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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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Sonderbund, der sich unten vor den Mississippi z" legen droht, bevorsteht,
sobald der Nordwesten sich seines Vortheils erinnert und seine Ansprüche ener¬
gisch geltend zu machen beschließt. Wenn man in Montgomery die Schifffahrt
ans den, Mississippi für frei erklärt hat. so ist das keine genügende Abfindung
für das, was man im Norden verliert, wenn sich ein nicht zur Union gehö¬
render Staat des untern Laufes der großen Verkehrsader bemächtigt. Zuge¬
ständnisse und Verträge werden nicht für die Ewigkeit gemuckt. Louisiana
muß über kurz oder lang entweder freiwillig zu einer engen Verbindung mit
den Staaten des Missisfippithales zurückkehren oder von ihnen erobert wer¬
den. Es gehört naturgemäß zu ihnen, und wie sich auch dereinst das Ver¬
hältniß des Ostens zum Westen gestalten möge, der Westen wird sich auf die
Dauer nicht spalten können. Seine Interessen sind bis weit in den Süden
hinab dieselben, seine Bestandtheile, in demselben großen Thäte gelegen, haben
fast durchaus dieselben Erzeugnisse und Bedürfnisse. Der Mississippi ist das
Hauptband, seine Nebenströme die kleineren Fesseln, welche die dort liegenden
Staate" aneiuanderketten, und so kann man kaum zweifeln, daß die Staaten
Wisconsin, Iowa, Illinois, Missouri, Indiana, Ohio, Kentucky, Tennessee.
Arkausas, Mississippi und Louisiana wenn nicht durch die bisherige Union,
so doch durch einen engen politischen Verband mit einander vereinigt bleiben
werden.

Texas gehörte bis 1835 zu der mexikanischen Provinz Tcunaulipas. con-
stituirte sich 1840 als selbstständiger Staat und wurde 1845 in die Union auf¬
genommen. Die Verfassung ist nur in unwesentlichen Dingen von denen der
übrigen Südweststaaten verschieden. Soldaten. Kriegsnmtrosen, Neger und
Indianer sind vom Wahl- und Stimmrecht ausgeschlossen. In den Congreß
sendet Texas 4 Abgeordnete. Der Flächenraum beträgt 274.356 englische oder
12,905 deutsche Quadratmeilen, die Einwohnerzahl wurde 1851 auf 230,000
Seelen angegeben, unter denen sich 63,000 Negersclaven und nur einige Hun¬
dert freie Farbige befanden. Der Abkunft nach ist die große Mehrzahl der
Texaner aus den südwestlichen Staaten der Union eingewandert und spricht
°"Mes. Im Westen wohnen gegen 32,000 Deutsche. Spanier gibt es nur
wenige mehr im Lande. Dagegen Hausen im Nordwesten noch wilde Indianer,
'deren Zahl man auf 7 bis 8000 berechnet.

In Betreff seiner Bodengestaltung zerfällt Texas gleich den bereits erwähn¬
ten Südstaaten in drei Theile: ein flaches Küstenland (levol rsAiou), ein welli¬
ges Hügelland (rollinA i'^ion) und ein von Ausläufern der Rocky Mountains
durchzogenes Gebirgsland (mouirtamous rkZion). Das erste, welches eine
wechselnde Breite von 30 bis 100 Meilen hat, ist in der Nähe des'Meeres
hurtig, einige Meilen landeinwärts sumpfig, wenigstens feucht und vor¬
züglich zum Reis- und Zuckerbau geeignet und hat ein im Sommer unerträglich


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Sonderbund, der sich unten vor den Mississippi z» legen droht, bevorsteht,
sobald der Nordwesten sich seines Vortheils erinnert und seine Ansprüche ener¬
gisch geltend zu machen beschließt. Wenn man in Montgomery die Schifffahrt
ans den, Mississippi für frei erklärt hat. so ist das keine genügende Abfindung
für das, was man im Norden verliert, wenn sich ein nicht zur Union gehö¬
render Staat des untern Laufes der großen Verkehrsader bemächtigt. Zuge¬
ständnisse und Verträge werden nicht für die Ewigkeit gemuckt. Louisiana
muß über kurz oder lang entweder freiwillig zu einer engen Verbindung mit
den Staaten des Missisfippithales zurückkehren oder von ihnen erobert wer¬
den. Es gehört naturgemäß zu ihnen, und wie sich auch dereinst das Ver¬
hältniß des Ostens zum Westen gestalten möge, der Westen wird sich auf die
Dauer nicht spalten können. Seine Interessen sind bis weit in den Süden
hinab dieselben, seine Bestandtheile, in demselben großen Thäte gelegen, haben
fast durchaus dieselben Erzeugnisse und Bedürfnisse. Der Mississippi ist das
Hauptband, seine Nebenströme die kleineren Fesseln, welche die dort liegenden
Staate» aneiuanderketten, und so kann man kaum zweifeln, daß die Staaten
Wisconsin, Iowa, Illinois, Missouri, Indiana, Ohio, Kentucky, Tennessee.
Arkausas, Mississippi und Louisiana wenn nicht durch die bisherige Union,
so doch durch einen engen politischen Verband mit einander vereinigt bleiben
werden.

