Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.weniger erzielt wurde. Allein auch diese Geschäftsordnung konnte bei der Aus diesen Betrachtungen gelangte der Ausschuß des Bundestags zu der Bis dahin befand sich der Bundestag im Einklange mit seiner helvetischen Wenn ungeachtet der allseitig erkannten Bedürsnißftage und des in deutlichen weniger erzielt wurde. Allein auch diese Geschäftsordnung konnte bei der Aus diesen Betrachtungen gelangte der Ausschuß des Bundestags zu der Bis dahin befand sich der Bundestag im Einklange mit seiner helvetischen Wenn ungeachtet der allseitig erkannten Bedürsnißftage und des in deutlichen <TEI> <text> <body> <div> <div n="1"> <pb facs="#f0340" corresp="http://brema.suub.uni-bremen.de/grenzboten/periodical/pageview/111234"/> <p xml:id="ID_1130" prev="#ID_1129"> weniger erzielt wurde. Allein auch diese Geschäftsordnung konnte bei der<lb/> Stellung, die den Bundestagsgesandter von ihren Regierungen gegeben war,<lb/> nicht einmal eingehalten werden . . . Kein Wunder, daß nach allem Obigen<lb/> das Ansehen der Bundesversammlung von Tag zu Tag mehr sank, und sich<lb/> zuletzt in sein Gegentheil verwandelte u. s. w." —</p><lb/> <p xml:id="ID_1131"> Aus diesen Betrachtungen gelangte der Ausschuß des Bundestags zu der<lb/> Erkenntniß: „daß die Verfassung des deutschen Bundes, wenn Deutschland<lb/> einig, stark und friedlich bleiben soll, einer Revision auf breiter nationaler<lb/> Grundlage bedarf." und die Versammlung beschloß in Uebereinstimmung mit<lb/> dem Ausschnhantrage, den Ausschuß zu beauftragen, gutachtlichen Vortrag<lb/> über die Art und Weise, wie diese Revision zur Ausführung zu bringen sei,<lb/> unverzüglich zu erstatten.</p><lb/> <p xml:id="ID_1132"> Bis dahin befand sich der Bundestag im Einklange mit seiner helvetischen<lb/> Schwester, der Tagsatzung; allein von nun an trennen sich die Wege: Die<lb/> Tagsatzung brachte eine zeitgemäße Revision der Bundesverfassung auf natio¬<lb/> naler Grundlage zu Stande, der Bundestag aber nicht. Der Entwurf der<lb/> Tagsatzung wurde von den Regierungen und der Bevölkerung der Cnntone<lb/> angenommen; der Entwurf, welchen in Ermangelung des Bundestags das<lb/> Parlament zu Tage förderte, erfreute sich nicht der Zustimmung der ma߬<lb/> gebenden Regierungen. Die Tagsatzung trat mit Ehren uach redlich voll¬<lb/> brachtem Werke vom Schauplätze ab, und aus ihrer Asche ging eine Central-<lb/> gewalt, der Bundesrath, und eine Nationnlvertrctung, der Nationalrath und<lb/> der Ständerath, hervor. Der Bundestag erschien wieder, ganz in alter Weise,<lb/> obgleich noch im December 1850 die östreichische Einladung zu den dresdener<lb/> Conferenzen eine Revision der Bundesverfassung als ein Bedürfniß anerkannte,<lb/> welches in Deutschland gefühlt worden sei. „lange ehe noch die Begebenheiten<lb/> der letzten drei Jahre dessen Erfüllung zur Sache unaufschieblicher Nothwendig¬<lb/> keit gemacht hatten." Man muß. fuhr Fürst Schwarzenberg fort, schnell an<lb/> das Ziel der Revision gelangen, „will man nicht die Bande, die gesetzlich und<lb/> naturgemäß die deutschen Staaten aneinander knüpfen, immer mehr sich lockern,<lb/> will man nicht die deutschen Verhältnisse einer völligen Auflösung entgegen-<lb/> gehen, und den Bund in der europäischen Staatensamilie gänzlicher Macht¬<lb/> losigkeit zur traurigen Beute werden sehen."