Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

Bild:
<< vorherige Seite

fünf in weit kleinerem Maaßstabe ausgeführte Darstellungen (6 bis I.). Der
Mittelpunkt des Hauptbildes ist Cromwell (^). Er trägt, entsprechen^ den
drei Reichen, drei Kronen übereinander, aus deren oberster ihm zum Hohn
drei Pfauenfedern herauswachsen. Mit der rechten Hand reißt er dem Hol¬
länder (v), der kopfüber auf einem Tische liegt, die Eingeweide aus dem Leibe,
mit der linken hat er den Franzosen <M ein zierliches Bürschchen, in die Höh'
gehoben und indem er ihn unter dem Arm schwebend hält, drückt er ihn heftig
zusammen. Mit dem rechten Fuße tritt er dem Schotten (L), der zu Boden
gestreckt ist, aus die Brust, zwischen den Beinen preßt er den Oberkörper des
Jrländers (0). der vor ihm niedergekniet ist. Trotz dieser vielfachen und an¬
gestrengten Thätigkeit steht der Lord Protector*), eine gedrungene kriegerische
Gestalt, so fest und ruhig da, daß man leicht erkennt, wie ihm das Alles nur
Kinderspiel ist. Sein Gesicht hat den Ausdruck teuflischen Wohlbehagens. Zur
Rechten Cromwells hängt ein Strick und ein Beil, um anzuzeigen, was seine
Widersacher erwarte: zur Linken als eine allegorische Carncatur oder ein Sym¬
bol des englischen Gewalthabers ein geflügeltes Ungethüm (?), "der Greif
oder Raubvogel", der mit einer Klaue die Krone anfaßt, mit der andern ein
Schwert emporhält; hinten gehen Geldstücke von ihm ab. Von den kleinen,
nebenher angebrachten Bildchen stellt eins (6) den "unschuldigen Tod des
Königs" dar. Man sieht einen Theil vom Whitehall-Palast, vor dem eben
in Gegenwart einer großen Menschenmenge die Hinrichtung Karls des Ersten
vor sich gegangen ist. Das andre (N) "die geraubten Güter werden verkauft"
Zeigt einen Hafenplatz mit der Aussicht auf das Meer und Schiffe. Nach dem
Pulverdampf zu schließen, der die letztem zum Theil verdeckt, findet ein Kampf
Zwischen der englischen und holländischen Flotte statt. Im Vordergrunde wird
die erbeutete holländische Ladung ausgelandet und unter einem bedeckten Raume
sofort verkauft. Bis hierher sollten solche Vorgänge dargestellt werden, die
sich schon ereignet haben; die folgenden Bilder dagegen lehren den aufmerk¬
samen Betrachter, was demnächst geschehen wird. Und nun wird allerdings
hohem Grade Conjecturalpolitik getrieben. Indem eine Stelle aus den
Prophezeiungen*") des berühmten Nostradamus die nöthige Deutung erfährt,
wird den Engländern ein vereinter Angriff von Seiten der Iren. Schotten.
Franzosen. Holländer, vielleicht auchM Dänen und die Verbrennung der englischen
Flotte verkündet "Der holländische Löw fällt mit Hilf des Schotten. Fran-
Svsen und Jrländers dem Engländer auf den Leib." der sich ihrer natürlich
ducht zu erwehren vermag l^). Dann: "Die Brenner (d. h. Brander) werden




^ ') Sein Kopf hat gar keine oder doch sehr geringe Achnlichkeit mit den Bildern, die wir
ihm besitzen.
"
) Sie find erst kürzlich in der deutschen Vicrteljahrschrist 1860 auf die neusten Ereignisse
^i°g-n worden.

