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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band.

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im Besondern die Gewinnung des Silbers schon frühzeitig mit einem sorg¬
fältigen Läuterungsprocesse verbunden worden, ersehen wir aus dem herrlichen
Bilde, das Konig David (um 1060 v. Chr.) im 12. Psalm (V. 7) niedergelegt:'


"die Rede des Herren ist lauter, wie durchläutert Silber im Tiegel, be¬
währt siebenmal."

unstreitig zugleich ein Zeugniß für den hohen Werth, welcher, wie dem Golde,
auch dem Silber schon frühzeitig beigelegt wurde.

Von berg- und hüttenmännischer Natur ist es serner, wenn in dem Lehr¬
gedichte Hiob (28. 1 und ff.) gesagt wird:


"Es hat das Silber seine Gange und das Gold seinen Ort, da man es
schmelzet.
Eisen bringt man aus der Erde, und aus den Steinen schmelzt man Erz.
Auch legt man Hand an die Felsen und gräbt Berge um.
Man reißet Bäche aus dem Felsen und Alles, was köstlich ist, sieht das Auge.
Man wehret dem Strome des Wassers und bringt, was verborgen ist, an das
Licht."

Nicht minder gewährt es eine Hinweisung auf metallurgische Arbeiten,
wenn Jeremms (6. 27--30) den Worten Ausdruck verleiht:


"Ich (der Herr) habe dich (Zion) zum Schmelzer gesetzt unter mein Volk,
das so hart ist, daß Du ihr Wesen erfahren und prüfen sollst.
Sie sind eitel verdorbenes Erz und Eisen.
Der Blasebalg ist verbrannt das Blei verschwindet, das Schmelzen ist
umsonst, denn das Böse ist nicht davon geschieden.
Darum heißen sie anch ein verdorbenes Silber."

worin insbesondere das Reinigen und Scheiden des Silbers vom Blei nach
einem Verfahren zu erkennen ist, wie solches noch heute in Anwendung kommt.
In dem Gleichnisse des Ezechiel (22, 18 und 22):


"das Haus Israel ist mir zu Schlacken geworden, alles ihr Erz, Zinn,
Eisen und Blei ist im Ofen zu Silberschlacken worden.
Wie man SUber, Eisen, Erz, Blei und Zinn zusammenthut im Ofen,
daß man ein Feuer darunter aufblase und zerschmelze es: also will ich
auch euch zusammenthun, einlegen und schmelzen,"

wird zugleich die Darstellung künstlicher Metallimschungen kund.
Und endlich ist für die Bearbeitung der Metalle der Satz aus Jescüas
(41, 7) von Interesse:


^. "Der Zimmermann nahm den Goldschmied zu sich und machten mit dem
Hammer das Blech glatt auf dem Ambos und sprachen: das wird fein
stehen, und sie hefteten's mit Nägeln, daß es nicht sollte wackeln",

worin eine Art von Vernietung bei Blecharbeiter Andeutung findet.

Indeß geben all diese Nachrichten, welche bis zum 6. Jahrhundert vor


im Besondern die Gewinnung des Silbers schon frühzeitig mit einem sorg¬
fältigen Läuterungsprocesse verbunden worden, ersehen wir aus dem herrlichen
Bilde, das Konig David (um 1060 v. Chr.) im 12. Psalm (V. 7) niedergelegt:'


„die Rede des Herren ist lauter, wie durchläutert Silber im Tiegel, be¬
währt siebenmal."

unstreitig zugleich ein Zeugniß für den hohen Werth, welcher, wie dem Golde,
auch dem Silber schon frühzeitig beigelegt wurde.

Von berg- und hüttenmännischer Natur ist es serner, wenn in dem Lehr¬
gedichte Hiob (28. 1 und ff.) gesagt wird:


„Es hat das Silber seine Gange und das Gold seinen Ort, da man es
schmelzet.
Eisen bringt man aus der Erde, und aus den Steinen schmelzt man Erz.
Auch legt man Hand an die Felsen und gräbt Berge um.
Man reißet Bäche aus dem Felsen und Alles, was köstlich ist, sieht das Auge.
Man wehret dem Strome des Wassers und bringt, was verborgen ist, an das
Licht."

