte und ein Dampfer wurden von ihren Bemannungen, welche hier ein
seltenes Beispiel der Pflichttreue gaben, von Neapel nach Pokal geführt, an
welchem Orte sich nach und nach der ganze Ueberrest der östreichischen Ma^
rire versammelte, und wo man im Stande war, die Bemannungen -- frei¬
lich nur durch aufgefahrene Kanonen, in der Treue zu erhalten, d. h. sie we¬
nigstens an der Desertion und an der Mitnahme der Schiffe zu hindern.
Endlich aber mochte man das Gefährliche des Besitzes einer solchen unzuver¬
lässigen Truppe erkannt haben und schaffte sich dieselbe mit einem Male vom
Halse, indem man den Offizieren und der Mannschaft Urlaub oder Abschied
anbot, von welcher Erlaubniß denn auch sofort die Mehrheit Gebrauch machte.
So wurde der Verlust einiger Schiffe durch die Entfernung einer von jeher
sehr zweifelhaft gesinnten Truppe ausgeglichen und mochte darum die öst¬
reichische Marine eher beglückwünscht als beklagt werden.

Die entlassenen Matrosen, Schiffssoldaten und Kanoniere wurden durch
istrianische, dalmatinische und kroatische Seeleute, zum Theil auch durch neu
ausgehobene Recruten aus den andern Provinzen, besonders aber durch Sol¬
daten des Pioniercorps und der Tschail'ihter, die Offiziere. Cadetten und Ma¬
schinisten durch hinzu befähigte Offiziere der Landarmee, Individuen der Han¬
delsmarine und des östreichischen Lloyd und Seeoffiziere fremder Staaten
Asetzt,, si,k),öff liditjull.y "t-M'A.'^l:

Nie warder Zeitpunkt günstiger, die östreichische Marine in eine deutsche
zu verwandeln. Wirklich wurde auch zu jener Zeit von östreichischen Schissen die
schwarz-roth-goldene Flagge mehrmals aufgehißt, aber allerdings wohl nur, weil
man für einen Moment die Hoffnung hegte. Sardinien werde von einem Angriffe
gegen das Gebiet und die Schiffe des deutschen Bundes abstehen! Eine Täu¬
schung, die sich eilf Jahre später in noch höherem Grade wiederholte.

Aber die auf solche Weise gerettete östreichische Marine mußte beim
ersten Anblicke des Feindes den Rückzug antreten und sich in den Schutz der
Hafenbatterien von Polo, und Trieft begeben, welche Städte hinwieder nicht
wenig vor einem feindlichen Angriff besorgt waren. Daß dreser Angriff gar
nicht, oder ohne alle Energie und darum ohne Erfolg unternommen wurde,
lag eben in der Nachlässigkeit und moralischen Sckwüche der Gegner Oest¬
reichs und in der guten Haltung der die Küstengebiete besetzt haltenden öst¬
reichischen Landtruppen.

Auch nach der Heimfahrt der neapolitanischen Schiffe wagte die öst¬
reichische Escadre noch nicht, es mit der sardinischen aufzunehmen, sowie auch
ihre spätere Thätigkeit bei der Belagerung Venedigs und gegen die armseli¬
gen Barken Garibaldis kaum der Erwähnung werth ist.

Erst von 1850 an schien das östreichische Marinewesen einen höhern


Orten stationirten Kriegsschiffe — in Allem 47 Segel — zu retten. Eine
Fregatte und ein Dampfer wurden von ihren Bemannungen, welche hier ein
seltenes Beispiel der Pflichttreue gaben, von Neapel nach Pokal geführt, an
welchem Orte sich nach und nach der ganze Ueberrest der östreichischen Ma^
rire versammelte, und wo man im Stande war, die Bemannungen — frei¬
lich nur durch aufgefahrene Kanonen, in der Treue zu erhalten, d. h. sie we¬
nigstens an der Desertion und an der Mitnahme der Schiffe zu hindern.
Endlich aber mochte man das Gefährliche des Besitzes einer solchen unzuver¬
lässigen Truppe erkannt haben und schaffte sich dieselbe mit einem Male vom
Halse, indem man den Offizieren und der Mannschaft Urlaub oder Abschied
anbot, von welcher Erlaubniß denn auch sofort die Mehrheit Gebrauch machte.
So wurde der Verlust einiger Schiffe durch die Entfernung einer von jeher
sehr zweifelhaft gesinnten Truppe ausgeglichen und mochte darum die öst¬
reichische Marine eher beglückwünscht als beklagt werden.

