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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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merklich an den linguistischen und speciellen ethnographischen Arbeiten be¬
theiligen.

Als Botaniker und Geognost begleitet die Expedition der Schlesier Steud-
ner, der durch Barth auf dieselbe aufmerksam gemacht wurde. Er ist in
Greifenberg geboren, hat in Berlin und Würzburg Medicin und Naturwissen¬
schaften studirt, dann verschiedene wissenschaftliche Reisen in Deutschland, Oest¬
reich und Italien gemacht und steht jetzt im dreißigsten Jahre, also im kräf¬
tigsten Lebensalter. Ein viertes Mitglied der Expedition ist der Mechaniker
Künzelbach, Sohn des bekannten Verfertigers astronomischer Instrumente in
Stuttgart. Derselbe ist nicht nur ein tüchtiger Mechaniker und geübt in astro¬
nomischen Beobachtungen und physikalischen Experimenten, sondern auch ge¬
wohnt, im Orient zu reisen. Er diente einige Zeit in Konstantinopel, Syrien und
Kleinasien als östreichischer Consulatssecretär, spricht türkisch und bekleidet eine
höhere Charge an der türkischen Freimaurerloge. Seine Aufgabe besteht vorzüglich
in Höhenmessungen, astronomischen und meteorologischen Untersuchungen und
in der Instandhaltung sämmtlicher Instrumente. Endlich begleitet Ludwig
Hanhai, bekannt durch seine frühere Thätigkeit im Innern Afrika's, die Expe¬
dition als Secretär und Dragoman, Proviantverwalter und Bagagemeister,
und ein Herr Schubert, Gärtner aus dem Sächsischen, welcher sich erst später
zur Theilnahme gemeldet, geht als Jäger mit.

Der Plan v. Heuglins war, zunächst nach Aegypten aufzubrechen, dann
mit dem Dampfschiff von Suez nach Massaua am Rothen Meer zu gehen
und sich von da in die Stadt Keren zu Munzinger zu begeben. Hier geden¬
ken sich die Reisenden während der Regenzeit auszuhalten. Nach Ablauf der¬
selben werden sie, wahrscheinlich über das Thal des Atbara, nach Chartunr
ziehen und von dort etwa zu Anfang des October die Fahrt nach Wadai an¬
treten.

Bis nach Aegypten, wo die Mitglieder der Expedition sich im Februar
sammelten, war die Reise im Geiste leicht zu verfolgen. Bequeme Dampfer
fahren in fünf Tagen von Trieft nach Alexandrien. Von dort führt die Lo-
comotive in wenigen Stunden den Reisenden nach Kairo. Die Postverbin-
dung ist gut geregelt, und so wurden wir wiederholt durch Briefe von dem
Befinden und der Thätigkeit der Expedition in Kenntniß gesetzt. Wir erfuh¬
ren, daß v. Heuglin am 22. März Audienz beim Vicekönig Said Pascha hatte,
und daß letzterer sich sehr huldreich erwies und Befehl ertheilte, der Expedi¬
tion alles, was sie brauche, aus den Depots der Regierung zu verabfolgen.
Ferner, daß durch den Ramadan und später durch andere Hindernisse die Abfahrt
von Suez verzögert wurde, und daß man diesen Umstand zu Excursionen nach den
Pyramiden, Heliopolis, Tanis und andern merkwürdigen Orten in der Nachbar¬
schaft der alten Chalifenstadt am Nil benutzte, und außerdem allerlei wichtige


merklich an den linguistischen und speciellen ethnographischen Arbeiten be¬
theiligen.

Als Botaniker und Geognost begleitet die Expedition der Schlesier Steud-
ner, der durch Barth auf dieselbe aufmerksam gemacht wurde. Er ist in
Greifenberg geboren, hat in Berlin und Würzburg Medicin und Naturwissen¬
schaften studirt, dann verschiedene wissenschaftliche Reisen in Deutschland, Oest¬
reich und Italien gemacht und steht jetzt im dreißigsten Jahre, also im kräf¬
tigsten Lebensalter. Ein viertes Mitglied der Expedition ist der Mechaniker
Künzelbach, Sohn des bekannten Verfertigers astronomischer Instrumente in
Stuttgart. Derselbe ist nicht nur ein tüchtiger Mechaniker und geübt in astro¬
nomischen Beobachtungen und physikalischen Experimenten, sondern auch ge¬
wohnt, im Orient zu reisen. Er diente einige Zeit in Konstantinopel, Syrien und
Kleinasien als östreichischer Consulatssecretär, spricht türkisch und bekleidet eine
höhere Charge an der türkischen Freimaurerloge. Seine Aufgabe besteht vorzüglich
in Höhenmessungen, astronomischen und meteorologischen Untersuchungen und
in der Instandhaltung sämmtlicher Instrumente. Endlich begleitet Ludwig
Hanhai, bekannt durch seine frühere Thätigkeit im Innern Afrika's, die Expe¬
dition als Secretär und Dragoman, Proviantverwalter und Bagagemeister,
und ein Herr Schubert, Gärtner aus dem Sächsischen, welcher sich erst später
zur Theilnahme gemeldet, geht als Jäger mit.

Der Plan v. Heuglins war, zunächst nach Aegypten aufzubrechen, dann
mit dem Dampfschiff von Suez nach Massaua am Rothen Meer zu gehen
und sich von da in die Stadt Keren zu Munzinger zu begeben. Hier geden¬
ken sich die Reisenden während der Regenzeit auszuhalten. Nach Ablauf der¬
selben werden sie, wahrscheinlich über das Thal des Atbara, nach Chartunr
ziehen und von dort etwa zu Anfang des October die Fahrt nach Wadai an¬
treten.

Bis nach Aegypten, wo die Mitglieder der Expedition sich im Februar
sammelten, war die Reise im Geiste leicht zu verfolgen. Bequeme Dampfer
fahren in fünf Tagen von Trieft nach Alexandrien. Von dort führt die Lo-
comotive in wenigen Stunden den Reisenden nach Kairo. Die Postverbin-
dung ist gut geregelt, und so wurden wir wiederholt durch Briefe von dem
Befinden und der Thätigkeit der Expedition in Kenntniß gesetzt. Wir erfuh¬
ren, daß v. Heuglin am 22. März Audienz beim Vicekönig Said Pascha hatte,
und daß letzterer sich sehr huldreich erwies und Befehl ertheilte, der Expedi¬
tion alles, was sie brauche, aus den Depots der Regierung zu verabfolgen.
Ferner, daß durch den Ramadan und später durch andere Hindernisse die Abfahrt
von Suez verzögert wurde, und daß man diesen Umstand zu Excursionen nach den
Pyramiden, Heliopolis, Tanis und andern merkwürdigen Orten in der Nachbar¬
schaft der alten Chalifenstadt am Nil benutzte, und außerdem allerlei wichtige


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/180>, abgerufen am 23.12.2024.