Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.Eine verhältnißmäßig vielleicht noch ärgere Korruption als bei der Land¬ Das Größte indeß geschieht auf den Schiffswerften und bei der Aus¬ Der General Wimpfen, ein im Seewesen gänzlich unerfahrener Mann. ") Ein im gleichen Range stehender General erhält nach 2Sjährigcr Dienstzeit nicht
mal diesen Ruhegehalt! , Eine verhältnißmäßig vielleicht noch ärgere Korruption als bei der Land¬ Das Größte indeß geschieht auf den Schiffswerften und bei der Aus¬ Der General Wimpfen, ein im Seewesen gänzlich unerfahrener Mann. ") Ein im gleichen Range stehender General erhält nach 2Sjährigcr Dienstzeit nicht
mal diesen Ruhegehalt! , <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0424" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112394"/> <p xml:id="ID_1378"> Eine verhältnißmäßig vielleicht noch ärgere Korruption als bei der Land¬<lb/> armee fand sich bis vor Kurzem bei der Administration der östreichischen<lb/> Marine vor. Hier bestehen ebenfalls eine Verpflegungsbranche und eine<lb/> Zeugartillerie, deren Bedeutung jedoch von jener des Marine-Jngenieurcoips<lb/> (der Schiffsbaumeister) weit überragt wird. Die Verpflegungsbranche hat<lb/> fast nur für die Verproviantirung der Schiffe zu sorgen, da die am Lande<lb/> befindlichen Marinetruppen gewöhnlich von den Vcrpflegungsämtern der Land-<lb/> truppen mit Lebensmitteln versehen werden. Man findet da, nur in gerin¬<lb/> gerer Ausdehnung, dieselben Gebrechen, wie bei der Verpflegungsbranche der<lb/> Armee, und man bat auch daselbst schon begonnen, das Pacht- und Lieferungs¬<lb/> wesen einzuführen. Bedeutender wegen ihrer größeren und sich noch stets<lb/> vermehrenden Wirkungssphäre ist die Marine-Zeugartillerie, deren Thätigkeit<lb/> in den Arsenälen nur leichthin, auf den Schiffen aber fast gar nicht contro-<lb/> lirt wird.</p><lb/> <p xml:id="ID_1379"> Das Größte indeß geschieht auf den Schiffswerften und bei der Aus¬<lb/> rüstung der Schiffe, und es ist dem hierbei beschäftigten Personal durch die<lb/> fortwährende Vergrößerung der östreichischen Marine die erwünschteste Gelegen¬<lb/> heit zur Bereicherung gegeben. Und wie die von dem untergeordneten Personale<lb/> und den Civilarbeitern mit der merkwürdigsten Keckheit ausgeführten Diebstähle<lb/> und Verschleppungen ungeachtet der strengsten Maßregeln des Erzherzogs Maxi¬<lb/> milian noch immer nicht ausgerottet worden sind, so wiederholen sich auch die in<lb/> den höhern Kreisen eingebürgerten größeren und kleineren Unterschleife, wenn auch<lb/> nicht in solchem Grade, wie zu den Zeiten Dahlerups oder Wimpfens. Ersterer,<lb/> ein Däne durch Geburt und Gesinnung, jedoch in seinem Vaterlande keineswegs<lb/> für einen Stern erster Größe geltend, wurde zur Leitung der Marine eines<lb/> „deutschen" Staates berufen, nach kaum anderthalbjähriger Dienstzeit entlassen<lb/> und ist jetzt abermals aus Kopenhagen nach Wien berufen worden! Diesem<lb/> Herrn war contractmäßig eine Pension von 4000 Gulden*) zugesichert worden,<lb/> welche ihm denn auch seither ausgezahlt werden mußte. Die Ursachen, warum<lb/> er damals so schnell wieder entfernt wurde, suchte man zwar möglichst zu ver¬<lb/> heimlichen; doch kamen bald die Vorgänge bei dem Ankaufe der Villa Necker<lb/> in Triest und bei dem Abschlüsse des Baucontractes für eine Dampffregatte,<lb/> wobei der Staat um mehr als 100,000 Gulden benachtheiligt wurde, zur<lb/> Kenntniß des Publicums. Wenn auch der Admiral keinen Theil an diesen<lb/> Untcrschleifen hatte, so gestattete wenigstens seine Lauheit seinen Untergebenen<lb/> in dieser Beziehung volle Freiheit.