Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.Wir habe" seit längerer Zeit darauf gedrungen, die ^tichwörter "De>no- Eine demokratische Partei gab es auch außerhalb der Bureaus der Natio- Derjenige Theil der Demokratie, welchen die Nationalzcitung vertritt, hat "Wenn es heute eine zweifellose Pflicht gibt, so ist es die. keine un¬ 60"
Wir habe» seit längerer Zeit darauf gedrungen, die ^tichwörter „De>no- Eine demokratische Partei gab es auch außerhalb der Bureaus der Natio- Derjenige Theil der Demokratie, welchen die Nationalzcitung vertritt, hat „Wenn es heute eine zweifellose Pflicht gibt, so ist es die. keine un¬ 60"
<TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0485" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111379"/> <p xml:id="ID_1624"> Wir habe» seit längerer Zeit darauf gedrungen, die ^tichwörter „De>no-<lb/> traten" und „Gothaer" völlig fallen zu lassen. Da die Nationalzeitnng aber<lb/> daraus nicht eingeht, da sie noch fortwährend von einer demokratischen oder<lb/> Volkspartei redet, so bringen wir ihr Folgendes in Erinnerung.</p><lb/> <p xml:id="ID_1625"> Eine demokratische Partei gab es auch außerhalb der Bureaus der Natio-<lb/> nalzeiluug; es gab eine auf den Straßen, die wir für heute ruhen lassen wollen,<lb/> es gab eine in der Nationalversammlung zu Frankfurt. Dieser Demokratie<lb/> gegenüber bildete sich die sogenannte kleindeutsche oder gothaischc Partei, welche<lb/> einen deutschen Bundesstaat mit preußischer Spitze und parlamentarischer Ver¬<lb/> tretung, folglich mit Ausschluß Oestreichs, zu Stande zu bringen suchte. Da<lb/> sie das wollte und gegen die Abneigung der Süddeutschen zu kämpfen hatte,<lb/> mußte sie Alles aufbieten, um Preußen in der öffentlichen Meinung soviel zu<lb/> unterstützen, als es die schlechte Negierung möglich machte. Gegen diesen Zweck<lb/> und gegen diese Mittel kämpfte damals die in Frankfurt centrolisirte Demo¬<lb/> kratie in blinder Wuth.</p><lb/> <p xml:id="ID_1626"> Derjenige Theil der Demokratie, welchen die Nationalzcitung vertritt, hat<lb/> heute das nämliche Programm aufgestellt, welches wir vor zwölf Jahren auf-^<lb/> stellten ; er hat sich in Bezug auf die preußische Verfassungsfrage gleichfalls gefügt.<lb/> Wenn also die Nationalzeitung von der beispiellosen Resignation redet, mit<lb/> welcher sie uns entgegen gekommen sei.! so können wir uns doch auch wol<lb/> einiger Resignation rühmen. Wir haben von der Partei, welche uns vor<lb/> zehn Jahren als Gothaer schmähte und die jetzt selbst gothaisch geworden ist.<lb/> keine Ehrenerklärung verlangt; wir haben uus vielmehr gefreut, rüstige Mit¬<lb/> arbeiter für unser Werk zu gewinnen, und wir hoffen, daß es jetzt den ver¬<lb/> einten Kräften besser gelingen wird, als damals den vereinzelten. Daß bis<lb/> jetzt die neue» Acquisitiouen noch nicht Alles geleistet haben, hat die National¬<lb/> zeitung selber ausgeführt, als sie das „Wochenblatt des Nationalvereins"<lb/> besprach.</p><lb/> <p xml:id="ID_1627" next="#ID_1628"> „Wenn es heute eine zweifellose Pflicht gibt, so ist es die. keine un¬<lb/> nützen Parteihändel zu entfachen. Diese Pflicht wird durch die Lage ausgelegt,<lb/> indem der freiheitlichen Entwickelung sich ohnehin so viel Hindernisse und un¬<lb/> begründetes, aber leider vorhandenes Mißtrauen entgegenstellen; sie wird nicht<lb/> weniger durch die Gesammtheit der Weltverhältnisse eingeschärft." Das sind<lb/> die Worte der Nationalzeitung: — wir rufen sie ihr selber zu! Die schlimmste<lb/> Art der Parteihändel ist ^ber die, in welcher wir einem Mann, der uns augen¬<lb/> blicklich mißfällt, gemeine, unwürdige Motive unterschieben. Vincke ist wegen<lb/> seines Angriffs gegen Waldeck zu tadeln, aber viel verwerflicher ist das Ver¬<lb/> halten der Nationalzeitung. — Wen, glaubt sie wohl damit zu dienen, wenn<lb/> es ihr wirklich gelänge, Vincke zu discreditiren? Es gibt eine Partei, die<lb/> bei den politischen Fragen, auf die es in diesem Jahr ankommt, um</p><lb/> <fw type="sig" place="bottom"> 60"</fw><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0485]
Wir habe» seit längerer Zeit darauf gedrungen, die ^tichwörter „De>no-
traten" und „Gothaer" völlig fallen zu lassen. Da die Nationalzeitnng aber
daraus nicht eingeht, da sie noch fortwährend von einer demokratischen oder
Volkspartei redet, so bringen wir ihr Folgendes in Erinnerung.
