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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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Beköstigung und Bekleidung der Sclaven oblag und die strengste Beaufsichti¬
gung derselben wegen etwaiger Fluchtversuche und Empörungen, da nament¬
lich in letzter Hinsicht mancherlei Gefahren gewaltet, wie unter Anderm die
Ueberlieferung von dem wilden Treiben aufrührerischer berghauender Sclaven
in Attika. die sich des befestigten Vorgebirges Sunion bemächtigt hatten, zeigt.

Gebaut wurde mit Stollen und Schachten, und der Abbau erstreckte
sich meist auf große Massen. Brecheisen, Schlägel und Fimmel waren
die Gezähe; Bergpfciler und Holzeinbaue dienten zur Sicherung der Gruben"
räume. Die Förderung geschah durch besondere Mannschaft in Säcken.
Ueber Beleuchte, Wasser- und Wctterhaltung fehlt es jedoch an Nachrichten.
Mörser, Handmühlen, Siebe und eine Art Wüsche dienten zur Erzaufberei-
tung. Die Schmelzung von Gold und Silber geschah unter Zusatz von
Salz, Salpeter und Alaun (?). Namentlich scheinen aber die attischen
Hüttenleute im Silberausbringen nicht sehr geschickt gewesen zu sein, da nach
Strabo die alten Silberschlacken später nochmals mit Nutzen zur Verhüllung
kommen konnten.

Das korinthische, das delische und das äginetische Erz waren künstliche
Metaltmischungen, zumeist aus Kupfer mit etwas Blei oder Zinn, ursprünglich
vielleicht durch Zufall entstanden, die besonders zu Gußarbeiten verwendet
wurden. Am geschätztesten war das goldfarbige Orichalkon. eine Art Messing,
dessen Herstellung aus zinkhaltigen Kupfererzen, oder aus Kupfer und Galmei
geschehen, während das metallische Zink den Alten überhaupt wol nicht bekannt
geworden, da es im gediegenen Zustande in der Natur nicht vorkommt, aus
seinen Erzen aber, was den Alten unbekannt geblieben, dasselbe nur bei Ab-
schließung der atmosphärischen Luft gewonnen werden kann, indem bei Schmel¬
zung unter Lustzutritt es sehr schnell verbrennt (oxydirt) und in weißen Flocken
sublimirt.

Als eigentliche Mutterstadt der Metallarbeiter! Griechenlands wird Sikyon
genannt, von dem noch Plinius bemerkt: ain init Meinarum omnium mstAl-
lorum Mria. Später wurde Athen der Mittelpunkt aller jener genialen
Leistungen, auf welche die Nachwelt noch mit Bewunderung zurückweist, und
namentlich bildet die vierzigjährige Verwaltung des Perikles. 469 -- 429 vor
Chr.. die Glanzperiode derselben.

Gedenken wir nur Eines der Kunstwerke dieser Zeit: des aus Phidias
schöpferischen Geiste hervorgegangenen olympischen Zeus, eines Standbildes
von etwa 50 Fuß Höhe, welches nach der Vorstellung Homer's (Ilias I. 523 ff.)
den allmächtigen, überall siegreichen Gott in huldvoller Gewährung mensch¬
licher Wünsche darstellte.

Es war eine sitzende Figur, auf einem mit Gold und Elfenbein verzier¬
ten Throne. Der Körper bestand aus Elfenbein; das mit Blumen geschmückte


Beköstigung und Bekleidung der Sclaven oblag und die strengste Beaufsichti¬
gung derselben wegen etwaiger Fluchtversuche und Empörungen, da nament¬
lich in letzter Hinsicht mancherlei Gefahren gewaltet, wie unter Anderm die
Ueberlieferung von dem wilden Treiben aufrührerischer berghauender Sclaven
in Attika. die sich des befestigten Vorgebirges Sunion bemächtigt hatten, zeigt.

Gebaut wurde mit Stollen und Schachten, und der Abbau erstreckte
sich meist auf große Massen. Brecheisen, Schlägel und Fimmel waren
die Gezähe; Bergpfciler und Holzeinbaue dienten zur Sicherung der Gruben«
räume. Die Förderung geschah durch besondere Mannschaft in Säcken.
Ueber Beleuchte, Wasser- und Wctterhaltung fehlt es jedoch an Nachrichten.
Mörser, Handmühlen, Siebe und eine Art Wüsche dienten zur Erzaufberei-
tung. Die Schmelzung von Gold und Silber geschah unter Zusatz von
Salz, Salpeter und Alaun (?). Namentlich scheinen aber die attischen
Hüttenleute im Silberausbringen nicht sehr geschickt gewesen zu sein, da nach
Strabo die alten Silberschlacken später nochmals mit Nutzen zur Verhüllung
kommen konnten.

