Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.joritätsprincip, sei es in Holstein oder in Schleswig, insofern deutsche Volks- "Daß das Princip der dänischerseits "erfochtenen Sprachsache eine Dani- In ähnlicher Weise spricht sich ein andrer Däne in den "Gedanken eines joritätsprincip, sei es in Holstein oder in Schleswig, insofern deutsche Volks- „Daß das Princip der dänischerseits »erfochtenen Sprachsache eine Dani- In ähnlicher Weise spricht sich ein andrer Däne in den „Gedanken eines <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0516" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111410"/> <p xml:id="ID_1717" prev="#ID_1716"> joritätsprincip, sei es in Holstein oder in Schleswig, insofern deutsche Volks-<lb/> elemente dabei betheiligt sind, nichts, durchaus nichts wissen/' Dann zeigt<lb/> die Schrift, daß die Danisirungspolltik in Schleswig erfolglos und auf Un¬<lb/> recht basirt sei und daß sie, statt ihre Zwecke zu erreichen, vielmehr das Gegen¬<lb/> theil dieser Zwecke hervorgerufen hat. „Statt Terrain zu gewinnen, hat<lb/> Dänemark die Gelegenheit verscherzt, Schleswig näher an sich zu knüpfen.<lb/> Auch sage man nicht, daß der Zahl nach noch eine Majorität (von Dänisch¬<lb/> redenden und Dänischgesinuten) für Dänemark da ist. Man lasse es ja nicht<lb/> auf eine Volkszählung ankommen!" Dann heißt es, „daß die ganze Politik,<lb/> die ihr Gepräge in dem Sprachverfahren findet, durchaus verwerflich, im völli¬<lb/> gen Widerspruch mit dem im Frieden und durch den Londoner Tractat erreich¬<lb/> ten Rechts- und Staatsboden ist. Der schimpfliche Ausfall (Faedrelands) gegen<lb/> den Minister Manderström (es wurde darin, wol nicht mil Unrecht, behauptet,<lb/> daß Schweden auf eine Theilung der dänischen Monarchie und Aneignung des<lb/> dänisch redenden Stücks hinarbeite) verräth das traurige Bewußtsein der ultra¬<lb/> nationalen Partei, daß die Vernichtung des eignen Vaterlandes die Frucht<lb/> ihres Wühlens werden könnte. Denn was soll der Vorwurf eines Einverständ¬<lb/> nisses zwischen Schweden und Preußen über demnächstige Theilung Dänemarks<lb/> Anderes bedeuten, als daß man Todesgeruch wittert, weil man selbst an der<lb/> Vernichtung des Vaterlandes arbeitet und längst gearbeitet hat und nun des<lb/> Schlusses eingedenk wird, daß der Wahn der Parteien zur Auflösung führen<lb/> muß und der Grund und Boden, das Residuum des gemordeten Staates,<lb/> allerdings leicht Preußen und Schweden zufallen könnte."</p><lb/> <p xml:id="ID_1718"> „Daß das Princip der dänischerseits »erfochtenen Sprachsache eine Dani-<lb/> sirung. eine einreichende Incorporation, eine Verleugnung feierlicher Zusagen,<lb/> eine Dementirung gegebener Zustände und Rechte ist, liegt auf flacher Hand.<lb/> Dänemark kann in dieser Richtung nicht fortschreiten, ohne die Basis seiner<lb/> völkerrechtlichen Existenz mit treulosen Leichtsinn aufs Spiel zu setzen. Und<lb/> wozu dieses? Angeblich, um Verlornen Schafen ihr verscherztes besseres Sprach¬<lb/> bewußtsein wiederzuschenken; in Wirklichkeit aber, um den falschen im eignen<lb/> Innern wuchernden Tendenzen zu genügen. Daher die Lüge dem Ausland<lb/> gegenüber, daß nichts dergleichen wirtlich vorfällt, während man im Stillen<lb/> brütet und wühlt. Welcher Unsinn! Ist es da ein Wunder, wenn der Zustand<lb/> dem einer Gesellschaft von Trunkenbolden ähnlich wird, die in einem finstern<lb/> Saal aneinander gerathen, Freund und Feind nicht schonen und in gräßlicher<lb/> Verwirrung sich und Andern Verwüstung bereiten?"</p><lb/> <p xml:id="ID_1719" next="#ID_1720"> In ähnlicher Weise spricht sich ein andrer Däne in den „Gedanken eines<lb/> Juden in Betreff der politischen Verhältnisse seines Vaterlandes" (deutsch bei<lb/> H. Bostan in Weimar, 1861) aus. Er will nichts von den Eiderdänen wissen,<lb/> will nicht schwedisch werden, den Gesammtstaat erhalten, Holstein nicht aus-</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0516]
joritätsprincip, sei es in Holstein oder in Schleswig, insofern deutsche Volks-
elemente dabei betheiligt sind, nichts, durchaus nichts wissen/' Dann zeigt
die Schrift, daß die Danisirungspolltik in Schleswig erfolglos und auf Un¬
recht basirt sei und daß sie, statt ihre Zwecke zu erreichen, vielmehr das Gegen¬
theil dieser Zwecke hervorgerufen hat. „Statt Terrain zu gewinnen, hat
Dänemark die Gelegenheit verscherzt, Schleswig näher an sich zu knüpfen.
