Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

stärkeren Gegensatz finden können als zwischen dieser Versammlung, die nur
für die nichtigsten Formalitäten einer verrotteten Vergangenheit Sinn hat,
und den. gleichzeitig lagerten französischen Generalstaaten. Doch sollten die
einmal gelegten Keime nicht für immer verloren sein. Es war Spanien
nicht bestimmt auf die verlassene Bahn des gesetzmäßigen Fortschritts wieder
einzulenken; zwischen einem wilden Radicalismus und einer wüsten Reaction
sollte es abwechselnd hin und hergeworfen werden. Aber manches Zeichen
spricht dafür, daß sich auch in dieser so hochbegabten Nation ein kräftigeres
Leben wieder zu regen beginnt. Die glückliche Verbindung des allgemeinen
europäischen Fortschrittes mit den eigenthümlichen Bedingungen des spanischen
Daseins wird dabei immer das Hauptproblem für die Gewähr eines wirk¬
lichen Gedeihens sein, und bei der Lösung desselben wird man immer auf
die ersten bescheidenen Versuche jener Patrioten zurückkommen müssen.




Eine amerikanische Darstellung der gegenwärtigen Lage und der
Aussichten der Union gegenüber der Secession.

Es scheint auch in Deutschland, wie in Frankreich und England, vielfach
die Ansicht zu herrschen, daß der gegenwärtige Kampf in den Vereinigten Staa¬
ten kaum einen andern Ausgang nehmen könne, als die endliche Anerken¬
nung der Selbständigkeit der confvderirten Staaten. Lange hat die Regie¬
rung ruhig dem Treiben der Secessionisten zugesehen, und auch jetzt, nachdem
schon eine ganze Weile die Kriegsoperationen im Gange sind, vernehmen
wir weder von bedeutenden Thaten noch von erheblichen Fortschritten der an
den Grenzen von Virginien angesammelten Bundesarmee*). Die nachstehend
in Uebersetzung mitgetheilte Korrespondenz eines amerikanischen Blattes ans
Washington scheint uns, wenn wir auch nicht das ganze Detail der Därstel'
lung vertreten können, doch im Allgemeinen eine richtige, eindringende und
umfassende Darstellung der gegenwärtigen Sachlage und ihres muthmaßlicke"
Verlaufs zu enthalten. Bestätigt wird diese schon vor einem Monat gege¬
bene Darstellung nicht nur durch die seitdem ziemlich unverändert gebliebene
Situation, sondern noch mehr durch die neuesten Beschlüsse des am 4. Ju^



- . >>,' ,> > /'l'-'>-
') Inzwischen hat die Schlacht bei Manassas Iunction stattgefunden und mit einer Nred
läge der Unionstruppen geendigt, doch wird das die Situation kaum wesentlich ändern.

stärkeren Gegensatz finden können als zwischen dieser Versammlung, die nur
für die nichtigsten Formalitäten einer verrotteten Vergangenheit Sinn hat,
und den. gleichzeitig lagerten französischen Generalstaaten. Doch sollten die
einmal gelegten Keime nicht für immer verloren sein. Es war Spanien
nicht bestimmt auf die verlassene Bahn des gesetzmäßigen Fortschritts wieder
einzulenken; zwischen einem wilden Radicalismus und einer wüsten Reaction
sollte es abwechselnd hin und hergeworfen werden. Aber manches Zeichen
spricht dafür, daß sich auch in dieser so hochbegabten Nation ein kräftigeres
Leben wieder zu regen beginnt. Die glückliche Verbindung des allgemeinen
europäischen Fortschrittes mit den eigenthümlichen Bedingungen des spanischen
Daseins wird dabei immer das Hauptproblem für die Gewähr eines wirk¬
lichen Gedeihens sein, und bei der Lösung desselben wird man immer auf
die ersten bescheidenen Versuche jener Patrioten zurückkommen müssen.




Eine amerikanische Darstellung der gegenwärtigen Lage und der
Aussichten der Union gegenüber der Secession.