Das korinthische, das delische und das äginetische Erz waren künstliche
Metaltmischungen, zumeist aus Kupfer mit etwas Blei oder Zinn, ursprünglich
vielleicht durch Zufall entstanden, die besonders zu Gußarbeiten verwendet
wurden. Am geschätztesten war das goldfarbige Orichalkon. eine Art Messing,
dessen Herstellung aus zinkhaltigen Kupfererzen, oder aus Kupfer und Galmei
geschehen, während das metallische Zink den Alten überhaupt wol nicht bekannt
geworden, da es im gediegenen Zustande in der Natur nicht vorkommt, aus
seinen Erzen aber, was den Alten unbekannt geblieben, dasselbe nur bei Ab-
schließung der atmosphärischen Luft gewonnen werden kann, indem bei Schmel¬
zung unter Lustzutritt es sehr schnell verbrennt (oxydirt) und in weißen Flocken
sublimirt.

Als eigentliche Mutterstadt der Metallarbeiter! Griechenlands wird Sikyon
genannt, von dem noch Plinius bemerkt: ain init Meinarum omnium mstAl-
lorum Mria. Später wurde Athen der Mittelpunkt aller jener genialen
Leistungen, auf welche die Nachwelt noch mit Bewunderung zurückweist, und
namentlich bildet die vierzigjährige Verwaltung des Perikles. 469 — 429 vor
Chr.. die Glanzperiode derselben.

Gedenken wir nur Eines der Kunstwerke dieser Zeit: des aus Phidias
schöpferischen Geiste hervorgegangenen olympischen Zeus, eines Standbildes
von etwa 50 Fuß Höhe, welches nach der Vorstellung Homer's (Ilias I. 523 ff.)
den allmächtigen, überall siegreichen Gott in huldvoller Gewährung mensch¬
licher Wünsche darstellte.

Es war eine sitzende Figur, auf einem mit Gold und Elfenbein verzier¬
ten Throne. Der Körper bestand aus Elfenbein; das mit Blumen geschmückte


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[0160] Beköstigung und Bekleidung der Sclaven oblag und die strengste Beaufsichti¬ gung derselben wegen etwaiger Fluchtversuche und Empörungen, da nament¬ lich in letzter Hinsicht mancherlei Gefahren gewaltet, wie unter Anderm die Ueberlieferung von dem wilden Treiben aufrührerischer berghauender Sclaven in Attika. die sich des befestigten Vorgebirges Sunion bemächtigt hatten, zeigt. Gebaut wurde mit Stollen und Schachten, und der Abbau erstreckte sich meist auf große Massen. Brecheisen, Schlägel und Fimmel waren die Gezähe; Bergpfciler und Holzeinbaue dienten zur Sicherung der Gruben« räume. Die Förderung geschah durch besondere Mannschaft in Säcken. Ueber Beleuchte, Wasser- und Wctterhaltung fehlt es jedoch an Nachrichten. Mörser, Handmühlen, Siebe und eine Art Wüsche dienten zur Erzaufberei- tung. Die Schmelzung von Gold und Silber geschah unter Zusatz von Salz, Salpeter und Alaun (?). Namentlich scheinen aber die attischen Hüttenleute im Silberausbringen nicht sehr geschickt gewesen zu sein, da nach Strabo die alten Silberschlacken später nochmals mit Nutzen zur Verhüllung kommen konnten. Das korinthische, das delische und das äginetische Erz waren künstliche Metaltmischungen, zumeist aus Kupfer mit etwas Blei oder Zinn, ursprünglich vielleicht durch Zufall entstanden, die besonders zu Gußarbeiten verwendet wurden. Am geschätztesten war das goldfarbige Orichalkon. eine Art Messing, dessen Herstellung aus zinkhaltigen Kupfererzen, oder aus Kupfer und Galmei geschehen, während das metallische Zink den Alten überhaupt wol nicht bekannt geworden, da es im gediegenen Zustande in der Natur nicht vorkommt, aus seinen Erzen aber, was den Alten unbekannt geblieben, dasselbe nur bei Ab- schließung der atmosphärischen Luft gewonnen werden kann, indem bei Schmel¬ zung unter Lustzutritt es sehr schnell verbrennt (oxydirt) und in weißen Flocken sublimirt. Als eigentliche Mutterstadt der Metallarbeiter! Griechenlands wird Sikyon genannt, von dem noch Plinius bemerkt: ain init Meinarum omnium mstAl- lorum Mria. Später wurde Athen der Mittelpunkt aller jener genialen Leistungen, auf welche die Nachwelt noch mit Bewunderung zurückweist, und namentlich bildet die vierzigjährige Verwaltung des Perikles. 469 — 429 vor Chr.. die Glanzperiode derselben. Gedenken wir nur Eines der Kunstwerke dieser Zeit: des aus Phidias schöpferischen Geiste hervorgegangenen olympischen Zeus, eines Standbildes von etwa 50 Fuß Höhe, welches nach der Vorstellung Homer's (Ilias I. 523 ff.) den allmächtigen, überall siegreichen Gott in huldvoller Gewährung mensch¬ licher Wünsche darstellte. Es war eine sitzende Figur, auf einem mit Gold und Elfenbein verzier¬ ten Throne. Der Körper bestand aus Elfenbein; das mit Blumen geschmückte

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/160>, abgerufen am 23.07.2024.