</p><lb/> <p xml:id="ID_1380" next="#ID_1381"> Der General Wimpfen, ein im Seewesen gänzlich unerfahrener Mann.</p><lb/> <note xml:id="FID_69" place="foot"> ") Ein im gleichen Range stehender General erhält nach 2Sjährigcr Dienstzeit nicht<lb/> mal diesen Ruhegehalt! ,</note><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0424]
Eine verhältnißmäßig vielleicht noch ärgere Korruption als bei der Land¬
armee fand sich bis vor Kurzem bei der Administration der östreichischen
Marine vor. Hier bestehen ebenfalls eine Verpflegungsbranche und eine
Zeugartillerie, deren Bedeutung jedoch von jener des Marine-Jngenieurcoips
(der Schiffsbaumeister) weit überragt wird. Die Verpflegungsbranche hat
fast nur für die Verproviantirung der Schiffe zu sorgen, da die am Lande
befindlichen Marinetruppen gewöhnlich von den Vcrpflegungsämtern der Land-
truppen mit Lebensmitteln versehen werden. Man findet da, nur in gerin¬
gerer Ausdehnung, dieselben Gebrechen, wie bei der Verpflegungsbranche der
Armee, und man bat auch daselbst schon begonnen, das Pacht- und Lieferungs¬
wesen einzuführen. Bedeutender wegen ihrer größeren und sich noch stets
vermehrenden Wirkungssphäre ist die Marine-Zeugartillerie, deren Thätigkeit
in den Arsenälen nur leichthin, auf den Schiffen aber fast gar nicht contro-
lirt wird.
Das Größte indeß geschieht auf den Schiffswerften und bei der Aus¬
rüstung der Schiffe, und es ist dem hierbei beschäftigten Personal durch die
fortwährende Vergrößerung der östreichischen Marine die erwünschteste Gelegen¬
heit zur Bereicherung gegeben. Und wie die von dem untergeordneten Personale
und den Civilarbeitern mit der merkwürdigsten Keckheit ausgeführten Diebstähle
und Verschleppungen ungeachtet der strengsten Maßregeln des Erzherzogs Maxi¬
milian noch immer nicht ausgerottet worden sind, so wiederholen sich auch die in
den höhern Kreisen eingebürgerten größeren und kleineren Unterschleife, wenn auch
nicht in solchem Grade, wie zu den Zeiten Dahlerups oder Wimpfens. Ersterer,
ein Däne durch Geburt und Gesinnung, jedoch in seinem Vaterlande keineswegs
für einen Stern erster Größe geltend, wurde zur Leitung der Marine eines
„deutschen" Staates berufen, nach kaum anderthalbjähriger Dienstzeit entlassen
und ist jetzt abermals aus Kopenhagen nach Wien berufen worden! Diesem
Herrn war contractmäßig eine Pension von 4000 Gulden*) zugesichert worden,
welche ihm denn auch seither ausgezahlt werden mußte. Die Ursachen, warum
er damals so schnell wieder entfernt wurde, suchte man zwar möglichst zu ver¬
heimlichen; doch kamen bald die Vorgänge bei dem Ankaufe der Villa Necker
in Triest und bei dem Abschlüsse des Baucontractes für eine Dampffregatte,
wobei der Staat um mehr als 100,000 Gulden benachtheiligt wurde, zur
Kenntniß des Publicums. Wenn auch der Admiral keinen Theil an diesen
Untcrschleifen hatte, so gestattete wenigstens seine Lauheit seinen Untergebenen
in dieser Beziehung volle Freiheit.
Der General Wimpfen, ein im Seewesen gänzlich unerfahrener Mann.
") Ein im gleichen Range stehender General erhält nach 2Sjährigcr Dienstzeit nicht
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