Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

Anna von Sachsen-Coburg, die wegen Ehebruchs jahrelange Gefangenschaft erduldete,
das Leben der Mrs. Carlton, die unter dem Namen der "deutschen Prinzessin" sich
in London durch großartige Diebereien und abenteuerliche Ehcbündnisse zum Stadt¬
gespräch machte, das mit diesem Leben verwandte Treiben des falschen Baron
Münchhausen, der zu gleicher Zeit mit fünf Frauen verheirathet war, und den Pro¬
ceß der wegen Bigamie verurtheilten Herzogin von Kingston. Von den neuern Ge-
schichten beanspruchen die Ermordung des Wirths Koller, wegen des ungewöhnlich
energischen Charakters des Mörders (er tödtete sich im Gefängniß durch Hunger)
und die ausführliche Darstellung des Processes gegen den Wiener Handlungsdiener
Schmidt besonderes Interesse.

Zwei Demagogen im Dienst Friedrichs des Großen. Nach handschriftlichen
Quellen von Dr. Colmar Grünhagen. Breslau. 1861. Bei Joseph Max Co.

Ein interessanter Beitrag zur Geschichte der Erwerbung Schlesiens durch
Friedrich d. Gr. und der damaligen Zeitverhältnisse überhaupt. Der eine der De¬
magogen, deren Demos die in jener Periode noch in wesentlichen Beziehungen dem
Bürgerwcscn unsrer alten Reichsstädte gleichende Bürgerschaft Breslau's war, war
der Schuhmacher Döblin, der als Sprecher des Volks gegenüber dem Rath verhin¬
derte, daß die Stadt beim Einrücken der Preußen in Schlesien (1740) eine östreichische
Besatzung aufnahm; der andere der ehemalige Hofnarr des Vaters Friedrichs, Sa-
lomo Jakob Morgenstern, welcher sich in Breslau dadurch nützlich machte, daß er
einerseits als Beobachter der Bürger diente, andrerseits dieselben, die Anfangs kein
lebhaftes Interesse für die preußische Herrschaft empfanden, zur freiwilligen Unter¬
ordnung unter die neue Regierung bewegte.




Berichtigung.

In Nummer 36 der Grenzboten Seite 363 und 364 hat sich ein Versehen in
Betreff der Bezeichnung "Waldemar des Sechsten" eingeschlichen. Derselbe hcißr
"Waldemar der Vierte". Die Sache ist deshalb von Interesse, weil die
Ordnungszahl dieses Königs, ob III. oder IV., einen Streitpunkt? zwischen den däni¬
schen und deutschen Historikern zu bilden Pflegt.




Mit Ur. 4O beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, im September 1861.
Die Verlagshandlung.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E, Elbert in Leipzig.

Anna von Sachsen-Coburg, die wegen Ehebruchs jahrelange Gefangenschaft erduldete,
das Leben der Mrs. Carlton, die unter dem Namen der „deutschen Prinzessin" sich
in London durch großartige Diebereien und abenteuerliche Ehcbündnisse zum Stadt¬
gespräch machte, das mit diesem Leben verwandte Treiben des falschen Baron
Münchhausen, der zu gleicher Zeit mit fünf Frauen verheirathet war, und den Pro¬
ceß der wegen Bigamie verurtheilten Herzogin von Kingston. Von den neuern Ge-
schichten beanspruchen die Ermordung des Wirths Koller, wegen des ungewöhnlich
energischen Charakters des Mörders (er tödtete sich im Gefängniß durch Hunger)
und die ausführliche Darstellung des Processes gegen den Wiener Handlungsdiener
Schmidt besonderes Interesse.

Zwei Demagogen im Dienst Friedrichs des Großen. Nach handschriftlichen
Quellen von Dr. Colmar Grünhagen. Breslau. 1861. Bei Joseph Max Co.

