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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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C. F. Bungener.
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Hu ssrmou sous I^ouis XIV. 4. Aufl. 1353. -- Irois sermons sous I.ouis XV.
3 Bde. 3. Aufl. 1854. -- Voltaire et sou tsinxs. 2 Bde. 2. Abzug. 1351. --
Julien on 1". An ä'nit Mois. 4 Bde. 1854

Es ist wol an der Zeit und am Ort. auf eine der bedeutendsten Er¬
scheinungen der neuern französischen Literatur auch in diesen Blattern einmal
ausführlicher und im Zusammenhang einzugehen, auf die hauptsächlichsten
Schriften C. F. Bungener's.

Bungener ist, so viel ich weiß, reformuter Prediger in Genf und genießt
auch auf diesem Feld eines weitverbreiteten Rufs. Auch in seinen Schriften
prägt sich seine religiöse Ueberzeugung sowol in der Wahl der Stoffe, als
in der ganzen Geschichtsanschauung und in der Beurtheilung des Einzelnen
auf's Entschiedenste aus. Diese bestimmt ausgesprochene religiöse und sittliche
Richtung, die sich bei Bungener mit umfassendster Bildung und daraus her¬
vorgehender höchster Freiheit und Universalität des Urtheils zu schöner Har¬
monie vereinigt, bildet die Basis der Vorzüge, welche seine Schriften so an¬
ziehend als lehrreich machen.

Vorzugsweise das achtzehnte Jahrhundert ist es, welches Bungener mit
seinen Büchern zu illustriren unternommen hat, das achtzehnte Jahrhundert,
wie es in Frankreich in Religion, Politik, Literatur und socialem Leben sich
gestaltet hat. Und diese Darstellungen sind ihm denn in einem Grad gelungen,
daß er seine Leser im eigentlichen Sinne des Worts fessrlt, indem er sie be¬
lehrt, so daß es immer einer besondern Anstrengung bedarf, sich auf kurze Zeit
von seinen Büchern loszureißen.

Und die Mittel, wodurch er dies erreicht? Ich nannte schon die Bestimmt¬
heit und Sicherheit der Weltanschauung, die ausgebreitete Bildung, die schö^
Humanität und Freiheit des Urtheils. Dazu kommen nun aber zunächst ein¬
gehende Detailstudien, die ihm eine Masse des interessantesten und passendsten
Stoffs zugeführt haben.

Dazu kommt zweitens eine künstlerische Gewandtheit der Darstellung,
um die mancher Dichter alle Ursache hat ihn ernstlich zu beneiden. Ich !v>^
nicht behaupten, daß die Nomanform, in welche er theilweise seine historischen
Darstellungen gekleidet hat. ganz regelrecht durchgeführt sei. Aber die Dar¬
stellung des Einzelnen, die Gruppirung, die dramatische Jnscenesetzung
historischen Personen und Facta ist so spannend, so effectreich und dabei wird
doch der dramatischen Wirkung so durchaus nichts von der Wahrheit und Ge-


C. F. Bungener.
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Hu ssrmou sous I^ouis XIV. 4. Aufl. 1353. — Irois sermons sous I.ouis XV.
3 Bde. 3. Aufl. 1854. — Voltaire et sou tsinxs. 2 Bde. 2. Abzug. 1351. —
Julien on 1». An ä'nit Mois. 4 Bde. 1854

Es ist wol an der Zeit und am Ort. auf eine der bedeutendsten Er¬
scheinungen der neuern französischen Literatur auch in diesen Blattern einmal
ausführlicher und im Zusammenhang einzugehen, auf die hauptsächlichsten
Schriften C. F. Bungener's.

Bungener ist, so viel ich weiß, reformuter Prediger in Genf und genießt
auch auf diesem Feld eines weitverbreiteten Rufs. Auch in seinen Schriften
prägt sich seine religiöse Ueberzeugung sowol in der Wahl der Stoffe, als
in der ganzen Geschichtsanschauung und in der Beurtheilung des Einzelnen
auf's Entschiedenste aus. Diese bestimmt ausgesprochene religiöse und sittliche
Richtung, die sich bei Bungener mit umfassendster Bildung und daraus her¬
vorgehender höchster Freiheit und Universalität des Urtheils zu schöner Har¬
monie vereinigt, bildet die Basis der Vorzüge, welche seine Schriften so an¬
ziehend als lehrreich machen.

