Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.sie von Gebirgen durchzogen werden, und daß hier im Herzen des Welttheils, Wir sehen hier von der südlichen Hälfte Afrikas ganz und von der nörd¬ Der Sudan zerfällt in eine westliche und eine östliche Hälfte, von denen Die Bewohner des Sudan bieten nach Sprache und Sitte, Religion, Le¬ sie von Gebirgen durchzogen werden, und daß hier im Herzen des Welttheils, Wir sehen hier von der südlichen Hälfte Afrikas ganz und von der nörd¬ Der Sudan zerfällt in eine westliche und eine östliche Hälfte, von denen Die Bewohner des Sudan bieten nach Sprache und Sitte, Religion, Le¬ <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0176" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/112146"/> <p xml:id="ID_588" prev="#ID_587"> sie von Gebirgen durchzogen werden, und daß hier im Herzen des Welttheils,<lb/> etwa drei Grad nördlich vom Aequator, ein großer Strom nach Westen läuft.</p><lb/> <p xml:id="ID_589"> Wir sehen hier von der südlichen Hälfte Afrikas ganz und von der nörd¬<lb/> liche», soweit sie von nicht zur Ncgerrace gehörigen Stämmen bewohnt ist,<lb/> ab und beschäftigen uns nur mit den Ländern, welche sich auf dem Nordab¬<lb/> fall und dem Kamme der sogenannten Mondberge, etwa zwischen dem 15.<lb/> und dem 5. Grad N. Br. vom Weißen Nil bis zum Atlantischen Meer hin¬<lb/> ziehen, dem alten Nigritien, dem heutigen Sudan. Hier nähert sich die Reihe<lb/> der Entdeckungen im Westen am meisten der im Osten. Hier ist Vogel bei<lb/> dem Versuche, die beiden Reihen durch eine Reise vom Tschadsee über Wadai<lb/> und Darfur nach dem obern Nilthal zu einer Kette quer durch Mittelafrika zu<lb/> verknüpfen, verschollen. Hier im Lande der Schwarzen soll Heuglin jetzt den<lb/> fehlgeschlagenen Versuch Vogels von andrer Seite ausgehend fortsetzen.</p><lb/> <p xml:id="ID_590"> Der Sudan zerfällt in eine westliche und eine östliche Hälfte, von denen<lb/> jene die Stromgebiete das Senegal und des Niger (richtiger Dscholiba oder<lb/> Kuara), diese das Gebiet des Tschadsees und des Weißen Nil umfaßt. Die<lb/> Charakterzüge dieser Landschaften sind tropisches Klima, starker Wechsel der<lb/> Temperatur, üppigste Vegetation, außerordentlicher Reichthum an dickhäutigen<lb/> Thieren und eine Bevölkerung, die den Negertypus zeigt, im Norden aber<lb/> stark mit andern Elementen gemischt ist. Ueber schönen Grasflächen erheben<lb/> sich weite Wälder von Mimosen und Tamarinden, Affenbrodbäumen, Palmen<lb/> und riesigen Euphorbien. Bis dicht an die Ortschaften tummeln sich Heerden<lb/> von Elephanten, die Ströme wimmeln von Flußpferden und Krokodilen, die<lb/> Wälder werden von Löwen, Panthern und Hyänen durchstreift, auf den Flu¬<lb/> ren weiden zahllose Antilopen und Gazellen. Die Berge enthalten Gold, die<lb/> Flüsse führen zum Theil Goldstaub. Auch Schwefel und Salpeter kommen<lb/> häufig vor. dagegen im ganzen Sudan kein Salz.</p><lb/> <p xml:id="ID_591" next="#ID_592"> Die Bewohner des Sudan bieten nach Sprache und Sitte, Religion, Le¬<lb/> bensweise und Farbe ein Bild buntester Mannichfaltigkeit dar. Eigent¬<lb/> liche Wilde sind nur die Neger auf der Guineaküste, deren mächtigstes Reich<lb/> das der Aschanti mit der Hauptstadt Kumassie ist. Die Landstriche Senegam-<lb/> biens dagegen sind von zwei Stämmen bewohnt, die man zwar noch zu den<lb/> Negern zählen muß, welche aber durch hellere Farbe, edleren Körperbau, bes¬<lb/> sere geistige Anlagen und einen auffallenden Grad von Bildung vor den<lb/> übrigen Negern bedeutend hervorragen. Es sind dieß die auf den Hochflächen<lb/> Sencgambicns hausenden Fulah und die im Gebirge wohnenden Mandingo,<lb/> welche auch einen Theil der Küste innehaben, während ein kriegerischer Zweig<lb/> der Fulah, die Fellatah. die Gebirge überstiegen, im Stromgebiet des Niger<lb/> mächtige Reiche gegründet und seinen Einfluß bis zur Küste von Beule<lb/> ausgedehnt hat. Von diesen Fellatah-Reichen sind die bedeutendsten: Haoussa</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0176]
sie von Gebirgen durchzogen werden, und daß hier im Herzen des Welttheils,
etwa drei Grad nördlich vom Aequator, ein großer Strom nach Westen läuft.
