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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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entschließen, desto schneller wird mit der 5least des Landes auch der Glanz der Krone
hergestellt, der unser Stolz ist, der Glanz der Krone Friedrich des Großen,


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Historische Schriften.

Louvenir 6s vinZt ans as sah'our ^. Berlin, x^r viouäonne ?liiedault
aveo avant-xroxos et notss, xar N. LArriei-e, 2 vol., karis, I'irmin viäot.
-- Die beiden Bände bilden einen Theil der schätzbaren Lidliotnecius clef Nemoirs
xenclimt, le 18. Mole, die von Barriere herausgegeben wird. -- Thiebault trat 17K5
in den Dienst Friedrich des Großen, und hatte Gelegenheit, die Freunde und Um¬
gebungen desselben sehr genau kennen zu lernen; seine Schilderungen verrathen den
verständigen Mann und machen im Ganzen den Eindruck der Wahrheit. Freilich
wird von den zahlreichen Klatschgeschichten manches eben nur soviel Werth haben,
als man überhaupt auf das legen kann, was bei Hose gesprochen und gelästert
wird. Der König kommt beiläufig auch von der Seite seines Gemüths besser weg,
als die gewöhnlichen Berichte angeben- es werden Proben mitgetheilt, die nicht blos
eine lebhafte sondern sogar tiefe Empfindung verrathen würden. Die Anlage dazu
war jedenfalls in ihm; viel hat wol die schreckliche Jugendzeit, die er durchlebte,
erstickt und vergiftet. --

Papstthum und Nationaltirche. Eine kirchenrcchtlichc Studie von Prof. Mur^
zingcr. -- Bern, Dclp. -- Auch in dieser kleinen Schrift wird Wcssenbergs mit
gerechter Anerkennung gedacht. -- Die Studie ist einem größer" Leserkreise zu em¬
pfehlen, denn die 'ultramontane Partei ist unermüdlich geschäftig, eine Thatsache die
für den Kenner der Geschichte freilich nichts neues enthält, die Thatsache nämlich,
daß päpstliche Allgewalt und Katholicismus keineswegs zusammenfallen, immer von
neuem zu vertuschen und den Menschen aus dem Gedächtniß zu bringen. Die An-
erkennung dieser Thatsache schließt aber eine der wichtigsten und schwersten Fragen
unserer Zukunft eim was soll aus der katholischen Kirche werden, wenn der Papst
aufhört, weltlicher Souverän zu sein? Im Lauf der Zeit kann es leicht dahin kom¬
men, und uns Deutschen kann es keineswegs gleichgiltig sein, wenn das geistliche
Oberhaupt einer bei uns lcgitimirtcn Kirche einem fremden Staatsverband angehört.
Der Uebertritt zum Protestantismus in großer Masse ist nicht zu erwarten, da Cul-
turformcn und Sitten eine schwer zu übersteigende Scheidewand gezogen haben: um
so wichtiger ist es, unsere deutschen Katholiken an den Gedanken zu gewöhnen, daß
sic einmal eine deutsche Nationalkirchc zu bilden bilden, die durch ihre eigne Schwere
besteht und nicht den Schwerpunkt jenseit der Berge sucht. Friede mit der katholischen
Kirche, unablässigen Kampf gegen den Uitrcnnontanismus! das ist eins der ersten
Losungsworte unserer Zukunft.




Verantwortlicher Redacteur! I)r. Möris Busch.
Verlag von F. L. Herbig -- Druck von C. E. "ib,ri in Soipzig.

entschließen, desto schneller wird mit der 5least des Landes auch der Glanz der Krone
hergestellt, der unser Stolz ist, der Glanz der Krone Friedrich des Großen,


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Historische Schriften.

Louvenir 6s vinZt ans as sah'our ^. Berlin, x^r viouäonne ?liiedault
aveo avant-xroxos et notss, xar N. LArriei-e, 2 vol., karis, I'irmin viäot.
— Die beiden Bände bilden einen Theil der schätzbaren Lidliotnecius clef Nemoirs
xenclimt, le 18. Mole, die von Barriere herausgegeben wird. — Thiebault trat 17K5
in den Dienst Friedrich des Großen, und hatte Gelegenheit, die Freunde und Um¬
gebungen desselben sehr genau kennen zu lernen; seine Schilderungen verrathen den
verständigen Mann und machen im Ganzen den Eindruck der Wahrheit. Freilich
wird von den zahlreichen Klatschgeschichten manches eben nur soviel Werth haben,
als man überhaupt auf das legen kann, was bei Hose gesprochen und gelästert
wird. Der König kommt beiläufig auch von der Seite seines Gemüths besser weg,
als die gewöhnlichen Berichte angeben- es werden Proben mitgetheilt, die nicht blos
eine lebhafte sondern sogar tiefe Empfindung verrathen würden. Die Anlage dazu
war jedenfalls in ihm; viel hat wol die schreckliche Jugendzeit, die er durchlebte,
erstickt und vergiftet. —

Papstthum und Nationaltirche. Eine kirchenrcchtlichc Studie von Prof. Mur^
zingcr. — Bern, Dclp. — Auch in dieser kleinen Schrift wird Wcssenbergs mit
gerechter Anerkennung gedacht. — Die Studie ist einem größer» Leserkreise zu em¬
pfehlen, denn die 'ultramontane Partei ist unermüdlich geschäftig, eine Thatsache die
für den Kenner der Geschichte freilich nichts neues enthält, die Thatsache nämlich,
daß päpstliche Allgewalt und Katholicismus keineswegs zusammenfallen, immer von
neuem zu vertuschen und den Menschen aus dem Gedächtniß zu bringen. Die An-
erkennung dieser Thatsache schließt aber eine der wichtigsten und schwersten Fragen
unserer Zukunft eim was soll aus der katholischen Kirche werden, wenn der Papst
aufhört, weltlicher Souverän zu sein? Im Lauf der Zeit kann es leicht dahin kom¬
men, und uns Deutschen kann es keineswegs gleichgiltig sein, wenn das geistliche
Oberhaupt einer bei uns lcgitimirtcn Kirche einem fremden Staatsverband angehört.
Der Uebertritt zum Protestantismus in großer Masse ist nicht zu erwarten, da Cul-
turformcn und Sitten eine schwer zu übersteigende Scheidewand gezogen haben: um
so wichtiger ist es, unsere deutschen Katholiken an den Gedanken zu gewöhnen, daß
sic einmal eine deutsche Nationalkirchc zu bilden bilden, die durch ihre eigne Schwere
besteht und nicht den Schwerpunkt jenseit der Berge sucht. Friede mit der katholischen
Kirche, unablässigen Kampf gegen den Uitrcnnontanismus! das ist eins der ersten
Losungsworte unserer Zukunft.




Verantwortlicher Redacteur! I)r. Möris Busch.
Verlag von F. L. Herbig — Druck von C. E. «ib,ri in Soipzig.
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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/50>, abgerufen am 22.07.2024.