Ein interessanter Beitrag zur Geschichte der Erwerbung Schlesiens durch
Friedrich d. Gr. und der damaligen Zeitverhältnisse überhaupt. Der eine der De¬
magogen, deren Demos die in jener Periode noch in wesentlichen Beziehungen dem
Bürgerwcscn unsrer alten Reichsstädte gleichende Bürgerschaft Breslau's war, war
der Schuhmacher Döblin, der als Sprecher des Volks gegenüber dem Rath verhin¬
derte, daß die Stadt beim Einrücken der Preußen in Schlesien (1740) eine östreichische
Besatzung aufnahm; der andere der ehemalige Hofnarr des Vaters Friedrichs, Sa-
lomo Jakob Morgenstern, welcher sich in Breslau dadurch nützlich machte, daß er
einerseits als Beobachter der Bürger diente, andrerseits dieselben, die Anfangs kein
lebhaftes Interesse für die preußische Herrschaft empfanden, zur freiwilligen Unter¬
ordnung unter die neue Regierung bewegte.




Berichtigung.

In Nummer 36 der Grenzboten Seite 363 und 364 hat sich ein Versehen in
Betreff der Bezeichnung „Waldemar des Sechsten" eingeschlichen. Derselbe hcißr
„Waldemar der Vierte". Die Sache ist deshalb von Interesse, weil die
Ordnungszahl dieses Königs, ob III. oder IV., einen Streitpunkt? zwischen den däni¬
schen und deutschen Historikern zu bilden Pflegt.




Mit Ur. 4O beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬
ziehen ist.
Leipzig, im September 1861.
Die Verlagshandlung.




Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E, Elbert in Leipzig.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0490" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112460"/>
          <p xml:id="ID_1580" prev="#ID_1579"> Anna von Sachsen-Coburg, die wegen Ehebruchs jahrelange Gefangenschaft erduldete,<lb/>
das Leben der Mrs. Carlton, die unter dem Namen der &#x201E;deutschen Prinzessin" sich<lb/>
in London durch großartige Diebereien und abenteuerliche Ehcbündnisse zum Stadt¬<lb/>
gespräch machte, das mit diesem Leben verwandte Treiben des falschen Baron<lb/>
Münchhausen, der zu gleicher Zeit mit fünf Frauen verheirathet war, und den Pro¬<lb/>
ceß der wegen Bigamie verurtheilten Herzogin von Kingston. Von den neuern Ge-<lb/>
schichten beanspruchen die Ermordung des Wirths Koller, wegen des ungewöhnlich<lb/>
energischen Charakters des Mörders (er tödtete sich im Gefängniß durch Hunger)<lb/>
und die ausführliche Darstellung des Processes gegen den Wiener Handlungsdiener<lb/>
Schmidt besonderes Interesse.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1581"> Zwei Demagogen im Dienst Friedrichs des Großen. Nach handschriftlichen<lb/>
Quellen von Dr. Colmar Grünhagen. Breslau. 1861.  Bei Joseph Max Co.</p><lb/>
          <p xml:id="ID_1582"> Ein interessanter Beitrag zur Geschichte der Erwerbung Schlesiens durch<lb/>
Friedrich d. Gr. und der damaligen Zeitverhältnisse überhaupt. Der eine der De¬<lb/>
magogen, deren Demos die in jener Periode noch in wesentlichen Beziehungen dem<lb/>
Bürgerwcscn unsrer alten Reichsstädte gleichende Bürgerschaft Breslau's war, war<lb/>
der Schuhmacher Döblin, der als Sprecher des Volks gegenüber dem Rath verhin¬<lb/>
derte, daß die Stadt beim Einrücken der Preußen in Schlesien (1740) eine östreichische<lb/>
Besatzung aufnahm; der andere der ehemalige Hofnarr des Vaters Friedrichs, Sa-<lb/>
lomo Jakob Morgenstern, welcher sich in Breslau dadurch nützlich machte, daß er<lb/>
einerseits als Beobachter der Bürger diente, andrerseits dieselben, die Anfangs kein<lb/>
lebhaftes Interesse für die preußische Herrschaft empfanden, zur freiwilligen Unter¬<lb/>
ordnung unter die neue Regierung bewegte.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Berichtigung.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_1583"> In Nummer 36 der Grenzboten Seite 363 und 364 hat sich ein Versehen in<lb/>
Betreff der Bezeichnung &#x201E;Waldemar des Sechsten" eingeschlichen. Derselbe hcißr<lb/>
&#x201E;Waldemar der Vierte". Die Sache ist deshalb von Interesse, weil die<lb/>
Ordnungszahl dieses Königs, ob III. oder IV., einen Streitpunkt? zwischen den däni¬<lb/>
schen und deutschen Historikern zu bilden Pflegt.</p><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        </div>
        <div>
          <floatingText>
            <body>
              <div type="advertisement">
                <p> Mit Ur. 4O beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal,<lb/>
welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬<lb/>
ziehen ist.<lb/>
Leipzig, im September 1861.<lb/>
Die Verlagshandlung.</p>
              </div>
            </body>
          </floatingText>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
        <note type="byline"> Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.<lb/>
Verlag von F. L. Herbig. &#x2014; Druck von C. E, Elbert in Leipzig.</note><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0490] Anna von Sachsen-Coburg, die wegen Ehebruchs jahrelange Gefangenschaft erduldete, das Leben der Mrs. Carlton, die unter dem Namen der „deutschen Prinzessin" sich in London durch großartige Diebereien und abenteuerliche Ehcbündnisse zum Stadt¬ gespräch machte, das mit diesem Leben verwandte Treiben des falschen Baron Münchhausen, der zu gleicher Zeit mit fünf Frauen verheirathet war, und den Pro¬ ceß der wegen Bigamie verurtheilten Herzogin von Kingston. Von den neuern Ge- schichten beanspruchen die Ermordung des Wirths Koller, wegen des ungewöhnlich energischen Charakters des Mörders (er tödtete sich im Gefängniß durch Hunger) und die ausführliche Darstellung des Processes gegen den Wiener Handlungsdiener Schmidt besonderes Interesse. Zwei Demagogen im Dienst Friedrichs des Großen. Nach handschriftlichen Quellen von Dr. Colmar Grünhagen. Breslau. 1861. Bei Joseph Max Co. Ein interessanter Beitrag zur Geschichte der Erwerbung Schlesiens durch Friedrich d. Gr. und der damaligen Zeitverhältnisse überhaupt. Der eine der De¬ magogen, deren Demos die in jener Periode noch in wesentlichen Beziehungen dem Bürgerwcscn unsrer alten Reichsstädte gleichende Bürgerschaft Breslau's war, war der Schuhmacher Döblin, der als Sprecher des Volks gegenüber dem Rath verhin¬ derte, daß die Stadt beim Einrücken der Preußen in Schlesien (1740) eine östreichische Besatzung aufnahm; der andere der ehemalige Hofnarr des Vaters Friedrichs, Sa- lomo Jakob Morgenstern, welcher sich in Breslau dadurch nützlich machte, daß er einerseits als Beobachter der Bürger diente, andrerseits dieselben, die Anfangs kein lebhaftes Interesse für die preußische Herrschaft empfanden, zur freiwilligen Unter¬ ordnung unter die neue Regierung bewegte. Berichtigung. In Nummer 36 der Grenzboten Seite 363 und 364 hat sich ein Versehen in Betreff der Bezeichnung „Waldemar des Sechsten" eingeschlichen. Derselbe hcißr „Waldemar der Vierte". Die Sache ist deshalb von Interesse, weil die Ordnungszahl dieses Königs, ob III. oder IV., einen Streitpunkt? zwischen den däni¬ schen und deutschen Historikern zu bilden Pflegt. Mit Ur. 4O beginnt diese Zeitschrift ein neues Quartal, welches durch alle Buchhandlungen und Postämter zu be¬ ziehen ist. Leipzig, im September 1861. Die Verlagshandlung. Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E, Elbert in Leipzig.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/490
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/490>, abgerufen am 13.11.2024.