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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Vorwandes, muß fortwährend zurückgehen und eilends verderben. In dieser
Weise wird die tollkühne Unverschämtheit der Minoritätssecession zurückge¬
wiesen, ihre Saat von verrütherischen Politikern ihrer Fähigkeit, Schaden zu
thun, beraubt und die Union in ihrer Ganzheit wiederhergestellt werden.
Alles weist darauf hin. daß dies die Ideen von Gen. Scott sind. Die' That¬
sache, daß er der Aushebung einer zahlreichen Ccwallerie entgegen ist. ist ein
Beweis dafür. Er braucht nicht viele Reiterregimenter, weil er nicht beab¬
sichtigt, daß der Krieg aus Angriffen über Hals und Kops und mörderischen
Zusammenstößen bestehe" soll, sondern daß von Seiten der Regierung rhre
Gewalt stufenweise, aber unwiderstehlich als der sie bedrohenden Verschwörung
überlegen, entfaltet werden soll.

Man muß mit Gen. Scott entschieden verfahren. Entweder muß er mit
der ganzen Leitung der Operation betraut werden, oder alle Verantwortlich¬
kett für dieselbe muß ihm genommen werden.

Der Präsident hat beschlossen, ihm in der Kriegsangelegenheit unbedingte
Vollmacht zu geben; und obgleich man viel von Lincoln erlangen kann, zu¬
weilen durch persönliche Zudringlichkeit, so ist er doch der hartnäckigste von
allen Menschen, wenn er überzeugt ist, daß er Recht hat. und er würde nicht
einen Zoll breit nachgegeben, wenn auch das ganze Land heute und selbst die
Chikago-Plctttform Symptome von Schwäche und Leiden zeigen würde.

Es ist von einigen Seiten her angedeutet worden, daß der Präsident
und sein Cabinet ansingen, zu Gen. Scott kein Vertrauen mehr zu haben.
Ich weiß, daß dies nicht wahr ist. Mit vielleicht der Ausnahme eines Cabi-
netsmitgliedes (Blair) ist die Meinung desselben in den folgenden Wollen
ausgedrückt, deren sich im Laufe der letzten Woche einer von ihnen bediente.
"Es ist vollkommen sicher, daß Gen. Scotts Plan gelingen wird. Das ein¬
zige, was daran auszusetzen ist, ist, daß er eine enorme Heeresmacht erfordert
und mehr Zeit als das Land willig ist, dafür zu erübrigen. Die Anakonda
des stellvertretenden Oberfeldherrn wird ihr Werk thun. Der einzige Uebel¬
stand ist: sie frißt zu viel. Irgend ein andrer Plan möchte schneller auszu¬
führen gewesen sein. Kein andrer würde so sicher ausgeführt werden."

Scotts System, die südlichen Rebellen zu ermüden und niederzudrücken,
ist ohne allen Zweifel genau die Art von Kriegführung, die sie am aller-
herzlichsten verabscheuen. Könnten sie einen wilden, rauschartigen Feldzug
haben voll Gefechte und Abenteuer, sie möchten damit mit etwas Muth und
Freudigkeit, wohl fertig werden. Aber so langsam zermalmt zu werden unter
einer Last, die sie unfähig sind, aufzuheben, ist unerträglich. Sie fühlen, daß
sie zwischen der Blokade und der Bundescmnee in einer Muskel sind, die
zwar langsam mahlt, aber gute Arbeit thut; und sie fangen an, desperat zu
werden.


Vorwandes, muß fortwährend zurückgehen und eilends verderben. In dieser
Weise wird die tollkühne Unverschämtheit der Minoritätssecession zurückge¬
wiesen, ihre Saat von verrütherischen Politikern ihrer Fähigkeit, Schaden zu
thun, beraubt und die Union in ihrer Ganzheit wiederhergestellt werden.
Alles weist darauf hin. daß dies die Ideen von Gen. Scott sind. Die' That¬
sache, daß er der Aushebung einer zahlreichen Ccwallerie entgegen ist. ist ein
Beweis dafür. Er braucht nicht viele Reiterregimenter, weil er nicht beab¬
sichtigt, daß der Krieg aus Angriffen über Hals und Kops und mörderischen
Zusammenstößen bestehe» soll, sondern daß von Seiten der Regierung rhre
Gewalt stufenweise, aber unwiderstehlich als der sie bedrohenden Verschwörung
überlegen, entfaltet werden soll.

Man muß mit Gen. Scott entschieden verfahren. Entweder muß er mit
der ganzen Leitung der Operation betraut werden, oder alle Verantwortlich¬
kett für dieselbe muß ihm genommen werden.

Der Präsident hat beschlossen, ihm in der Kriegsangelegenheit unbedingte
Vollmacht zu geben; und obgleich man viel von Lincoln erlangen kann, zu¬
weilen durch persönliche Zudringlichkeit, so ist er doch der hartnäckigste von
allen Menschen, wenn er überzeugt ist, daß er Recht hat. und er würde nicht
einen Zoll breit nachgegeben, wenn auch das ganze Land heute und selbst die
Chikago-Plctttform Symptome von Schwäche und Leiden zeigen würde.

Es ist von einigen Seiten her angedeutet worden, daß der Präsident
und sein Cabinet ansingen, zu Gen. Scott kein Vertrauen mehr zu haben.
Ich weiß, daß dies nicht wahr ist. Mit vielleicht der Ausnahme eines Cabi-
netsmitgliedes (Blair) ist die Meinung desselben in den folgenden Wollen
ausgedrückt, deren sich im Laufe der letzten Woche einer von ihnen bediente.
„Es ist vollkommen sicher, daß Gen. Scotts Plan gelingen wird. Das ein¬
zige, was daran auszusetzen ist, ist, daß er eine enorme Heeresmacht erfordert
und mehr Zeit als das Land willig ist, dafür zu erübrigen. Die Anakonda
des stellvertretenden Oberfeldherrn wird ihr Werk thun. Der einzige Uebel¬
stand ist: sie frißt zu viel. Irgend ein andrer Plan möchte schneller auszu¬
führen gewesen sein. Kein andrer würde so sicher ausgeführt werden."

Scotts System, die südlichen Rebellen zu ermüden und niederzudrücken,
ist ohne allen Zweifel genau die Art von Kriegführung, die sie am aller-
herzlichsten verabscheuen. Könnten sie einen wilden, rauschartigen Feldzug
haben voll Gefechte und Abenteuer, sie möchten damit mit etwas Muth und
Freudigkeit, wohl fertig werden. Aber so langsam zermalmt zu werden unter
einer Last, die sie unfähig sind, aufzuheben, ist unerträglich. Sie fühlen, daß
sie zwischen der Blokade und der Bundescmnee in einer Muskel sind, die
zwar langsam mahlt, aber gute Arbeit thut; und sie fangen an, desperat zu
werden.


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/284>, abgerufen am 23.12.2024.