Wir sehen hier von der südlichen Hälfte Afrikas ganz und von der nörd¬
liche», soweit sie von nicht zur Ncgerrace gehörigen Stämmen bewohnt ist,
ab und beschäftigen uns nur mit den Ländern, welche sich auf dem Nordab¬
fall und dem Kamme der sogenannten Mondberge, etwa zwischen dem 15.
und dem 5. Grad N. Br. vom Weißen Nil bis zum Atlantischen Meer hin¬
ziehen, dem alten Nigritien, dem heutigen Sudan. Hier nähert sich die Reihe
der Entdeckungen im Westen am meisten der im Osten. Hier ist Vogel bei
dem Versuche, die beiden Reihen durch eine Reise vom Tschadsee über Wadai
und Darfur nach dem obern Nilthal zu einer Kette quer durch Mittelafrika zu
verknüpfen, verschollen. Hier im Lande der Schwarzen soll Heuglin jetzt den
fehlgeschlagenen Versuch Vogels von andrer Seite ausgehend fortsetzen.
Der Sudan zerfällt in eine westliche und eine östliche Hälfte, von denen
jene die Stromgebiete das Senegal und des Niger (richtiger Dscholiba oder
Kuara), diese das Gebiet des Tschadsees und des Weißen Nil umfaßt. Die
Charakterzüge dieser Landschaften sind tropisches Klima, starker Wechsel der
Temperatur, üppigste Vegetation, außerordentlicher Reichthum an dickhäutigen
Thieren und eine Bevölkerung, die den Negertypus zeigt, im Norden aber
stark mit andern Elementen gemischt ist. Ueber schönen Grasflächen erheben
sich weite Wälder von Mimosen und Tamarinden, Affenbrodbäumen, Palmen
und riesigen Euphorbien. Bis dicht an die Ortschaften tummeln sich Heerden
von Elephanten, die Ströme wimmeln von Flußpferden und Krokodilen, die
Wälder werden von Löwen, Panthern und Hyänen durchstreift, auf den Flu¬
ren weiden zahllose Antilopen und Gazellen. Die Berge enthalten Gold, die
Flüsse führen zum Theil Goldstaub. Auch Schwefel und Salpeter kommen
häufig vor. dagegen im ganzen Sudan kein Salz.
Die Bewohner des Sudan bieten nach Sprache und Sitte, Religion, Le¬
bensweise und Farbe ein Bild buntester Mannichfaltigkeit dar. Eigent¬
liche Wilde sind nur die Neger auf der Guineaküste, deren mächtigstes Reich
das der Aschanti mit der Hauptstadt Kumassie ist. Die Landstriche Senegam-
biens dagegen sind von zwei Stämmen bewohnt, die man zwar noch zu den
Negern zählen muß, welche aber durch hellere Farbe, edleren Körperbau, bes¬
sere geistige Anlagen und einen auffallenden Grad von Bildung vor den
übrigen Negern bedeutend hervorragen. Es sind dieß die auf den Hochflächen
Sencgambicns hausenden Fulah und die im Gebirge wohnenden Mandingo,
welche auch einen Theil der Küste innehaben, während ein kriegerischer Zweig
der Fulah, die Fellatah. die Gebirge überstiegen, im Stromgebiet des Niger
mächtige Reiche gegründet und seinen Einfluß bis zur Küste von Beule
ausgedehnt hat. Von diesen Fellatah-Reichen sind die bedeutendsten: Haoussa
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