Die entlassenen Matrosen, Schiffssoldaten und Kanoniere wurden durch
istrianische, dalmatinische und kroatische Seeleute, zum Theil auch durch neu
ausgehobene Recruten aus den andern Provinzen, besonders aber durch Sol¬
daten des Pioniercorps und der Tschail'ihter, die Offiziere. Cadetten und Ma¬
schinisten durch hinzu befähigte Offiziere der Landarmee, Individuen der Han¬
delsmarine und des östreichischen Lloyd und Seeoffiziere fremder Staaten
Asetzt,, si,k),öff liditjull.y »t-M'A.'^l:

Nie warder Zeitpunkt günstiger, die östreichische Marine in eine deutsche
zu verwandeln. Wirklich wurde auch zu jener Zeit von östreichischen Schissen die
schwarz-roth-goldene Flagge mehrmals aufgehißt, aber allerdings wohl nur, weil
man für einen Moment die Hoffnung hegte. Sardinien werde von einem Angriffe
gegen das Gebiet und die Schiffe des deutschen Bundes abstehen! Eine Täu¬
schung, die sich eilf Jahre später in noch höherem Grade wiederholte.

Aber die auf solche Weise gerettete östreichische Marine mußte beim
ersten Anblicke des Feindes den Rückzug antreten und sich in den Schutz der
Hafenbatterien von Polo, und Trieft begeben, welche Städte hinwieder nicht
wenig vor einem feindlichen Angriff besorgt waren. Daß dreser Angriff gar
nicht, oder ohne alle Energie und darum ohne Erfolg unternommen wurde,
lag eben in der Nachlässigkeit und moralischen Sckwüche der Gegner Oest¬
reichs und in der guten Haltung der die Küstengebiete besetzt haltenden öst¬
reichischen Landtruppen.

Auch nach der Heimfahrt der neapolitanischen Schiffe wagte die öst¬
reichische Escadre noch nicht, es mit der sardinischen aufzunehmen, sowie auch
ihre spätere Thätigkeit bei der Belagerung Venedigs und gegen die armseli¬
gen Barken Garibaldis kaum der Erwähnung werth ist.

Erst von 1850 an schien das östreichische Marinewesen einen höhern


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[0018] Orten stationirten Kriegsschiffe — in Allem 47 Segel — zu retten. Eine Fregatte und ein Dampfer wurden von ihren Bemannungen, welche hier ein seltenes Beispiel der Pflichttreue gaben, von Neapel nach Pokal geführt, an welchem Orte sich nach und nach der ganze Ueberrest der östreichischen Ma^ rire versammelte, und wo man im Stande war, die Bemannungen — frei¬ lich nur durch aufgefahrene Kanonen, in der Treue zu erhalten, d. h. sie we¬ nigstens an der Desertion und an der Mitnahme der Schiffe zu hindern. Endlich aber mochte man das Gefährliche des Besitzes einer solchen unzuver¬ lässigen Truppe erkannt haben und schaffte sich dieselbe mit einem Male vom Halse, indem man den Offizieren und der Mannschaft Urlaub oder Abschied anbot, von welcher Erlaubniß denn auch sofort die Mehrheit Gebrauch machte. So wurde der Verlust einiger Schiffe durch die Entfernung einer von jeher sehr zweifelhaft gesinnten Truppe ausgeglichen und mochte darum die öst¬ reichische Marine eher beglückwünscht als beklagt werden. Die entlassenen Matrosen, Schiffssoldaten und Kanoniere wurden durch istrianische, dalmatinische und kroatische Seeleute, zum Theil auch durch neu ausgehobene Recruten aus den andern Provinzen, besonders aber durch Sol¬ daten des Pioniercorps und der Tschail'ihter, die Offiziere. Cadetten und Ma¬ schinisten durch hinzu befähigte Offiziere der Landarmee, Individuen der Han¬ delsmarine und des östreichischen Lloyd und Seeoffiziere fremder Staaten Asetzt,, si,k),öff liditjull.y »t-M'A.'^l: Nie warder Zeitpunkt günstiger, die östreichische Marine in eine deutsche zu verwandeln. Wirklich wurde auch zu jener Zeit von östreichischen Schissen die schwarz-roth-goldene Flagge mehrmals aufgehißt, aber allerdings wohl nur, weil man für einen Moment die Hoffnung hegte. Sardinien werde von einem Angriffe gegen das Gebiet und die Schiffe des deutschen Bundes abstehen! Eine Täu¬ schung, die sich eilf Jahre später in noch höherem Grade wiederholte. Aber die auf solche Weise gerettete östreichische Marine mußte beim ersten Anblicke des Feindes den Rückzug antreten und sich in den Schutz der Hafenbatterien von Polo, und Trieft begeben, welche Städte hinwieder nicht wenig vor einem feindlichen Angriff besorgt waren. Daß dreser Angriff gar nicht, oder ohne alle Energie und darum ohne Erfolg unternommen wurde, lag eben in der Nachlässigkeit und moralischen Sckwüche der Gegner Oest¬ reichs und in der guten Haltung der die Küstengebiete besetzt haltenden öst¬ reichischen Landtruppen. Auch nach der Heimfahrt der neapolitanischen Schiffe wagte die öst¬ reichische Escadre noch nicht, es mit der sardinischen aufzunehmen, sowie auch ihre spätere Thätigkeit bei der Belagerung Venedigs und gegen die armseli¬ gen Barken Garibaldis kaum der Erwähnung werth ist. Erst von 1850 an schien das östreichische Marinewesen einen höhern

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 21, 1862, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341795_113241/18>, abgerufen am 28.12.2024.