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Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band.

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stern vor des Magnifici Haus einen blutigen Kopf geholt hatte, mußte für seine
treue Freundschaft leiden; denn er wurde vom Senat am 6. August 1687 auf
fünf Jahre relegirt, und zur Begründung dieses Spruchs gesagt:


Oum publiee modum ern,t, vim illats-in tuisse eommilitoni, et im-
probi taoivoris auctor voearetur aä Nasistrs-tum, tu solus, ez^nasi
alter Hereulö8, monstroruin clomitor, soilieet eorum, a.ni teeuw
kaeisbant, Kuio aäesse kortiter maledas et vel inter manus xerire
eum irii<iun), cjuam erixi! "

Der Verfasser schließt seinen Bericht mit Virgils


?ors"n et Kaeo olim memmisss Moabit.

während wir wünschen, daß diese Schilderung dem Leser einiges Vergnügen
gewährt haben möge.




Ein Habsburger als Schauspieldichtcr.

Als die Babenberger von ihrer Burg am Kahlcnberge die herrlichen Ebe¬
nen an der Donau beherrschten, blühte der Minnegesang, den dieses Ritte"
geschlecht in jeder Weise pflegte. Wer hätte nicht von Leopold gehört, dessen
Freigebigkeit Walter von der Vogelweide preist, und wer wüßte nicht, daß die
neuesten Forscher den Verfasser der Nibelungen für einen Oestreicher halten?
Zu geschweige" von den religiösen Gedichten, welche Frau Ava mit ihren Söh¬
nen in einer Klosterzelle schuf. Da kamen die Habsburger und das Lied ver¬
stummte. Schon Rudolph war ein durchaus nüchterner Charakter. Man weiß-
wie er den Schulmeister von Eßlingen und was sich ihm vom leichten Volk
der Sänger näherte, zurückwies. Die Poesie nützte eben seinem praktischen
Streben nichts, und zur bloßen Unterhaltung reichte auch ein Possenreißer aus-
Dieser Sinn ist so ziemlich allen Gliedern seines Stammes, bis er erlosch'
geblieben; nur der letzte Ritter, Max, eine Ausnahme auch in mancher andern
Rücksicht, wendete den poetischen Schätzen der Vergangenheit ein gnädiges Auge
zu und hatte einen Melchior Pfinzing, der im "Theuerdank" seine Thaten w
steif allegorischer Weise besang. Sein Urenkel Erzherzog Ferdinand hatte vie
Ähnlichkeit mit ihm: er wurde berühmt durch die Sammlung von Kostba"
leiten und Kunstschätzen, welche nach dem Schloß Auras benannt, jetzt eine
Zierde Wiens bildet und vermuthlich dort bleiben wird. Empfindsamen Seelen


stern vor des Magnifici Haus einen blutigen Kopf geholt hatte, mußte für seine
treue Freundschaft leiden; denn er wurde vom Senat am 6. August 1687 auf
fünf Jahre relegirt, und zur Begründung dieses Spruchs gesagt:


Oum publiee modum ern,t, vim illats-in tuisse eommilitoni, et im-
probi taoivoris auctor voearetur aä Nasistrs-tum, tu solus, ez^nasi
alter Hereulö8, monstroruin clomitor, soilieet eorum, a.ni teeuw
kaeisbant, Kuio aäesse kortiter maledas et vel inter manus xerire
eum irii<iun), cjuam erixi! "

Der Verfasser schließt seinen Bericht mit Virgils


?ors»n et Kaeo olim memmisss Moabit.

während wir wünschen, daß diese Schilderung dem Leser einiges Vergnügen
gewährt haben möge.




Ein Habsburger als Schauspieldichtcr.

