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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Banden der Anarchisten zu Boden zu schlagen, so wird ihm die Anerkennung
nicht fehlen, welche man einer wirklichen Existenz nie versagt. Daß man
erst Rom haben müsse, ehe man Neapel organisiren könne, ist eine bloße
Redensart. Rom wird die Schwierigkeiten nicht vermindern, sondern um's Zehn¬
fache vermehren. Es war bereits ein Unglück, daß die picmontesische Ne¬
gierung sich dem Unternehmen Garibaldis gegen Süditalien anschließen mußte
-- sie mußte es! Laßt sie sich aber jetzt von seinen Visionen bestimmen, mit
ungeordneten Freischaaren einen Krieg gegen Oestreich, gegen eine der erste"
Militärmächte Europas zu unternehmen, so heißt das nichts Anderes, als sie
macht sich zu einer französischen Provinz; und so wenig Sympathien die
europäischen Mächte für Oestreich haben, ein neues napoleonisches Reich
können sie unter keinen Umständen dulden. Auf's Tiefste empfinden wir die
schweren Sorgen mit, welche auf Cavour lasten, dem echten Patrioten; wir
hoffen, daß er bei seiner außerordentlichen Kraft doch der Geister Herr werden
wird, die er selber heraufbeschworen hat; -- aber helfen kann ihm dabei
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Möge die Knegspartei nicht auf Ungarn rechnen! Ungarn zeigt die beste
Haltung, das, was es erlangen kann und darf, auf friedlichem Wege zu er¬
langen. Das Verlangen der Ungarn, die überhaupt denken, geht nicht auf
eine Lösung von der östreichischen Monarchie, sondern auf die Verwandlung
des Verhältnisses in eine Personal-Union. Es scheint, als ob sie dies Ver¬
langen erreichen werden. Sind sie im Stande, Oestreich die Garantie zu
geben, daß sie den sie treffenden Antheil an den Staatsschulden, an den Ab¬
gaben und an der Militärverpflichtung tragen, so wird man in den
sauren Apfel beißen und ihnen in allen anderen Punkten nachgeben.
Wenn die liberalen Deutschöstreichcr nicht alle Besinnung verloren haben, so
müssen sie in ihrem eigenen Interesse diesen Bestrebungen zu Hilfe kommen,
um für die deutschen Erdtaube eine ähnliche Verfassung zu erlangen: für sich
selber erreichen sie gar nichts und können nichts erreichen, außer was man ihnen
bis jetzt gewährt hat, nämlich daß ein Jude und drei Poeten zu Pairs cr-
ernannt worden sind. Das ist freilich Etwas, aber es reicht noch nicht aus,
um hölzernes Eisen oder einen constitutionell-östreichischen Einheitsstaat mög-
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Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
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Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E. Wert in Leipzig.

Banden der Anarchisten zu Boden zu schlagen, so wird ihm die Anerkennung
nicht fehlen, welche man einer wirklichen Existenz nie versagt. Daß man
erst Rom haben müsse, ehe man Neapel organisiren könne, ist eine bloße
Redensart. Rom wird die Schwierigkeiten nicht vermindern, sondern um's Zehn¬
fache vermehren. Es war bereits ein Unglück, daß die picmontesische Ne¬
gierung sich dem Unternehmen Garibaldis gegen Süditalien anschließen mußte
— sie mußte es! Laßt sie sich aber jetzt von seinen Visionen bestimmen, mit
ungeordneten Freischaaren einen Krieg gegen Oestreich, gegen eine der erste»
Militärmächte Europas zu unternehmen, so heißt das nichts Anderes, als sie
macht sich zu einer französischen Provinz; und so wenig Sympathien die
europäischen Mächte für Oestreich haben, ein neues napoleonisches Reich
können sie unter keinen Umständen dulden. Auf's Tiefste empfinden wir die
schweren Sorgen mit, welche auf Cavour lasten, dem echten Patrioten; wir
hoffen, daß er bei seiner außerordentlichen Kraft doch der Geister Herr werden
wird, die er selber heraufbeschworen hat; — aber helfen kann ihm dabei
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Möge die Knegspartei nicht auf Ungarn rechnen! Ungarn zeigt die beste
Haltung, das, was es erlangen kann und darf, auf friedlichem Wege zu er¬
langen. Das Verlangen der Ungarn, die überhaupt denken, geht nicht auf
eine Lösung von der östreichischen Monarchie, sondern auf die Verwandlung
des Verhältnisses in eine Personal-Union. Es scheint, als ob sie dies Ver¬
langen erreichen werden. Sind sie im Stande, Oestreich die Garantie zu
geben, daß sie den sie treffenden Antheil an den Staatsschulden, an den Ab¬
gaben und an der Militärverpflichtung tragen, so wird man in den
sauren Apfel beißen und ihnen in allen anderen Punkten nachgeben.
