Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.Reisctagcbuch einer allcinreiscndcn Dame in Italien von Anna Lohn. Leipzig. Notizen zur NachulMlillj. Während in den größer" preußischen Städten die Magistrate und Stadtverord¬ Unter den außcrprcußischcn Städten gebührt bis heute die Palme der Stadt Steuerte auch nur die Hälfte der kleinen Städte Deutschlands wie Lüdcnschcid Reisctagcbuch einer allcinreiscndcn Dame in Italien von Anna Lohn. Leipzig. Notizen zur NachulMlillj. Während in den größer» preußischen Städten die Magistrate und Stadtverord¬ Unter den außcrprcußischcn Städten gebührt bis heute die Palme der Stadt Steuerte auch nur die Hälfte der kleinen Städte Deutschlands wie Lüdcnschcid <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0048" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112556"/> <p xml:id="ID_122"> Reisctagcbuch einer allcinreiscndcn Dame in Italien von Anna Lohn. Leipzig.<lb/> I. A. Bcrgson-Svncnbcrg, 18KI. Die Verfasserin beschreibt ihre Beobachtungen<lb/> und Abenteuer auf einer Tour von Florenz nach Rom und Neapel und zurück nach<lb/> Ancona. Löblichcrweise enthält sie sich uns, mit schon Bekannten nochmals be¬<lb/> kannt zu machen und gibt dafür mehr Schilderungen der Leute, mit denen sie zu¬<lb/> sammentraf. Sie erzählt gut und namentlich recht aufrichtig. Mehr als aufrichtig<lb/> aber will uns scheinen, wenn sie uns das Urtheil eines Professors der Musik über<lb/> die jungen Damen Italiens wiedergibt. Der Mann war eine römische Bekannt¬<lb/> schaft unsrer „allcinreiscndcn Dame" und schloß seine Charakteristik „lächelnd" mit<lb/> den Worten: „Sie werden nicht eher lebendig und feurig, als in den Armen des<lb/> Geliebten oder Gatten — uft letto." Wenn Frau oder Fräulein Lohn sich der¬<lb/> gleichen sagen ljeß, so sollte sie es wenigstens nicht drucken lassen.</p><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/> </div> <div n="1"> <head> Notizen zur NachulMlillj.</head><lb/> <p xml:id="ID_123"> Während in den größer» preußischen Städten die Magistrate und Stadtverord¬<lb/> neten die Flottensachc in die Hand genommen haben, Berlin den Betrag für ein<lb/> Kanonenboot erster Klasse mit 85,000 Thalern bewilligt hat, Breslau sich bemüht,<lb/> ebenfalls die zum Bau eines Kanonenboots erforderliche Summe aufzubringen,<lb/> Magdeburg die Städte der Provinz Sachsen zu einem Flottentag in Halle auffor¬<lb/> dert, sind auch mehrere kleinere Orte nicht zurückgeblieben. Allen voran steht<lb/> unseres Wissens bis jetzt das kleine Lüdellscheid, wo die Subscriptionslisten<lb/> bis zum 10. September nicht weniger als 4S0 Zeichner aus allen Klassen aus¬<lb/> wiesen, sodasz zu den von dortigen Mitgliedern des Nationalvcrcins bereits in Hei¬<lb/> delberg eingezahlten 2 7 0 Thalern am gedachten Tage noch 8 0 0 Thaler nach<lb/> Coburg gesandt werden konnten und sichere Aussicht vorhanden ist, daß man einen<lb/> weiter» Beitrag wird nachsenden können. Wir bemerken hierzu nur, daß Lüdenscheid<lb/> ein Städtchen von noch nicht ganz 4800 Einwohnern ist, und bitten die größern<lb/> Städte, sich danach auszurechnen, welche Summe sie zu steuern haben, wenn sie<lb/> sich sagen wollen, ihre Pflicht gethan und Ehre eingelegt zu haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_124"> Unter den außcrprcußischcn Städten gebührt bis heute die Palme der Stadt<lb/> Ca ssel, wo man bis jetzt über 3000 Thalern gesammelt hat und 5000 zusammen-<lb/> zubringen hofft. Cassel hat etwa 40,000 Einwohner und ist verhältnißmäßig arm.</p><lb/> <p xml:id="ID_125" next="#ID_126"> Steuerte auch nur die Hälfte der kleinen Städte Deutschlands wie Lüdcnschcid<lb/> (selbstverständlich im Verhältniß ihres Wohlstandes und ihrer Bewohncrznhl), die<lb/> Hälfte der größern wie Cassel, steuerten auch nur viele der einzelnen Berufsklassen<lb/> wie die leipziger Buchhändler, über deren Beiträge wir in einer der folgenden Num¬<lb/> mern sehr Erfreuliches berichten werden, und wollte sich auch das Platte Land end¬<lb/> lich reger beteiligen, so würde der endliche Erfolg der Bewegung ein imponirender,</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0048]
Reisctagcbuch einer allcinreiscndcn Dame in Italien von Anna Lohn. Leipzig.