Es scheint auch in Deutschland, wie in Frankreich und England, vielfach
die Ansicht zu herrschen, daß der gegenwärtige Kampf in den Vereinigten Staa¬
ten kaum einen andern Ausgang nehmen könne, als die endliche Anerken¬
nung der Selbständigkeit der confvderirten Staaten. Lange hat die Regie¬
rung ruhig dem Treiben der Secessionisten zugesehen, und auch jetzt, nachdem
schon eine ganze Weile die Kriegsoperationen im Gange sind, vernehmen
wir weder von bedeutenden Thaten noch von erheblichen Fortschritten der an
den Grenzen von Virginien angesammelten Bundesarmee*). Die nachstehend
in Uebersetzung mitgetheilte Korrespondenz eines amerikanischen Blattes ans
Washington scheint uns, wenn wir auch nicht das ganze Detail der Därstel'
lung vertreten können, doch im Allgemeinen eine richtige, eindringende und
umfassende Darstellung der gegenwärtigen Sachlage und ihres muthmaßlicke»
Verlaufs zu enthalten. Bestätigt wird diese schon vor einem Monat gege¬
bene Darstellung nicht nur durch die seitdem ziemlich unverändert gebliebene
Situation, sondern noch mehr durch die neuesten Beschlüsse des am 4. Ju^



