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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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über sie zu führen hatte. Auf den Inhalt jener Rede aber werden wir unten
zurückkommen müssen.

Das Sommersemester hindurch scheint Fritz im unangefochtenen Besitz der
höchsten Autorität unter den Greifswalder Musensöhnen geblieben zu sein.
Allein zum Winter trat ihm ein Nebenbuhler auf in der Person des von
Rostock entwichenen Studiosus Mühlenbruch, desselben, der später als Paudet-
tenlehrer die Zierde mehrerer deutschen Universitäten gewesen ist; dieser hatte sich
damals mit seinem Freunde Parthenius nach Greifswald gewendet, um todt
die in Rostock unterbrochenen Studien fortzusetzen. Sofort machte sich Fntz
an Mühleubruch, um ihn auf seine Seite zu ziehen und ihn sich unterhält zu
machen, allein dieser behauptete seine Selbständigkeit. "Er wagte es, wie er
sich selbst in einem Briefe an den Slud. Marggraf darüber ausspricht, dem
Orakel der Universität, Herrn Fritz, nicht in Allem Recht zu geben, was er
zu geruhen behauptete." Nach mehreren heftigen Disputen kam es zwischen
beiden zu einem förmlichen Bruch, und Mühlenbruch stellte sich nun an o>e
Spitze einer kleinen Partei, Fritzen gegenüber. Als die Fritzianer am 6. No¬
vember ihren feierlichen Fuchscommcrsch hielten, wurden die Mühienbruchiamr
nicht allein davon ausgeschlossen, sondern in der Nacht auch ihnen P^reals
gebracht, ja einem von der Partei die Fenster eingeschlagen. Als es am fol¬
genden Tage über diesen Vorfall zu Erörterungen kam und der Slud. Hahn
(ein Fuchs) Fritzen namentlich wegen der ausgeblachten Pereats Vorhaltungen
machte, erwiderte dieser: "wenn er (Fritz) sich über etwas aufhalte, was Hab",
thäte, so müsse dieser es mit Dank annehmen; wenn dagegen Hahn sich über
etwas aufhielte, was er (Fritz) thäte, so würde er ihm ein paar Ohrfeige"
geben," und nachdem er Hahn noch mit einer großen Fluth von Beleidigungen
überschüttet, schloß er mit der Erklärung: er würde Hahn gern ein paarOh^
feigen geben, wenn er sich nicht zu gut dazu hielte, und wenn er Handschuhe
anhatte, weil er sich sonst zu beschmutzen besorge.*) Damit entfernte er sich-
Hahn aber, wahrscheinlich von Mühlenbruch angestiftet, geht ihm nach, trifft
ihn beim schwedischen Koch und verabreicht ihm ein paar Ohrseigen; Fritz aber
wirft den Angreifer zu Boden und prügelt ehr mit einem Ziegenhcuner derb
durch, ja darau noch nicht genug, überfällt er ihn Abends noch Mit der
peitsche. Nun trug Mühlenbruch am folgenden Morgen in einem Briefe an
den Slud. Marggraf auf Fritzens Verrufs - Erklärung an. Als aber Müh¬
lenbruch mit einigen seiner Anhänger bei Moritz Arndt ins Colleg trat, wurden
sie von der Gegenpartei mit Trommeln empfangen, zum Zeichen, daß sie be°
reits von ihnen in Verruf gethan wären.

Fritz setzte nun Alles daran, um Mühlenbruch von Greifswald zu e"t-



') "Uebrigens, fügt Mühlenbruch in seiner Relation hinzu, ist dies doch wol gerade um¬
gekehrt, da Fritz wol ausgemacht der erste SchmutMchel auf der Akademie ist."

über sie zu führen hatte. Auf den Inhalt jener Rede aber werden wir unten
zurückkommen müssen.

Das Sommersemester hindurch scheint Fritz im unangefochtenen Besitz der
höchsten Autorität unter den Greifswalder Musensöhnen geblieben zu sein.
Allein zum Winter trat ihm ein Nebenbuhler auf in der Person des von
Rostock entwichenen Studiosus Mühlenbruch, desselben, der später als Paudet-
tenlehrer die Zierde mehrerer deutschen Universitäten gewesen ist; dieser hatte sich
damals mit seinem Freunde Parthenius nach Greifswald gewendet, um todt
die in Rostock unterbrochenen Studien fortzusetzen. Sofort machte sich Fntz
an Mühleubruch, um ihn auf seine Seite zu ziehen und ihn sich unterhält zu
machen, allein dieser behauptete seine Selbständigkeit. „Er wagte es, wie er
sich selbst in einem Briefe an den Slud. Marggraf darüber ausspricht, dem
Orakel der Universität, Herrn Fritz, nicht in Allem Recht zu geben, was er
zu geruhen behauptete." Nach mehreren heftigen Disputen kam es zwischen
beiden zu einem förmlichen Bruch, und Mühlenbruch stellte sich nun an o>e
Spitze einer kleinen Partei, Fritzen gegenüber. Als die Fritzianer am 6. No¬
vember ihren feierlichen Fuchscommcrsch hielten, wurden die Mühienbruchiamr
nicht allein davon ausgeschlossen, sondern in der Nacht auch ihnen P^reals
gebracht, ja einem von der Partei die Fenster eingeschlagen. Als es am fol¬
genden Tage über diesen Vorfall zu Erörterungen kam und der Slud. Hahn
(ein Fuchs) Fritzen namentlich wegen der ausgeblachten Pereats Vorhaltungen
machte, erwiderte dieser: „wenn er (Fritz) sich über etwas aufhalte, was Hab»,
thäte, so müsse dieser es mit Dank annehmen; wenn dagegen Hahn sich über
etwas aufhielte, was er (Fritz) thäte, so würde er ihm ein paar Ohrfeige»
geben," und nachdem er Hahn noch mit einer großen Fluth von Beleidigungen
überschüttet, schloß er mit der Erklärung: er würde Hahn gern ein paarOh^
feigen geben, wenn er sich nicht zu gut dazu hielte, und wenn er Handschuhe
anhatte, weil er sich sonst zu beschmutzen besorge.*) Damit entfernte er sich-
Hahn aber, wahrscheinlich von Mühlenbruch angestiftet, geht ihm nach, trifft
ihn beim schwedischen Koch und verabreicht ihm ein paar Ohrseigen; Fritz aber
wirft den Angreifer zu Boden und prügelt ehr mit einem Ziegenhcuner derb
durch, ja darau noch nicht genug, überfällt er ihn Abends noch Mit der
peitsche. Nun trug Mühlenbruch am folgenden Morgen in einem Briefe an
den Slud. Marggraf auf Fritzens Verrufs - Erklärung an. Als aber Müh¬
lenbruch mit einigen seiner Anhänger bei Moritz Arndt ins Colleg trat, wurden
sie von der Gegenpartei mit Trommeln empfangen, zum Zeichen, daß sie be°
reits von ihnen in Verruf gethan wären.

Fritz setzte nun Alles daran, um Mühlenbruch von Greifswald zu e»t-



') „Uebrigens, fügt Mühlenbruch in seiner Relation hinzu, ist dies doch wol gerade um¬
gekehrt, da Fritz wol ausgemacht der erste SchmutMchel auf der Akademie ist."
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/396>, abgerufen am 23.12.2024.