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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band.

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Schiffen mit Menschen, Hausgeräth und Vieh beladen, die im Jahr 986 da¬
hin absegelten, kamen doch nur 14 Schiffe glücklich hinüber, darunter die
die Schiffe Eriks und seiner Freunde Herjolf und Biarre. Sie wurden die
ersten Colonisten und ihre Nachkommen die angesehensten Geschlechter auf
Grönland. So wurde damals diese große nordische Halbinsel oder Inselgruppe
an ihrem Südende entdeckt und bevölkert. Von frühern Bewohnern derselben
ist keine Rede, obgleich sie heute ihre eigenthümliche Bevölkerung bis an ihr
Nordende hat.

Isländer besetzten nach und nach Ost- und Westküste und mehrten sich
mit den nachfolgenden Colonisten so sehr, daß im Jahr 1124 ihre Zahl schon
so groß geworden war. daß sie ein Drittheil einer gewöhnlichen dänischen
Episkopaldiöcese ausmachten. Schon um das Jahr 999 war der erste christ¬
liche Missionar aus Norwegen zu ihnen gezogen. Es entstanden nun
Kirchen, Schulen, Abteien in Grönland, die unter der Diöcese des Erzbis-
thums in Drontheim standen, das in seinem Archive die Verzeichnisse der
grönländischen Stiftungen und der ältesten Geographie des Landes aufbe¬
wahrt. Im Jahr 1124 erhielt Grönland in Arnold den ersten selbständigen Bischof.

Der Bischof von Grönland hatte schon zu Snorro Sturlesons Zeiten
(1215) und die folgenden Jahrhunderte bis gegen das Jahr 1400 seinen
Zehnten, oder Peterspfennig, an den päpstlichen Stuhl in Rom zu zahlen,
der im Jahr 1327 in üoutibus ac Roaräo, d. i. in Walroßzähnen, gezahlt
wurde, die den Werth von Elfenbein hatten. Die Menge derselben wird im
genannten Jahre auf 130 Liespfund angegeben.

In einer kurzen Beschreibung Grönlands aus dem dreizehnten Jahr¬
hundert werden dort nicht weniger als 15 Kirchen aufgezählt, von denen die
Hauptkirche zu Gardar, südlich von Eriksfjord, lag. Dort hatte der Bischof
seinen Sitz. Die Zahl der Höfe und Ansiedelungen betrug 280. Nach einer
andern Angabe zählte man 19 große Baien an der Ostküste, die bewohnt
waren, 12 Kirchsprengel mit 16 Kirchen, 2 Klöstern. Auf der Westküste Grön¬
lands waren 9 Baien cultivirt mit 4 Kirchsprengeln und 90 bis 100 Weilern.
Zwei Städte, Gardar und Hrattalid, waren auf Grönland erbaut. Weit
über die Grenzen des angebauten Landes schiffte man jährlich an den Küsten
hin. trieb Fischerei und sammelte Treibholz. Auch ging von Europa, zumal
von Drontheim und Island, einiger Handel dahin; doch war Grönland nie
von Europa aus so ununterbrochen besucht wie die andern Colonien der Nor-
männer. Die Schifffahrt dahin war immer schwierig; zur Hin- und Herreise
zwischen Norwegen und Grönland waren immer mehrere Jahre nöthig
wesen.

Plötzlich verschwand zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts Grönland
wieder ganz aus der Geschichte.


Schiffen mit Menschen, Hausgeräth und Vieh beladen, die im Jahr 986 da¬
hin absegelten, kamen doch nur 14 Schiffe glücklich hinüber, darunter die
die Schiffe Eriks und seiner Freunde Herjolf und Biarre. Sie wurden die
ersten Colonisten und ihre Nachkommen die angesehensten Geschlechter auf
Grönland. So wurde damals diese große nordische Halbinsel oder Inselgruppe
an ihrem Südende entdeckt und bevölkert. Von frühern Bewohnern derselben
ist keine Rede, obgleich sie heute ihre eigenthümliche Bevölkerung bis an ihr
Nordende hat.

Isländer besetzten nach und nach Ost- und Westküste und mehrten sich
mit den nachfolgenden Colonisten so sehr, daß im Jahr 1124 ihre Zahl schon
so groß geworden war. daß sie ein Drittheil einer gewöhnlichen dänischen
Episkopaldiöcese ausmachten. Schon um das Jahr 999 war der erste christ¬
liche Missionar aus Norwegen zu ihnen gezogen. Es entstanden nun
Kirchen, Schulen, Abteien in Grönland, die unter der Diöcese des Erzbis-
thums in Drontheim standen, das in seinem Archive die Verzeichnisse der
grönländischen Stiftungen und der ältesten Geographie des Landes aufbe¬
wahrt. Im Jahr 1124 erhielt Grönland in Arnold den ersten selbständigen Bischof.