Vorzugsweise das achtzehnte Jahrhundert ist es, welches Bungener mit
seinen Büchern zu illustriren unternommen hat, das achtzehnte Jahrhundert,
wie es in Frankreich in Religion, Politik, Literatur und socialem Leben sich
gestaltet hat. Und diese Darstellungen sind ihm denn in einem Grad gelungen,
daß er seine Leser im eigentlichen Sinne des Worts fessrlt, indem er sie be¬
lehrt, so daß es immer einer besondern Anstrengung bedarf, sich auf kurze Zeit
von seinen Büchern loszureißen.

Und die Mittel, wodurch er dies erreicht? Ich nannte schon die Bestimmt¬
heit und Sicherheit der Weltanschauung, die ausgebreitete Bildung, die schö^
Humanität und Freiheit des Urtheils. Dazu kommen nun aber zunächst ein¬
gehende Detailstudien, die ihm eine Masse des interessantesten und passendsten
Stoffs zugeführt haben.

Dazu kommt zweitens eine künstlerische Gewandtheit der Darstellung,
um die mancher Dichter alle Ursache hat ihn ernstlich zu beneiden. Ich !v>^
nicht behaupten, daß die Nomanform, in welche er theilweise seine historischen
Darstellungen gekleidet hat. ganz regelrecht durchgeführt sei. Aber die Dar¬
stellung des Einzelnen, die Gruppirung, die dramatische Jnscenesetzung
historischen Personen und Facta ist so spannend, so effectreich und dabei wird
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[0358] C. F. Bungener. 6ni.!(w»<'omni,.,sin!u^uf-k?t>!>n>'»tier/se»K«in.s)" Hu ssrmou sous I^ouis XIV. 4. Aufl. 1353. — Irois sermons sous I.ouis XV. 3 Bde. 3. Aufl. 1854. — Voltaire et sou tsinxs. 2 Bde. 2. Abzug. 1351. — Julien on 1». An ä'nit Mois. 4 Bde. 1854 Es ist wol an der Zeit und am Ort. auf eine der bedeutendsten Er¬ scheinungen der neuern französischen Literatur auch in diesen Blattern einmal ausführlicher und im Zusammenhang einzugehen, auf die hauptsächlichsten Schriften C. F. Bungener's. Bungener ist, so viel ich weiß, reformuter Prediger in Genf und genießt auch auf diesem Feld eines weitverbreiteten Rufs. Auch in seinen Schriften prägt sich seine religiöse Ueberzeugung sowol in der Wahl der Stoffe, als in der ganzen Geschichtsanschauung und in der Beurtheilung des Einzelnen auf's Entschiedenste aus. Diese bestimmt ausgesprochene religiöse und sittliche Richtung, die sich bei Bungener mit umfassendster Bildung und daraus her¬ vorgehender höchster Freiheit und Universalität des Urtheils zu schöner Har¬ monie vereinigt, bildet die Basis der Vorzüge, welche seine Schriften so an¬ ziehend als lehrreich machen. Vorzugsweise das achtzehnte Jahrhundert ist es, welches Bungener mit seinen Büchern zu illustriren unternommen hat, das achtzehnte Jahrhundert, wie es in Frankreich in Religion, Politik, Literatur und socialem Leben sich gestaltet hat. Und diese Darstellungen sind ihm denn in einem Grad gelungen, daß er seine Leser im eigentlichen Sinne des Worts fessrlt, indem er sie be¬ lehrt, so daß es immer einer besondern Anstrengung bedarf, sich auf kurze Zeit von seinen Büchern loszureißen. Und die Mittel, wodurch er dies erreicht? Ich nannte schon die Bestimmt¬ heit und Sicherheit der Weltanschauung, die ausgebreitete Bildung, die schö^ Humanität und Freiheit des Urtheils. Dazu kommen nun aber zunächst ein¬ gehende Detailstudien, die ihm eine Masse des interessantesten und passendsten Stoffs zugeführt haben. Dazu kommt zweitens eine künstlerische Gewandtheit der Darstellung, um die mancher Dichter alle Ursache hat ihn ernstlich zu beneiden. Ich !v>^ nicht behaupten, daß die Nomanform, in welche er theilweise seine historischen Darstellungen gekleidet hat. ganz regelrecht durchgeführt sei. Aber die Dar¬ stellung des Einzelnen, die Gruppirung, die dramatische Jnscenesetzung historischen Personen und Facta ist so spannend, so effectreich und dabei wird doch der dramatischen Wirkung so durchaus nichts von der Wahrheit und Ge-

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/358>, abgerufen am 13.11.2024.