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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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einem der leeren Häuser decorirt worden, wozu man die Flaggen der verschiedenen
Consularagenten ausgesehen hatte. Ein Dutzend Talglichte beleuchteten den Schau-
Platz, Das erste Stück war Shakspeare's Othello, der Regisseur appellirte an die
Einbildungskraft der Zuhörer wegen einiger fehlenden Kleinigkeiten, wohin gänzlicher
Mangel an Scenerie und Costümen gehörte. Der Mohr wurde von einem blonden
Uankce mit einem rothen Bart gespielt, und das stark gekürzte Trauerspiel wurde
zur vollständigen Farce. Die darauf folgende Localpvsse oder das Lustspiel der
Situation brachte aber den umgekehrten Effect hervor und imponirte den Zuschauern
als Sittenspiegel ganz außerordentlich. Es war ein Gclegcnheitsstück aus ihrem
Lagcrlcocn. Ein spanischer Don bildete den Gegensatz zu einem die Welt beglücken¬
den Flibustiercapitän; die dicken Wahrheiten mundeten den Leuten wenig. Unter
andern ließ in einer Scene cjn Commandant seine Truppe" die Revue Passiren, die
aus einem Pfeifer und fünf Mann bestanden. Der Commandant hielt einen Mo¬
nolog, in welchem er feine Verzweiflung ausdrückt, daß alle seine Leute Gentlemen
seien und daher nicht als Gemeine dienen wollen, daß sie lieber Grog trinken als
Schildwache stehen, und daß die ganze Compagnie nicht so viel Leinen habe, um,
ein Hemd zu flicken. Wenn man auf die Zuschauer sah, so fand man diefen letz¬
ten Theil des Monologs auf gar manche andere Compagnie anwendbar.




Literatur.
Reise durch die La Plata-Staaten mit besonderer Rücksicht auf die physische
Beschaffenheit und den Kulturzustand der Argentinischen Republik. Von Dr. Her'
manu Burmeister, Professor. Erster Band. Halle. Verlag von H.W.Schmidt. 1861.

Das Werk hat einen doppelten Werth: einmal ist es von einem Gelehrten
geschrieben, der für seine Wissenschaft sammelt, aber zugleich ein offenes Auge für
alle außerhab dieses Kreises liegenden Dinge hat. und der sich in den von ihm ge¬
schilderten Gegenden fast vier Jahre aufgehalten hat, sodann aber werden die argen¬
tinischen Länder in Kurzem durch den Bürgerkrieg, der sich dort vorbereitet, wieder
die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die gelehrten Ergebnisse seiner For¬
schungen wird der Verfasser in späteren Werken dem Publicum vorlegen. Hier 'se
es ihm mehr darum zu thun, eine allgemeine Schilderung des von ihm bereisten
Landes zu geben, und die Resultate seiner wissenschaftlichen Beschäftigungen werde"
daher nur in einzelnen Capiteln ausführlicher behandelt. Die Reise führte den Ver¬
fasser zunächst nach Rio Janeiro und von da nach Montevideo, welches uns ausführlich


einem der leeren Häuser decorirt worden, wozu man die Flaggen der verschiedenen
Consularagenten ausgesehen hatte. Ein Dutzend Talglichte beleuchteten den Schau-
Platz, Das erste Stück war Shakspeare's Othello, der Regisseur appellirte an die
Einbildungskraft der Zuhörer wegen einiger fehlenden Kleinigkeiten, wohin gänzlicher
Mangel an Scenerie und Costümen gehörte. Der Mohr wurde von einem blonden
Uankce mit einem rothen Bart gespielt, und das stark gekürzte Trauerspiel wurde
zur vollständigen Farce. Die darauf folgende Localpvsse oder das Lustspiel der
Situation brachte aber den umgekehrten Effect hervor und imponirte den Zuschauern
als Sittenspiegel ganz außerordentlich. Es war ein Gclegcnheitsstück aus ihrem
Lagcrlcocn. Ein spanischer Don bildete den Gegensatz zu einem die Welt beglücken¬
den Flibustiercapitän; die dicken Wahrheiten mundeten den Leuten wenig. Unter
andern ließ in einer Scene cjn Commandant seine Truppe« die Revue Passiren, die
aus einem Pfeifer und fünf Mann bestanden. Der Commandant hielt einen Mo¬
nolog, in welchem er feine Verzweiflung ausdrückt, daß alle seine Leute Gentlemen
seien und daher nicht als Gemeine dienen wollen, daß sie lieber Grog trinken als
Schildwache stehen, und daß die ganze Compagnie nicht so viel Leinen habe, um,
ein Hemd zu flicken. Wenn man auf die Zuschauer sah, so fand man diefen letz¬
ten Theil des Monologs auf gar manche andere Compagnie anwendbar.




Literatur.
Reise durch die La Plata-Staaten mit besonderer Rücksicht auf die physische
Beschaffenheit und den Kulturzustand der Argentinischen Republik. Von Dr. Her'
manu Burmeister, Professor. Erster Band. Halle. Verlag von H.W.Schmidt. 1861.

Das Werk hat einen doppelten Werth: einmal ist es von einem Gelehrten
geschrieben, der für seine Wissenschaft sammelt, aber zugleich ein offenes Auge für
alle außerhab dieses Kreises liegenden Dinge hat. und der sich in den von ihm ge¬
schilderten Gegenden fast vier Jahre aufgehalten hat, sodann aber werden die argen¬
tinischen Länder in Kurzem durch den Bürgerkrieg, der sich dort vorbereitet, wieder
die allgemeine Aufmerksamkeit auf sich lenken. Die gelehrten Ergebnisse seiner For¬
schungen wird der Verfasser in späteren Werken dem Publicum vorlegen. Hier 'se
es ihm mehr darum zu thun, eine allgemeine Schilderung des von ihm bereisten
Landes zu geben, und die Resultate seiner wissenschaftlichen Beschäftigungen werde«
daher nur in einzelnen Capiteln ausführlicher behandelt. Die Reise führte den Ver¬
fasser zunächst nach Rio Janeiro und von da nach Montevideo, welches uns ausführlich


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/324>, abgerufen am 22.12.2024.