Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.Athener sollten alle andern Menschen an Tugend übertreffen und dnrch viele "Eines aber", so fährt der Mann von Sais fort, "überbietet alles Andere - Ao weit Platons ägyptischer Priester nach seinen Hieroglyphenbüchcrm ^) ') Die Atlantis wird auch im Kritias erwähnt. Sie kommt ferner in Seneca's Trauer¬
spiel "Medea" vor, ebenso in den Fragmenten des Theopomv, wo sie Meropis, und an zwei Stellen des Plutnrch, wo sie das klonische oder satumischc Festland heißt. Endlich spricht auch Diodorus Siculus von einer Insel mit schiffbare" Strömen, die Libyen gegenüber liege. Athener sollten alle andern Menschen an Tugend übertreffen und dnrch viele „Eines aber", so fährt der Mann von Sais fort, „überbietet alles Andere - Ao weit Platons ägyptischer Priester nach seinen Hieroglyphenbüchcrm ^) ') Die Atlantis wird auch im Kritias erwähnt. Sie kommt ferner in Seneca's Trauer¬
spiel „Medea" vor, ebenso in den Fragmenten des Theopomv, wo sie Meropis, und an zwei Stellen des Plutnrch, wo sie das klonische oder satumischc Festland heißt. Endlich spricht auch Diodorus Siculus von einer Insel mit schiffbare» Strömen, die Libyen gegenüber liege. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0073" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111505"/> <p xml:id="ID_201" prev="#ID_200"> Athener sollten alle andern Menschen an Tugend übertreffen und dnrch viele<lb/> und große Werke die Welt in Erstannen gesetzt haben.</p><lb/> <p xml:id="ID_202"> „Eines aber", so fährt der Mann von Sais fort, „überbietet alles Andere<lb/> an Große und Herrlichkeit. Denn die Schriften (die hieroglyphischen Chro¬<lb/> niken Aegyptens) berichten, wie euer Staat einst ein Ziel setzte einer Macht,<lb/> die in großem Uebermuth gegen ganz Europa und Asien heranzog, von jeu<lb/> seits hereinbrechend aus dem atlantischen Meere; denn damals konnte mau<lb/> jenes Meer beschiffen. Vor jener Mündung nämlich, welche ihr die Säulen<lb/> des Herakles nennt, lag eine Insel, großer als Libyen und Asien zusammen.<lb/> Von ihr konnten damals die Seefahrer zu den andern Inseln gelangen, und<lb/> von diesen Inseln auf das ganze Festland gegenüber, welches um jenes eigene><lb/> liebe Meer sich ausdehnte. Denn das Meer, welches innerhalb jener' Mün¬<lb/> dung liegt, von der wir reden, scheint ein See mit enger Einfahrt, jenes aber<lb/> würde mit vollem Recht ein Meer und das daran stoßende Land ein Festland<lb/> genannt werden. Auf dieser großen atlantischen Insel nun bestand ein großes<lb/> und wunderbares Königreich, welches über die ganze Insel herrschte und über<lb/> viele andere Inseln und Theile des Festlandes. Außerdem beherrschte es auf<lb/> der andern Seite Libyen bis nach Aegypten und Europa bis nach Tyrrhcnien.<lb/> Diese gesammte Macht nun. zu einer einzigen verbunden, versuchte damals<lb/> ">er und unser Land und alle Gegenden innerhalb der Mündung in einem<lb/> ^uf zu unterjochen. Damals nun, o Solon. strahlte die Macht durch Staa¬<lb/> tes vor allen Menschen durch Tapferkeit und Stärke hervor. Allen voran¬<lb/> gehend durch Muth und kriegerische Künste, sei es als Führer der Hellenen,<lb/> su es nothgedrungen alleinstehend in Folge des Abfalles ver Andern, gerieth<lb/> ^ in d.le größten Gefahren, schlug aber die Angreifenden zurück und errichtete<lb/> Siegeszeichen. Er verhinderte auch, daß die noch nicht Unterjochten unter¬<lb/> worfen wurden, die Andern aber, so viel ihrer innerhalb der Säulen des He¬<lb/> rakles wohnen, machte er frei ohne Mißgunst. Als aber in späterer Zeit<lb/> außerordentliche Erdbeben und Fluthen eintraten, bewirkte ein schlimmer Tag<lb/> und eine schlimme Nacht, daß euer ganzes versammeltes streitbares Heer von<lb/> der Erde verschlungen wurde, und zugleich die Atlautisinscl ebenso in das<lb/> Meer versank. Deshalb ist auch >ctzt jenes Meer unzugänglich und schwer zu<lb/> erforschen, da der tiefe Schlamm, welchen die Insel beim Untersinken gebildet<lb/> hat. die Schifffahrt verhindert."</p><lb/> <p xml:id="ID_203" next="#ID_204"> - Ao weit Platons ägyptischer Priester nach seinen Hieroglyphenbüchcrm ^)<lb/> Daß eine ähnliche Erzählung schon lange vor Platon im Munde der Athener</p><lb/> <note xml:id="FID_8" place="foot"> ') Die Atlantis wird auch im Kritias erwähnt. Sie kommt ferner in Seneca's Trauer¬<lb/> spiel „Medea" vor, ebenso in den Fragmenten des Theopomv, wo sie Meropis, und an zwei<lb/> Stellen des Plutnrch, wo sie das klonische oder satumischc Festland heißt. Endlich spricht<lb/> auch Diodorus Siculus von einer Insel mit schiffbare» Strömen, die Libyen gegenüber liege.</note><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0073]
Athener sollten alle andern Menschen an Tugend übertreffen und dnrch viele
und große Werke die Welt in Erstannen gesetzt haben.