Auch sage man nicht, daß der Zahl nach noch eine Majorität (von Dänisch¬
redenden und Dänischgesinuten) für Dänemark da ist. Man lasse es ja nicht
auf eine Volkszählung ankommen!" Dann heißt es, „daß die ganze Politik,
die ihr Gepräge in dem Sprachverfahren findet, durchaus verwerflich, im völli¬
gen Widerspruch mit dem im Frieden und durch den Londoner Tractat erreich¬
ten Rechts- und Staatsboden ist. Der schimpfliche Ausfall (Faedrelands) gegen
den Minister Manderström (es wurde darin, wol nicht mil Unrecht, behauptet,
daß Schweden auf eine Theilung der dänischen Monarchie und Aneignung des
dänisch redenden Stücks hinarbeite) verräth das traurige Bewußtsein der ultra¬
nationalen Partei, daß die Vernichtung des eignen Vaterlandes die Frucht
ihres Wühlens werden könnte. Denn was soll der Vorwurf eines Einverständ¬
nisses zwischen Schweden und Preußen über demnächstige Theilung Dänemarks
Anderes bedeuten, als daß man Todesgeruch wittert, weil man selbst an der
Vernichtung des Vaterlandes arbeitet und längst gearbeitet hat und nun des
Schlusses eingedenk wird, daß der Wahn der Parteien zur Auflösung führen
muß und der Grund und Boden, das Residuum des gemordeten Staates,
allerdings leicht Preußen und Schweden zufallen könnte."
„Daß das Princip der dänischerseits »erfochtenen Sprachsache eine Dani-
sirung. eine einreichende Incorporation, eine Verleugnung feierlicher Zusagen,
eine Dementirung gegebener Zustände und Rechte ist, liegt auf flacher Hand.
Dänemark kann in dieser Richtung nicht fortschreiten, ohne die Basis seiner
völkerrechtlichen Existenz mit treulosen Leichtsinn aufs Spiel zu setzen. Und
wozu dieses? Angeblich, um Verlornen Schafen ihr verscherztes besseres Sprach¬
bewußtsein wiederzuschenken; in Wirklichkeit aber, um den falschen im eignen
Innern wuchernden Tendenzen zu genügen. Daher die Lüge dem Ausland
gegenüber, daß nichts dergleichen wirtlich vorfällt, während man im Stillen
brütet und wühlt. Welcher Unsinn! Ist es da ein Wunder, wenn der Zustand
dem einer Gesellschaft von Trunkenbolden ähnlich wird, die in einem finstern
Saal aneinander gerathen, Freund und Feind nicht schonen und in gräßlicher
Verwirrung sich und Andern Verwüstung bereiten?"
In ähnlicher Weise spricht sich ein andrer Däne in den „Gedanken eines
Juden in Betreff der politischen Verhältnisse seines Vaterlandes" (deutsch bei
H. Bostan in Weimar, 1861) aus. Er will nichts von den Eiderdänen wissen,
will nicht schwedisch werden, den Gesammtstaat erhalten, Holstein nicht aus-
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