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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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wir darüber bereits bemerkten und weiter zu bemerken Veranlassung finden
werden, in der That schon lange vor 1000 und so bis nach 600 vor Chr.
der Fall war; und zweifellos waren die eingewanderten Phönicier die geeig¬
netste Mannschaft, den Bergbau in Spanien in Aufnahme zu bringen, so daß
die dortige Silberproduction die wichtigste der damals bekannten Welt ward.

Spanien zeichnete sich überhaupt unter allen Ländern des Alterthums durch
Metallreichthum aus. Die Menge des dort gewonnenen Silbers war so groß,
daß von den Phöniciern sogar silberne Krippen gefertigt worden sein sollen.
Außerdem wurden Gold, Kupfer. Eisen und Blei dort gewonnen, später in
dem gegenwärtigen spanischen Galicien auch Zinn, indem die Erze zum Theil
der Oberfläche so nahe lagen, daß sie häusig schon beim Pflügen bloßgelegt
wurden. Die Phönicier trieben übrigens auch bedeutenden unterirdischen Ab¬
bau. Gold bezogen sie auch noch aus anderen Ländern. Zinn insbesondere
von den kassiteridischen Inseln, den jetzigen Scilly-Eilanden an der Süd¬
spitze Britanniens, und Kupfer holten sie auf dem Landwege auch aus dem
Kaukasus und aus Armenien. Auch brachten sie den schon im Alterthum
geschätzten Bernstein, wahrscheinlich durch Zwischenhandel, mit nach Phö¬
nicier,. Auf dem Landwege über Memphis erhielten sie mit verschiedenen
inner-afrikanischen Producten ebenfalls Gold, und aus Babylon holten sie
neben Anderem Edelsteine. Palästina lieferte ihnen den größten Theil ihres
Bedarfes an Korn. Wein und Oel, wofür sie Erzeugnisse ihres Welthandels
und Kunstfleißes, darunter namentlich Metalle und Metallgeräthe. dahin brach¬
ten. So war das kleine phönicische Volk auch in bergbaulicher Hinsicht her¬
vorragend und die dortigen Städte wurden " die Städte voll schimmernden
Erzes."

Eines Mannes. Hiram Abif, Bildhauers und Erzgießers in Tyrus, von
vorzüglicher Begabung, gedenken die phönicischen Nachrichten ganz besonders.
Ihn rief König Salomo nach Jerusalem, als er im 4. Jahre seiner Regie¬
rung, 1011 v. Chr., die Ausführung des Tempelbaues begann. Berühmt
sind die aus seiner Meisterschaft hervorgegangenen beiden ehernen Säulen,
Jachin und Boas, welche vor der Halle des Tempels, gestanden, eine jede
ohne Capitül 18 Ellen hoch und 12 Ellen im Umfang (I. Könige 7, 13--23),
inwendig hohl, das Erz vier Finger dick (Jeremias 25. 21), also unzweifelhaft
in Formen gegossen. Die ehernen Capitäle waren 5 Ellen hoch und ein jedes
oben auf der Säule mit 7 geflochtenen Reifen, wie Ketten, geschmückt und
über einander mit doppelten Reihen von Granatäpfeln geziert, der letzteren
zusammen an 4000 Stück. Ueberdies befand sich noch Blumenwerk über
den Capitälen (I. Könige a. a. O.). Gleichfalls von seiner Hand war


Grenzboten IV. 1861. 20

wir darüber bereits bemerkten und weiter zu bemerken Veranlassung finden
werden, in der That schon lange vor 1000 und so bis nach 600 vor Chr.
der Fall war; und zweifellos waren die eingewanderten Phönicier die geeig¬
netste Mannschaft, den Bergbau in Spanien in Aufnahme zu bringen, so daß
die dortige Silberproduction die wichtigste der damals bekannten Welt ward.

Spanien zeichnete sich überhaupt unter allen Ländern des Alterthums durch
Metallreichthum aus. Die Menge des dort gewonnenen Silbers war so groß,
daß von den Phöniciern sogar silberne Krippen gefertigt worden sein sollen.
Außerdem wurden Gold, Kupfer. Eisen und Blei dort gewonnen, später in
dem gegenwärtigen spanischen Galicien auch Zinn, indem die Erze zum Theil
der Oberfläche so nahe lagen, daß sie häusig schon beim Pflügen bloßgelegt
wurden. Die Phönicier trieben übrigens auch bedeutenden unterirdischen Ab¬
bau. Gold bezogen sie auch noch aus anderen Ländern. Zinn insbesondere
von den kassiteridischen Inseln, den jetzigen Scilly-Eilanden an der Süd¬
spitze Britanniens, und Kupfer holten sie auf dem Landwege auch aus dem
Kaukasus und aus Armenien. Auch brachten sie den schon im Alterthum
geschätzten Bernstein, wahrscheinlich durch Zwischenhandel, mit nach Phö¬
nicier,. Auf dem Landwege über Memphis erhielten sie mit verschiedenen
inner-afrikanischen Producten ebenfalls Gold, und aus Babylon holten sie
neben Anderem Edelsteine. Palästina lieferte ihnen den größten Theil ihres
Bedarfes an Korn. Wein und Oel, wofür sie Erzeugnisse ihres Welthandels
und Kunstfleißes, darunter namentlich Metalle und Metallgeräthe. dahin brach¬
ten. So war das kleine phönicische Volk auch in bergbaulicher Hinsicht her¬
vorragend und die dortigen Städte wurden „ die Städte voll schimmernden
Erzes."