fünf in weit kleinerem Maaßstabe ausgeführte Darstellungen (6 bis I.). Der
Mittelpunkt des Hauptbildes ist Cromwell (^). Er trägt, entsprechen^ den
drei Reichen, drei Kronen übereinander, aus deren oberster ihm zum Hohn
drei Pfauenfedern herauswachsen. Mit der rechten Hand reißt er dem Hol¬
länder (v), der kopfüber auf einem Tische liegt, die Eingeweide aus dem Leibe,
mit der linken hat er den Franzosen <M ein zierliches Bürschchen, in die Höh'
gehoben und indem er ihn unter dem Arm schwebend hält, drückt er ihn heftig
zusammen. Mit dem rechten Fuße tritt er dem Schotten (L), der zu Boden
gestreckt ist, aus die Brust, zwischen den Beinen preßt er den Oberkörper des
Jrländers (0). der vor ihm niedergekniet ist. Trotz dieser vielfachen und an¬
gestrengten Thätigkeit steht der Lord Protector*), eine gedrungene kriegerische
Gestalt, so fest und ruhig da, daß man leicht erkennt, wie ihm das Alles nur
Kinderspiel ist. Sein Gesicht hat den Ausdruck teuflischen Wohlbehagens. Zur
Rechten Cromwells hängt ein Strick und ein Beil, um anzuzeigen, was seine
Widersacher erwarte: zur Linken als eine allegorische Carncatur oder ein Sym¬
bol des englischen Gewalthabers ein geflügeltes Ungethüm (?), „der Greif
oder Raubvogel", der mit einer Klaue die Krone anfaßt, mit der andern ein
Schwert emporhält; hinten gehen Geldstücke von ihm ab. Von den kleinen,
nebenher angebrachten Bildchen stellt eins (6) den „unschuldigen Tod des
Königs" dar. Man sieht einen Theil vom Whitehall-Palast, vor dem eben
in Gegenwart einer großen Menschenmenge die Hinrichtung Karls des Ersten
vor sich gegangen ist. Das andre (N) „die geraubten Güter werden verkauft"
Zeigt einen Hafenplatz mit der Aussicht auf das Meer und Schiffe. Nach dem
Pulverdampf zu schließen, der die letztem zum Theil verdeckt, findet ein Kampf
Zwischen der englischen und holländischen Flotte statt. Im Vordergrunde wird
die erbeutete holländische Ladung ausgelandet und unter einem bedeckten Raume
sofort verkauft. Bis hierher sollten solche Vorgänge dargestellt werden, die
sich schon ereignet haben; die folgenden Bilder dagegen lehren den aufmerk¬
samen Betrachter, was demnächst geschehen wird. Und nun wird allerdings
hohem Grade Conjecturalpolitik getrieben. Indem eine Stelle aus den
Prophezeiungen*") des berühmten Nostradamus die nöthige Deutung erfährt,
wird den Engländern ein vereinter Angriff von Seiten der Iren. Schotten.
Franzosen. Holländer, vielleicht auchM Dänen und die Verbrennung der englischen
Flotte verkündet „Der holländische Löw fällt mit Hilf des Schotten. Fran-
Svsen und Jrländers dem Engländer auf den Leib." der sich ihrer natürlich
ducht zu erwehren vermag l^). Dann: „Die Brenner (d. h. Brander) werden




