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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Magnat verherrlichen, ihm vertraut er den Schutz der Gesetze und der Natio¬
nalität an. ihm folgt er in allen Dingen mit dem hingehendsten Vertrauen.

Der Landtag von 1848 hat dem Adel seine Vorrechte genommen; die
Magnaten haben am schwersten für die verunglückte Revolution büßen
müssen, viele sind dadurch in schwere financielle Bedrängnis; angekommen,
und doch ist der Adel so patriotisch, daß er seine Sache nie von der des
Volkes trennt und daß er stets auf der Bahn des Fortschritts voran¬
geht. Kein Adel in Europa kann sich in dieser Beziehung mit dem ungari¬
schen messen, der preußische ist das reine Gegentheil. Freiwillig hat der Adel
allen Vorrechten entsagt, zahlt Steuer und unterstützt mit Tausenden und
Hunderttausenden jedes gemeinnützige Unternehmen. Er unterläßt mit Zurück¬
setzung seiner Standesinteressen Alles, was ihn unpopulär macht, er nimmt bei
der mißliebigen Regierung kein Amt an, meidet Hof und Hoffeste, gibt in Pesth
seine Winterbälle, um es zur Landeshauptstadt zu erheben. Das Oberhaus
gesteht dem Unterhaus die Vorhand und die entscheidende Stimme zu, und der
Magnat tritt bereitwillig in dasselbe ein, ja man könnte eher behaupten, daß
er den Radicalen weniger entgegen kommen sollte, da er ja zuletzt die Zeche
bezahlen muß, wenn ein Experiment übel abläuft.

Wie die gegenwärtigen Wirren endigen werden, vermag niemand vorher
zu sehen. Zu wünschen wäre eine ruhige, friedliche Entwickelung, damit die
"ich begabten Völker der Donauländer Zeit gewinnen, sich aus ihrem eignen
Wesen heraus zu entwickeln, wobei sie deutsche Beihilfe nicht zu verschmähen
brauchen, wenn diese nicht feindlich gegen ihre Nationalität gerichtet ist.




Zur Reform des Behördenwesens.
Mit besonderer Rücksicht aus Sachsen.
Kritik des Bestehenden.
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Ueberblicke man die Veränderungen, welche in den letzten Jahrzehnten in
Deutschland im Allgemeinen, und in Sachsen im Besondern seit Einführung
der constitutionellen Verfassungen im Staatsorganismus vorgegangen sind, mit


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Magnat verherrlichen, ihm vertraut er den Schutz der Gesetze und der Natio¬
nalität an. ihm folgt er in allen Dingen mit dem hingehendsten Vertrauen.

Der Landtag von 1848 hat dem Adel seine Vorrechte genommen; die
Magnaten haben am schwersten für die verunglückte Revolution büßen
müssen, viele sind dadurch in schwere financielle Bedrängnis; angekommen,
und doch ist der Adel so patriotisch, daß er seine Sache nie von der des
Volkes trennt und daß er stets auf der Bahn des Fortschritts voran¬
geht. Kein Adel in Europa kann sich in dieser Beziehung mit dem ungari¬
schen messen, der preußische ist das reine Gegentheil. Freiwillig hat der Adel
allen Vorrechten entsagt, zahlt Steuer und unterstützt mit Tausenden und
Hunderttausenden jedes gemeinnützige Unternehmen. Er unterläßt mit Zurück¬
setzung seiner Standesinteressen Alles, was ihn unpopulär macht, er nimmt bei
der mißliebigen Regierung kein Amt an, meidet Hof und Hoffeste, gibt in Pesth
seine Winterbälle, um es zur Landeshauptstadt zu erheben. Das Oberhaus
gesteht dem Unterhaus die Vorhand und die entscheidende Stimme zu, und der
Magnat tritt bereitwillig in dasselbe ein, ja man könnte eher behaupten, daß
er den Radicalen weniger entgegen kommen sollte, da er ja zuletzt die Zeche
bezahlen muß, wenn ein Experiment übel abläuft.

Wie die gegenwärtigen Wirren endigen werden, vermag niemand vorher
zu sehen. Zu wünschen wäre eine ruhige, friedliche Entwickelung, damit die
"ich begabten Völker der Donauländer Zeit gewinnen, sich aus ihrem eignen
Wesen heraus zu entwickeln, wobei sie deutsche Beihilfe nicht zu verschmähen
brauchen, wenn diese nicht feindlich gegen ihre Nationalität gerichtet ist.




Zur Reform des Behördenwesens.
Mit besonderer Rücksicht aus Sachsen.
Kritik des Bestehenden.
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Ueberblicke man die Veränderungen, welche in den letzten Jahrzehnten in
Deutschland im Allgemeinen, und in Sachsen im Besondern seit Einführung
der constitutionellen Verfassungen im Staatsorganismus vorgegangen sind, mit


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[0077] Magnat verherrlichen, ihm vertraut er den Schutz der Gesetze und der Natio¬ nalität an. ihm folgt er in allen Dingen mit dem hingehendsten Vertrauen. Der Landtag von 1848 hat dem Adel seine Vorrechte genommen; die Magnaten haben am schwersten für die verunglückte Revolution büßen müssen, viele sind dadurch in schwere financielle Bedrängnis; angekommen, und doch ist der Adel so patriotisch, daß er seine Sache nie von der des Volkes trennt und daß er stets auf der Bahn des Fortschritts voran¬ geht. Kein Adel in Europa kann sich in dieser Beziehung mit dem ungari¬ schen messen, der preußische ist das reine Gegentheil. Freiwillig hat der Adel allen Vorrechten entsagt, zahlt Steuer und unterstützt mit Tausenden und Hunderttausenden jedes gemeinnützige Unternehmen. Er unterläßt mit Zurück¬ setzung seiner Standesinteressen Alles, was ihn unpopulär macht, er nimmt bei der mißliebigen Regierung kein Amt an, meidet Hof und Hoffeste, gibt in Pesth seine Winterbälle, um es zur Landeshauptstadt zu erheben. Das Oberhaus gesteht dem Unterhaus die Vorhand und die entscheidende Stimme zu, und der Magnat tritt bereitwillig in dasselbe ein, ja man könnte eher behaupten, daß er den Radicalen weniger entgegen kommen sollte, da er ja zuletzt die Zeche bezahlen muß, wenn ein Experiment übel abläuft. Wie die gegenwärtigen Wirren endigen werden, vermag niemand vorher zu sehen. Zu wünschen wäre eine ruhige, friedliche Entwickelung, damit die "ich begabten Völker der Donauländer Zeit gewinnen, sich aus ihrem eignen Wesen heraus zu entwickeln, wobei sie deutsche Beihilfe nicht zu verschmähen brauchen, wenn diese nicht feindlich gegen ihre Nationalität gerichtet ist. Zur Reform des Behördenwesens. Mit besonderer Rücksicht aus Sachsen. Kritik des Bestehenden. ' -^.^-^ ^U-! ^ > ^ - , ^ ' ^> ^ ' , - Ueberblicke man die Veränderungen, welche in den letzten Jahrzehnten in Deutschland im Allgemeinen, und in Sachsen im Besondern seit Einführung der constitutionellen Verfassungen im Staatsorganismus vorgegangen sind, mit 9*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/77>, abgerufen am 13.11.2024.