Der Bischof von Grönland hatte schon zu Snorro Sturlesons Zeiten
(1215) und die folgenden Jahrhunderte bis gegen das Jahr 1400 seinen
Zehnten, oder Peterspfennig, an den päpstlichen Stuhl in Rom zu zahlen,
der im Jahr 1327 in üoutibus ac Roaräo, d. i. in Walroßzähnen, gezahlt
wurde, die den Werth von Elfenbein hatten. Die Menge derselben wird im
genannten Jahre auf 130 Liespfund angegeben.

In einer kurzen Beschreibung Grönlands aus dem dreizehnten Jahr¬
hundert werden dort nicht weniger als 15 Kirchen aufgezählt, von denen die
Hauptkirche zu Gardar, südlich von Eriksfjord, lag. Dort hatte der Bischof
seinen Sitz. Die Zahl der Höfe und Ansiedelungen betrug 280. Nach einer
andern Angabe zählte man 19 große Baien an der Ostküste, die bewohnt
waren, 12 Kirchsprengel mit 16 Kirchen, 2 Klöstern. Auf der Westküste Grön¬
lands waren 9 Baien cultivirt mit 4 Kirchsprengeln und 90 bis 100 Weilern.
Zwei Städte, Gardar und Hrattalid, waren auf Grönland erbaut. Weit
über die Grenzen des angebauten Landes schiffte man jährlich an den Küsten
hin. trieb Fischerei und sammelte Treibholz. Auch ging von Europa, zumal
von Drontheim und Island, einiger Handel dahin; doch war Grönland nie
von Europa aus so ununterbrochen besucht wie die andern Colonien der Nor-
männer. Die Schifffahrt dahin war immer schwierig; zur Hin- und Herreise
zwischen Norwegen und Grönland waren immer mehrere Jahre nöthig
wesen.

Plötzlich verschwand zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts Grönland
wieder ganz aus der Geschichte.


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[0162] Schiffen mit Menschen, Hausgeräth und Vieh beladen, die im Jahr 986 da¬ hin absegelten, kamen doch nur 14 Schiffe glücklich hinüber, darunter die die Schiffe Eriks und seiner Freunde Herjolf und Biarre. Sie wurden die ersten Colonisten und ihre Nachkommen die angesehensten Geschlechter auf Grönland. So wurde damals diese große nordische Halbinsel oder Inselgruppe an ihrem Südende entdeckt und bevölkert. Von frühern Bewohnern derselben ist keine Rede, obgleich sie heute ihre eigenthümliche Bevölkerung bis an ihr Nordende hat. Isländer besetzten nach und nach Ost- und Westküste und mehrten sich mit den nachfolgenden Colonisten so sehr, daß im Jahr 1124 ihre Zahl schon so groß geworden war. daß sie ein Drittheil einer gewöhnlichen dänischen Episkopaldiöcese ausmachten. Schon um das Jahr 999 war der erste christ¬ liche Missionar aus Norwegen zu ihnen gezogen. Es entstanden nun Kirchen, Schulen, Abteien in Grönland, die unter der Diöcese des Erzbis- thums in Drontheim standen, das in seinem Archive die Verzeichnisse der grönländischen Stiftungen und der ältesten Geographie des Landes aufbe¬ wahrt. Im Jahr 1124 erhielt Grönland in Arnold den ersten selbständigen Bischof. Der Bischof von Grönland hatte schon zu Snorro Sturlesons Zeiten (1215) und die folgenden Jahrhunderte bis gegen das Jahr 1400 seinen Zehnten, oder Peterspfennig, an den päpstlichen Stuhl in Rom zu zahlen, der im Jahr 1327 in üoutibus ac Roaräo, d. i. in Walroßzähnen, gezahlt wurde, die den Werth von Elfenbein hatten. Die Menge derselben wird im genannten Jahre auf 130 Liespfund angegeben. In einer kurzen Beschreibung Grönlands aus dem dreizehnten Jahr¬ hundert werden dort nicht weniger als 15 Kirchen aufgezählt, von denen die Hauptkirche zu Gardar, südlich von Eriksfjord, lag. Dort hatte der Bischof seinen Sitz. Die Zahl der Höfe und Ansiedelungen betrug 280. Nach einer andern Angabe zählte man 19 große Baien an der Ostküste, die bewohnt waren, 12 Kirchsprengel mit 16 Kirchen, 2 Klöstern. Auf der Westküste Grön¬ lands waren 9 Baien cultivirt mit 4 Kirchsprengeln und 90 bis 100 Weilern. Zwei Städte, Gardar und Hrattalid, waren auf Grönland erbaut. Weit über die Grenzen des angebauten Landes schiffte man jährlich an den Küsten hin. trieb Fischerei und sammelte Treibholz. Auch ging von Europa, zumal von Drontheim und Island, einiger Handel dahin; doch war Grönland nie von Europa aus so ununterbrochen besucht wie die andern Colonien der Nor- männer. Die Schifffahrt dahin war immer schwierig; zur Hin- und Herreise zwischen Norwegen und Grönland waren immer mehrere Jahre nöthig wesen. Plötzlich verschwand zu Anfang des fünfzehnten Jahrhunderts Grönland wieder ganz aus der Geschichte.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, II. Semester. III. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111969/162>, abgerufen am 23.12.2024.