Texas gehörte bis 1835 zu der mexikanischen Provinz Tcunaulipas. con-
stituirte sich 1840 als selbstständiger Staat und wurde 1845 in die Union auf¬
genommen. Die Verfassung ist nur in unwesentlichen Dingen von denen der
übrigen Südweststaaten verschieden. Soldaten. Kriegsnmtrosen, Neger und
Indianer sind vom Wahl- und Stimmrecht ausgeschlossen. In den Congreß
sendet Texas 4 Abgeordnete. Der Flächenraum beträgt 274.356 englische oder
12,905 deutsche Quadratmeilen, die Einwohnerzahl wurde 1851 auf 230,000
Seelen angegeben, unter denen sich 63,000 Negersclaven und nur einige Hun¬
dert freie Farbige befanden. Der Abkunft nach ist die große Mehrzahl der
Texaner aus den südwestlichen Staaten der Union eingewandert und spricht
°"Mes. Im Westen wohnen gegen 32,000 Deutsche. Spanier gibt es nur
wenige mehr im Lande. Dagegen Hausen im Nordwesten noch wilde Indianer,
'deren Zahl man auf 7 bis 8000 berechnet.

In Betreff seiner Bodengestaltung zerfällt Texas gleich den bereits erwähn¬
ten Südstaaten in drei Theile: ein flaches Küstenland (levol rsAiou), ein welli¬
ges Hügelland (rollinA i'^ion) und ein von Ausläufern der Rocky Mountains
durchzogenes Gebirgsland (mouirtamous rkZion). Das erste, welches eine
wechselnde Breite von 30 bis 100 Meilen hat, ist in der Nähe des'Meeres
hurtig, einige Meilen landeinwärts sumpfig, wenigstens feucht und vor¬
züglich zum Reis- und Zuckerbau geeignet und hat ein im Sommer unerträglich


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[0469] Sonderbund, der sich unten vor den Mississippi z» legen droht, bevorsteht, sobald der Nordwesten sich seines Vortheils erinnert und seine Ansprüche ener¬ gisch geltend zu machen beschließt. Wenn man in Montgomery die Schifffahrt ans den, Mississippi für frei erklärt hat. so ist das keine genügende Abfindung für das, was man im Norden verliert, wenn sich ein nicht zur Union gehö¬ render Staat des untern Laufes der großen Verkehrsader bemächtigt. Zuge¬ ständnisse und Verträge werden nicht für die Ewigkeit gemuckt. Louisiana muß über kurz oder lang entweder freiwillig zu einer engen Verbindung mit den Staaten des Missisfippithales zurückkehren oder von ihnen erobert wer¬ den. Es gehört naturgemäß zu ihnen, und wie sich auch dereinst das Ver¬ hältniß des Ostens zum Westen gestalten möge, der Westen wird sich auf die Dauer nicht spalten können. Seine Interessen sind bis weit in den Süden hinab dieselben, seine Bestandtheile, in demselben großen Thäte gelegen, haben fast durchaus dieselben Erzeugnisse und Bedürfnisse. Der Mississippi ist das Hauptband, seine Nebenströme die kleineren Fesseln, welche die dort liegenden Staate» aneiuanderketten, und so kann man kaum zweifeln, daß die Staaten Wisconsin, Iowa, Illinois, Missouri, Indiana, Ohio, Kentucky, Tennessee. Arkausas, Mississippi und Louisiana wenn nicht durch die bisherige Union, so doch durch einen engen politischen Verband mit einander vereinigt bleiben werden. Texas gehörte bis 1835 zu der mexikanischen Provinz Tcunaulipas. con- stituirte sich 1840 als selbstständiger Staat und wurde 1845 in die Union auf¬ genommen. Die Verfassung ist nur in unwesentlichen Dingen von denen der übrigen Südweststaaten verschieden. Soldaten. Kriegsnmtrosen, Neger und Indianer sind vom Wahl- und Stimmrecht ausgeschlossen. In den Congreß sendet Texas 4 Abgeordnete. Der Flächenraum beträgt 274.356 englische oder 12,905 deutsche Quadratmeilen, die Einwohnerzahl wurde 1851 auf 230,000 Seelen angegeben, unter denen sich 63,000 Negersclaven und nur einige Hun¬ dert freie Farbige befanden. Der Abkunft nach ist die große Mehrzahl der Texaner aus den südwestlichen Staaten der Union eingewandert und spricht °"Mes. Im Westen wohnen gegen 32,000 Deutsche. Spanier gibt es nur wenige mehr im Lande. Dagegen Hausen im Nordwesten noch wilde Indianer, 'deren Zahl man auf 7 bis 8000 berechnet. In Betreff seiner Bodengestaltung zerfällt Texas gleich den bereits erwähn¬ ten Südstaaten in drei Theile: ein flaches Küstenland (levol rsAiou), ein welli¬ ges Hügelland (rollinA i'^ion) und ein von Ausläufern der Rocky Mountains durchzogenes Gebirgsland (mouirtamous rkZion). Das erste, welches eine wechselnde Breite von 30 bis 100 Meilen hat, ist in der Nähe des'Meeres hurtig, einige Meilen landeinwärts sumpfig, wenigstens feucht und vor¬ züglich zum Reis- und Zuckerbau geeignet und hat ein im Sommer unerträglich 58 *

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/469>, abgerufen am 25.08.2024.