Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.Weisheit, welche nicht ein Gedicht der Menschen, sondern die Weisheit Gottes Weisheit, welche nicht ein Gedicht der Menschen, sondern die Weisheit Gottes <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0298" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112268"/> <p xml:id="ID_976" prev="#ID_975" next="#ID_977"> Weisheit, welche nicht ein Gedicht der Menschen, sondern die Weisheit Gottes<lb/> selbst ist. welche mit einem creatürlichen Buchstaben in der Schöpfung anno-<lb/> tirt und aufgezeichnet ist. Denn der Geist ergründet, erforscht und prüft Alles,<lb/> er sieht Alles mit reinen, durchläuterten Augen an. und geht durch alle Gei¬<lb/> ster, wie scharf, behend und listig sie auch immer sind. — Es gibt drei Wel¬<lb/> ten, eine göttliche Welt, eine englische und eine elementarische Welt. Aus<lb/> einer jeglichen dieser drei Welten stammt ein Mensch: der Adam, Mensch und<lb/> Mann der göttlichen Welt, die über Alles ist, ungeschaffen, selbständig in sich<lb/> selbst, ist der Herr, von dem alle Dinge sind, dessen B>it, Conterfeit und<lb/> Gleichheit der irdische Adam ist. Als der Mann der elementarischen Welt gilt<lb/> Adam, von dem Manne der englischen Welt aber schweigt der Verfasser. Als<lb/> himmlischer Mensch wird jedoch auch Christus bezeichnet, welcher ist Gott nach<lb/> seinem Bilde „und hat sich also in die Jrdischheit gebildet und eingedrucket,<lb/> in den Kloß der Erden, in Thon und Leimen, nicht allein um des großen<lb/> Geheimnisses willen, von welchem wir noch nicht reden können, sondern um<lb/> der Welt und der Geschöpfe willen, die darin waren: denn Gott konnte selbst die<lb/> irdische Welt nicht regieren, weil er nicht irdisch war. und machte daher auch einen<lb/> irdischen Menschen. Gott und Herr." — Wie nun ein jegliches Bild el» Zeiger,<lb/> Zeichen und Zeugniß dessen ist. nach welchem es gebildet ist, so ist auch der irdische<lb/> Mensch ein Zeiger, Zeichen und Zeugniß des himmlischen Menschen, der das rechte<lb/> Wesen selbst ist. Daraus folgt aber, daß wer sich selbst in seinem eignen, irdischen<lb/> Buchstaben im Worte der Schöpfung noch nicht kennt, der kann auch Christum<lb/> nicht kennen, und umgekehrt: wer sich selbst auch nur im Buchstaben Wort<lb/> und Geist der irdischen Schöpfung nach der vollkommenen Physisophie. die<lb/> von Gott der Schöpfung eingeschrieben ist, kennt, der kennt auch Gott und<lb/> Christum. Denn alle Creatur weiset zum Schöpfer, wer nur die Buchstabe»<lb/> der Schöpfung kennen, ihre Worte lesen, und ihre Stimme, Sprache und<lb/> Geist verstehen und also mit der Creatur, ja mit sich selber reden könnte.<lb/> Der Mensch ist eine Concentration aller drei Welten und hat aus jeglicher<lb/> Welt das Seine: aus der göttlichen Welt die himmlische Seele, aus der eng¬<lb/> lischen das Gemüth und aus der elementarischen den Leib, der aber auch<lb/> sein eignes elementarisches Leben und Geist hat. Das ist der terrarius<lb/> simews, das wahre, eigentliche und schöne Conterfeit der heiligen, göttlichen<lb/> Dreieinigkeit. Der Leib ist aus solchem Leimen, welcher ist ein Kloß der<lb/> Welt; die Seele ist ihrem Ursprünge nach englisch und nicht elementarisch<lb/> und wird auch mit dem Ausdrucke „Gemüth" bezeichnet, als solches umfaßt<lb/> sie den Verstand, den Willen und das Gewissen zum Guten, nicht aber auch<lb/> die Kraft und das Vermögen das Gute zu thun. Nur der Geist, oder<lb/> er anderwärts genannt wird, die himmlische Seele ist aus Gott. Dieser (der<lb/> Geist) ist jedoch dem Menschen nicht also einverleibt worden, wie den andern</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0298]
