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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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ferner Länder dahin geführt wurden, reicht in ein hohes Alter hinauf, wie
unter Andern, der merkwürdige Umstand beweist, daß in den Gräbern von
Tschä aus dem 2. Jahrtausend vor Chr. Flaschen von chinesischer Fabrica-
tion und mit chinesischer Schrift gefunden worden sind.

Die Schifffahrt zur See soll zwar erst unter Pscunmetich, 670 v. Chr..
bei den Aegyptern in Aufnahme gekommen sein, nachdem das zum Schiffs¬
bau erforderliche Holz, woran es im eigenen Lande gänzlich gefehlt, aus den
Phönicischen Wäldern am Libanon dahin gebracht worden; allein dies findet
eben in dem gedachten Mangel seine zureichende Erklärung. Nach Lepsius
ist die Beschiffung mindestens des Nils und des arabischen Meerbusens von
Aegypten schon frühzeitig geübt worden; des letztern besonders, um die Kupfer¬
minen bei Wadi-Magara auf der Sinai-Halbinsel auszubeuten, was bereits
unter Cheops der Fall war. Der Beschiffung des Nils zu Cheops' Zeit ge¬
denkt auch Herodot.

Wenn aber jener Mangel an Holz in Aegypten zugleich die Ursache zum
ausschließlichen Massivbau wurde, die Beschaffung und Bearbeitung der rohen
Steinmassen aber nothwendig auf bergbauliche Arbeiten führen mußten: so
wird für diese die Wiege im eigenen Lande mindestens so weit zu suchen sein,
als nicht die von anderwärts etwa eingewanderten Voreltern der Bevölkerung
Kenntniß davon mit zur Stelle gebracht. Dann aber mag selbst den Phöni¬
ciern als alten Kanaanitern Kenntniß davon aus Aegypten zugeflossen sein.

Fragen wir nun nach der etwaigen Abstammung der alten Aegypter:
so werden wir nicht weniger durch den physiologischen Charakter derselben,
als durch die dortigen Sitten und Religionsgebräuche, welche letztere in ihren
Grundzügen als Anbetung der in der Natur waltenden, personificirten Kräfte
zu betrachten sind, nach Osten gewiesen, wohin auch die rückständigen Ermitt¬
lungen über die Edelsteingewinnung und das ophirische Gold uns geleiten
werden.

Daß Afrika bis jetzt fast völlig ohne alle Edelsteine befunden worden und Vor¬
derasien arm daran ist, dagegen Hinterasien einen außerordentlichen Reichthum
davon besitzt und seit je besessen hat. ist keiner umständlichen Ausführung be¬
dürftig; die Erfahrung hat eben ein Anderes nicht gelehrt.

Siam, Pegu und Malcicca in Hinterindien, Ceylon und Mysore in Vor¬
derindien sind die wichtigsten Fundstätten des nur vom Diamanten an Härte
übertroffnen edeln Korund, der in seiner blauen Varietät den eigentlichen
edlen Sapphir bildet, in seiner rothen den herrlichen Rubin, in seiner gelben
den orientalischen edeln Topas, in seiner violetten den orientalischen edlen
Amethyst. Diamanten finden sich auf Malcicca, in Siam, auf Ceylon, in der
Gegend von Pürees in Vorderindien, hier von vorzüglicher Schönheit, schöner
als in Sibirien und Brasilien, zugleich mit Gold vergesellschaftet. Auf Ceylon


ferner Länder dahin geführt wurden, reicht in ein hohes Alter hinauf, wie
unter Andern, der merkwürdige Umstand beweist, daß in den Gräbern von
Tschä aus dem 2. Jahrtausend vor Chr. Flaschen von chinesischer Fabrica-
tion und mit chinesischer Schrift gefunden worden sind.

Die Schifffahrt zur See soll zwar erst unter Pscunmetich, 670 v. Chr..
bei den Aegyptern in Aufnahme gekommen sein, nachdem das zum Schiffs¬
bau erforderliche Holz, woran es im eigenen Lande gänzlich gefehlt, aus den
Phönicischen Wäldern am Libanon dahin gebracht worden; allein dies findet
eben in dem gedachten Mangel seine zureichende Erklärung. Nach Lepsius
ist die Beschiffung mindestens des Nils und des arabischen Meerbusens von
Aegypten schon frühzeitig geübt worden; des letztern besonders, um die Kupfer¬
minen bei Wadi-Magara auf der Sinai-Halbinsel auszubeuten, was bereits
unter Cheops der Fall war. Der Beschiffung des Nils zu Cheops' Zeit ge¬
denkt auch Herodot.

Wenn aber jener Mangel an Holz in Aegypten zugleich die Ursache zum
ausschließlichen Massivbau wurde, die Beschaffung und Bearbeitung der rohen
Steinmassen aber nothwendig auf bergbauliche Arbeiten führen mußten: so
wird für diese die Wiege im eigenen Lande mindestens so weit zu suchen sein,
als nicht die von anderwärts etwa eingewanderten Voreltern der Bevölkerung
Kenntniß davon mit zur Stelle gebracht. Dann aber mag selbst den Phöni¬
ciern als alten Kanaanitern Kenntniß davon aus Aegypten zugeflossen sein.

