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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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Montgomery nach Pensacola (130 Meilen) und von Tuscumbia nach Dccaiur
(46 Meilen), wozu seitdem noch einige andere gekommen sind, sodaß der Staat
jetzt 304 Meilen Eisenbahn besitzt. Der Mnscleshocil-Kana!, bestimmt, die
Schifffahrt auf dem Tennesseefluß zu erleichtern, ist 36. der Huntsville-Kanal,
der von Huntsville an den Tennessee führt, 16 Meilen lang. Das Land ist reich
an Kohlen und Eisenerz. Es hat außer einigen Hammerwerken und Baum-
wollenmanufacturen keine gewerblichen Etablissements. Die Ausfuhr, die
fast nur über Mohne geht, wird auf durchschnittlich 14. die Einfuhr aus
eine Million veranschlagt. Verschiedene große Flüsse, wie der Tennessee, der
Alabama, der Tuscaloosa und der Tombigby erleichtern den Verkehr. Der
Norden des Landes wird von einem Zweig der APalachen durchzogen, die
sich hier bis zu 6500 Fuß erheben, ist mit großen Wäldern von Eichen, Pap¬
peln, Nußbüumen und Tannen bedeckt und hat nur in den Grafschaften am
Tennesseefluß größere Strecken fruchtbaren Bodens. Die Mitte des Staates
ist dagegen fast allenthalben sehr fruchtbar. Sie zeigt Hügelketten mit Laub¬
holz, worunter viele Lorbeer- und Tulpenbüume, bewachsen, wechselnd mit kleinen
Prairien, und man baut hier Mais, Tabak und Baumwolle im Ueberfluß.
Der Süden endlich, fettes, feuchtes Marschland, theilweise Sumpf, ist mit
Dickichten von Nohr, Cypressen und Cedern bedeckt und haucht von Juli bis
Oktober eine furchtbare Pestluft aus, eignet sich aber vorzüglich zum Zucker¬
und Reisbau. Im Allgemeinen wird man Alabama zu den fruchtbarsten
Strichen der Union zählen müssen, und die verschiedenen schiffbaren Ströme
des Landes erleichtern die Verwerthung der Erzeugnisse wesentlich.

Nachdem wir von Montgomery zwei Tage lang den Alabama abwärts
gefahren sind und dabei Gelegenheit gehabt haben, den allmciligen Ueber¬
gang des mittleren Hügellandes mit seinen Laubwäldern in das südliche Tief¬
land mit seinen Nohrsümpfen und seinen düstern Cypressendickichten zu beob¬
achten, gelangen wir nach Mohne, dem Haupthafenplatz des Staates. Dasselbe
ist am Ausfluß des Mohne-River in eine langgestreckte Bai auf sandigen mit
Nadelholz bewachsenen Hügeln gelegen und hat etwa 3V.000 Einwohner, von
denen mehr als die Hälfte Neger sind. Der unmittelbar an die Quais gren¬
zende Stadttheil liegt eben und ist ziemlich eng und unreinlich. Die dahinter
gelegnen Straßen und Häuservierecke dagegen sind sehr elegant und sauber,
die Straßen breit, mit Bäumen bepflanzt und vortrefflich gepflastert. Die
öffentlichen Gebäude, von denen wir nur die Bank, das Theater und den un¬
geheuren Speicher nennen, in welchem die aus dem Innern zur Verschiffung
anlangende Baumwolle lagert, sind aus Backsteinen, die meisten Privathäuser
^gegen aus Holz erbaut und in ihrer Architektur denen von Charleston
^'hr ähnlich. Zahlreiche Villen verschönern die Nachbarschaft. Auffallend
^se auf den ersten Blick, daß es hier noch eine Rvyalstreet gibt, was indeß


Montgomery nach Pensacola (130 Meilen) und von Tuscumbia nach Dccaiur
(46 Meilen), wozu seitdem noch einige andere gekommen sind, sodaß der Staat
jetzt 304 Meilen Eisenbahn besitzt. Der Mnscleshocil-Kana!, bestimmt, die
Schifffahrt auf dem Tennesseefluß zu erleichtern, ist 36. der Huntsville-Kanal,
der von Huntsville an den Tennessee führt, 16 Meilen lang. Das Land ist reich
an Kohlen und Eisenerz. Es hat außer einigen Hammerwerken und Baum-
wollenmanufacturen keine gewerblichen Etablissements. Die Ausfuhr, die
fast nur über Mohne geht, wird auf durchschnittlich 14. die Einfuhr aus
eine Million veranschlagt. Verschiedene große Flüsse, wie der Tennessee, der
Alabama, der Tuscaloosa und der Tombigby erleichtern den Verkehr. Der
Norden des Landes wird von einem Zweig der APalachen durchzogen, die
sich hier bis zu 6500 Fuß erheben, ist mit großen Wäldern von Eichen, Pap¬
peln, Nußbüumen und Tannen bedeckt und hat nur in den Grafschaften am
Tennesseefluß größere Strecken fruchtbaren Bodens. Die Mitte des Staates
ist dagegen fast allenthalben sehr fruchtbar. Sie zeigt Hügelketten mit Laub¬
holz, worunter viele Lorbeer- und Tulpenbüume, bewachsen, wechselnd mit kleinen
Prairien, und man baut hier Mais, Tabak und Baumwolle im Ueberfluß.
Der Süden endlich, fettes, feuchtes Marschland, theilweise Sumpf, ist mit
Dickichten von Nohr, Cypressen und Cedern bedeckt und haucht von Juli bis
Oktober eine furchtbare Pestluft aus, eignet sich aber vorzüglich zum Zucker¬
und Reisbau. Im Allgemeinen wird man Alabama zu den fruchtbarsten
Strichen der Union zählen müssen, und die verschiedenen schiffbaren Ströme
des Landes erleichtern die Verwerthung der Erzeugnisse wesentlich.

