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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Es würde demnach der gesammte Friedensetat der fraglichen Schrauben-
bootflotille von etwa 20 Geschützen im Ganzen höchstens die Jahresausgabe
von 75000 Thlr. erfordern, und diese Summe darf nach den Verhältnisse",
wie sie auf den meisten andern Mariner stattfinden, als sehr hochgegriffen
angesehen werden.

Bei der Annahme dieser Jahresausgaben ist überdieß die Voraussetzung
gemacht, daß jene Schraubenbootflottillen der Hansestädte durchaus isolirt da¬
stehen würden. Im Interesse der Ersparniß sowol als der größeren Kriegs-
tüchtigkeit der Mannschaften und des Materials würde es sich aber wol vo"
selbst verstehen, daß diese kleinen Flotillen wenigstens in Betreff des Offizier-
corps, der Kriegshafen und der Arsenale mit der preußischen Marine in eine
organische Verbindung treten würden.

Uebersteigt jene jährliche Ausgabe von 75000 Thlr. die Kräfte der Hanse¬
städte ?

Wir brauchen in dieser Hinsicht nur Bremen, als den kleineren Staat in
Betracht zu ziehen.

Man sagt uns, der Jahresbedarf dieses Staats betrage auf 90000 See¬
len 1600000 Thlr., also aus den Kopf 17^4 Thlr., eine Last, wie sie kein Staat
Europas zu tragen habe.

Es ist fast scherzhaft zu sehen, wozu die Furcht vor einer Wehrhaft-
machung führen kann, selbst zu einer Vergleichung der Staatsausgaben einer
großen und reichen Handelsstadt, die zugleich Handelsstaat ist, mit denen von
Staaten, welche eine überwiegend ländliche Bevölkerung haben und innerhalb
deren sür Staat und Gemeinde eine getrennte Finanzverwaltung existirt.

Wir wünschen nicht durch einen ermüdenden Nachweis der gänzlichen Un-
zulüssigkeit eines solchen Vergleichs die Geduld unserer Leser zu ermüden.
Jene Behauptungen werden rasch durch eine Vergleichung mit dem einzigen
Staat Deutschlands, welcher sich mit Bremen und Hamburg vergleichen läßt,
in ihrer ganzen Sophistik bloßgestellt sein.

Nach dem Handbuch der vergleichenden Statistik von Kolb stellt sich das
Steuerverhältniß von Bremen, Hamburg und Frankfurt in folgender Weise:
Jede Familie gibt an Steuern nach Thalern

an directen an indirecten zusammen
in Bremen 13,75 35,75 49.50
in Hamburg 25,77 42.00 es,37
in Frankfurt 24,21 62,88 86,99.

Man sieht hieraus, daß grade diejenige Stadt, aus der jene Klagen über
Belastung dringen, am wenigsten belastet ist. Und ist Frankfurt etwa reicher?
Man darf im Gegentheil annehmen, daß die Seestadt Bremen, welche eine
Handelsflotte von 164,000 Tonnen besitzt, und deren Gesammthandel im Jahre


Es würde demnach der gesammte Friedensetat der fraglichen Schrauben-
bootflotille von etwa 20 Geschützen im Ganzen höchstens die Jahresausgabe
von 75000 Thlr. erfordern, und diese Summe darf nach den Verhältnisse»,
wie sie auf den meisten andern Mariner stattfinden, als sehr hochgegriffen
angesehen werden.

Bei der Annahme dieser Jahresausgaben ist überdieß die Voraussetzung
gemacht, daß jene Schraubenbootflottillen der Hansestädte durchaus isolirt da¬
stehen würden. Im Interesse der Ersparniß sowol als der größeren Kriegs-
tüchtigkeit der Mannschaften und des Materials würde es sich aber wol vo»
selbst verstehen, daß diese kleinen Flotillen wenigstens in Betreff des Offizier-
corps, der Kriegshafen und der Arsenale mit der preußischen Marine in eine
organische Verbindung treten würden.

Uebersteigt jene jährliche Ausgabe von 75000 Thlr. die Kräfte der Hanse¬
städte ?

Wir brauchen in dieser Hinsicht nur Bremen, als den kleineren Staat in
Betracht zu ziehen.

Man sagt uns, der Jahresbedarf dieses Staats betrage auf 90000 See¬
len 1600000 Thlr., also aus den Kopf 17^4 Thlr., eine Last, wie sie kein Staat
Europas zu tragen habe.