Weisheit, welche nicht ein Gedicht der Menschen, sondern die Weisheit Gottes
selbst ist. welche mit einem creatürlichen Buchstaben in der Schöpfung anno-
tirt und aufgezeichnet ist. Denn der Geist ergründet, erforscht und prüft Alles,
er sieht Alles mit reinen, durchläuterten Augen an. und geht durch alle Gei¬
ster, wie scharf, behend und listig sie auch immer sind. — Es gibt drei Wel¬
ten, eine göttliche Welt, eine englische und eine elementarische Welt. Aus
einer jeglichen dieser drei Welten stammt ein Mensch: der Adam, Mensch und
Mann der göttlichen Welt, die über Alles ist, ungeschaffen, selbständig in sich
selbst, ist der Herr, von dem alle Dinge sind, dessen B>it, Conterfeit und
Gleichheit der irdische Adam ist. Als der Mann der elementarischen Welt gilt
Adam, von dem Manne der englischen Welt aber schweigt der Verfasser. Als
himmlischer Mensch wird jedoch auch Christus bezeichnet, welcher ist Gott nach
seinem Bilde „und hat sich also in die Jrdischheit gebildet und eingedrucket,
in den Kloß der Erden, in Thon und Leimen, nicht allein um des großen
Geheimnisses willen, von welchem wir noch nicht reden können, sondern um
der Welt und der Geschöpfe willen, die darin waren: denn Gott konnte selbst die
irdische Welt nicht regieren, weil er nicht irdisch war. und machte daher auch einen
irdischen Menschen. Gott und Herr." — Wie nun ein jegliches Bild el» Zeiger,
Zeichen und Zeugniß dessen ist. nach welchem es gebildet ist, so ist auch der irdische
Mensch ein Zeiger, Zeichen und Zeugniß des himmlischen Menschen, der das rechte
Wesen selbst ist. Daraus folgt aber, daß wer sich selbst in seinem eignen, irdischen
Buchstaben im Worte der Schöpfung noch nicht kennt, der kann auch Christum
nicht kennen, und umgekehrt: wer sich selbst auch nur im Buchstaben Wort
und Geist der irdischen Schöpfung nach der vollkommenen Physisophie. die
von Gott der Schöpfung eingeschrieben ist, kennt, der kennt auch Gott und
Christum. Denn alle Creatur weiset zum Schöpfer, wer nur die Buchstabe»
der Schöpfung kennen, ihre Worte lesen, und ihre Stimme, Sprache und
Geist verstehen und also mit der Creatur, ja mit sich selber reden könnte.
Der Mensch ist eine Concentration aller drei Welten und hat aus jeglicher
Welt das Seine: aus der göttlichen Welt die himmlische Seele, aus der eng¬
lischen das Gemüth und aus der elementarischen den Leib, der aber auch
sein eignes elementarisches Leben und Geist hat. Das ist der terrarius
simews, das wahre, eigentliche und schöne Conterfeit der heiligen, göttlichen
Dreieinigkeit. Der Leib ist aus solchem Leimen, welcher ist ein Kloß der
Welt; die Seele ist ihrem Ursprünge nach englisch und nicht elementarisch
und wird auch mit dem Ausdrucke „Gemüth" bezeichnet, als solches umfaßt
sie den Verstand, den Willen und das Gewissen zum Guten, nicht aber auch
die Kraft und das Vermögen das Gute zu thun. Nur der Geist, oder
er anderwärts genannt wird, die himmlische Seele ist aus Gott. Dieser (der
Geist) ist jedoch dem Menschen nicht also einverleibt worden, wie den andern
Informationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen … Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.
Weitere Informationen:Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur. Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (ꝛ): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja; Nachkorrektur erfolgte automatisch.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |