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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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eine Handelsflotte
5) von unter 100.000 Tonnen
Portugal
Oldenburg
Belgien
Lübeck
Kirchenstaat.

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eine Kriegsflotte
Griechenland
Belgien.
Ohne Kriegsflotte,
Hamburg
Bremen
Hannover
Mecklenburg
Oldenburg
Lübeck
Kirchenstaat.

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Diese Vergleichung drängt zunächst die Bemerkung auf:

daß die Nationen im Allgemeinen die Größe ihrer Kriegsflotten im
Verhältniß zur Größe ihrer Handelsflotten eingerichtet haben.

Indessen finden sich Ausnahmen von diesem Princip und zwar nach bei¬
den Richtungen hin. Auf der einen Seite gibt es zwei Staaten, deren Kiegs-
stotte weit außer Verhältniß zu der Größe ihrer Handelsflotten tritt. Es sind
dies Frankreich und Rußland.

Frankreich, obwol seine Handelsflotte nicht ein Fünftheil der nordameri¬
kanischen ausmacht, hat eine Kriegsflotte, welche etwa viermal so groß ist
als die Nordamerikas, und diese Kriegsflotte mit etwas mehr als 12.000 Ge¬
schützen ist obendrein an Güte vielleicht nur von der englischen übertroffen.

Rußland hat seine Kriegsmarine' verhältnißmäßig noch bedeutender ge¬
tigert. Während seine Handelsmarine von ca. 170,000 Tonnen eine der
Reinsten Europas ist und z. B. der einer einzelnen deutschen Stadt wie Bremen
gleichkommt, von der einer andern deutschen Stadt wie Hamburg aber über¬
essen wird, ist seine Kriegsmarine größer, wenn auch nicht besser, als die
Nordamerikas.

Diese Erscheinung darf nicht auffallen. Frankreich und Nußland sind
Großmächte. Dieselben besitzen ihre Kriegsflotten nicht bloß zum Schutze ihres
Handels, sondern als ein Mittel, um ihrer Politik auf dem ganzen Erdkreise
Nachdruck zu geben und dadurch eine einflußreiche Stellung in der Völker¬
familie zu behaupten.

Das Meer ist das große Verbindungsmittel zwischen den entfernten Län-
Europas und zwischen Europa und der übrigen Welt. Schon Ludwig
^ Vierzehnte und Peter der Große haben es erkannt, daß die Kriegsmarine ein


[Beginn Spaltensatz]
eine Handelsflotte
5) von unter 100.000 Tonnen
Portugal
Oldenburg
Belgien
Lübeck
Kirchenstaat.

[Spaltenumbruch]
eine Kriegsflotte
Griechenland
Belgien.
Ohne Kriegsflotte,
Hamburg
Bremen
Hannover
Mecklenburg
Oldenburg
Lübeck
Kirchenstaat.

[Ende Spaltensatz]

Diese Vergleichung drängt zunächst die Bemerkung auf:

daß die Nationen im Allgemeinen die Größe ihrer Kriegsflotten im
Verhältniß zur Größe ihrer Handelsflotten eingerichtet haben.

Indessen finden sich Ausnahmen von diesem Princip und zwar nach bei¬
den Richtungen hin. Auf der einen Seite gibt es zwei Staaten, deren Kiegs-
stotte weit außer Verhältniß zu der Größe ihrer Handelsflotten tritt. Es sind
dies Frankreich und Rußland.

Frankreich, obwol seine Handelsflotte nicht ein Fünftheil der nordameri¬
kanischen ausmacht, hat eine Kriegsflotte, welche etwa viermal so groß ist
als die Nordamerikas, und diese Kriegsflotte mit etwas mehr als 12.000 Ge¬
schützen ist obendrein an Güte vielleicht nur von der englischen übertroffen.

Rußland hat seine Kriegsmarine' verhältnißmäßig noch bedeutender ge¬
tigert. Während seine Handelsmarine von ca. 170,000 Tonnen eine der
Reinsten Europas ist und z. B. der einer einzelnen deutschen Stadt wie Bremen
gleichkommt, von der einer andern deutschen Stadt wie Hamburg aber über¬
essen wird, ist seine Kriegsmarine größer, wenn auch nicht besser, als die
Nordamerikas.

Diese Erscheinung darf nicht auffallen. Frankreich und Nußland sind
Großmächte. Dieselben besitzen ihre Kriegsflotten nicht bloß zum Schutze ihres
Handels, sondern als ein Mittel, um ihrer Politik auf dem ganzen Erdkreise
Nachdruck zu geben und dadurch eine einflußreiche Stellung in der Völker¬
familie zu behaupten.

Das Meer ist das große Verbindungsmittel zwischen den entfernten Län-
Europas und zwischen Europa und der übrigen Welt. Schon Ludwig
^ Vierzehnte und Peter der Große haben es erkannt, daß die Kriegsmarine ein


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[0217] eine Handelsflotte 5) von unter 100.000 Tonnen Portugal Oldenburg Belgien Lübeck Kirchenstaat. eine Kriegsflotte Griechenland Belgien. Ohne Kriegsflotte, Hamburg Bremen Hannover Mecklenburg Oldenburg Lübeck Kirchenstaat. Diese Vergleichung drängt zunächst die Bemerkung auf: daß die Nationen im Allgemeinen die Größe ihrer Kriegsflotten im Verhältniß zur Größe ihrer Handelsflotten eingerichtet haben. Indessen finden sich Ausnahmen von diesem Princip und zwar nach bei¬ den Richtungen hin. Auf der einen Seite gibt es zwei Staaten, deren Kiegs- stotte weit außer Verhältniß zu der Größe ihrer Handelsflotten tritt. Es sind dies Frankreich und Rußland. Frankreich, obwol seine Handelsflotte nicht ein Fünftheil der nordameri¬ kanischen ausmacht, hat eine Kriegsflotte, welche etwa viermal so groß ist als die Nordamerikas, und diese Kriegsflotte mit etwas mehr als 12.000 Ge¬ schützen ist obendrein an Güte vielleicht nur von der englischen übertroffen. Rußland hat seine Kriegsmarine' verhältnißmäßig noch bedeutender ge¬ tigert. Während seine Handelsmarine von ca. 170,000 Tonnen eine der Reinsten Europas ist und z. B. der einer einzelnen deutschen Stadt wie Bremen gleichkommt, von der einer andern deutschen Stadt wie Hamburg aber über¬ essen wird, ist seine Kriegsmarine größer, wenn auch nicht besser, als die Nordamerikas. Diese Erscheinung darf nicht auffallen. Frankreich und Nußland sind Großmächte. Dieselben besitzen ihre Kriegsflotten nicht bloß zum Schutze ihres Handels, sondern als ein Mittel, um ihrer Politik auf dem ganzen Erdkreise Nachdruck zu geben und dadurch eine einflußreiche Stellung in der Völker¬ familie zu behaupten. Das Meer ist das große Verbindungsmittel zwischen den entfernten Län- Europas und zwischen Europa und der übrigen Welt. Schon Ludwig ^ Vierzehnte und Peter der Große haben es erkannt, daß die Kriegsmarine ein

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/217>, abgerufen am 22.07.2024.