Es ist fast scherzhaft zu sehen, wozu die Furcht vor einer Wehrhaft-
machung führen kann, selbst zu einer Vergleichung der Staatsausgaben einer
großen und reichen Handelsstadt, die zugleich Handelsstaat ist, mit denen von
Staaten, welche eine überwiegend ländliche Bevölkerung haben und innerhalb
deren sür Staat und Gemeinde eine getrennte Finanzverwaltung existirt.

Wir wünschen nicht durch einen ermüdenden Nachweis der gänzlichen Un-
zulüssigkeit eines solchen Vergleichs die Geduld unserer Leser zu ermüden.
Jene Behauptungen werden rasch durch eine Vergleichung mit dem einzigen
Staat Deutschlands, welcher sich mit Bremen und Hamburg vergleichen läßt,
in ihrer ganzen Sophistik bloßgestellt sein.

Nach dem Handbuch der vergleichenden Statistik von Kolb stellt sich das
Steuerverhältniß von Bremen, Hamburg und Frankfurt in folgender Weise:
Jede Familie gibt an Steuern nach Thalern

an directen an indirecten zusammen
in Bremen 13,75 35,75 49.50
in Hamburg 25,77 42.00 es,37
in Frankfurt 24,21 62,88 86,99.

Man sieht hieraus, daß grade diejenige Stadt, aus der jene Klagen über
Belastung dringen, am wenigsten belastet ist. Und ist Frankfurt etwa reicher?
Man darf im Gegentheil annehmen, daß die Seestadt Bremen, welche eine
Handelsflotte von 164,000 Tonnen besitzt, und deren Gesammthandel im Jahre


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[0497] Es würde demnach der gesammte Friedensetat der fraglichen Schrauben- bootflotille von etwa 20 Geschützen im Ganzen höchstens die Jahresausgabe von 75000 Thlr. erfordern, und diese Summe darf nach den Verhältnisse», wie sie auf den meisten andern Mariner stattfinden, als sehr hochgegriffen angesehen werden. Bei der Annahme dieser Jahresausgaben ist überdieß die Voraussetzung gemacht, daß jene Schraubenbootflottillen der Hansestädte durchaus isolirt da¬ stehen würden. Im Interesse der Ersparniß sowol als der größeren Kriegs- tüchtigkeit der Mannschaften und des Materials würde es sich aber wol vo» selbst verstehen, daß diese kleinen Flotillen wenigstens in Betreff des Offizier- corps, der Kriegshafen und der Arsenale mit der preußischen Marine in eine organische Verbindung treten würden. Uebersteigt jene jährliche Ausgabe von 75000 Thlr. die Kräfte der Hanse¬ städte ? Wir brauchen in dieser Hinsicht nur Bremen, als den kleineren Staat in Betracht zu ziehen. Man sagt uns, der Jahresbedarf dieses Staats betrage auf 90000 See¬ len 1600000 Thlr., also aus den Kopf 17^4 Thlr., eine Last, wie sie kein Staat Europas zu tragen habe. Es ist fast scherzhaft zu sehen, wozu die Furcht vor einer Wehrhaft- machung führen kann, selbst zu einer Vergleichung der Staatsausgaben einer großen und reichen Handelsstadt, die zugleich Handelsstaat ist, mit denen von Staaten, welche eine überwiegend ländliche Bevölkerung haben und innerhalb deren sür Staat und Gemeinde eine getrennte Finanzverwaltung existirt. Wir wünschen nicht durch einen ermüdenden Nachweis der gänzlichen Un- zulüssigkeit eines solchen Vergleichs die Geduld unserer Leser zu ermüden. Jene Behauptungen werden rasch durch eine Vergleichung mit dem einzigen Staat Deutschlands, welcher sich mit Bremen und Hamburg vergleichen läßt, in ihrer ganzen Sophistik bloßgestellt sein. Nach dem Handbuch der vergleichenden Statistik von Kolb stellt sich das Steuerverhältniß von Bremen, Hamburg und Frankfurt in folgender Weise: Jede Familie gibt an Steuern nach Thalern an directen an indirecten zusammen in Bremen 13,75 35,75 49.50 in Hamburg 25,77 42.00 es,37 in Frankfurt 24,21 62,88 86,99. Man sieht hieraus, daß grade diejenige Stadt, aus der jene Klagen über Belastung dringen, am wenigsten belastet ist. Und ist Frankfurt etwa reicher? Man darf im Gegentheil annehmen, daß die Seestadt Bremen, welche eine Handelsflotte von 164,000 Tonnen besitzt, und deren Gesammthandel im Jahre

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/497>, abgerufen am 23.12.2024.