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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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von Leuten aller Art' angehenden Poeten, Putzmacherinnen, Vorsteherinnen wohlthätiger
Anstalten, die mir Arbeiten zum Verkauf bei der königlichen Familie antragen, oder
um Geldgeschenke und Unterstützung bitten, und unzählige Dinge dieser Art. Auch meine
wissenschaftliche Korrespondenz ist immer noch im Zunehmen begriffen. Deutschland,
Italien, England, Fräuleins, Amerika stürzen sich aus mich mit einem wahren Bombarde¬
ment von Briefen, ich empfange gegenwärtig sedes Jahr durchschnittlich 3000 Briefe
und beantworte etwa 2000. Meine Ausgaben an Postgclo belaufen sich auf
l>00--K00 Thaler. --"

Daß der Herausgeber die vorliegenden Briefe, in denen sich Humboldts große
Herzensgüte ausspricht, werth und heilig hält, ist sehr begreiflich; aber man denke
jährlich 2V00 Briefe! Wenn das Alles gedruckt werden sollte, dürste es zuletzt doch
zu viel werden. --

Christliche Selbstgespräche von Michael Baumgarten. (Rostock, Leo¬
pold.) -- Der Verfasser sucht seinen gemäßigten religiösen Standpunkt sowol gegen
deu Pharisäismus des strengen Kirchenthums als gegen den Atomismus der Secten
festzuhalten. Seine Betrachtungen sind sinnig und kommen aus dem Herzen; gegen
die Gegner ist er milde; in der Form könnte er etwas bestimmter und gedrängter
sein. Seine Persönliche Stellung wird mit Recht dazu beitragen, dem Buch Leser
zu verschaffen. --

Der Staatsminister v. Raumer und seine Verwaltung des Ministeriums des
geistlichen Unterrichts und der Medicinalangclegcnheiten in Preußen. Berlin, Hertz,) '
Die Schrift ist augenscheinlich von einem Vertrauten des verstorbenen Ministers, aber
sie gibt wenig neue Aufschlüsse und beschränkt sich fast ausschließlich auf eine Ver¬
herrlichung seiner Thaten und Bestrebungen vom Standpunkt der Kreuzzeitung.

"Zukunftsmusik." Brief an einen französischen Freund als Vorwort zu
eiuer Prosaübcrsetzung seiner Opcrndichtnngcn von Richard Wagner. --'(Leipzig.
I. I. Weber.) -- R. Wagner sucht die Mißverständnisse seiner frühern Schriften
"Oper und Drama" und "das Kunstwerk der Zukunft" zu beseitigen; er schildert
sie als Ausflüsse einer durch verschiedene Vorfälle gereizten und an der Wirklichkeit
der Bühne verzweifelnden Stimmung: seine eigentliche Aufgabe sei nicht die Theorie, so>^
dem die Praxis der Kunst. Im Ganzen aber bekennt er sich noch zu den alten
Grundsätzen. -- Diese Grundsätze sind seinerzeit in diesen Blättern ausführlich
gewürdigt worden. --







Verantwortlicher Redacteur! Dr. Moril) Busch.
Verlag von F. L, Heri'ig -- Druck von C. <L. Mvert in Leipzig.

von Leuten aller Art' angehenden Poeten, Putzmacherinnen, Vorsteherinnen wohlthätiger
Anstalten, die mir Arbeiten zum Verkauf bei der königlichen Familie antragen, oder
um Geldgeschenke und Unterstützung bitten, und unzählige Dinge dieser Art. Auch meine
wissenschaftliche Korrespondenz ist immer noch im Zunehmen begriffen. Deutschland,
Italien, England, Fräuleins, Amerika stürzen sich aus mich mit einem wahren Bombarde¬
ment von Briefen, ich empfange gegenwärtig sedes Jahr durchschnittlich 3000 Briefe
und beantworte etwa 2000. Meine Ausgaben an Postgclo belaufen sich auf
l>00—K00 Thaler. —"

Daß der Herausgeber die vorliegenden Briefe, in denen sich Humboldts große
Herzensgüte ausspricht, werth und heilig hält, ist sehr begreiflich; aber man denke
jährlich 2V00 Briefe! Wenn das Alles gedruckt werden sollte, dürste es zuletzt doch
zu viel werden. —

Christliche Selbstgespräche von Michael Baumgarten. (Rostock, Leo¬
pold.) — Der Verfasser sucht seinen gemäßigten religiösen Standpunkt sowol gegen
deu Pharisäismus des strengen Kirchenthums als gegen den Atomismus der Secten
festzuhalten. Seine Betrachtungen sind sinnig und kommen aus dem Herzen; gegen
die Gegner ist er milde; in der Form könnte er etwas bestimmter und gedrängter
sein. Seine Persönliche Stellung wird mit Recht dazu beitragen, dem Buch Leser
zu verschaffen. —

Der Staatsminister v. Raumer und seine Verwaltung des Ministeriums des
geistlichen Unterrichts und der Medicinalangclegcnheiten in Preußen. Berlin, Hertz,) '
Die Schrift ist augenscheinlich von einem Vertrauten des verstorbenen Ministers, aber
sie gibt wenig neue Aufschlüsse und beschränkt sich fast ausschließlich auf eine Ver¬
herrlichung seiner Thaten und Bestrebungen vom Standpunkt der Kreuzzeitung.

