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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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und dem Sapphir nicht erreicht werde (Hiob 28. 16). ein anderer sei als
der wahre, edle, im reinsten Himmelsblau durchsichtige und mit doppelter
Strahlenbeleuchtung begabte, der mit dem edlen Rubin sowol die Fundstätte
theilt, als alle diesen auszeichnenden mineralogischen Eigenschaften, nur daß statt
des purpurnen Roth er die Farbe des himmlischen Blau besitzt, mit sternenstrah-
lendem inneren Lichtscheine, der dem Blau noch zur Erhöhung seiner Pracht gereicht.

Es ist für den angeregten Zweifel nicht gleichgültig, daß der "geheiligte
Sapphir" der Inder im Tempeldienste zugleich als Feuer gehender Stein
diente. , ' . ,i ",> '

Dies kann im eigentlichen Sinne der weiche I,apis l^nu, ungeachtet
seiner harten Kiespunkte, nicht gewesen sein, sondern wol nur der an Härte
dem Diamanten nahekommende eigentliche Sapphir. so entschieden auch neuere
Autoren (Ritter, Vorhalle :c. S. 129 u. ff.) das Gegentheil behaupten. Das
Alterthum hat eben zwei von einander verschiedene Minerale bei einer vor¬
herrschenden FarbenäKnlichkeit mit einerlei Namen belegt, indem ihm beide
als gleich und ein jedes an seinem Orte als bedeutungsvoll erschienen.

"Wer den Sapphir trägt, ist über Trug und Neid erhaben und erlangt
Gleichmuth der Seele". So lautet die Lehre der Frommen des Buddha.
"Er erwirbt die Versöhnung der Gottheit und die Erhörung des Gebetes." --
Das kann aber schwerlich der jundurchsichtige, weiche, seiner Politur verlustige,
schwärzlichblaue I^vis l^nu gewesen sein, sondern nur der in der reinsten
Himmelsbläue sternenstrahlende edle Sapphir, dessen Glanz einer Trübung
nicht fähig und dessen Heimath ja diejenige des Buddhacultus selbst ist. Nur
dies ist die "Gemme der Gemmen", an deren Träger die Forderung gestellt
ist. "ein reines und keusches Herz zu besitzen."

Wir werden hiernach mit den biblischen und anderen Nachrichten des
frühen Alterthumes über die Gewinnung von Edelsteinen vornehmlich nach
Hinterasien gewiesen; und zwar nach den indischen Halbinseln, wenn es sich
dabei um lange andauernde Schiffsexpeditionen handelt, ,wie bei der Hiram"
Salomonischen Flotte, die vom Hafen Ezeon-Geber ,aus zu jeder-Reise drei
Jahre brauchte. Im Uebrigen werden wir auf dem Landwege zumeist in dem
indischen Hochlande und auf den Marktplätzen von Babylon und Ktesiphon
danach zu suchen haben, während wir den Smaragd auch in den Bergen
Aegyptens kennen gelernt und in Betreff des Topas einen Inselnamen ver¬
nommen haben, der seinen Ursprung dem dortigen Vorkommen dieses Edel¬
steines verdankt. Ob das Alterthum unter >den von ihm aufgeführten Edel¬
steinen überall diejenigen Minerale verstanden, welche wir heute mit denselben
Namen belegen, untersuchen wir nicht weiter, da für unseren Zweck solches
nicht ferner nöthig erscheint. .

Die Hiram-Salomonische Ausschiffung bringt uns aber aus das Goldland


und dem Sapphir nicht erreicht werde (Hiob 28. 16). ein anderer sei als
der wahre, edle, im reinsten Himmelsblau durchsichtige und mit doppelter
Strahlenbeleuchtung begabte, der mit dem edlen Rubin sowol die Fundstätte
theilt, als alle diesen auszeichnenden mineralogischen Eigenschaften, nur daß statt
des purpurnen Roth er die Farbe des himmlischen Blau besitzt, mit sternenstrah-
lendem inneren Lichtscheine, der dem Blau noch zur Erhöhung seiner Pracht gereicht.

Es ist für den angeregten Zweifel nicht gleichgültig, daß der „geheiligte
Sapphir" der Inder im Tempeldienste zugleich als Feuer gehender Stein
diente. , ' . ,i „,> '

Dies kann im eigentlichen Sinne der weiche I,apis l^nu, ungeachtet
seiner harten Kiespunkte, nicht gewesen sein, sondern wol nur der an Härte
dem Diamanten nahekommende eigentliche Sapphir. so entschieden auch neuere
Autoren (Ritter, Vorhalle :c. S. 129 u. ff.) das Gegentheil behaupten. Das
Alterthum hat eben zwei von einander verschiedene Minerale bei einer vor¬
herrschenden FarbenäKnlichkeit mit einerlei Namen belegt, indem ihm beide
als gleich und ein jedes an seinem Orte als bedeutungsvoll erschienen.

„Wer den Sapphir trägt, ist über Trug und Neid erhaben und erlangt
Gleichmuth der Seele". So lautet die Lehre der Frommen des Buddha.
„Er erwirbt die Versöhnung der Gottheit und die Erhörung des Gebetes." —
Das kann aber schwerlich der jundurchsichtige, weiche, seiner Politur verlustige,
schwärzlichblaue I^vis l^nu gewesen sein, sondern nur der in der reinsten
Himmelsbläue sternenstrahlende edle Sapphir, dessen Glanz einer Trübung
nicht fähig und dessen Heimath ja diejenige des Buddhacultus selbst ist. Nur
dies ist die „Gemme der Gemmen", an deren Träger die Forderung gestellt
ist. „ein reines und keusches Herz zu besitzen."

Wir werden hiernach mit den biblischen und anderen Nachrichten des
frühen Alterthumes über die Gewinnung von Edelsteinen vornehmlich nach
Hinterasien gewiesen; und zwar nach den indischen Halbinseln, wenn es sich
dabei um lange andauernde Schiffsexpeditionen handelt, ,wie bei der Hiram«
Salomonischen Flotte, die vom Hafen Ezeon-Geber ,aus zu jeder-Reise drei
Jahre brauchte. Im Uebrigen werden wir auf dem Landwege zumeist in dem
indischen Hochlande und auf den Marktplätzen von Babylon und Ktesiphon
danach zu suchen haben, während wir den Smaragd auch in den Bergen
Aegyptens kennen gelernt und in Betreff des Topas einen Inselnamen ver¬
nommen haben, der seinen Ursprung dem dortigen Vorkommen dieses Edel¬
steines verdankt. Ob das Alterthum unter >den von ihm aufgeführten Edel¬
steinen überall diejenigen Minerale verstanden, welche wir heute mit denselben
Namen belegen, untersuchen wir nicht weiter, da für unseren Zweck solches
nicht ferner nöthig erscheint. .

Die Hiram-Salomonische Ausschiffung bringt uns aber aus das Goldland


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/202>, abgerufen am 23.07.2024.