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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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Der Flächeninhalt des Staats Louisiana beträgt 41,346 Quadratmeilen,
auf denen im Jahr 1350 523,098 Menschen, darunter 249.947 Negersklaven
und 17,537 freie Farbige, wohnten. Gegenwärtig dürfte die Einwohnerzahl
etwas über 650,000 betragen. Die Bewohner Louisianas sind eine Misch-
lingsrace aus allen Nationen, Spaniern, Jrländern, Ungko-Amerikanern.
Deutschen und vorzüglich Franzosen. Unter den religiösen Bekenntnissen zählt das
römisch-katholische die meisten Anhänger, während in den übrigen Südstaaten
ebenso wie im Norden die Methodisten und nach diesen die Baptisten die
stärkste "Denomination" sind.

Hauptflüsse sind der Mississippi, der Washita. der Red- und der Pearl-
river, die La Fourche und der die Grenze gegen Texas bildende Sabine. Unter
den zahlreichen Seen des Staats nennen wir nur den nicht fern von Neu-
orleans sich ausbreitenden Lake Poutchartrain. Von der Seeküste an bis an
den Redriver ist das Land ein von schlammigen Flüssen, langgestreckten Buch¬
ten, Lagunen und Seen durchschnittenes, theilweise sumpfiges Marschgebiet.
Der weiter nördlich gelegene Theil des Staats hat einen festeren und trockneren
Boden. Am Mississippi und der Mehrzahl seiner Nebenflüsse zieht sich ein schmaler
dnmmartiger Uferrand hin, hinter welchem sich flaches, meist unter dem Niveau
der Ströme liegendes Land erstreckt, welches fast jedes Jahr überschwemmt wird
und dann sich in weite faulende Lachen und Moräste verwandelt. Die gro¬
ßen unbebauten Striche im Süden und die Sümpfe in den übrigen Bezirken
sind mit düstern Cedern, Weiden und Schilf bewachsen und von zahlreichen
Alligatoren. Schlangen und anderem gefährlichen oder häßlichen Gethier be¬
wohnt. Die trocknen uncultivirten Gegenden sind entweder Prairien oder mit
Eichen, Buchen, Sycomoren, Tulpenbäumen und Tannen bewachsen. In den
Marschen des Mississippi, des Vermillion, des Techc und der La Fourche trifft
man große Zuckerplantagen, in den sumpfigen Niederungen wird etwas Reis,
in den trocknen Gegenden Baumwolle gebaut, sowie etwas Tabak und mancher¬
lei Südfrüchte. Getreide erzeugt Louisiana nicht genug, um seinen Bedarf zu
decken /und die Viehzucht ist nur in einigen Grafschaften des Binnenlandes
bedeutend. Das Klima ist sehr veränderlich. Die Winter sind milde und
gesund, die Sommer drückend heiß. Von Mitte Juli bis Ende October brütet
die Sonne aus den Sümpfen im Süden, außer zahlreichen andern Krankheiten,
das gelbe Fieber aus. welches zwar auch in Mohne, Savannah und Char¬
leston und deren Nachbarschaft Verheerungen anrichtet, aber nirgends in den
Bereinigten Staaten so furchtbar auftritt, als in Neuorleans und.dessen Um¬
gebung. Eisen. Blei, Steinkohlen und etwas Silber sind gefunden worden,
wurden jedoch bis jetzt noch wenig ausgebeutet. Auch die gewerbliche Thätig¬
keit ist noch in der Kindheit. Dagegen blüht der Handel, der seinen Weg fast
ausschließlich über Neuorleans nimmt, auf das Kräftigste, und der Werth der


Der Flächeninhalt des Staats Louisiana beträgt 41,346 Quadratmeilen,
auf denen im Jahr 1350 523,098 Menschen, darunter 249.947 Negersklaven
und 17,537 freie Farbige, wohnten. Gegenwärtig dürfte die Einwohnerzahl
etwas über 650,000 betragen. Die Bewohner Louisianas sind eine Misch-
lingsrace aus allen Nationen, Spaniern, Jrländern, Ungko-Amerikanern.
Deutschen und vorzüglich Franzosen. Unter den religiösen Bekenntnissen zählt das
römisch-katholische die meisten Anhänger, während in den übrigen Südstaaten
ebenso wie im Norden die Methodisten und nach diesen die Baptisten die
stärkste „Denomination" sind.

Hauptflüsse sind der Mississippi, der Washita. der Red- und der Pearl-
river, die La Fourche und der die Grenze gegen Texas bildende Sabine. Unter
den zahlreichen Seen des Staats nennen wir nur den nicht fern von Neu-
orleans sich ausbreitenden Lake Poutchartrain. Von der Seeküste an bis an
den Redriver ist das Land ein von schlammigen Flüssen, langgestreckten Buch¬
ten, Lagunen und Seen durchschnittenes, theilweise sumpfiges Marschgebiet.
Der weiter nördlich gelegene Theil des Staats hat einen festeren und trockneren
Boden. Am Mississippi und der Mehrzahl seiner Nebenflüsse zieht sich ein schmaler
dnmmartiger Uferrand hin, hinter welchem sich flaches, meist unter dem Niveau
der Ströme liegendes Land erstreckt, welches fast jedes Jahr überschwemmt wird
und dann sich in weite faulende Lachen und Moräste verwandelt. Die gro¬
ßen unbebauten Striche im Süden und die Sümpfe in den übrigen Bezirken
sind mit düstern Cedern, Weiden und Schilf bewachsen und von zahlreichen
Alligatoren. Schlangen und anderem gefährlichen oder häßlichen Gethier be¬
wohnt. Die trocknen uncultivirten Gegenden sind entweder Prairien oder mit
Eichen, Buchen, Sycomoren, Tulpenbäumen und Tannen bewachsen. In den
Marschen des Mississippi, des Vermillion, des Techc und der La Fourche trifft
man große Zuckerplantagen, in den sumpfigen Niederungen wird etwas Reis,
in den trocknen Gegenden Baumwolle gebaut, sowie etwas Tabak und mancher¬
lei Südfrüchte. Getreide erzeugt Louisiana nicht genug, um seinen Bedarf zu
decken /und die Viehzucht ist nur in einigen Grafschaften des Binnenlandes
bedeutend. Das Klima ist sehr veränderlich. Die Winter sind milde und
gesund, die Sommer drückend heiß. Von Mitte Juli bis Ende October brütet
die Sonne aus den Sümpfen im Süden, außer zahlreichen andern Krankheiten,
das gelbe Fieber aus. welches zwar auch in Mohne, Savannah und Char¬
leston und deren Nachbarschaft Verheerungen anrichtet, aber nirgends in den
Bereinigten Staaten so furchtbar auftritt, als in Neuorleans und.dessen Um¬
gebung. Eisen. Blei, Steinkohlen und etwas Silber sind gefunden worden,
wurden jedoch bis jetzt noch wenig ausgebeutet. Auch die gewerbliche Thätig¬
keit ist noch in der Kindheit. Dagegen blüht der Handel, der seinen Weg fast
ausschließlich über Neuorleans nimmt, auf das Kräftigste, und der Werth der


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[0463] Der Flächeninhalt des Staats Louisiana beträgt 41,346 Quadratmeilen, auf denen im Jahr 1350 523,098 Menschen, darunter 249.947 Negersklaven und 17,537 freie Farbige, wohnten. Gegenwärtig dürfte die Einwohnerzahl etwas über 650,000 betragen. Die Bewohner Louisianas sind eine Misch- lingsrace aus allen Nationen, Spaniern, Jrländern, Ungko-Amerikanern. Deutschen und vorzüglich Franzosen. Unter den religiösen Bekenntnissen zählt das römisch-katholische die meisten Anhänger, während in den übrigen Südstaaten ebenso wie im Norden die Methodisten und nach diesen die Baptisten die stärkste „Denomination" sind. Hauptflüsse sind der Mississippi, der Washita. der Red- und der Pearl- river, die La Fourche und der die Grenze gegen Texas bildende Sabine. Unter den zahlreichen Seen des Staats nennen wir nur den nicht fern von Neu- orleans sich ausbreitenden Lake Poutchartrain. Von der Seeküste an bis an den Redriver ist das Land ein von schlammigen Flüssen, langgestreckten Buch¬ ten, Lagunen und Seen durchschnittenes, theilweise sumpfiges Marschgebiet. Der weiter nördlich gelegene Theil des Staats hat einen festeren und trockneren Boden. Am Mississippi und der Mehrzahl seiner Nebenflüsse zieht sich ein schmaler dnmmartiger Uferrand hin, hinter welchem sich flaches, meist unter dem Niveau der Ströme liegendes Land erstreckt, welches fast jedes Jahr überschwemmt wird und dann sich in weite faulende Lachen und Moräste verwandelt. Die gro¬ ßen unbebauten Striche im Süden und die Sümpfe in den übrigen Bezirken sind mit düstern Cedern, Weiden und Schilf bewachsen und von zahlreichen Alligatoren. Schlangen und anderem gefährlichen oder häßlichen Gethier be¬ wohnt. Die trocknen uncultivirten Gegenden sind entweder Prairien oder mit Eichen, Buchen, Sycomoren, Tulpenbäumen und Tannen bewachsen. In den Marschen des Mississippi, des Vermillion, des Techc und der La Fourche trifft man große Zuckerplantagen, in den sumpfigen Niederungen wird etwas Reis, in den trocknen Gegenden Baumwolle gebaut, sowie etwas Tabak und mancher¬ lei Südfrüchte. Getreide erzeugt Louisiana nicht genug, um seinen Bedarf zu decken /und die Viehzucht ist nur in einigen Grafschaften des Binnenlandes bedeutend. Das Klima ist sehr veränderlich. Die Winter sind milde und gesund, die Sommer drückend heiß. Von Mitte Juli bis Ende October brütet die Sonne aus den Sümpfen im Süden, außer zahlreichen andern Krankheiten, das gelbe Fieber aus. welches zwar auch in Mohne, Savannah und Char¬ leston und deren Nachbarschaft Verheerungen anrichtet, aber nirgends in den Bereinigten Staaten so furchtbar auftritt, als in Neuorleans und.dessen Um¬ gebung. Eisen. Blei, Steinkohlen und etwas Silber sind gefunden worden, wurden jedoch bis jetzt noch wenig ausgebeutet. Auch die gewerbliche Thätig¬ keit ist noch in der Kindheit. Dagegen blüht der Handel, der seinen Weg fast ausschließlich über Neuorleans nimmt, auf das Kräftigste, und der Werth der

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/463>, abgerufen am 25.08.2024.