Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. II. Band.vorm, Jstävonen, Hcrmioncn und Vindiler ein und dieselbe Sprache. vorm, Jstävonen, Hcrmioncn und Vindiler ein und dieselbe Sprache. <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <div n="2"> <pb facs="#f0100" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111532"/> <p xml:id="ID_290" prev="#ID_289" next="#ID_291"> vorm, Jstävonen, Hcrmioncn und Vindiler ein und dieselbe Sprache.<lb/> Franken und Burgunder sonnten sich miteinander verständigen. Als der<lb/> Frankenkönig Chlotar im Jahr 626 die Großen und Leute aus Burgund ver¬<lb/> sammelte, und sie fragte, ob sie nach Hintritt Warnachars (des Hausmeiers)<lb/> einem andern seinen Ehrenplatz übertragen wollten, erklärten alle, daß sie<lb/> keinen Hausmeier zu wählen wünschten, und möchte sie der König ferner<lb/> unmittelbar regieren. Ebenso verstanden sich Westgothen und Schwaben,<lb/> denn nachdem sich die Schwaben in den spanischen Provinzen Galizien und<lb/> Lusitanien festgesetzt, schlug der Westgothe Theodorich deren König Riciarius,<lb/> ließ ihn umbringen, und setzte über die unterworfenen Schwaben seinen eige¬<lb/> nen Diener (xi'vxrium eliontsm) den Athiulph aus dem Volksstamme der<lb/> Warner, dessen Sinn jedoch durch die Ueberredung der Schwaben verführt<lb/> ward, so daß er sich gegen seinen Herrn empörte. Auch Franken und Ale¬<lb/> mannen redeten dieselbe Sprache. Als sich letztere nach der Schlacht von<lb/> Zülpich theilweise dem Chlodwig unterwarfen, sprachen sie: Laß, wir bitten<lb/> Dich, nicht noch mehr des Volks umkommen, wir sind ja dein. Gleichfalls<lb/> herrschte bei Franken und Sachsen einerlei Sprache, denn bei dem Frieden,<lb/> den Karl der Große mit den Sachsen schloß, ward ausbedungen, daß beide<lb/> Nationen sich zu Einem Volke verbinden sollten. An die Stelle der Che¬<lb/> rusker als herrschendes Volk Germaniens waren die Franken getreten, und<lb/> die Varianische Niederlage hatte nicht die Gesammtnntion der Germanen,<lb/> sondern bloß die Cherusker und die ihnen unterworfenen Volker den Römern<lb/> zugefügt. So wie oben die Atthuarier, Bructerer, Chamaver, Ampsivarer<lb/> und Ehalten als fränkische Völker ausgeführt werden, so gehörten auch die<lb/> Thüringer zu dem fränkischen Reiche. Als, so erzählt Paul Warnefried, die<lb/> Hunnen oder Avaren in Thüringen eingefallen waren, und schwere Kriege mit<lb/> den Franken führten, da ließ die Königin Brunchild ihnen Geld auszahlen,<lb/> woraus sie wieder heimzogen. Ebenso heißt es in der Chronik Fredegars<lb/> und der Frankenkönige, daß im Jahr 630 die Wenden oftmals in Thüringen<lb/> und die übrigen fränkischen Gaue eingefallen seien. Es lehrt uns aber die<lb/> Geschichte, daß. wie obenerwähnt, die verschiedenen fränkischen Völker als eine<lb/> Nation sich miteinander haben verständigen können, mithin sich einerlei Sprache<lb/> bedient haben müssen. Woher der Name Thüringen kommt, ist noch nicht<lb/> ermittelt, vielleicht von dem gothischen Volk der Thervinger. Daß die Thü¬<lb/> ringer zu dem vindilischen Stamm gehört haben müssen, geht aus dem<lb/> bekannten Eingang ihrer Gesetzgebung: „ineixit lex an^orna et >vsri-<lb/> norum Koe est tKurinZorum" hervor. Nach Ptolemäus sitzen im Innern<lb/> Norddeutschlands die Angeln; noch jetzt existirt im Herzogthum Schles¬<lb/> wig eine Landschaft Angeln. Professor Cassel hat nachgewiesen, daß sich in<lb/> dem Bezirk des alten Königreichs Thüringen viele Ortschaften finden, die sich</p><lb/> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0100]
vorm, Jstävonen, Hcrmioncn und Vindiler ein und dieselbe Sprache.