Nachdem wir von Montgomery zwei Tage lang den Alabama abwärts
gefahren sind und dabei Gelegenheit gehabt haben, den allmciligen Ueber¬
gang des mittleren Hügellandes mit seinen Laubwäldern in das südliche Tief¬
land mit seinen Nohrsümpfen und seinen düstern Cypressendickichten zu beob¬
achten, gelangen wir nach Mohne, dem Haupthafenplatz des Staates. Dasselbe
ist am Ausfluß des Mohne-River in eine langgestreckte Bai auf sandigen mit
Nadelholz bewachsenen Hügeln gelegen und hat etwa 3V.000 Einwohner, von
denen mehr als die Hälfte Neger sind. Der unmittelbar an die Quais gren¬
zende Stadttheil liegt eben und ist ziemlich eng und unreinlich. Die dahinter
gelegnen Straßen und Häuservierecke dagegen sind sehr elegant und sauber,
die Straßen breit, mit Bäumen bepflanzt und vortrefflich gepflastert. Die
öffentlichen Gebäude, von denen wir nur die Bank, das Theater und den un¬
geheuren Speicher nennen, in welchem die aus dem Innern zur Verschiffung
anlangende Baumwolle lagert, sind aus Backsteinen, die meisten Privathäuser
^gegen aus Holz erbaut und in ihrer Architektur denen von Charleston
^'hr ähnlich. Zahlreiche Villen verschönern die Nachbarschaft. Auffallend
^se auf den ersten Blick, daß es hier noch eine Rvyalstreet gibt, was indeß


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[0433] Montgomery nach Pensacola (130 Meilen) und von Tuscumbia nach Dccaiur (46 Meilen), wozu seitdem noch einige andere gekommen sind, sodaß der Staat jetzt 304 Meilen Eisenbahn besitzt. Der Mnscleshocil-Kana!, bestimmt, die Schifffahrt auf dem Tennesseefluß zu erleichtern, ist 36. der Huntsville-Kanal, der von Huntsville an den Tennessee führt, 16 Meilen lang. Das Land ist reich an Kohlen und Eisenerz. Es hat außer einigen Hammerwerken und Baum- wollenmanufacturen keine gewerblichen Etablissements. Die Ausfuhr, die fast nur über Mohne geht, wird auf durchschnittlich 14. die Einfuhr aus eine Million veranschlagt. Verschiedene große Flüsse, wie der Tennessee, der Alabama, der Tuscaloosa und der Tombigby erleichtern den Verkehr. Der Norden des Landes wird von einem Zweig der APalachen durchzogen, die sich hier bis zu 6500 Fuß erheben, ist mit großen Wäldern von Eichen, Pap¬ peln, Nußbüumen und Tannen bedeckt und hat nur in den Grafschaften am Tennesseefluß größere Strecken fruchtbaren Bodens. Die Mitte des Staates ist dagegen fast allenthalben sehr fruchtbar. Sie zeigt Hügelketten mit Laub¬ holz, worunter viele Lorbeer- und Tulpenbüume, bewachsen, wechselnd mit kleinen Prairien, und man baut hier Mais, Tabak und Baumwolle im Ueberfluß. Der Süden endlich, fettes, feuchtes Marschland, theilweise Sumpf, ist mit Dickichten von Nohr, Cypressen und Cedern bedeckt und haucht von Juli bis Oktober eine furchtbare Pestluft aus, eignet sich aber vorzüglich zum Zucker¬ und Reisbau. Im Allgemeinen wird man Alabama zu den fruchtbarsten Strichen der Union zählen müssen, und die verschiedenen schiffbaren Ströme des Landes erleichtern die Verwerthung der Erzeugnisse wesentlich. Nachdem wir von Montgomery zwei Tage lang den Alabama abwärts gefahren sind und dabei Gelegenheit gehabt haben, den allmciligen Ueber¬ gang des mittleren Hügellandes mit seinen Laubwäldern in das südliche Tief¬ land mit seinen Nohrsümpfen und seinen düstern Cypressendickichten zu beob¬ achten, gelangen wir nach Mohne, dem Haupthafenplatz des Staates. Dasselbe ist am Ausfluß des Mohne-River in eine langgestreckte Bai auf sandigen mit Nadelholz bewachsenen Hügeln gelegen und hat etwa 3V.000 Einwohner, von denen mehr als die Hälfte Neger sind. Der unmittelbar an die Quais gren¬ zende Stadttheil liegt eben und ist ziemlich eng und unreinlich. Die dahinter gelegnen Straßen und Häuservierecke dagegen sind sehr elegant und sauber, die Straßen breit, mit Bäumen bepflanzt und vortrefflich gepflastert. Die öffentlichen Gebäude, von denen wir nur die Bank, das Theater und den un¬ geheuren Speicher nennen, in welchem die aus dem Innern zur Verschiffung anlangende Baumwolle lagert, sind aus Backsteinen, die meisten Privathäuser ^gegen aus Holz erbaut und in ihrer Architektur denen von Charleston ^'hr ähnlich. Zahlreiche Villen verschönern die Nachbarschaft. Auffallend ^se auf den ersten Blick, daß es hier noch eine Rvyalstreet gibt, was indeß

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/433>, abgerufen am 15.01.2025.