^ ') Sein Kopf hat gar keine oder doch sehr geringe Achnlichkeit mit den Bildern, die wir
ihm besitzen.
"
) Sie find erst kürzlich in der deutschen Vicrteljahrschrist 1860 auf die neusten Ereignisse
^i°g-n worden.
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div>
        <div n="1">
          <pb facs="#f0241" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112211"/>
          <p xml:id="ID_806" prev="#ID_805" next="#ID_807"> fünf in weit kleinerem Maaßstabe ausgeführte Darstellungen (6 bis I.). Der<lb/>
Mittelpunkt des Hauptbildes ist Cromwell (^). Er trägt, entsprechen^ den<lb/>
drei Reichen, drei Kronen übereinander, aus deren oberster ihm zum Hohn<lb/>
drei Pfauenfedern herauswachsen. Mit der rechten Hand reißt er dem Hol¬<lb/>
länder (v), der kopfüber auf einem Tische liegt, die Eingeweide aus dem Leibe,<lb/>
mit der linken hat er den Franzosen &lt;M ein zierliches Bürschchen, in die Höh'<lb/>
gehoben und indem er ihn unter dem Arm schwebend hält, drückt er ihn heftig<lb/>
zusammen. Mit dem rechten Fuße tritt er dem Schotten (L), der zu Boden<lb/>
gestreckt ist, aus die Brust, zwischen den Beinen preßt er den Oberkörper des<lb/>
Jrländers (0). der vor ihm niedergekniet ist. Trotz dieser vielfachen und an¬<lb/>
gestrengten Thätigkeit steht der Lord Protector*), eine gedrungene kriegerische<lb/>
Gestalt, so fest und ruhig da, daß man leicht erkennt, wie ihm das Alles nur<lb/>
Kinderspiel ist. Sein Gesicht hat den Ausdruck teuflischen Wohlbehagens. Zur<lb/>
Rechten Cromwells hängt ein Strick und ein Beil, um anzuzeigen, was seine<lb/>
Widersacher erwarte: zur Linken als eine allegorische Carncatur oder ein Sym¬<lb/>
bol des englischen Gewalthabers ein geflügeltes Ungethüm (?), &#x201E;der Greif<lb/>
oder Raubvogel", der mit einer Klaue die Krone anfaßt, mit der andern ein<lb/>
Schwert emporhält; hinten gehen Geldstücke von ihm ab. Von den kleinen,<lb/>
nebenher angebrachten Bildchen stellt eins (6) den &#x201E;unschuldigen Tod des<lb/>
Königs" dar. Man sieht einen Theil vom Whitehall-Palast, vor dem eben<lb/>
in Gegenwart einer großen Menschenmenge die Hinrichtung Karls des Ersten<lb/>
vor sich gegangen ist. Das andre (N) &#x201E;die geraubten Güter werden verkauft"<lb/>
Zeigt einen Hafenplatz mit der Aussicht auf das Meer und Schiffe. Nach dem<lb/>
Pulverdampf zu schließen, der die letztem zum Theil verdeckt, findet ein Kampf<lb/>
Zwischen der englischen und holländischen Flotte statt. Im Vordergrunde wird<lb/>
die erbeutete holländische Ladung ausgelandet und unter einem bedeckten Raume<lb/>
sofort verkauft. Bis hierher sollten solche Vorgänge dargestellt werden, die<lb/>
sich schon ereignet haben; die folgenden Bilder dagegen lehren den aufmerk¬<lb/>
samen Betrachter, was demnächst geschehen wird. Und nun wird allerdings<lb/>
hohem Grade Conjecturalpolitik getrieben. Indem eine Stelle aus den<lb/>
Prophezeiungen*") des berühmten Nostradamus die nöthige Deutung erfährt,<lb/>
wird den Engländern ein vereinter Angriff von Seiten der Iren. Schotten.<lb/>
Franzosen. Holländer, vielleicht auchM Dänen und die Verbrennung der englischen<lb/>
Flotte verkündet &#x201E;Der holländische Löw fällt mit Hilf des Schotten. Fran-<lb/>
Svsen und Jrländers dem Engländer auf den Leib." der sich ihrer natürlich<lb/>
ducht zu erwehren vermag l^). Dann: &#x201E;Die Brenner (d. h. Brander) werden</p><lb/>
          <note xml:id="FID_28" place="foot"> ^  ') Sein Kopf hat gar keine oder doch sehr geringe Achnlichkeit mit den Bildern, die wir<lb/>
ihm besitzen.<lb/>
"</note><lb/>
          <note xml:id="FID_29" place="foot"> ) Sie find erst kürzlich in der deutschen Vicrteljahrschrist 1860 auf die neusten Ereignisse<lb/>