Nicht minder gewährt es eine Hinweisung auf metallurgische Arbeiten,
wenn Jeremms (6. 27—30) den Worten Ausdruck verleiht:


„Ich (der Herr) habe dich (Zion) zum Schmelzer gesetzt unter mein Volk,
das so hart ist, daß Du ihr Wesen erfahren und prüfen sollst.
Sie sind eitel verdorbenes Erz und Eisen.
Der Blasebalg ist verbrannt das Blei verschwindet, das Schmelzen ist
umsonst, denn das Böse ist nicht davon geschieden.
Darum heißen sie anch ein verdorbenes Silber."

worin insbesondere das Reinigen und Scheiden des Silbers vom Blei nach
einem Verfahren zu erkennen ist, wie solches noch heute in Anwendung kommt.
In dem Gleichnisse des Ezechiel (22, 18 und 22):


„das Haus Israel ist mir zu Schlacken geworden, alles ihr Erz, Zinn,
Eisen und Blei ist im Ofen zu Silberschlacken worden.
Wie man SUber, Eisen, Erz, Blei und Zinn zusammenthut im Ofen,
daß man ein Feuer darunter aufblase und zerschmelze es: also will ich
auch euch zusammenthun, einlegen und schmelzen,"

wird zugleich die Darstellung künstlicher Metallimschungen kund.
Und endlich ist für die Bearbeitung der Metalle der Satz aus Jescüas
(41, 7) von Interesse:


^. „Der Zimmermann nahm den Goldschmied zu sich und machten mit dem
Hammer das Blech glatt auf dem Ambos und sprachen: das wird fein
stehen, und sie hefteten's mit Nägeln, daß es nicht sollte wackeln",

worin eine Art von Vernietung bei Blecharbeiter Andeutung findet.

Indeß geben all diese Nachrichten, welche bis zum 6. Jahrhundert vor


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[0156] im Besondern die Gewinnung des Silbers schon frühzeitig mit einem sorg¬ fältigen Läuterungsprocesse verbunden worden, ersehen wir aus dem herrlichen Bilde, das Konig David (um 1060 v. Chr.) im 12. Psalm (V. 7) niedergelegt:' „die Rede des Herren ist lauter, wie durchläutert Silber im Tiegel, be¬ währt siebenmal." unstreitig zugleich ein Zeugniß für den hohen Werth, welcher, wie dem Golde, auch dem Silber schon frühzeitig beigelegt wurde. Von berg- und hüttenmännischer Natur ist es serner, wenn in dem Lehr¬ gedichte Hiob (28. 1 und ff.) gesagt wird: „Es hat das Silber seine Gange und das Gold seinen Ort, da man es schmelzet. Eisen bringt man aus der Erde, und aus den Steinen schmelzt man Erz. Auch legt man Hand an die Felsen und gräbt Berge um. Man reißet Bäche aus dem Felsen und Alles, was köstlich ist, sieht das Auge. Man wehret dem Strome des Wassers und bringt, was verborgen ist, an das Licht." Nicht minder gewährt es eine Hinweisung auf metallurgische Arbeiten, wenn Jeremms (6. 27—30) den Worten Ausdruck verleiht: „Ich (der Herr) habe dich (Zion) zum Schmelzer gesetzt unter mein Volk, das so hart ist, daß Du ihr Wesen erfahren und prüfen sollst. Sie sind eitel verdorbenes Erz und Eisen. Der Blasebalg ist verbrannt das Blei verschwindet, das Schmelzen ist umsonst, denn das Böse ist nicht davon geschieden. Darum heißen sie anch ein verdorbenes Silber." worin insbesondere das Reinigen und Scheiden des Silbers vom Blei nach einem Verfahren zu erkennen ist, wie solches noch heute in Anwendung kommt. In dem Gleichnisse des Ezechiel (22, 18 und 22): „das Haus Israel ist mir zu Schlacken geworden, alles ihr Erz, Zinn, Eisen und Blei ist im Ofen zu Silberschlacken worden. Wie man SUber, Eisen, Erz, Blei und Zinn zusammenthut im Ofen, daß man ein Feuer darunter aufblase und zerschmelze es: also will ich auch euch zusammenthun, einlegen und schmelzen," wird zugleich die Darstellung künstlicher Metallimschungen kund. Und endlich ist für die Bearbeitung der Metalle der Satz aus Jescüas (41, 7) von Interesse: ^. „Der Zimmermann nahm den Goldschmied zu sich und machten mit dem Hammer das Blech glatt auf dem Ambos und sprachen: das wird fein stehen, und sie hefteten's mit Nägeln, daß es nicht sollte wackeln", worin eine Art von Vernietung bei Blecharbeiter Andeutung findet. Indeß geben all diese Nachrichten, welche bis zum 6. Jahrhundert vor

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. IV. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_112507/156>, abgerufen am 23.07.2024.