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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.

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Bestrebungen hervor, die nach langem und hartem Widerstreben der particularistischen
Gegenpartei mit einem Recht endigten, welches einen Bundesstaat schuf. Diese Vor¬
gänge sind hier nach guten Quellen geschildert. Da aber jene Gegenpartei mit der
Einführung der Bundesverfassung nicht ausstarb, indem verschiedene Interessen der
Staaten oder Staatcngruppen verschiedene Maßregeln und Gesetze erheischten, da sie
in den Demokraten und ihrem auf möglichste Unabhängigkeit der Einzelstaaten von
der Centralgewalt gerichteten Programm bis auf die Gegenwart fortlebte und jetzt
Vorgänge hervorgerufen hat, die das Entgegengesetzte von damals zur Folge zu haben
drohen, so ist das Buch auch für die Beurtheilung der Gegenwart von Interesse
und mag namentlich als Rathgeber in Betreff der Principienfragen empfohlen
werden.

Die dänisch-deutsche und skandinavische Frage. -- Berlin, Verlag von
Julius Springer. 1861. Die Grundgedanken der Flugschrift sind im Wesentlichen
die, welche d. Bl. in Betreff der Frage leiten. Der Versuch der Großmächte, Däne¬
mark und die deutschen Herzogthümer für alle Zeit zusammenzuschweißen, war ein
auf Mißverständniß der Sachlage beruhender Mißgriff. Die heutige dänische Mo¬
narchie ist zur Erhaltung des europäischen Gleichgewichts nicht erforderlich. Die
Gesammtstaatspläne der kopenhagner Politiker sind in die Lust gebaut, sie müssen
statt Dänemark zu kräftigen, die Monarchie dem Ruin entgegenführen, da das dänische
Element zwar stärker als das deutsche, aber nicht stark genug ist, letzteres zu absor-
biren. Sie bergen, statt den Frieden zu verbürgen, eine stete Kriegsgefahr in sich-
Die einzig wahre Lösung der Frage ist die Wiederherstellung des alten Schleswig-hol-
steinischen Landesrechts durch Vernichtung des Gesammtstaats, des londoner Proto¬
kolls und des neuen Erbfolgegcsetzes, und die Theilung der Monarchie in eine deutsche
Hülste, die mit Deutschland verbunden, und eine dänische, die mit den Heiden andern
skandinavischen Reichen vereinigt wird. Eine andere Frage ist, ob die Gegenwart
dazu angethan ist, diese Lösung zu vollziehen, und hier möchten wir wiederholt vor
Illusionen warnen, da es sich nicht blos fragt, ob Preußen, auf das es doch ZU'
nächst ankommt, eine solche Lösung jetzt herbeiführen will, sondern auch, ob es
sie kann.

Schleiermacher, seine Persönlichkeit und seine Theologie. Ein Vortrag, g^.
halten im wissenschaftlichen Verein zu Berlin, 2. März 1861 vom Oberhofprediger
Carl Schwarz in Gotha. (Gotha, Thienemann). -- Klopstock. Vorlesung >"
der Versammlung der lübeckischen Schillcrstiftung, 15. Januar 1861, vom Director
Fr. Brei er. (Lübeck, Dittmar). -- Neue Beiträge zur Feststellung. Verbesserung
und Vermehrung des Schiller'schen Textes/ von Prof. Joachim Meyer- enthält
zugleich die vorläufige Anzeige einer großen kritischen Gesammtausgabe des Dichtet
'mit Anmerkungen.




Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. -- Druck von C. E, Elbert in Leipzig.

Bestrebungen hervor, die nach langem und hartem Widerstreben der particularistischen
Gegenpartei mit einem Recht endigten, welches einen Bundesstaat schuf. Diese Vor¬
gänge sind hier nach guten Quellen geschildert. Da aber jene Gegenpartei mit der
Einführung der Bundesverfassung nicht ausstarb, indem verschiedene Interessen der
Staaten oder Staatcngruppen verschiedene Maßregeln und Gesetze erheischten, da sie
in den Demokraten und ihrem auf möglichste Unabhängigkeit der Einzelstaaten von
der Centralgewalt gerichteten Programm bis auf die Gegenwart fortlebte und jetzt
Vorgänge hervorgerufen hat, die das Entgegengesetzte von damals zur Folge zu haben
drohen, so ist das Buch auch für die Beurtheilung der Gegenwart von Interesse
und mag namentlich als Rathgeber in Betreff der Principienfragen empfohlen
werden.

Die dänisch-deutsche und skandinavische Frage. — Berlin, Verlag von
Julius Springer. 1861. Die Grundgedanken der Flugschrift sind im Wesentlichen
die, welche d. Bl. in Betreff der Frage leiten. Der Versuch der Großmächte, Däne¬
mark und die deutschen Herzogthümer für alle Zeit zusammenzuschweißen, war ein
auf Mißverständniß der Sachlage beruhender Mißgriff. Die heutige dänische Mo¬
narchie ist zur Erhaltung des europäischen Gleichgewichts nicht erforderlich. Die
Gesammtstaatspläne der kopenhagner Politiker sind in die Lust gebaut, sie müssen
statt Dänemark zu kräftigen, die Monarchie dem Ruin entgegenführen, da das dänische
Element zwar stärker als das deutsche, aber nicht stark genug ist, letzteres zu absor-
biren. Sie bergen, statt den Frieden zu verbürgen, eine stete Kriegsgefahr in sich-
Die einzig wahre Lösung der Frage ist die Wiederherstellung des alten Schleswig-hol-
steinischen Landesrechts durch Vernichtung des Gesammtstaats, des londoner Proto¬
kolls und des neuen Erbfolgegcsetzes, und die Theilung der Monarchie in eine deutsche
Hülste, die mit Deutschland verbunden, und eine dänische, die mit den Heiden andern
skandinavischen Reichen vereinigt wird. Eine andere Frage ist, ob die Gegenwart
dazu angethan ist, diese Lösung zu vollziehen, und hier möchten wir wiederholt vor
Illusionen warnen, da es sich nicht blos fragt, ob Preußen, auf das es doch ZU'
nächst ankommt, eine solche Lösung jetzt herbeiführen will, sondern auch, ob es
sie kann.

Schleiermacher, seine Persönlichkeit und seine Theologie. Ein Vortrag, g^.
halten im wissenschaftlichen Verein zu Berlin, 2. März 1861 vom Oberhofprediger
Carl Schwarz in Gotha. (Gotha, Thienemann). — Klopstock. Vorlesung >«
der Versammlung der lübeckischen Schillcrstiftung, 15. Januar 1861, vom Director
Fr. Brei er. (Lübeck, Dittmar). — Neue Beiträge zur Feststellung. Verbesserung
und Vermehrung des Schiller'schen Textes/ von Prof. Joachim Meyer- enthält
zugleich die vorläufige Anzeige einer großen kritischen Gesammtausgabe des Dichtet
'mit Anmerkungen.




Verantwortlicher Redacteur: or. Moritz Busch.
Verlag von F. L. Herbig. — Druck von C. E, Elbert in Leipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_111431/170>, abgerufen am 22.07.2024.