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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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gruppen stellen, wenn Norlzcarvlina und Arkansas der hier stark vertretenen
Neigung zum Anschluß an die südliche Union nachgaben.

Nordcarolina, staatlich in ähnlicher Weise eingerichtet wie Südcaro-
lina, hat einen Flächeninhalt van 45,500 englischen, oder 2 140 deutschen
Quadratmeilen und jetzt vermuthlich circa 950,000 Einwohner, unter denen
sich 300,000 Negersklaven und etwa 25,000 freie Farbige befinden mögen
Die Bodenverhältnisse sind im Wesentlichen dieselben wie in den südlicher ge¬
legenen Sklavenrepubliken. Haupterwerbszweig ist die Landwirthschaft,' die
Baumwolle, Tabak und etwas Reis, sowie im Norden Mais, Weizen und
anderes Getreide erzeugt. Im Westen wird Gold gefunden. Der Ausfuhr¬
handel ist nicht bedeutend und beschränkt sich auf etwas Baumwolle, etwas
Reis und Theer. Die Zeugfabriken, deren im Staate fünf bestehen, fertigen
fast ausschließlich grobe Stoffe zur Bekleidung der Plnntagenneger. Die No¬
ten der im Staate ^existirenden Banken circuliren zu zwei Procent unter dem
Nennwerthe. Die fundirte Staatsschuld betrug 1858 über sieben Millionen
Dollars. Die Hauptstadt des Staates ist Naleigh mit etwa 5000 Einwohnern.
Nicht viel größer ist Wilmington, der Haupthafenplatz Nordcarolmas. Bon den üb¬
rigen Orten des Landes ist keiner von mehr als 4000 Menschen bewohnt,
die große Mehrzahl hat nur ein paar Hundert Einwohner.

Noch weniger fällt Arkansas ins Gewicht, welches mit seinen 52.198
englischen (2455 deutschen) Quadratmeilen, auf denen 1850 nur 198,796 freie
Weiße mit etwa 45,000 Negersklaven lebten, vielmehr ein großes Jagdgebiet,
mit weiten Wäldern und Prairien als ein cultivirtes Land ist, nur etwas
Baumwolle ausführt, in Bezug auf Gewerbe ganz darniederliegt und über¬
dies 1858 eine Staatsschuld von fast 3 Millionen Dollars hatte. Seine
Hauptstadt, Little Rock, mag jetzt.5000 Einwohner haben, alle andern Orte
sind bloße Blockhüttendörfchen.

Ein ganz anderer Gewinn für die Sonderbunds-Staatsmänner, ein gro¬
ßer Verlust für die Union würde der Austritt Virginiens sein, dem vermuth¬
lich Tennessee und vielleicht selbst Maryland und Kentucky folgen würden.
Birginien hatte schon 1850 fast IV- Millionen Einwohner, darunter fast eine
halbe Million Negersklaven, es hat in Richmond, der Hauptstadt, und Nor¬
folk zwei Städte von mehr als 20,000 und außerdem eine ziemlich große An¬
zahl von Städten über 10,000 Einwohner, es besitzt fast tausend englische
Meilen Eisenbahnen, einen ungeheuren Reichthum der besten Steinkohlen und
sehr große Strecken des fruchtbarsten Getreidebodens, der nur in einigen
Grafschaften durch lange fortgesetzten Tabaksbau erschöpft worden ist. Es
hat der transatlantischen Republik Washington und Jefferson und eine Menge
anderer bedeutender Staatsmänner geliefert und ist, wenn nicht der rührigste
der Sklavenstaaten -- denn das ist seit langem schon Südcarolina gewesen


gruppen stellen, wenn Norlzcarvlina und Arkansas der hier stark vertretenen
Neigung zum Anschluß an die südliche Union nachgaben.

Nordcarolina, staatlich in ähnlicher Weise eingerichtet wie Südcaro-
lina, hat einen Flächeninhalt van 45,500 englischen, oder 2 140 deutschen
Quadratmeilen und jetzt vermuthlich circa 950,000 Einwohner, unter denen
sich 300,000 Negersklaven und etwa 25,000 freie Farbige befinden mögen
Die Bodenverhältnisse sind im Wesentlichen dieselben wie in den südlicher ge¬
legenen Sklavenrepubliken. Haupterwerbszweig ist die Landwirthschaft,' die
Baumwolle, Tabak und etwas Reis, sowie im Norden Mais, Weizen und
anderes Getreide erzeugt. Im Westen wird Gold gefunden. Der Ausfuhr¬
handel ist nicht bedeutend und beschränkt sich auf etwas Baumwolle, etwas
Reis und Theer. Die Zeugfabriken, deren im Staate fünf bestehen, fertigen
fast ausschließlich grobe Stoffe zur Bekleidung der Plnntagenneger. Die No¬
ten der im Staate ^existirenden Banken circuliren zu zwei Procent unter dem
Nennwerthe. Die fundirte Staatsschuld betrug 1858 über sieben Millionen
Dollars. Die Hauptstadt des Staates ist Naleigh mit etwa 5000 Einwohnern.
Nicht viel größer ist Wilmington, der Haupthafenplatz Nordcarolmas. Bon den üb¬
rigen Orten des Landes ist keiner von mehr als 4000 Menschen bewohnt,
die große Mehrzahl hat nur ein paar Hundert Einwohner.

