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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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wie Tschuscm. "das chinesische Marseille/' und es sei den englischen Kaufleuten
nur darum zu thun gewesen, die Tschusangruppe wegen ihrer trefflichen Lage
für den Schmuggel zu behaupten. Höchst interessant sind auch die Werthver-
Hältnisse zwischen Gold, Silber") und Kupfer in Japan (p. 313 f.); indem das
Gold dort nur den SV-fachen Werth des Silbers, das Kupfer aber nur den
zehnten Theil seines europäischen Werthes hat. so daß man die Ausfuhr deS
Kupfergeldes verbieten mußte.

Die Verträge von Tientsin und die Conventionen von Schanghai und
Peking sind gemäß einem Befehl der Alliirten im ganzen chinesischen Reiche
veröffentlicht worden. Diese Veröffentlichung erklärt der Verfasser für das
Ende oder den Anfang eines Zeitabschnitts in der Geschichte von China
(?. 441 f.); und zwar erscheinen die Aussichten ihm trostlos sür China und sehr
bedenklich sür Japan. Er bezweifelt ob die Culturstaaten unserer erleuchteten
Tage ihre Pflicht erfüllen würden, ob sie die jetzt mit allen Winden herbei-
getriebenen landgierigen Kundschafter, die gewinnsüchtigen Krämer und bekeh-
rungslustigen Sendboten innerhalb der vertragsmäßigen menschlichen Schranken
würden bannen können und wollen. Insbesondere von den Missionären ver-
spricht er sich nicht allzuviel. Schon im 17. Jahrhundert klagte ein japani-
Icher Patriot, Jesuiten und Andere hätten Beichte und Sündenvergebung ein¬
geführt und Gold und Silber ausgeführt (p. 187). Auch heute noch, meint
Neumann p. 327. werde rein menschlicher Sinn, ein vorurtheilsfreier Blick
Erkenntniß heidnischer Völker und der Ungläubigen unter den eigenen Lands¬
leuten bei den Missionären nur höchst selten gefunden.**)

Das ist es schließlich, was den Grundton. aus dem das ganze Buch ge¬
schrieben ist. zu einem gedämpften, fast traurigen macht. Man kann nicht
herzhaft und von ganzer Seele Partei nehmen, weder hüben noch drüben: "der
Widerspruch der Vorschriften des Christenthums mit den Handlungen der
Christen, der Gegensatz unserer menschenfreundlichen Civilisation mit dem Be¬
nehmen der civilisirten Menschen, die Unvereinbarkeit der Staatsmoral des
Korigtse mit dem wirklichen Chinesenthum. in einem Wort die Widerspiele der
^hre und des Lebens, im Westen gleichwie im Osten, erscheinen bei den Ver-
Handlungen in Tientsin in so Hellem, in so niederschlagenden Lichte, wie kaum
"gendwo zu den Zeiten der Vergangenheit" (p. 309). "Wahr, die Alliirten
s^d gegen China willkürlich verfahren, sie haben gegen die Chinesen viele
Greuel"*) verübt: ist es aber möglich gegen solche Wahnwitzige anders





.. ") UnglauWch^oßl'Münzprägurigen in Japan -ins einheimischen Gold und Silber in
loseren Zeiten, p. 187.
"
^ ) Seinem Freunde Robert Morrison hat er in der ersten Beilage S. 463--489 ein schöne"
^nkrnal gesetzt.
Wir schweigen von dem, was Einzelne gethan, auch von dem schändlichen Benehmen
°N Franzosen in Schanghai, als die Alliirten diese Stadt gegen die Taipings vertheidigten
43*

wie Tschuscm. „das chinesische Marseille/' und es sei den englischen Kaufleuten
nur darum zu thun gewesen, die Tschusangruppe wegen ihrer trefflichen Lage
für den Schmuggel zu behaupten. Höchst interessant sind auch die Werthver-
Hältnisse zwischen Gold, Silber") und Kupfer in Japan (p. 313 f.); indem das
Gold dort nur den SV-fachen Werth des Silbers, das Kupfer aber nur den
zehnten Theil seines europäischen Werthes hat. so daß man die Ausfuhr deS
Kupfergeldes verbieten mußte.

Die Verträge von Tientsin und die Conventionen von Schanghai und
Peking sind gemäß einem Befehl der Alliirten im ganzen chinesischen Reiche
veröffentlicht worden. Diese Veröffentlichung erklärt der Verfasser für das
Ende oder den Anfang eines Zeitabschnitts in der Geschichte von China
(?. 441 f.); und zwar erscheinen die Aussichten ihm trostlos sür China und sehr
bedenklich sür Japan. Er bezweifelt ob die Culturstaaten unserer erleuchteten
Tage ihre Pflicht erfüllen würden, ob sie die jetzt mit allen Winden herbei-
getriebenen landgierigen Kundschafter, die gewinnsüchtigen Krämer und bekeh-
rungslustigen Sendboten innerhalb der vertragsmäßigen menschlichen Schranken
würden bannen können und wollen. Insbesondere von den Missionären ver-
spricht er sich nicht allzuviel. Schon im 17. Jahrhundert klagte ein japani-
Icher Patriot, Jesuiten und Andere hätten Beichte und Sündenvergebung ein¬
geführt und Gold und Silber ausgeführt (p. 187). Auch heute noch, meint
Neumann p. 327. werde rein menschlicher Sinn, ein vorurtheilsfreier Blick
Erkenntniß heidnischer Völker und der Ungläubigen unter den eigenen Lands¬
leuten bei den Missionären nur höchst selten gefunden.**)

Das ist es schließlich, was den Grundton. aus dem das ganze Buch ge¬
schrieben ist. zu einem gedämpften, fast traurigen macht. Man kann nicht
herzhaft und von ganzer Seele Partei nehmen, weder hüben noch drüben: „der
Widerspruch der Vorschriften des Christenthums mit den Handlungen der
Christen, der Gegensatz unserer menschenfreundlichen Civilisation mit dem Be¬
nehmen der civilisirten Menschen, die Unvereinbarkeit der Staatsmoral des
Korigtse mit dem wirklichen Chinesenthum. in einem Wort die Widerspiele der
^hre und des Lebens, im Westen gleichwie im Osten, erscheinen bei den Ver-
Handlungen in Tientsin in so Hellem, in so niederschlagenden Lichte, wie kaum
"gendwo zu den Zeiten der Vergangenheit" (p. 309). „Wahr, die Alliirten
s^d gegen China willkürlich verfahren, sie haben gegen die Chinesen viele
Greuel"*) verübt: ist es aber möglich gegen solche Wahnwitzige anders





.. ") UnglauWch^oßl'Münzprägurigen in Japan -ins einheimischen Gold und Silber in
loseren Zeiten, p. 187.
"
^ ) Seinem Freunde Robert Morrison hat er in der ersten Beilage S. 463—489 ein schöne«
^nkrnal gesetzt.
Wir schweigen von dem, was Einzelne gethan, auch von dem schändlichen Benehmen
°N Franzosen in Schanghai, als die Alliirten diese Stadt gegen die Taipings vertheidigten
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/349>, abgerufen am 23.12.2024.