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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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König von Sparta, das nach seiner Beschreibung jedoch nur sehr unvollkommen
und, nach Obigem, nur getriebene Arbeit gewesen sein kann.

Im Besonderen den Bergbau anlangend,, so lassen die Homerischen Kund¬
gebungen zwar nicht daran zweifeln, daß in Griechenland schon frühzeitig
solcher betrieben worden; allein die betreffenden speciellen Nachrichten gehören
doch einer spätern Zeit an und reichen nicht eben weit zurück. Ein Werk des
Theophrastos über die Metalle, das ausführlich über den alten griechischen
Bergbau berichtet haben mag. ist leider verloren gegangen.

Der bedeutendste und vielleicht auch der älteste griechische Bergbau war
derjenige von Attika. besonders in dem an der Küste sich hinerstreckenden Ge¬
birge Laurion, wo Silber, Blei, Galmei, vielleicht auch Kupfer gewonnen wurde
(Böckh, über die taurischen Silberbergw., in den Abhandl. der Berl. M. d. W.
1815), und dessen Ertrag unter Themistokles (483 v. Chr.) ein so ergiebiger
war, daß von dem Silber eine Kriegsflotte von 200 Schiffen ausgerüstet
werden konnte (Herodot, VII, 144). Außerdem wurden unechte Smaragde
und der attische Sil. ein ockerartiger goldgelber Farbstoff, dort gewonnen.
Zur Zeit des Xenophon (420 v. Chr.) gewährte dieser Bergbau jedoch gerin¬
gere Ausbeute. Die Insel Euböa lieferte vorzügliches Kupfer und Eisen.
Besonders aber wurden auf Cypern bedeutende Mengen Kupfers gewonnen,
so daß man hier überhaupt das Vaterland dieses Metalles erblickte. Daher
auch der Name "üuxrum. Gold lieferte Thracien und die Insel Thasos, wo,
wie auf Cypern, schon frühzeitig durch phönicische Niederlassungen Bergwerke
angelegt worden waren. Dasselbe ist hinsichtlich einer bedeutenden Eisen¬
gewinnung auf Kreta der Fall. Nicht minder hatte die Insel Siphnos reiche
Gold- und Silberminen. Delos lieferte Kupfer; Melos Eisen. Schwefel und
Alaun; Rhodos Eisen. Bei Thorikos wurde Quecksilber gewonnen und in
Mncedonien ebenfalls Gold, von dem man vermeinte, daß es sich nach gewisser
Zeit wieder ansetze. Die Bergwerke gehörten überhaupt dem Staate, der sie
früher wol selbst betrieben haben mag, dann aber an Privatleute verpachtete,
von diesen den Vierundzwanzigsten der Ausbeute als Abgabe verlangend.

Zur Zeit des Demosthenes (380 v. Chr.) hatte Attika eine so bedeutende
Anzahl von Bergleuten, daß derselbe sie neben den Bedauern des Feldes und
den Handeltreibenden als besondere Klasse aufzählt. Dieselben scheinen den
Bergbau nach Art unserer Gewerke auf eigene Rechnung und nach eigenem
Plane geführt zu haben, während der Staat ein gewisses Aufsichtsrecht dabei übte.
Die Grundbesitzer pflegten Sclaven zu miethen, welche sie weiter der Aufsicht
eines besonders geschäftskundigen Sclaven anvertrauten. Nicht gar selten war
ein solcher auch wieder der Pachter seines Herrn, indem er nach der Kopfzahl
der Arbeiter eine Abgabe an denselben entrichtete, während dieser für jeden
Sclaven täglich 1 Obol an den Pachter zahlte, dem dafür die Sorge der


König von Sparta, das nach seiner Beschreibung jedoch nur sehr unvollkommen
und, nach Obigem, nur getriebene Arbeit gewesen sein kann.

Im Besonderen den Bergbau anlangend,, so lassen die Homerischen Kund¬
gebungen zwar nicht daran zweifeln, daß in Griechenland schon frühzeitig
solcher betrieben worden; allein die betreffenden speciellen Nachrichten gehören
doch einer spätern Zeit an und reichen nicht eben weit zurück. Ein Werk des
Theophrastos über die Metalle, das ausführlich über den alten griechischen
Bergbau berichtet haben mag. ist leider verloren gegangen.

Der bedeutendste und vielleicht auch der älteste griechische Bergbau war
derjenige von Attika. besonders in dem an der Küste sich hinerstreckenden Ge¬
birge Laurion, wo Silber, Blei, Galmei, vielleicht auch Kupfer gewonnen wurde
(Böckh, über die taurischen Silberbergw., in den Abhandl. der Berl. M. d. W.
1815), und dessen Ertrag unter Themistokles (483 v. Chr.) ein so ergiebiger
war, daß von dem Silber eine Kriegsflotte von 200 Schiffen ausgerüstet
werden konnte (Herodot, VII, 144). Außerdem wurden unechte Smaragde
und der attische Sil. ein ockerartiger goldgelber Farbstoff, dort gewonnen.
Zur Zeit des Xenophon (420 v. Chr.) gewährte dieser Bergbau jedoch gerin¬
gere Ausbeute. Die Insel Euböa lieferte vorzügliches Kupfer und Eisen.
Besonders aber wurden auf Cypern bedeutende Mengen Kupfers gewonnen,
so daß man hier überhaupt das Vaterland dieses Metalles erblickte. Daher
auch der Name «üuxrum. Gold lieferte Thracien und die Insel Thasos, wo,
wie auf Cypern, schon frühzeitig durch phönicische Niederlassungen Bergwerke
angelegt worden waren. Dasselbe ist hinsichtlich einer bedeutenden Eisen¬
gewinnung auf Kreta der Fall. Nicht minder hatte die Insel Siphnos reiche
Gold- und Silberminen. Delos lieferte Kupfer; Melos Eisen. Schwefel und
Alaun; Rhodos Eisen. Bei Thorikos wurde Quecksilber gewonnen und in
Mncedonien ebenfalls Gold, von dem man vermeinte, daß es sich nach gewisser
Zeit wieder ansetze. Die Bergwerke gehörten überhaupt dem Staate, der sie
früher wol selbst betrieben haben mag, dann aber an Privatleute verpachtete,
von diesen den Vierundzwanzigsten der Ausbeute als Abgabe verlangend.

Zur Zeit des Demosthenes (380 v. Chr.) hatte Attika eine so bedeutende
Anzahl von Bergleuten, daß derselbe sie neben den Bedauern des Feldes und
den Handeltreibenden als besondere Klasse aufzählt. Dieselben scheinen den
Bergbau nach Art unserer Gewerke auf eigene Rechnung und nach eigenem
Plane geführt zu haben, während der Staat ein gewisses Aufsichtsrecht dabei übte.
Die Grundbesitzer pflegten Sclaven zu miethen, welche sie weiter der Aufsicht
eines besonders geschäftskundigen Sclaven anvertrauten. Nicht gar selten war
ein solcher auch wieder der Pachter seines Herrn, indem er nach der Kopfzahl
der Arbeiter eine Abgabe an denselben entrichtete, während dieser für jeden
Sclaven täglich 1 Obol an den Pachter zahlte, dem dafür die Sorge der


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/159>, abgerufen am 23.07.2024.