Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.würde, Flensburg in das dänische Interesse zu verwickeln, der Norden, welcher seine Grenzboten II. 1661. 22
würde, Flensburg in das dänische Interesse zu verwickeln, der Norden, welcher seine Grenzboten II. 1661. 22
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würde, Flensburg in das dänische Interesse zu verwickeln, der Norden, welcher seine
materiellen Verbindungen in allen Zweigen des täglichen Lebens dort hat. von
selbst nachfolgen müsse. Flensburg war in den dreißiger Jahren eine blühende
Handelsstadt mit weitverzweigten selbständigen Handel und bedeutender Rhederei.
In den politischen Reibereien zeichnete sich Flensburg durch seine schleswig¬
holsteinische Gesinnung aus. Noch im Jahre 1838 wurden einem der ständischen
Vertreter Flensbnrgs. vAgenten Imsen, die Fenster eingeworfen, weil er in
der Ständeversammlung sich von der Majorität getrennt und einen mehr
specifisch schleswigschen Standpunkt eingenommen hatte. Es war in dem¬
selben Jahr, als einem Juten von Geburt. Kastrup, die Concession zur Heraus¬
gabe eines politischen Blattes „Flensburger Zeitung" ertheilt wurde, dessen
Redaction im rein Schleswig-holsteinischen Sinn vom Advocaten Thamsen
übernommen wurde. Bereits im Jahre 1839 legte Thamsen die Redaction
nieder. Die Veranlassung hierzu war das sich bei Kastrup bemerklich machende
Bestreben, der Gründung einer Filiale der dünischen Nationalbank in Flens¬
burg Eingang zu verschaffen' Von Schleswig-holsteinischer Seite außerhalb
Flensburg wurde diese Idee in ihrem wahren Inhalte sofort erkannt und
gegen dieselbe auf das Heftigste polemisirt. Die Flensburger Zeitung trat
"un. nachdem Thamsen die Redaction niedergelegt hatte, auf das Eifrigste für
die Gründung einer Filiale auf, und machte dem Handelstande plausibel, daß
es sich nur um ein reines Geldinstitut handle, welches außerhalb jeder poli¬
tischen Combination liege; es sei eine wunderbare Auffassung der Schleswig-
Holsteiner, in diesem Institut ein die Interessen des Landes gefährdendes
Beginnen zu erblicken, da es lediglich bezwecke, der Flensburger Kaufmann¬
schaft mit Leichtigkeit und gegen verhültnißmäßig geringen Zins ausgedehntere
Mittel für ihre Handelsoperationen zu gewähren, es sei so recht eigentlich zum
Nutzen des Landes bestimmt; nur ein unverständiger Schleswig-Holsteinismus,
der Alles, selbst das Gute.'was Dänemark den Herzogthümern gewähren wolle,
""t Mißtrauen betrachte, könne sich der Filiale entgegenstellen. Die große
Mehrzahl der Kaufleute und Gewerbtreibenden widerstand der Lockung nicht,
geblendet durch die Aussicht auf großen Gewinn, die möglichen Folgen über¬
sehend. Den Meisten lag es auch fern, zu glauben, daß man ein perfides
Spiel mit ihnen treiben könnte, und oft konnte man der Zeit die Aeußerung
b»ren: „wir können ja deswegen doch gute Schleswig-Holsteiner bleiben, wenn
^'^ auch Geld von der Filiale nehmen." Die Filialbank zog trotz aller von
Holstein' und dem südlichen Schleswig ins Werk gesetzten Seur.npetitionen 1844
Flensburg ein. Durch große Liberalität in ihren Bedingungen und Lei¬
stung der nachgesuchte» Forderungen gelang es der F.llalbank. nachdem
°U'e neben ihr gegründete Schleswig-holsteinische Landesbank durch alle
"^glichen Chikanen zu Grunde gegangen war. den bei weitem größern Theil
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