Eine demokratische Partei gab es auch außerhalb der Bureaus der Natio-
nalzeiluug; es gab eine auf den Straßen, die wir für heute ruhen lassen wollen,
es gab eine in der Nationalversammlung zu Frankfurt. Dieser Demokratie
gegenüber bildete sich die sogenannte kleindeutsche oder gothaischc Partei, welche
einen deutschen Bundesstaat mit preußischer Spitze und parlamentarischer Ver¬
tretung, folglich mit Ausschluß Oestreichs, zu Stande zu bringen suchte. Da
sie das wollte und gegen die Abneigung der Süddeutschen zu kämpfen hatte,
mußte sie Alles aufbieten, um Preußen in der öffentlichen Meinung soviel zu
unterstützen, als es die schlechte Negierung möglich machte. Gegen diesen Zweck
und gegen diese Mittel kämpfte damals die in Frankfurt centrolisirte Demo¬
kratie in blinder Wuth.
Derjenige Theil der Demokratie, welchen die Nationalzcitung vertritt, hat
heute das nämliche Programm aufgestellt, welches wir vor zwölf Jahren auf-^
stellten ; er hat sich in Bezug auf die preußische Verfassungsfrage gleichfalls gefügt.
Wenn also die Nationalzeitung von der beispiellosen Resignation redet, mit
welcher sie uns entgegen gekommen sei.! so können wir uns doch auch wol
einiger Resignation rühmen. Wir haben von der Partei, welche uns vor
zehn Jahren als Gothaer schmähte und die jetzt selbst gothaisch geworden ist.
keine Ehrenerklärung verlangt; wir haben uus vielmehr gefreut, rüstige Mit¬
arbeiter für unser Werk zu gewinnen, und wir hoffen, daß es jetzt den ver¬
einten Kräften besser gelingen wird, als damals den vereinzelten. Daß bis
jetzt die neue» Acquisitiouen noch nicht Alles geleistet haben, hat die National¬
zeitung selber ausgeführt, als sie das „Wochenblatt des Nationalvereins"
besprach.
„Wenn es heute eine zweifellose Pflicht gibt, so ist es die. keine un¬
nützen Parteihändel zu entfachen. Diese Pflicht wird durch die Lage ausgelegt,
indem der freiheitlichen Entwickelung sich ohnehin so viel Hindernisse und un¬
begründetes, aber leider vorhandenes Mißtrauen entgegenstellen; sie wird nicht
weniger durch die Gesammtheit der Weltverhältnisse eingeschärft." Das sind
die Worte der Nationalzeitung: — wir rufen sie ihr selber zu! Die schlimmste
Art der Parteihändel ist ^ber die, in welcher wir einem Mann, der uns augen¬
blicklich mißfällt, gemeine, unwürdige Motive unterschieben. Vincke ist wegen
seines Angriffs gegen Waldeck zu tadeln, aber viel verwerflicher ist das Ver¬
halten der Nationalzeitung. — Wen, glaubt sie wohl damit zu dienen, wenn
es ihr wirklich gelänge, Vincke zu discreditiren? Es gibt eine Partei, die
bei den politischen Fragen, auf die es in diesem Jahr ankommt, um
60"
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