Fragen wir nun nach der etwaigen Abstammung der alten Aegypter:
so werden wir nicht weniger durch den physiologischen Charakter derselben,
als durch die dortigen Sitten und Religionsgebräuche, welche letztere in ihren
Grundzügen als Anbetung der in der Natur waltenden, personificirten Kräfte
zu betrachten sind, nach Osten gewiesen, wohin auch die rückständigen Ermitt¬
lungen über die Edelsteingewinnung und das ophirische Gold uns geleiten
werden.

Daß Afrika bis jetzt fast völlig ohne alle Edelsteine befunden worden und Vor¬
derasien arm daran ist, dagegen Hinterasien einen außerordentlichen Reichthum
davon besitzt und seit je besessen hat. ist keiner umständlichen Ausführung be¬
dürftig; die Erfahrung hat eben ein Anderes nicht gelehrt.

Siam, Pegu und Malcicca in Hinterindien, Ceylon und Mysore in Vor¬
derindien sind die wichtigsten Fundstätten des nur vom Diamanten an Härte
übertroffnen edeln Korund, der in seiner blauen Varietät den eigentlichen
edlen Sapphir bildet, in seiner rothen den herrlichen Rubin, in seiner gelben
den orientalischen edeln Topas, in seiner violetten den orientalischen edlen
Amethyst. Diamanten finden sich auf Malcicca, in Siam, auf Ceylon, in der
Gegend von Pürees in Vorderindien, hier von vorzüglicher Schönheit, schöner
als in Sibirien und Brasilien, zugleich mit Gold vergesellschaftet. Auf Ceylon


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[0199] ferner Länder dahin geführt wurden, reicht in ein hohes Alter hinauf, wie unter Andern, der merkwürdige Umstand beweist, daß in den Gräbern von Tschä aus dem 2. Jahrtausend vor Chr. Flaschen von chinesischer Fabrica- tion und mit chinesischer Schrift gefunden worden sind. Die Schifffahrt zur See soll zwar erst unter Pscunmetich, 670 v. Chr.. bei den Aegyptern in Aufnahme gekommen sein, nachdem das zum Schiffs¬ bau erforderliche Holz, woran es im eigenen Lande gänzlich gefehlt, aus den Phönicischen Wäldern am Libanon dahin gebracht worden; allein dies findet eben in dem gedachten Mangel seine zureichende Erklärung. Nach Lepsius ist die Beschiffung mindestens des Nils und des arabischen Meerbusens von Aegypten schon frühzeitig geübt worden; des letztern besonders, um die Kupfer¬ minen bei Wadi-Magara auf der Sinai-Halbinsel auszubeuten, was bereits unter Cheops der Fall war. Der Beschiffung des Nils zu Cheops' Zeit ge¬ denkt auch Herodot. Wenn aber jener Mangel an Holz in Aegypten zugleich die Ursache zum ausschließlichen Massivbau wurde, die Beschaffung und Bearbeitung der rohen Steinmassen aber nothwendig auf bergbauliche Arbeiten führen mußten: so wird für diese die Wiege im eigenen Lande mindestens so weit zu suchen sein, als nicht die von anderwärts etwa eingewanderten Voreltern der Bevölkerung Kenntniß davon mit zur Stelle gebracht. Dann aber mag selbst den Phöni¬ ciern als alten Kanaanitern Kenntniß davon aus Aegypten zugeflossen sein. Fragen wir nun nach der etwaigen Abstammung der alten Aegypter: so werden wir nicht weniger durch den physiologischen Charakter derselben, als durch die dortigen Sitten und Religionsgebräuche, welche letztere in ihren Grundzügen als Anbetung der in der Natur waltenden, personificirten Kräfte zu betrachten sind, nach Osten gewiesen, wohin auch die rückständigen Ermitt¬ lungen über die Edelsteingewinnung und das ophirische Gold uns geleiten werden. Daß Afrika bis jetzt fast völlig ohne alle Edelsteine befunden worden und Vor¬ derasien arm daran ist, dagegen Hinterasien einen außerordentlichen Reichthum davon besitzt und seit je besessen hat. ist keiner umständlichen Ausführung be¬ dürftig; die Erfahrung hat eben ein Anderes nicht gelehrt. Siam, Pegu und Malcicca in Hinterindien, Ceylon und Mysore in Vor¬ derindien sind die wichtigsten Fundstätten des nur vom Diamanten an Härte übertroffnen edeln Korund, der in seiner blauen Varietät den eigentlichen edlen Sapphir bildet, in seiner rothen den herrlichen Rubin, in seiner gelben den orientalischen edeln Topas, in seiner violetten den orientalischen edlen Amethyst. Diamanten finden sich auf Malcicca, in Siam, auf Ceylon, in der Gegend von Pürees in Vorderindien, hier von vorzüglicher Schönheit, schöner als in Sibirien und Brasilien, zugleich mit Gold vergesellschaftet. Auf Ceylon

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/199>, abgerufen am 23.07.2024.