Noch weniger fällt Arkansas ins Gewicht, welches mit seinen 52.198
englischen (2455 deutschen) Quadratmeilen, auf denen 1850 nur 198,796 freie
Weiße mit etwa 45,000 Negersklaven lebten, vielmehr ein großes Jagdgebiet,
mit weiten Wäldern und Prairien als ein cultivirtes Land ist, nur etwas
Baumwolle ausführt, in Bezug auf Gewerbe ganz darniederliegt und über¬
dies 1858 eine Staatsschuld von fast 3 Millionen Dollars hatte. Seine
Hauptstadt, Little Rock, mag jetzt.5000 Einwohner haben, alle andern Orte
sind bloße Blockhüttendörfchen.

Ein ganz anderer Gewinn für die Sonderbunds-Staatsmänner, ein gro¬
ßer Verlust für die Union würde der Austritt Virginiens sein, dem vermuth¬
lich Tennessee und vielleicht selbst Maryland und Kentucky folgen würden.
Birginien hatte schon 1850 fast IV- Millionen Einwohner, darunter fast eine
halbe Million Negersklaven, es hat in Richmond, der Hauptstadt, und Nor¬
folk zwei Städte von mehr als 20,000 und außerdem eine ziemlich große An¬
zahl von Städten über 10,000 Einwohner, es besitzt fast tausend englische
Meilen Eisenbahnen, einen ungeheuren Reichthum der besten Steinkohlen und
sehr große Strecken des fruchtbarsten Getreidebodens, der nur in einigen
Grafschaften durch lange fortgesetzten Tabaksbau erschöpft worden ist. Es
hat der transatlantischen Republik Washington und Jefferson und eine Menge
anderer bedeutender Staatsmänner geliefert und ist, wenn nicht der rührigste
der Sklavenstaaten — denn das ist seit langem schon Südcarolina gewesen


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[0472] gruppen stellen, wenn Norlzcarvlina und Arkansas der hier stark vertretenen Neigung zum Anschluß an die südliche Union nachgaben. Nordcarolina, staatlich in ähnlicher Weise eingerichtet wie Südcaro- lina, hat einen Flächeninhalt van 45,500 englischen, oder 2 140 deutschen Quadratmeilen und jetzt vermuthlich circa 950,000 Einwohner, unter denen sich 300,000 Negersklaven und etwa 25,000 freie Farbige befinden mögen Die Bodenverhältnisse sind im Wesentlichen dieselben wie in den südlicher ge¬ legenen Sklavenrepubliken. Haupterwerbszweig ist die Landwirthschaft,' die Baumwolle, Tabak und etwas Reis, sowie im Norden Mais, Weizen und anderes Getreide erzeugt. Im Westen wird Gold gefunden. Der Ausfuhr¬ handel ist nicht bedeutend und beschränkt sich auf etwas Baumwolle, etwas Reis und Theer. Die Zeugfabriken, deren im Staate fünf bestehen, fertigen fast ausschließlich grobe Stoffe zur Bekleidung der Plnntagenneger. Die No¬ ten der im Staate ^existirenden Banken circuliren zu zwei Procent unter dem Nennwerthe. Die fundirte Staatsschuld betrug 1858 über sieben Millionen Dollars. Die Hauptstadt des Staates ist Naleigh mit etwa 5000 Einwohnern. Nicht viel größer ist Wilmington, der Haupthafenplatz Nordcarolmas. Bon den üb¬ rigen Orten des Landes ist keiner von mehr als 4000 Menschen bewohnt, die große Mehrzahl hat nur ein paar Hundert Einwohner. Noch weniger fällt Arkansas ins Gewicht, welches mit seinen 52.198 englischen (2455 deutschen) Quadratmeilen, auf denen 1850 nur 198,796 freie Weiße mit etwa 45,000 Negersklaven lebten, vielmehr ein großes Jagdgebiet, mit weiten Wäldern und Prairien als ein cultivirtes Land ist, nur etwas Baumwolle ausführt, in Bezug auf Gewerbe ganz darniederliegt und über¬ dies 1858 eine Staatsschuld von fast 3 Millionen Dollars hatte. Seine Hauptstadt, Little Rock, mag jetzt.5000 Einwohner haben, alle andern Orte sind bloße Blockhüttendörfchen. Ein ganz anderer Gewinn für die Sonderbunds-Staatsmänner, ein gro¬ ßer Verlust für die Union würde der Austritt Virginiens sein, dem vermuth¬ lich Tennessee und vielleicht selbst Maryland und Kentucky folgen würden. Birginien hatte schon 1850 fast IV- Millionen Einwohner, darunter fast eine halbe Million Negersklaven, es hat in Richmond, der Hauptstadt, und Nor¬ folk zwei Städte von mehr als 20,000 und außerdem eine ziemlich große An¬ zahl von Städten über 10,000 Einwohner, es besitzt fast tausend englische Meilen Eisenbahnen, einen ungeheuren Reichthum der besten Steinkohlen und sehr große Strecken des fruchtbarsten Getreidebodens, der nur in einigen Grafschaften durch lange fortgesetzten Tabaksbau erschöpft worden ist. Es hat der transatlantischen Republik Washington und Jefferson und eine Menge anderer bedeutender Staatsmänner geliefert und ist, wenn nicht der rührigste der Sklavenstaaten — denn das ist seit langem schon Südcarolina gewesen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/472>, abgerufen am 26.08.2024.