Eines Mannes. Hiram Abif, Bildhauers und Erzgießers in Tyrus, von
vorzüglicher Begabung, gedenken die phönicischen Nachrichten ganz besonders.
Ihn rief König Salomo nach Jerusalem, als er im 4. Jahre seiner Regie¬
rung, 1011 v. Chr., die Ausführung des Tempelbaues begann. Berühmt
sind die aus seiner Meisterschaft hervorgegangenen beiden ehernen Säulen,
Jachin und Boas, welche vor der Halle des Tempels, gestanden, eine jede
ohne Capitül 18 Ellen hoch und 12 Ellen im Umfang (I. Könige 7, 13—23),
inwendig hohl, das Erz vier Finger dick (Jeremias 25. 21), also unzweifelhaft
in Formen gegossen. Die ehernen Capitäle waren 5 Ellen hoch und ein jedes
oben auf der Säule mit 7 geflochtenen Reifen, wie Ketten, geschmückt und
über einander mit doppelten Reihen von Granatäpfeln geziert, der letzteren
zusammen an 4000 Stück. Ueberdies befand sich noch Blumenwerk über
den Capitälen (I. Könige a. a. O.). Gleichfalls von seiner Hand war


Grenzboten IV. 1861. 20
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[0163] wir darüber bereits bemerkten und weiter zu bemerken Veranlassung finden werden, in der That schon lange vor 1000 und so bis nach 600 vor Chr. der Fall war; und zweifellos waren die eingewanderten Phönicier die geeig¬ netste Mannschaft, den Bergbau in Spanien in Aufnahme zu bringen, so daß die dortige Silberproduction die wichtigste der damals bekannten Welt ward. Spanien zeichnete sich überhaupt unter allen Ländern des Alterthums durch Metallreichthum aus. Die Menge des dort gewonnenen Silbers war so groß, daß von den Phöniciern sogar silberne Krippen gefertigt worden sein sollen. Außerdem wurden Gold, Kupfer. Eisen und Blei dort gewonnen, später in dem gegenwärtigen spanischen Galicien auch Zinn, indem die Erze zum Theil der Oberfläche so nahe lagen, daß sie häusig schon beim Pflügen bloßgelegt wurden. Die Phönicier trieben übrigens auch bedeutenden unterirdischen Ab¬ bau. Gold bezogen sie auch noch aus anderen Ländern. Zinn insbesondere von den kassiteridischen Inseln, den jetzigen Scilly-Eilanden an der Süd¬ spitze Britanniens, und Kupfer holten sie auf dem Landwege auch aus dem Kaukasus und aus Armenien. Auch brachten sie den schon im Alterthum geschätzten Bernstein, wahrscheinlich durch Zwischenhandel, mit nach Phö¬ nicier,. Auf dem Landwege über Memphis erhielten sie mit verschiedenen inner-afrikanischen Producten ebenfalls Gold, und aus Babylon holten sie neben Anderem Edelsteine. Palästina lieferte ihnen den größten Theil ihres Bedarfes an Korn. Wein und Oel, wofür sie Erzeugnisse ihres Welthandels und Kunstfleißes, darunter namentlich Metalle und Metallgeräthe. dahin brach¬ ten. So war das kleine phönicische Volk auch in bergbaulicher Hinsicht her¬ vorragend und die dortigen Städte wurden „ die Städte voll schimmernden Erzes." Eines Mannes. Hiram Abif, Bildhauers und Erzgießers in Tyrus, von vorzüglicher Begabung, gedenken die phönicischen Nachrichten ganz besonders. Ihn rief König Salomo nach Jerusalem, als er im 4. Jahre seiner Regie¬ rung, 1011 v. Chr., die Ausführung des Tempelbaues begann. Berühmt sind die aus seiner Meisterschaft hervorgegangenen beiden ehernen Säulen, Jachin und Boas, welche vor der Halle des Tempels, gestanden, eine jede ohne Capitül 18 Ellen hoch und 12 Ellen im Umfang (I. Könige 7, 13—23), inwendig hohl, das Erz vier Finger dick (Jeremias 25. 21), also unzweifelhaft in Formen gegossen. Die ehernen Capitäle waren 5 Ellen hoch und ein jedes oben auf der Säule mit 7 geflochtenen Reifen, wie Ketten, geschmückt und über einander mit doppelten Reihen von Granatäpfeln geziert, der letzteren zusammen an 4000 Stück. Ueberdies befand sich noch Blumenwerk über den Capitälen (I. Könige a. a. O.). Gleichfalls von seiner Hand war Grenzboten IV. 1861. 20

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/163>, abgerufen am 29.12.2024.