- . >>,' ,> > /'l'-'>-
') Inzwischen hat die Schlacht bei Manassas Iunction stattgefunden und mit einer Nred
läge der Unionstruppen geendigt, doch wird das die Situation kaum wesentlich ändern.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <div n="2">
            <pb facs="#f0280" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112250"/>
            <p xml:id="ID_920" prev="#ID_919"> stärkeren Gegensatz finden können als zwischen dieser Versammlung, die nur<lb/>
für die nichtigsten Formalitäten einer verrotteten Vergangenheit Sinn hat,<lb/>
und den. gleichzeitig lagerten französischen Generalstaaten. Doch sollten die<lb/>
einmal gelegten Keime nicht für immer verloren sein. Es war Spanien<lb/>
nicht bestimmt auf die verlassene Bahn des gesetzmäßigen Fortschritts wieder<lb/>
einzulenken; zwischen einem wilden Radicalismus und einer wüsten Reaction<lb/>
sollte es abwechselnd hin und hergeworfen werden. Aber manches Zeichen<lb/>
spricht dafür, daß sich auch in dieser so hochbegabten Nation ein kräftigeres<lb/>
Leben wieder zu regen beginnt. Die glückliche Verbindung des allgemeinen<lb/>
europäischen Fortschrittes mit den eigenthümlichen Bedingungen des spanischen<lb/>
Daseins wird dabei immer das Hauptproblem für die Gewähr eines wirk¬<lb/>
lichen Gedeihens sein, und bei der Lösung desselben wird man immer auf<lb/>
die ersten bescheidenen Versuche jener Patrioten zurückkommen müssen.</p><lb/>
            <milestone rendition="#hr" unit="section"/><lb/>
          </div>
        </div>
        <div n="1">
          <head> Eine amerikanische Darstellung der gegenwärtigen Lage und der<lb/>
Aussichten der Union gegenüber der Secession.</head><lb/>
          <p xml:id="ID_921" next="#ID_922"> Es scheint auch in Deutschland, wie in Frankreich und England, vielfach<lb/>
die Ansicht zu herrschen, daß der gegenwärtige Kampf in den Vereinigten Staa¬<lb/>
ten kaum einen andern Ausgang nehmen könne, als die endliche Anerken¬<lb/>
nung der Selbständigkeit der confvderirten Staaten. Lange hat die Regie¬<lb/>
rung ruhig dem Treiben der Secessionisten zugesehen, und auch jetzt, nachdem<lb/>
schon eine ganze Weile die Kriegsoperationen im Gange sind, vernehmen<lb/>
wir weder von bedeutenden Thaten noch von erheblichen Fortschritten der an<lb/>
den Grenzen von Virginien angesammelten Bundesarmee*). Die nachstehend<lb/>
in Uebersetzung mitgetheilte Korrespondenz eines amerikanischen Blattes ans<lb/>
Washington scheint uns, wenn wir auch nicht das ganze Detail der Därstel'<lb/>
lung vertreten können, doch im Allgemeinen eine richtige, eindringende und<lb/>
umfassende Darstellung der gegenwärtigen Sachlage und ihres muthmaßlicke»<lb/>
Verlaufs zu enthalten. Bestätigt wird diese schon vor einem Monat gege¬<lb/>
bene Darstellung nicht nur durch die seitdem ziemlich unverändert gebliebene<lb/>
Situation, sondern noch mehr durch die neuesten Beschlüsse des am 4. Ju^</p><lb/>
          <note xml:id="FID_32" place="foot"> - . &gt;&gt;,' ,&gt; &gt;    /'l'-'&gt;-<lb/>
') Inzwischen hat die Schlacht bei Manassas Iunction stattgefunden und mit einer Nred<lb/>
läge der Unionstruppen geendigt, doch wird das die Situation kaum wesentlich ändern.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0280] stärkeren Gegensatz finden können als zwischen dieser Versammlung, die nur für die nichtigsten Formalitäten einer verrotteten Vergangenheit Sinn hat, und den. gleichzeitig lagerten französischen Generalstaaten. Doch sollten die einmal gelegten Keime nicht für immer verloren sein. Es war Spanien nicht bestimmt auf die verlassene Bahn des gesetzmäßigen Fortschritts wieder einzulenken; zwischen einem wilden Radicalismus und einer wüsten Reaction sollte es abwechselnd hin und hergeworfen werden. Aber manches Zeichen spricht dafür, daß sich auch in dieser so hochbegabten Nation ein kräftigeres Leben wieder zu regen beginnt. Die glückliche Verbindung des allgemeinen europäischen Fortschrittes mit den eigenthümlichen Bedingungen des spanischen Daseins wird dabei immer das Hauptproblem für die Gewähr eines wirk¬ lichen Gedeihens sein, und bei der Lösung desselben wird man immer auf die ersten bescheidenen Versuche jener Patrioten zurückkommen müssen. Eine amerikanische Darstellung der gegenwärtigen Lage und der Aussichten der Union gegenüber der Secession. Es scheint auch in Deutschland, wie in Frankreich und England, vielfach die Ansicht zu herrschen, daß der gegenwärtige Kampf in den Vereinigten Staa¬ ten kaum einen andern Ausgang nehmen könne, als die endliche Anerken¬ nung der Selbständigkeit der confvderirten Staaten. Lange hat die Regie¬ rung ruhig dem Treiben der Secessionisten zugesehen, und auch jetzt, nachdem schon eine ganze Weile die Kriegsoperationen im Gange sind, vernehmen wir weder von bedeutenden Thaten noch von erheblichen Fortschritten der an den Grenzen von Virginien angesammelten Bundesarmee*). Die nachstehend in Uebersetzung mitgetheilte Korrespondenz eines amerikanischen Blattes ans Washington scheint uns, wenn wir auch nicht das ganze Detail der Därstel' lung vertreten können, doch im Allgemeinen eine richtige, eindringende und umfassende Darstellung der gegenwärtigen Sachlage und ihres muthmaßlicke» Verlaufs zu enthalten. Bestätigt wird diese schon vor einem Monat gege¬ bene Darstellung nicht nur durch die seitdem ziemlich unverändert gebliebene Situation, sondern noch mehr durch die neuesten Beschlüsse des am 4. Ju^ - . >>,' ,> > /'l'-'>- ') Inzwischen hat die Schlacht bei Manassas Iunction stattgefunden und mit einer Nred läge der Unionstruppen geendigt, doch wird das die Situation kaum wesentlich ändern.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/280
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/280>, abgerufen am 13.11.2024.