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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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die Schiffe Andersons zwischen Fort Mouline und Fort Sumpter hin und
her, ohne bemerkt zu werden, und am Morgen sah man in Charleston zu
seiner großen Bestürzung, das; die Fahne der Vereinigten Staaten von jenem
Werk verschwunden und in diesem aufgehißt war. Sofort besetzte man jetzt
die Forts Moultrie und Johnson und richtete auch auf der kleinen Insel
Morris Island, südlich von Fort Sumpter, eine Batterie her, welche einen
Angriff ans das letztere Bollwerk unterstützen sollte.

Ueber die Starke von Fort Sumpter, dessen Besetzung durch Anderson im
ganzen Norden als Großthat gefeiert wurde, und so weit es sich nur um
Südcarolina handelt, wirklich bedeutend auf die Entwicklung der Dinge wirken
>"uß, sind die Meinungen verschieden. Major Anderson hat officiell die An¬
zeige gemacht, daß. er vollständig vorbereitet, reichlich mit dem Erforderlichen
versehen und durchaus im Stande sei, dasselbe gegen jeden Angriff zu ver¬
theidigen, und nach Berichten von republikanischer Seite wäre das Fort in
der That kaum einzunehmen. Dasselbe liegt mitten in dem Kanal, der hier
anderthalb englische Meilen breit ist, auf einer aus versenkten Granitblöcken
gebildeten Insel. Seine Gestalt ist ein Fünfeck. Die Mauern, sechzig Fuß
hoch und zehn Fuß dick, erheben sich unmittelbar aus dem Wasserspiegel.
Das Ganze ist von Ziegeln erbaut, die bekanntlich ein haltbareres Material
für den Festungsbau sind, als Quadern. Das Fort hat drei Gcschützrcihen,
d>e, vollständig armirt, fünfundsiebzig Geschütze haben, und von denen die
"berste, aus Mörsern und Vierundzwanzigpfündern bestehend, unbedeckt auf
dem Dach ausgestellt ist und, auf Drehscheiben placirt, nach allen Richtungen
feuern kann. Die beiden untern Etagen sind casemattirt, und ihre Feuer-
schlünde, in der obern sogenannte Columbiaden, in der untern zweiundvierzig-
pfündige Paixhans, schleudern ihre Geschosse aus Schießscharten. Jene Co¬
lumbiaden sind Bombenkanonen, welche Hohlkugeln von acht und zehn Zoll
Durchmesser schießen und eine Tragweite von 22,000 Fuß haben, so daß mit
ihnen der größere Theil Charlestons, dessen Südspitze nur 17,000 Fuß vom
Fort entfernt ist, zerstört werden könnte. Von dieser Möglichkeit wird man
allerdings nicht leicht Gebrauch machen, da eine Republik wie die amerika¬
nische sich mit dem Bombardement rebellischer Städte länger besinnen wird,
uls das europäische Königthum in Sicilien. Wol aber könnte man mit jenen
furchtbaren Geschützen die jetzt von den Insurgenten Südcarolinas besetzten
Horts Johnson, Pintney und Moultrie zerstören. Fort Sumpter hat ferner
reichliche Vorräthe an Hodl- und Vollkugeln. 700 Faß Pulver, Lebensmittel
für sechs Monate und vier große Cisternen, die hinreichend Wasser für eine
^armsm, von 250 Mann liefern. Die jetzt unter Major Anderson stehenden
Truppen betragen 79 Mann, worunter 9 Officiere und 12 Musiker sind,
^'ud zu denen noch 80 bis 100 Arbeiter kommen, welche bis jetzt am Bau


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die Schiffe Andersons zwischen Fort Mouline und Fort Sumpter hin und
her, ohne bemerkt zu werden, und am Morgen sah man in Charleston zu
seiner großen Bestürzung, das; die Fahne der Vereinigten Staaten von jenem
Werk verschwunden und in diesem aufgehißt war. Sofort besetzte man jetzt
die Forts Moultrie und Johnson und richtete auch auf der kleinen Insel
Morris Island, südlich von Fort Sumpter, eine Batterie her, welche einen
Angriff ans das letztere Bollwerk unterstützen sollte.