</p><lb/> <p xml:id="ID_1133" next="#ID_1134"> Wenn ungeachtet der allseitig erkannten Bedürsnißftage und des in deutlichen<lb/> Worten ausgesprochenen guten Willens zur Abhilfe, dennoch ein Jahrzehnt<lb/> ohne irgend eine entsprechende Handlung verstrichen ist. so ist dies vielleicht<lb/> dem Umstände zuzuschreiben, daß die Schwierigkeiten einer befriedigenden Eini¬<lb/> gung bei gewissenhafter Achtung jeder abweichenden Ansicht in Deutschland größer<lb/> sind als anderwärts, daß die Noth der zwingenden Ereignisse noch nicht nabe<lb/> genug an uns herangetreten ist, daß folgeweise der gute Wille noch nicht in seiner</p><lb/> </div> </div> </body> </text> </TEI> [0340]
weniger erzielt wurde. Allein auch diese Geschäftsordnung konnte bei der
Stellung, die den Bundestagsgesandter von ihren Regierungen gegeben war,
nicht einmal eingehalten werden . . . Kein Wunder, daß nach allem Obigen
das Ansehen der Bundesversammlung von Tag zu Tag mehr sank, und sich
zuletzt in sein Gegentheil verwandelte u. s. w." —
Aus diesen Betrachtungen gelangte der Ausschuß des Bundestags zu der
Erkenntniß: „daß die Verfassung des deutschen Bundes, wenn Deutschland
einig, stark und friedlich bleiben soll, einer Revision auf breiter nationaler
Grundlage bedarf." und die Versammlung beschloß in Uebereinstimmung mit
dem Ausschnhantrage, den Ausschuß zu beauftragen, gutachtlichen Vortrag
über die Art und Weise, wie diese Revision zur Ausführung zu bringen sei,
unverzüglich zu erstatten.
Bis dahin befand sich der Bundestag im Einklange mit seiner helvetischen
Schwester, der Tagsatzung; allein von nun an trennen sich die Wege: Die
Tagsatzung brachte eine zeitgemäße Revision der Bundesverfassung auf natio¬
naler Grundlage zu Stande, der Bundestag aber nicht. Der Entwurf der
Tagsatzung wurde von den Regierungen und der Bevölkerung der Cnntone
angenommen; der Entwurf, welchen in Ermangelung des Bundestags das
Parlament zu Tage förderte, erfreute sich nicht der Zustimmung der ma߬
gebenden Regierungen. Die Tagsatzung trat mit Ehren uach redlich voll¬
brachtem Werke vom Schauplätze ab, und aus ihrer Asche ging eine Central-
gewalt, der Bundesrath, und eine Nationnlvertrctung, der Nationalrath und
der Ständerath, hervor. Der Bundestag erschien wieder, ganz in alter Weise,
obgleich noch im December 1850 die östreichische Einladung zu den dresdener
Conferenzen eine Revision der Bundesverfassung als ein Bedürfniß anerkannte,
welches in Deutschland gefühlt worden sei. „lange ehe noch die Begebenheiten
der letzten drei Jahre dessen Erfüllung zur Sache unaufschieblicher Nothwendig¬
keit gemacht hatten." Man muß. fuhr Fürst Schwarzenberg fort, schnell an
das Ziel der Revision gelangen, „will man nicht die Bande, die gesetzlich und
naturgemäß die deutschen Staaten aneinander knüpfen, immer mehr sich lockern,
will man nicht die deutschen Verhältnisse einer völligen Auflösung entgegen-
gehen, und den Bund in der europäischen Staatensamilie gänzlicher Macht¬
losigkeit zur traurigen Beute werden sehen."
Wenn ungeachtet der allseitig erkannten Bedürsnißftage und des in deutlichen
Worten ausgesprochenen guten Willens zur Abhilfe, dennoch ein Jahrzehnt
ohne irgend eine entsprechende Handlung verstrichen ist. so ist dies vielleicht
dem Umstände zuzuschreiben, daß die Schwierigkeiten einer befriedigenden Eini¬
gung bei gewissenhafter Achtung jeder abweichenden Ansicht in Deutschland größer
sind als anderwärts, daß die Noth der zwingenden Ereignisse noch nicht nabe
genug an uns herangetreten ist, daß folgeweise der gute Wille noch nicht in seiner
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