Franken und Burgunder sonnten sich miteinander verständigen. Als der
Frankenkönig Chlotar im Jahr 626 die Großen und Leute aus Burgund ver¬
sammelte, und sie fragte, ob sie nach Hintritt Warnachars (des Hausmeiers)
einem andern seinen Ehrenplatz übertragen wollten, erklärten alle, daß sie
keinen Hausmeier zu wählen wünschten, und möchte sie der König ferner
unmittelbar regieren. Ebenso verstanden sich Westgothen und Schwaben,
denn nachdem sich die Schwaben in den spanischen Provinzen Galizien und
Lusitanien festgesetzt, schlug der Westgothe Theodorich deren König Riciarius,
ließ ihn umbringen, und setzte über die unterworfenen Schwaben seinen eige¬
nen Diener (xi'vxrium eliontsm) den Athiulph aus dem Volksstamme der
Warner, dessen Sinn jedoch durch die Ueberredung der Schwaben verführt
ward, so daß er sich gegen seinen Herrn empörte. Auch Franken und Ale¬
mannen redeten dieselbe Sprache. Als sich letztere nach der Schlacht von
Zülpich theilweise dem Chlodwig unterwarfen, sprachen sie: Laß, wir bitten
Dich, nicht noch mehr des Volks umkommen, wir sind ja dein. Gleichfalls
herrschte bei Franken und Sachsen einerlei Sprache, denn bei dem Frieden,
den Karl der Große mit den Sachsen schloß, ward ausbedungen, daß beide
Nationen sich zu Einem Volke verbinden sollten. An die Stelle der Che¬
rusker als herrschendes Volk Germaniens waren die Franken getreten, und
die Varianische Niederlage hatte nicht die Gesammtnntion der Germanen,
sondern bloß die Cherusker und die ihnen unterworfenen Volker den Römern
zugefügt. So wie oben die Atthuarier, Bructerer, Chamaver, Ampsivarer
und Ehalten als fränkische Völker ausgeführt werden, so gehörten auch die
Thüringer zu dem fränkischen Reiche. Als, so erzählt Paul Warnefried, die
Hunnen oder Avaren in Thüringen eingefallen waren, und schwere Kriege mit
den Franken führten, da ließ die Königin Brunchild ihnen Geld auszahlen,
woraus sie wieder heimzogen. Ebenso heißt es in der Chronik Fredegars
und der Frankenkönige, daß im Jahr 630 die Wenden oftmals in Thüringen
und die übrigen fränkischen Gaue eingefallen seien. Es lehrt uns aber die
Geschichte, daß. wie obenerwähnt, die verschiedenen fränkischen Völker als eine
Nation sich miteinander haben verständigen können, mithin sich einerlei Sprache
bedient haben müssen. Woher der Name Thüringen kommt, ist noch nicht
ermittelt, vielleicht von dem gothischen Volk der Thervinger. Daß die Thü¬
ringer zu dem vindilischen Stamm gehört haben müssen, geht aus dem
bekannten Eingang ihrer Gesetzgebung: „ineixit lex an^orna et >vsri-
norum Koe est tKurinZorum" hervor. Nach Ptolemäus sitzen im Innern
Norddeutschlands die Angeln; noch jetzt existirt im Herzogthum Schles¬
wig eine Landschaft Angeln. Professor Cassel hat nachgewiesen, daß sich in
dem Bezirk des alten Königreichs Thüringen viele Ortschaften finden, die sich
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