„Zukunftsmusik." Brief an einen französischen Freund als Vorwort zu
eiuer Prosaübcrsetzung seiner Opcrndichtnngcn von Richard Wagner. —'(Leipzig.
I. I. Weber.) — R. Wagner sucht die Mißverständnisse seiner frühern Schriften
„Oper und Drama" und „das Kunstwerk der Zukunft" zu beseitigen; er schildert
sie als Ausflüsse einer durch verschiedene Vorfälle gereizten und an der Wirklichkeit
der Bühne verzweifelnden Stimmung: seine eigentliche Aufgabe sei nicht die Theorie, so>^
dem die Praxis der Kunst. Im Ganzen aber bekennt er sich noch zu den alten
Grundsätzen. — Diese Grundsätze sind seinerzeit in diesen Blättern ausführlich
gewürdigt worden. —







Verantwortlicher Redacteur! Dr. Moril) Busch.
Verlag von F. L, Heri'ig — Druck von C. <L. Mvert in Leipzig.
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[0290] von Leuten aller Art' angehenden Poeten, Putzmacherinnen, Vorsteherinnen wohlthätiger Anstalten, die mir Arbeiten zum Verkauf bei der königlichen Familie antragen, oder um Geldgeschenke und Unterstützung bitten, und unzählige Dinge dieser Art. Auch meine wissenschaftliche Korrespondenz ist immer noch im Zunehmen begriffen. Deutschland, Italien, England, Fräuleins, Amerika stürzen sich aus mich mit einem wahren Bombarde¬ ment von Briefen, ich empfange gegenwärtig sedes Jahr durchschnittlich 3000 Briefe und beantworte etwa 2000. Meine Ausgaben an Postgclo belaufen sich auf l>00—K00 Thaler. —" Daß der Herausgeber die vorliegenden Briefe, in denen sich Humboldts große Herzensgüte ausspricht, werth und heilig hält, ist sehr begreiflich; aber man denke jährlich 2V00 Briefe! Wenn das Alles gedruckt werden sollte, dürste es zuletzt doch zu viel werden. — Christliche Selbstgespräche von Michael Baumgarten. (Rostock, Leo¬ pold.) — Der Verfasser sucht seinen gemäßigten religiösen Standpunkt sowol gegen deu Pharisäismus des strengen Kirchenthums als gegen den Atomismus der Secten festzuhalten. Seine Betrachtungen sind sinnig und kommen aus dem Herzen; gegen die Gegner ist er milde; in der Form könnte er etwas bestimmter und gedrängter sein. Seine Persönliche Stellung wird mit Recht dazu beitragen, dem Buch Leser zu verschaffen. — Der Staatsminister v. Raumer und seine Verwaltung des Ministeriums des geistlichen Unterrichts und der Medicinalangclegcnheiten in Preußen. Berlin, Hertz,) ' Die Schrift ist augenscheinlich von einem Vertrauten des verstorbenen Ministers, aber sie gibt wenig neue Aufschlüsse und beschränkt sich fast ausschließlich auf eine Ver¬ herrlichung seiner Thaten und Bestrebungen vom Standpunkt der Kreuzzeitung. „Zukunftsmusik." Brief an einen französischen Freund als Vorwort zu eiuer Prosaübcrsetzung seiner Opcrndichtnngcn von Richard Wagner. —'(Leipzig. I. I. Weber.) — R. Wagner sucht die Mißverständnisse seiner frühern Schriften „Oper und Drama" und „das Kunstwerk der Zukunft" zu beseitigen; er schildert sie als Ausflüsse einer durch verschiedene Vorfälle gereizten und an der Wirklichkeit der Bühne verzweifelnden Stimmung: seine eigentliche Aufgabe sei nicht die Theorie, so>^ dem die Praxis der Kunst. Im Ganzen aber bekennt er sich noch zu den alten Grundsätzen. — Diese Grundsätze sind seinerzeit in diesen Blättern ausführlich gewürdigt worden. — Verantwortlicher Redacteur! Dr. Moril) Busch. Verlag von F. L, Heri'ig — Druck von C. <L. Mvert in Leipzig.

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/290>, abgerufen am 25.08.2024.