Wenn die liberalen Deutschöstreichcr nicht alle Besinnung verloren haben, so
müssen sie in ihrem eigenen Interesse diesen Bestrebungen zu Hilfe kommen,
um für die deutschen Erdtaube eine ähnliche Verfassung zu erlangen: für sich
selber erreichen sie gar nichts und können nichts erreichen, außer was man ihnen
bis jetzt gewährt hat, nämlich daß ein Jude und drei Poeten zu Pairs cr-
ernannt worden sind. Das ist freilich Etwas, aber es reicht noch nicht aus,
um hölzernes Eisen oder einen constitutionell-östreichischen Einheitsstaat mög-
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Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch.
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Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Wert in Leipzig.
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[0210] Banden der Anarchisten zu Boden zu schlagen, so wird ihm die Anerkennung nicht fehlen, welche man einer wirklichen Existenz nie versagt. Daß man erst Rom haben müsse, ehe man Neapel organisiren könne, ist eine bloße Redensart. Rom wird die Schwierigkeiten nicht vermindern, sondern um's Zehn¬ fache vermehren. Es war bereits ein Unglück, daß die picmontesische Ne¬ gierung sich dem Unternehmen Garibaldis gegen Süditalien anschließen mußte — sie mußte es! Laßt sie sich aber jetzt von seinen Visionen bestimmen, mit ungeordneten Freischaaren einen Krieg gegen Oestreich, gegen eine der erste» Militärmächte Europas zu unternehmen, so heißt das nichts Anderes, als sie macht sich zu einer französischen Provinz; und so wenig Sympathien die europäischen Mächte für Oestreich haben, ein neues napoleonisches Reich können sie unter keinen Umständen dulden. Auf's Tiefste empfinden wir die schweren Sorgen mit, welche auf Cavour lasten, dem echten Patrioten; wir hoffen, daß er bei seiner außerordentlichen Kraft doch der Geister Herr werden wird, die er selber heraufbeschworen hat; — aber helfen kann ihm dabei Niemand als die italienische Nation.")IUU0ki ^linn «Dn 5n>)s>FMN^"i^N, MslllN'ircs 'Ils ,»^l!liNj^ bin N^I!/. , ""N^in(!>^,,"'i-.ti'ni-njir.-ii''U,,in^ili Möge die Knegspartei nicht auf Ungarn rechnen! Ungarn zeigt die beste Haltung, das, was es erlangen kann und darf, auf friedlichem Wege zu er¬ langen. Das Verlangen der Ungarn, die überhaupt denken, geht nicht auf eine Lösung von der östreichischen Monarchie, sondern auf die Verwandlung des Verhältnisses in eine Personal-Union. Es scheint, als ob sie dies Ver¬ langen erreichen werden. Sind sie im Stande, Oestreich die Garantie zu geben, daß sie den sie treffenden Antheil an den Staatsschulden, an den Ab¬ gaben und an der Militärverpflichtung tragen, so wird man in den sauren Apfel beißen und ihnen in allen anderen Punkten nachgeben. Wenn die liberalen Deutschöstreichcr nicht alle Besinnung verloren haben, so müssen sie in ihrem eigenen Interesse diesen Bestrebungen zu Hilfe kommen, um für die deutschen Erdtaube eine ähnliche Verfassung zu erlangen: für sich selber erreichen sie gar nichts und können nichts erreichen, außer was man ihnen bis jetzt gewährt hat, nämlich daß ein Jude und drei Poeten zu Pairs cr- ernannt worden sind. Das ist freilich Etwas, aber es reicht noch nicht aus, um hölzernes Eisen oder einen constitutionell-östreichischen Einheitsstaat mög- M' l5 zu'ÄaKen. i,^,/„^Ku/^".^ 'um^t nz1es Verantwortlicher Redacteur: Dr. Moritz Busch. .t^iM<I,ej Su'n^l dz'/ez,>«l .ohl6 den6ilk/, .lzöi Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E. Wert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/210>, abgerufen am 25.08.2024.