Ueber die Starke von Fort Sumpter, dessen Besetzung durch Anderson im
ganzen Norden als Großthat gefeiert wurde, und so weit es sich nur um
Südcarolina handelt, wirklich bedeutend auf die Entwicklung der Dinge wirken
>"uß, sind die Meinungen verschieden. Major Anderson hat officiell die An¬
zeige gemacht, daß. er vollständig vorbereitet, reichlich mit dem Erforderlichen
versehen und durchaus im Stande sei, dasselbe gegen jeden Angriff zu ver¬
theidigen, und nach Berichten von republikanischer Seite wäre das Fort in
der That kaum einzunehmen. Dasselbe liegt mitten in dem Kanal, der hier
anderthalb englische Meilen breit ist, auf einer aus versenkten Granitblöcken
gebildeten Insel. Seine Gestalt ist ein Fünfeck. Die Mauern, sechzig Fuß
hoch und zehn Fuß dick, erheben sich unmittelbar aus dem Wasserspiegel.
Das Ganze ist von Ziegeln erbaut, die bekanntlich ein haltbareres Material
für den Festungsbau sind, als Quadern. Das Fort hat drei Gcschützrcihen,
d>e, vollständig armirt, fünfundsiebzig Geschütze haben, und von denen die
"berste, aus Mörsern und Vierundzwanzigpfündern bestehend, unbedeckt auf
dem Dach ausgestellt ist und, auf Drehscheiben placirt, nach allen Richtungen
feuern kann. Die beiden untern Etagen sind casemattirt, und ihre Feuer-
schlünde, in der obern sogenannte Columbiaden, in der untern zweiundvierzig-
pfündige Paixhans, schleudern ihre Geschosse aus Schießscharten. Jene Co¬
lumbiaden sind Bombenkanonen, welche Hohlkugeln von acht und zehn Zoll
Durchmesser schießen und eine Tragweite von 22,000 Fuß haben, so daß mit
ihnen der größere Theil Charlestons, dessen Südspitze nur 17,000 Fuß vom
Fort entfernt ist, zerstört werden könnte. Von dieser Möglichkeit wird man
allerdings nicht leicht Gebrauch machen, da eine Republik wie die amerika¬
nische sich mit dem Bombardement rebellischer Städte länger besinnen wird,
uls das europäische Königthum in Sicilien. Wol aber könnte man mit jenen
furchtbaren Geschützen die jetzt von den Insurgenten Südcarolinas besetzten
Horts Johnson, Pintney und Moultrie zerstören. Fort Sumpter hat ferner
reichliche Vorräthe an Hodl- und Vollkugeln. 700 Faß Pulver, Lebensmittel
für sechs Monate und vier große Cisternen, die hinreichend Wasser für eine
^armsm, von 250 Mann liefern. Die jetzt unter Major Anderson stehenden
Truppen betragen 79 Mann, worunter 9 Officiere und 12 Musiker sind,
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[0325] die Schiffe Andersons zwischen Fort Mouline und Fort Sumpter hin und her, ohne bemerkt zu werden, und am Morgen sah man in Charleston zu seiner großen Bestürzung, das; die Fahne der Vereinigten Staaten von jenem Werk verschwunden und in diesem aufgehißt war. Sofort besetzte man jetzt die Forts Moultrie und Johnson und richtete auch auf der kleinen Insel Morris Island, südlich von Fort Sumpter, eine Batterie her, welche einen Angriff ans das letztere Bollwerk unterstützen sollte. Ueber die Starke von Fort Sumpter, dessen Besetzung durch Anderson im ganzen Norden als Großthat gefeiert wurde, und so weit es sich nur um Südcarolina handelt, wirklich bedeutend auf die Entwicklung der Dinge wirken >"uß, sind die Meinungen verschieden. Major Anderson hat officiell die An¬ zeige gemacht, daß. er vollständig vorbereitet, reichlich mit dem Erforderlichen versehen und durchaus im Stande sei, dasselbe gegen jeden Angriff zu ver¬ theidigen, und nach Berichten von republikanischer Seite wäre das Fort in der That kaum einzunehmen. Dasselbe liegt mitten in dem Kanal, der hier anderthalb englische Meilen breit ist, auf einer aus versenkten Granitblöcken gebildeten Insel. Seine Gestalt ist ein Fünfeck. Die Mauern, sechzig Fuß hoch und zehn Fuß dick, erheben sich unmittelbar aus dem Wasserspiegel. Das Ganze ist von Ziegeln erbaut, die bekanntlich ein haltbareres Material für den Festungsbau sind, als Quadern. Das Fort hat drei Gcschützrcihen, d>e, vollständig armirt, fünfundsiebzig Geschütze haben, und von denen die "berste, aus Mörsern und Vierundzwanzigpfündern bestehend, unbedeckt auf dem Dach ausgestellt ist und, auf Drehscheiben placirt, nach allen Richtungen feuern kann. Die beiden untern Etagen sind casemattirt, und ihre Feuer- schlünde, in der obern sogenannte Columbiaden, in der untern zweiundvierzig- pfündige Paixhans, schleudern ihre Geschosse aus Schießscharten. Jene Co¬ lumbiaden sind Bombenkanonen, welche Hohlkugeln von acht und zehn Zoll Durchmesser schießen und eine Tragweite von 22,000 Fuß haben, so daß mit ihnen der größere Theil Charlestons, dessen Südspitze nur 17,000 Fuß vom Fort entfernt ist, zerstört werden könnte. Von dieser Möglichkeit wird man allerdings nicht leicht Gebrauch machen, da eine Republik wie die amerika¬ nische sich mit dem Bombardement rebellischer Städte länger besinnen wird, uls das europäische Königthum in Sicilien. Wol aber könnte man mit jenen furchtbaren Geschützen die jetzt von den Insurgenten Südcarolinas besetzten Horts Johnson, Pintney und Moultrie zerstören. Fort Sumpter hat ferner reichliche Vorräthe an Hodl- und Vollkugeln. 700 Faß Pulver, Lebensmittel für sechs Monate und vier große Cisternen, die hinreichend Wasser für eine ^armsm, von 250 Mann liefern. Die jetzt unter Major Anderson stehenden Truppen betragen 79 Mann, worunter 9 Officiere und 12 Musiker sind, ^'ud zu denen noch 80 bis 100 Arbeiter kommen, welche bis jetzt am Bau 40*

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/325>, abgerufen am 15.01.2025.