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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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der nun beginnen sollte, dispensirt zu werden/' Tägliche Korrespondenz mit
dem Hauptquartier, Leitung der Presse, Diners u. s, w. -- Dabei noch Neoen-
geschäste anderer Art. "Durch die Ankunft der Herzogin von Sagan wurde
der Aufenthalt (des Fürsten Metternich in Baden bei Wien) sehr stürmisch.
Meine Verhältnisse mit dem Fürsten hatten eine bedenkliche Wendung genom¬
men, und ich mußte die Ehre, Vertrauter und Vermittler in diesen Verhält-
U'sser zu sein, oft theuer bezahlen!" --

Noch andere Privatsachen. Wieder eine heftige Leidenschaft, aber nicht
zu einem Weibe (-- Mme Ltuules a,u-ä(M lie toute exprei-siov, et. mon
lmwur pour lui est xur comme 1" ciel!). Wer für derartige Cochonnerftn
Sinn hat, möge un Tagebuch weitere Belehrungen suchen. -- Dazwischen die
Protocvilführung am Wiener Kongreß.

"Ich habe früher manchmal sehr bedauert, daß mir in einem namenlosen
Drang von Geschäften und Zerstreuungen nicht die Zeit geblieben war, ein
regelmäßiges politisch'es Journal über diese wichtige Epoche zu führen. Heute
bedaure ich es nicht mehr. Daß ich jemals im Stande gewesen wäre, aus
dem damals gesammelten Stoff ein zusammenhängendes Werk zu bearbeiten,
'se wenigstens sehr zweifelhaft. Meine Noten aber, so wie sie nur der Augen¬
blick eingab, liegen zu lassen, und dereinst, wer weiß welchen Händen zu über¬
liefern, hielt ich nicht allein für unklug und indelicat. sondern in mehr als
einem Betracht für unredlich und gewissenlos; denn ich stand den Begeben¬
heiten zu nahe und war zu lebhaft davon betroffen, um bei reiner Geschicht-
schreibung stehen zu bleiben und mir nicht in unzähligen Fällen Kritik, zu¬
leiten strenge, auch wol bittere Kritik zu erlauben."

Das gewöhnliche Tagebuch ist erhalten, gibt aber nur Namen und Data:
als Anhaltspunkt ganz bequem, aber ohne allen Aufschluß. Die Geschichte
Mit Karl wird viel ausführlicher besprochen. -- Auch anderes, z. B. 11. Nov.:
Kr-wils Konversation avec Uetternidi, ton^our-z Ms sur,Jo, irmuäite kenne
tuo sur les M-riies. -- Dies ist der Congreß. den man nach der Ansicht
der Lcgitimi'sten für eine Art Concil ansehen sollte, vom heiligen Geist in-
spirirt! Wenigstens Heilige waren es nicht, denen er seine verborgenen Rath-
schlösse mittheilte.

Zum Schluß des Jahres zieht Gent) über seine eigene Geschichte eme
sehr erfreuliche Bilanz/ Seine Stellung ist glänzend; über seine Einnahmen
^ schon berichtet. I/aspeot ach Mrii-es iMIicmes, setzt er hinzu, est tu-
Kubre; uns it ne 1'est MS, eowme autretois, rM' 1e iMs imxo^ut et
6elÄ8g,ut susxenäu sur nos tetes, wais xar 1a meäioerite et I'iriex-

äe pres-zue tous los creteurs; or, eomme ^e ii'al rieu a me re-
prvlcker. Ja corn-rissüneo intime ac cette pitovadle marelis et als tous
ees Ltres mesciuiiis <lui Aonvei'ne" t 1e nouae, loin as in'MlMi-,


Grenzboten II. 1801.

der nun beginnen sollte, dispensirt zu werden/' Tägliche Korrespondenz mit
dem Hauptquartier, Leitung der Presse, Diners u. s, w. — Dabei noch Neoen-
geschäste anderer Art. „Durch die Ankunft der Herzogin von Sagan wurde
der Aufenthalt (des Fürsten Metternich in Baden bei Wien) sehr stürmisch.
Meine Verhältnisse mit dem Fürsten hatten eine bedenkliche Wendung genom¬
men, und ich mußte die Ehre, Vertrauter und Vermittler in diesen Verhält-
U'sser zu sein, oft theuer bezahlen!" —

Noch andere Privatsachen. Wieder eine heftige Leidenschaft, aber nicht
zu einem Weibe (— Mme Ltuules a,u-ä(M lie toute exprei-siov, et. mon
lmwur pour lui est xur comme 1« ciel!). Wer für derartige Cochonnerftn
Sinn hat, möge un Tagebuch weitere Belehrungen suchen. — Dazwischen die
Protocvilführung am Wiener Kongreß.

„Ich habe früher manchmal sehr bedauert, daß mir in einem namenlosen
Drang von Geschäften und Zerstreuungen nicht die Zeit geblieben war, ein
regelmäßiges politisch'es Journal über diese wichtige Epoche zu führen. Heute
bedaure ich es nicht mehr. Daß ich jemals im Stande gewesen wäre, aus
dem damals gesammelten Stoff ein zusammenhängendes Werk zu bearbeiten,
'se wenigstens sehr zweifelhaft. Meine Noten aber, so wie sie nur der Augen¬
blick eingab, liegen zu lassen, und dereinst, wer weiß welchen Händen zu über¬
liefern, hielt ich nicht allein für unklug und indelicat. sondern in mehr als
einem Betracht für unredlich und gewissenlos; denn ich stand den Begeben¬
heiten zu nahe und war zu lebhaft davon betroffen, um bei reiner Geschicht-
schreibung stehen zu bleiben und mir nicht in unzähligen Fällen Kritik, zu¬
leiten strenge, auch wol bittere Kritik zu erlauben."

Das gewöhnliche Tagebuch ist erhalten, gibt aber nur Namen und Data:
als Anhaltspunkt ganz bequem, aber ohne allen Aufschluß. Die Geschichte
Mit Karl wird viel ausführlicher besprochen. — Auch anderes, z. B. 11. Nov.:
Kr-wils Konversation avec Uetternidi, ton^our-z Ms sur,Jo, irmuäite kenne
tuo sur les M-riies. — Dies ist der Congreß. den man nach der Ansicht
der Lcgitimi'sten für eine Art Concil ansehen sollte, vom heiligen Geist in-
spirirt! Wenigstens Heilige waren es nicht, denen er seine verborgenen Rath-
schlösse mittheilte.

Zum Schluß des Jahres zieht Gent) über seine eigene Geschichte eme
sehr erfreuliche Bilanz/ Seine Stellung ist glänzend; über seine Einnahmen
^ schon berichtet. I/aspeot ach Mrii-es iMIicmes, setzt er hinzu, est tu-
Kubre; uns it ne 1'est MS, eowme autretois, rM' 1e iMs imxo^ut et
6elÄ8g,ut susxenäu sur nos tetes, wais xar 1a meäioerite et I'iriex-

äe pres-zue tous los creteurs; or, eomme ^e ii'al rieu a me re-
prvlcker. Ja corn-rissüneo intime ac cette pitovadle marelis et als tous
ees Ltres mesciuiiis <lui Aonvei'ne» t 1e nouae, loin as in'MlMi-,


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/299>, abgerufen am 22.07.2024.