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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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als Vorbereitung auf den Krieg, in den Vordergrund trat, war es vorzüglich
Athen, wo sich die Gymnastik mit Ebenmaaß und Grazie verband und zur
höchsten Blüthe entwickelte. Ueber das Jahr der Aufnahme in den ersten
Cursus der Turnkunst läßt sich nichts Bestimmtes behaupten. Platon und
Aristoteles verlangen nur. daß der Knabe bis zum zehnten Jahre gymnastisch
unterrichtet und bann erst dem Grammatisten übergeben werde. Allein sowie
diese Forderung hinsichtlich der Elementarschule unerfüllt blieb, wird auch
der Turnunterricht je nach der' körperlichen Entwickelung früher oder später
begonnen und größentheils neben den Lese- und Schreibstunden hergegangen
sein. Natürlich nahm man zuerst die leichtesten Uebungsarten vor. wie das
Ballspiel, den einfachen Wettlauf, das Schwimmen. Aristoteles räth überhaupt,
die den Körper anstrengenden Leistungen bis auf das beginnende Jünglings-
alter zu verschieben, damit der Körper nicht im Wachsthum gehindert werde.
Der Unterricht wurde in besonderen Gebäuden, den Palästren oder auch den
Gymnasien ertheilt. Athen besaß in der Periode seiner Blüthe drei Gymna¬
sien, in deren weit umfassenden, lichten Sänlenrüumen. Sälen und freien
Plätzen die Jünglinge und Männer sich übten und unterhielten, und viele
Palästrcn. die größtenteils Privataniagen und ausschließlich sür den Unter¬
richt der Knaben bestimmt waren, aber nebenbei von den Athleten, den Vir¬
tuosen der Gymnastik, benutzt wurden. Da -nun mit den Gymnasien auch
Palüstren verbunden waren, und da man sich in kleinern Städten oft mit einem
einzigen Locale für beide Zwecke behelfen mußte und überhaupt die Scheidung
keine streng geregelte war. so werden bei den Autoren die'Namen verwechselt,
und die Philologen streiten sich noch über die Begriffe. Sicher ist. daß die
Knaben zuerst unter die Leitung der Pädotriben kamen, die ebenso wie die
Grammatisten Privatlehrer waren und schulgerechte Anweisung in der Er¬
langung von einzelnen Körpersertigkeiten ertheilten. Neben diesen praktischen
Turnlehrern werden noch die Gymnasien genannt, denen in der ältern Zeit
eine höhere theoretische Bildung und eine genauere Kenntniß der Natur und
Wirkung der einzelnen gymnastischen Mittel beigelegt wurde, während später
der Unterschied verschwand und der Name nur einen vornehmeren Klang ge¬
habt zu haben scheint. Auf attischen Inschriften kommen auch Hypopädotribcn
vor. die also wie die Assistenten der Grammatisten die Turnlehrer unterstütz¬
ten. Als öffentliche Beamte der Turnplätze fungirten zehn Sophronisten. deren
Amt es war das sittliche Verhalten der Jugend zu beaufsichtigen, wofür sie
täglich eine Drachme Sold erhielten.

Was endlich Disciplin und Schulstrafen in den griechischen Schulen be¬
trifft, so scheint allerdings, wenigstens in der älteren Zeit, der Stock nicht ge¬
spart worden zu sein. Bei Plautus sagt der bereits erwähnte unglückliche
Pädagog, früher, wenn der Schüler beim Lesen nur eine Sylbe falsch ausge-


Vien,Loden III, 15>61

als Vorbereitung auf den Krieg, in den Vordergrund trat, war es vorzüglich
Athen, wo sich die Gymnastik mit Ebenmaaß und Grazie verband und zur
höchsten Blüthe entwickelte. Ueber das Jahr der Aufnahme in den ersten
Cursus der Turnkunst läßt sich nichts Bestimmtes behaupten. Platon und
Aristoteles verlangen nur. daß der Knabe bis zum zehnten Jahre gymnastisch
unterrichtet und bann erst dem Grammatisten übergeben werde. Allein sowie
diese Forderung hinsichtlich der Elementarschule unerfüllt blieb, wird auch
der Turnunterricht je nach der' körperlichen Entwickelung früher oder später
begonnen und größentheils neben den Lese- und Schreibstunden hergegangen
sein. Natürlich nahm man zuerst die leichtesten Uebungsarten vor. wie das
Ballspiel, den einfachen Wettlauf, das Schwimmen. Aristoteles räth überhaupt,
die den Körper anstrengenden Leistungen bis auf das beginnende Jünglings-
alter zu verschieben, damit der Körper nicht im Wachsthum gehindert werde.
Der Unterricht wurde in besonderen Gebäuden, den Palästren oder auch den
Gymnasien ertheilt. Athen besaß in der Periode seiner Blüthe drei Gymna¬
sien, in deren weit umfassenden, lichten Sänlenrüumen. Sälen und freien
Plätzen die Jünglinge und Männer sich übten und unterhielten, und viele
Palästrcn. die größtenteils Privataniagen und ausschließlich sür den Unter¬
richt der Knaben bestimmt waren, aber nebenbei von den Athleten, den Vir¬
tuosen der Gymnastik, benutzt wurden. Da -nun mit den Gymnasien auch
Palüstren verbunden waren, und da man sich in kleinern Städten oft mit einem
einzigen Locale für beide Zwecke behelfen mußte und überhaupt die Scheidung
keine streng geregelte war. so werden bei den Autoren die'Namen verwechselt,
und die Philologen streiten sich noch über die Begriffe. Sicher ist. daß die
Knaben zuerst unter die Leitung der Pädotriben kamen, die ebenso wie die
Grammatisten Privatlehrer waren und schulgerechte Anweisung in der Er¬
langung von einzelnen Körpersertigkeiten ertheilten. Neben diesen praktischen
Turnlehrern werden noch die Gymnasien genannt, denen in der ältern Zeit
eine höhere theoretische Bildung und eine genauere Kenntniß der Natur und
Wirkung der einzelnen gymnastischen Mittel beigelegt wurde, während später
der Unterschied verschwand und der Name nur einen vornehmeren Klang ge¬
habt zu haben scheint. Auf attischen Inschriften kommen auch Hypopädotribcn
vor. die also wie die Assistenten der Grammatisten die Turnlehrer unterstütz¬
ten. Als öffentliche Beamte der Turnplätze fungirten zehn Sophronisten. deren
Amt es war das sittliche Verhalten der Jugend zu beaufsichtigen, wofür sie
täglich eine Drachme Sold erhielten.

Was endlich Disciplin und Schulstrafen in den griechischen Schulen be¬
trifft, so scheint allerdings, wenigstens in der älteren Zeit, der Stock nicht ge¬
spart worden zu sein. Bei Plautus sagt der bereits erwähnte unglückliche
Pädagog, früher, wenn der Schüler beim Lesen nur eine Sylbe falsch ausge-


Vien,Loden III, 15>61
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/59>, abgerufen am 23.12.2024.