^i°g-n worden.</note><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0241] fünf in weit kleinerem Maaßstabe ausgeführte Darstellungen (6 bis I.). Der Mittelpunkt des Hauptbildes ist Cromwell (^). Er trägt, entsprechen^ den drei Reichen, drei Kronen übereinander, aus deren oberster ihm zum Hohn drei Pfauenfedern herauswachsen. Mit der rechten Hand reißt er dem Hol¬ länder (v), der kopfüber auf einem Tische liegt, die Eingeweide aus dem Leibe, mit der linken hat er den Franzosen <M ein zierliches Bürschchen, in die Höh' gehoben und indem er ihn unter dem Arm schwebend hält, drückt er ihn heftig zusammen. Mit dem rechten Fuße tritt er dem Schotten (L), der zu Boden gestreckt ist, aus die Brust, zwischen den Beinen preßt er den Oberkörper des Jrländers (0). der vor ihm niedergekniet ist. Trotz dieser vielfachen und an¬ gestrengten Thätigkeit steht der Lord Protector*), eine gedrungene kriegerische Gestalt, so fest und ruhig da, daß man leicht erkennt, wie ihm das Alles nur Kinderspiel ist. Sein Gesicht hat den Ausdruck teuflischen Wohlbehagens. Zur Rechten Cromwells hängt ein Strick und ein Beil, um anzuzeigen, was seine Widersacher erwarte: zur Linken als eine allegorische Carncatur oder ein Sym¬ bol des englischen Gewalthabers ein geflügeltes Ungethüm (?), „der Greif oder Raubvogel", der mit einer Klaue die Krone anfaßt, mit der andern ein Schwert emporhält; hinten gehen Geldstücke von ihm ab. Von den kleinen, nebenher angebrachten Bildchen stellt eins (6) den „unschuldigen Tod des Königs" dar. Man sieht einen Theil vom Whitehall-Palast, vor dem eben in Gegenwart einer großen Menschenmenge die Hinrichtung Karls des Ersten vor sich gegangen ist. Das andre (N) „die geraubten Güter werden verkauft" Zeigt einen Hafenplatz mit der Aussicht auf das Meer und Schiffe. Nach dem Pulverdampf zu schließen, der die letztem zum Theil verdeckt, findet ein Kampf Zwischen der englischen und holländischen Flotte statt. Im Vordergrunde wird die erbeutete holländische Ladung ausgelandet und unter einem bedeckten Raume sofort verkauft. Bis hierher sollten solche Vorgänge dargestellt werden, die sich schon ereignet haben; die folgenden Bilder dagegen lehren den aufmerk¬ samen Betrachter, was demnächst geschehen wird. Und nun wird allerdings hohem Grade Conjecturalpolitik getrieben. Indem eine Stelle aus den Prophezeiungen*") des berühmten Nostradamus die nöthige Deutung erfährt, wird den Engländern ein vereinter Angriff von Seiten der Iren. Schotten. Franzosen. Holländer, vielleicht auchM Dänen und die Verbrennung der englischen Flotte verkündet „Der holländische Löw fällt mit Hilf des Schotten. Fran- Svsen und Jrländers dem Engländer auf den Leib." der sich ihrer natürlich ducht zu erwehren vermag l^). Dann: „Die Brenner (d. h. Brander) werden ^ ') Sein Kopf hat gar keine oder doch sehr geringe Achnlichkeit mit den Bildern, die wir ihm besitzen. " ) Sie find erst kürzlich in der deutschen Vicrteljahrschrist 1860 auf die neusten Ereignisse ^i°g-n worden.

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Staats- und Universitätsbibliothek (SuUB) Bremen: Bereitstellung der Texttranskription.
Kay-Michael Würzner: Bearbeitung der digitalen Edition.

Weitere Informationen:

Verfahren der Texterfassung: OCR mit Nachkorrektur.

Bogensignaturen: gekennzeichnet;Druckfehler: ignoriert;fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet;Geminations-/Abkürzungsstriche: wie Vorlage;Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet;i/j in Fraktur: wie Vorlage;I/J in Fraktur: wie Vorlage;Kolumnentitel: gekennzeichnet;Kustoden: gekennzeichnet;langes s (ſ): als s transkribiert;Normalisierungen: stillschweigend;rundes r (&#xa75b;): als r/et transkribiert;Seitenumbrüche markiert: ja;Silbentrennung: wie Vorlage;u/v bzw. U/V: wie Vorlage;Vokale mit übergest. e: als ä/ö/ü transkribiert;Vollständigkeit: vollständig erfasst;Zeichensetzung: wie Vorlage;Zeilenumbrüche markiert: ja;

Nachkorrektur erfolgte automatisch.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/241
Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/241>, abgerufen am 23.12.2024.