„Eines aber", so fährt der Mann von Sais fort, „überbietet alles Andere
an Große und Herrlichkeit. Denn die Schriften (die hieroglyphischen Chro¬
niken Aegyptens) berichten, wie euer Staat einst ein Ziel setzte einer Macht,
die in großem Uebermuth gegen ganz Europa und Asien heranzog, von jeu
seits hereinbrechend aus dem atlantischen Meere; denn damals konnte mau
jenes Meer beschiffen. Vor jener Mündung nämlich, welche ihr die Säulen
des Herakles nennt, lag eine Insel, großer als Libyen und Asien zusammen.
Von ihr konnten damals die Seefahrer zu den andern Inseln gelangen, und
von diesen Inseln auf das ganze Festland gegenüber, welches um jenes eigene>
liebe Meer sich ausdehnte. Denn das Meer, welches innerhalb jener' Mün¬
dung liegt, von der wir reden, scheint ein See mit enger Einfahrt, jenes aber
würde mit vollem Recht ein Meer und das daran stoßende Land ein Festland
genannt werden. Auf dieser großen atlantischen Insel nun bestand ein großes
und wunderbares Königreich, welches über die ganze Insel herrschte und über
viele andere Inseln und Theile des Festlandes. Außerdem beherrschte es auf
der andern Seite Libyen bis nach Aegypten und Europa bis nach Tyrrhcnien.
Diese gesammte Macht nun. zu einer einzigen verbunden, versuchte damals
">er und unser Land und alle Gegenden innerhalb der Mündung in einem
^uf zu unterjochen. Damals nun, o Solon. strahlte die Macht durch Staa¬
tes vor allen Menschen durch Tapferkeit und Stärke hervor. Allen voran¬
gehend durch Muth und kriegerische Künste, sei es als Führer der Hellenen,
su es nothgedrungen alleinstehend in Folge des Abfalles ver Andern, gerieth
^ in d.le größten Gefahren, schlug aber die Angreifenden zurück und errichtete
Siegeszeichen. Er verhinderte auch, daß die noch nicht Unterjochten unter¬
worfen wurden, die Andern aber, so viel ihrer innerhalb der Säulen des He¬
rakles wohnen, machte er frei ohne Mißgunst. Als aber in späterer Zeit
außerordentliche Erdbeben und Fluthen eintraten, bewirkte ein schlimmer Tag
und eine schlimme Nacht, daß euer ganzes versammeltes streitbares Heer von
der Erde verschlungen wurde, und zugleich die Atlautisinscl ebenso in das
Meer versank. Deshalb ist auch >ctzt jenes Meer unzugänglich und schwer zu
erforschen, da der tiefe Schlamm, welchen die Insel beim Untersinken gebildet
hat. die Schifffahrt verhindert."
- Ao weit Platons ägyptischer Priester nach seinen Hieroglyphenbüchcrm ^)
Daß eine ähnliche Erzählung schon lange vor Platon im Munde der Athener
') Die Atlantis wird auch im Kritias erwähnt. Sie kommt ferner in Seneca's Trauer¬
spiel „Medea" vor, ebenso in den Fragmenten des Theopomv, wo sie Meropis, und an zwei
Stellen des Plutnrch, wo sie das klonische oder satumischc Festland heißt. Endlich spricht
auch Diodorus Siculus von einer Insel mit schiffbare» Strömen, die Libyen gegenüber liege.
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