I. A. Bcrgson-Svncnbcrg, 18KI. Die Verfasserin beschreibt ihre Beobachtungen
und Abenteuer auf einer Tour von Florenz nach Rom und Neapel und zurück nach
Ancona. Löblichcrweise enthält sie sich uns, mit schon Bekannten nochmals be¬
kannt zu machen und gibt dafür mehr Schilderungen der Leute, mit denen sie zu¬
sammentraf. Sie erzählt gut und namentlich recht aufrichtig. Mehr als aufrichtig
aber will uns scheinen, wenn sie uns das Urtheil eines Professors der Musik über
die jungen Damen Italiens wiedergibt. Der Mann war eine römische Bekannt¬
schaft unsrer „allcinreiscndcn Dame" und schloß seine Charakteristik „lächelnd" mit
den Worten: „Sie werden nicht eher lebendig und feurig, als in den Armen des
Geliebten oder Gatten — uft letto." Wenn Frau oder Fräulein Lohn sich der¬
gleichen sagen ljeß, so sollte sie es wenigstens nicht drucken lassen.
Notizen zur NachulMlillj.
Während in den größer» preußischen Städten die Magistrate und Stadtverord¬
neten die Flottensachc in die Hand genommen haben, Berlin den Betrag für ein
Kanonenboot erster Klasse mit 85,000 Thalern bewilligt hat, Breslau sich bemüht,
ebenfalls die zum Bau eines Kanonenboots erforderliche Summe aufzubringen,
Magdeburg die Städte der Provinz Sachsen zu einem Flottentag in Halle auffor¬
dert, sind auch mehrere kleinere Orte nicht zurückgeblieben. Allen voran steht
unseres Wissens bis jetzt das kleine Lüdellscheid, wo die Subscriptionslisten
bis zum 10. September nicht weniger als 4S0 Zeichner aus allen Klassen aus¬
wiesen, sodasz zu den von dortigen Mitgliedern des Nationalvcrcins bereits in Hei¬
delberg eingezahlten 2 7 0 Thalern am gedachten Tage noch 8 0 0 Thaler nach
Coburg gesandt werden konnten und sichere Aussicht vorhanden ist, daß man einen
weiter» Beitrag wird nachsenden können. Wir bemerken hierzu nur, daß Lüdenscheid
ein Städtchen von noch nicht ganz 4800 Einwohnern ist, und bitten die größern
Städte, sich danach auszurechnen, welche Summe sie zu steuern haben, wenn sie
sich sagen wollen, ihre Pflicht gethan und Ehre eingelegt zu haben.
Unter den außcrprcußischcn Städten gebührt bis heute die Palme der Stadt
Ca ssel, wo man bis jetzt über 3000 Thalern gesammelt hat und 5000 zusammen-
zubringen hofft. Cassel hat etwa 40,000 Einwohner und ist verhältnißmäßig arm.
Steuerte auch nur die Hälfte der kleinen Städte Deutschlands wie Lüdcnschcid
(selbstverständlich im Verhältniß ihres Wohlstandes und ihrer Bewohncrznhl), die
Hälfte der größern wie Cassel, steuerten auch nur viele der einzelnen Berufsklassen
wie die leipziger Buchhändler, über deren Beiträge wir in einer der folgenden Num¬
mern sehr Erfreuliches berichten werden, und wollte sich auch das Platte Land end¬
lich reger beteiligen, so würde der endliche Erfolg der Bewegung ein imponirender,
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