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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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lichen Sonderbund nicht Gewalt gebraucht würde, um so wahrscheinlicher, als
die Interessen der Staaten desselben keineswegs durchgängig gleiche sind, als
z. B. Südcarolina und Georgia frcihändlerisch, Louisiana seiner Zuckerplan¬
tagen halber schutzzöllnerisch gesinnt ist. als Südcarolina ans Grund seiner
bisherigen Stellung die Führerschaft in der neuen Conföderation beanspruchen
wird, während dieselbe bei Berücksichtigung der Größenverhältnisse dem Staat
Georgia zukommt, als ferner die Baumwollcnstaaten in sehr viele" ihrer Be¬
dürfnisse und zwar in den wesentlichsten, vom Norden abhängen, und als end¬
lich der neue Staatenbund, durch den Widerspruch des Nordens nicht mehr
gehindert, 'sehr bald Versuche zur Annexion anderer amerikanischer Länder,
Cubas u. a. machen und dadurch in Conflicte mit den großen europäischen
Mächten gerathen würde, denen er allein nicht entfernt gewachsen sein würde.

Mehr läßt sich gegenwärtig nicht sagen. Dagegen wird es von Interesse
sein, ein Bild von dem Stnatcncomplcx zu erhalten, den die Baumwollen-
rcpublikcn, deren Trennung bereits vollzogen ist, ausmachen. Indem wir im
Folgenden versuchen ein solches Bild aufzustellen, fügen wir zum Schluß einige
Notizen über die noch zweifelhaften Südstaaten hinzu, uns vorbehaltend,
später einen Vergleich zwischen dem Norden und dem Süden sollen zu
lassen.

Ein Blick auf die Karte zeigt nachstehende Gruppirung der Sonder¬
bundsstaaten: Zuerst im Nordosten das unregelmäßige Dreieck von Nord-
carolina, daneben im Westen das bedeutend größere fünfseitige Georgia, dann
Alabama, ein fast regelmäßiges längliches Viereck bildend, ferner, die beiden
letztgenannten im Süden begrenzend, die Halbinsel Florida, die einige Ähn¬
lichkeit mit der Gestalt Italiens hat, sodann im Westen von Alabama der
Staat Mississippi und südwestlich von diesem wieder Louisiana, endlich, im
fernsten Westen und reichlich so ausgedehnt, um vier mittelgroße Staaten da¬
raus zu bUden, das vielkantige Texas. Die Grenzen dieses Staatencom-
Plexes sind: im Nordosten und Norden Nordcarolina. Tennessee. Arkansas. das
Jndiancrterritorium und Nebraska. im Westen Neumexiko, im Südwesten die
mexikanische Republik, im Süden der mexikanische Golf und im Südosten end¬
lich das Atlantische Meer.

Ueber Südcarolina ist in einem frühern Hefte (vor, Jahrgang Ur. 52)
das Nothwendigste mitgetheilt worden, und wir beschränken uns daher hier
auf eine Schilderung Charlestons, seiner Haupthafenstadt, und Columbias,
seiner politischen Hauptstadt, die dort nur kurz erwähnt wurden. Man hat
Charleston mit Neuyork verglichen. Aber die Ähnlichkeit besteht nur darin,
daß beide Städte an einer Bai mit schmalem Eingang, beide auf einer Land-
Zunge zwischen langgestreckten Gewässern im Osten und Westen liegen, daß bei
beiden sich der ausländische Handel auf der Ostseite concentrirt, daß die Grund-


lichen Sonderbund nicht Gewalt gebraucht würde, um so wahrscheinlicher, als
die Interessen der Staaten desselben keineswegs durchgängig gleiche sind, als
z. B. Südcarolina und Georgia frcihändlerisch, Louisiana seiner Zuckerplan¬
tagen halber schutzzöllnerisch gesinnt ist. als Südcarolina ans Grund seiner
bisherigen Stellung die Führerschaft in der neuen Conföderation beanspruchen
wird, während dieselbe bei Berücksichtigung der Größenverhältnisse dem Staat
Georgia zukommt, als ferner die Baumwollcnstaaten in sehr viele» ihrer Be¬
dürfnisse und zwar in den wesentlichsten, vom Norden abhängen, und als end¬
lich der neue Staatenbund, durch den Widerspruch des Nordens nicht mehr
gehindert, 'sehr bald Versuche zur Annexion anderer amerikanischer Länder,
Cubas u. a. machen und dadurch in Conflicte mit den großen europäischen
Mächten gerathen würde, denen er allein nicht entfernt gewachsen sein würde.

Mehr läßt sich gegenwärtig nicht sagen. Dagegen wird es von Interesse
sein, ein Bild von dem Stnatcncomplcx zu erhalten, den die Baumwollen-
rcpublikcn, deren Trennung bereits vollzogen ist, ausmachen. Indem wir im
Folgenden versuchen ein solches Bild aufzustellen, fügen wir zum Schluß einige
Notizen über die noch zweifelhaften Südstaaten hinzu, uns vorbehaltend,
später einen Vergleich zwischen dem Norden und dem Süden sollen zu
lassen.

Ein Blick auf die Karte zeigt nachstehende Gruppirung der Sonder¬
bundsstaaten: Zuerst im Nordosten das unregelmäßige Dreieck von Nord-
carolina, daneben im Westen das bedeutend größere fünfseitige Georgia, dann
Alabama, ein fast regelmäßiges längliches Viereck bildend, ferner, die beiden
letztgenannten im Süden begrenzend, die Halbinsel Florida, die einige Ähn¬
lichkeit mit der Gestalt Italiens hat, sodann im Westen von Alabama der
Staat Mississippi und südwestlich von diesem wieder Louisiana, endlich, im
fernsten Westen und reichlich so ausgedehnt, um vier mittelgroße Staaten da¬
raus zu bUden, das vielkantige Texas. Die Grenzen dieses Staatencom-
Plexes sind: im Nordosten und Norden Nordcarolina. Tennessee. Arkansas. das
Jndiancrterritorium und Nebraska. im Westen Neumexiko, im Südwesten die
mexikanische Republik, im Süden der mexikanische Golf und im Südosten end¬
lich das Atlantische Meer.

Ueber Südcarolina ist in einem frühern Hefte (vor, Jahrgang Ur. 52)
das Nothwendigste mitgetheilt worden, und wir beschränken uns daher hier
auf eine Schilderung Charlestons, seiner Haupthafenstadt, und Columbias,
seiner politischen Hauptstadt, die dort nur kurz erwähnt wurden. Man hat
Charleston mit Neuyork verglichen. Aber die Ähnlichkeit besteht nur darin,
daß beide Städte an einer Bai mit schmalem Eingang, beide auf einer Land-
Zunge zwischen langgestreckten Gewässern im Osten und Westen liegen, daß bei
beiden sich der ausländische Handel auf der Ostseite concentrirt, daß die Grund-


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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/423>, abgerufen am 15.01.2025.