Als die Babenberger von ihrer Burg am Kahlcnberge die herrlichen Ebe¬
nen an der Donau beherrschten, blühte der Minnegesang, den dieses Ritte»
geschlecht in jeder Weise pflegte. Wer hätte nicht von Leopold gehört, dessen
Freigebigkeit Walter von der Vogelweide preist, und wer wüßte nicht, daß die
neuesten Forscher den Verfasser der Nibelungen für einen Oestreicher halten?
Zu geschweige» von den religiösen Gedichten, welche Frau Ava mit ihren Söh¬
nen in einer Klosterzelle schuf. Da kamen die Habsburger und das Lied ver¬
stummte. Schon Rudolph war ein durchaus nüchterner Charakter. Man weiß-
wie er den Schulmeister von Eßlingen und was sich ihm vom leichten Volk
der Sänger näherte, zurückwies. Die Poesie nützte eben seinem praktischen
Streben nichts, und zur bloßen Unterhaltung reichte auch ein Possenreißer aus-
Dieser Sinn ist so ziemlich allen Gliedern seines Stammes, bis er erlosch'
geblieben; nur der letzte Ritter, Max, eine Ausnahme auch in mancher andern
Rücksicht, wendete den poetischen Schätzen der Vergangenheit ein gnädiges Auge
zu und hatte einen Melchior Pfinzing, der im „Theuerdank" seine Thaten w
steif allegorischer Weise besang. Sein Urenkel Erzherzog Ferdinand hatte vie
Ähnlichkeit mit ihm: er wurde berühmt durch die Sammlung von Kostba»
leiten und Kunstschätzen, welche nach dem Schloß Auras benannt, jetzt eine
Zierde Wiens bildet und vermuthlich dort bleiben wird. Empfindsamen Seelen


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[0228] stern vor des Magnifici Haus einen blutigen Kopf geholt hatte, mußte für seine treue Freundschaft leiden; denn er wurde vom Senat am 6. August 1687 auf fünf Jahre relegirt, und zur Begründung dieses Spruchs gesagt: Oum publiee modum ern,t, vim illats-in tuisse eommilitoni, et im- probi taoivoris auctor voearetur aä Nasistrs-tum, tu solus, ez^nasi alter Hereulö8, monstroruin clomitor, soilieet eorum, a.ni teeuw kaeisbant, Kuio aäesse kortiter maledas et vel inter manus xerire eum irii<iun), cjuam erixi! " Der Verfasser schließt seinen Bericht mit Virgils ?ors»n et Kaeo olim memmisss Moabit. während wir wünschen, daß diese Schilderung dem Leser einiges Vergnügen gewährt haben möge. Ein Habsburger als Schauspieldichtcr. Als die Babenberger von ihrer Burg am Kahlcnberge die herrlichen Ebe¬ nen an der Donau beherrschten, blühte der Minnegesang, den dieses Ritte» geschlecht in jeder Weise pflegte. Wer hätte nicht von Leopold gehört, dessen Freigebigkeit Walter von der Vogelweide preist, und wer wüßte nicht, daß die neuesten Forscher den Verfasser der Nibelungen für einen Oestreicher halten? Zu geschweige» von den religiösen Gedichten, welche Frau Ava mit ihren Söh¬ nen in einer Klosterzelle schuf. Da kamen die Habsburger und das Lied ver¬ stummte. Schon Rudolph war ein durchaus nüchterner Charakter. Man weiß- wie er den Schulmeister von Eßlingen und was sich ihm vom leichten Volk der Sänger näherte, zurückwies. Die Poesie nützte eben seinem praktischen Streben nichts, und zur bloßen Unterhaltung reichte auch ein Possenreißer aus- Dieser Sinn ist so ziemlich allen Gliedern seines Stammes, bis er erlosch' geblieben; nur der letzte Ritter, Max, eine Ausnahme auch in mancher andern Rücksicht, wendete den poetischen Schätzen der Vergangenheit ein gnädiges Auge zu und hatte einen Melchior Pfinzing, der im „Theuerdank" seine Thaten w steif allegorischer Weise besang. Sein Urenkel Erzherzog Ferdinand hatte vie Ähnlichkeit mit ihm: er wurde berühmt durch die Sammlung von Kostba» leiten und Kunstschätzen, welche nach dem Schloß Auras benannt, jetzt eine Zierde Wiens bildet und vermuthlich dort bleiben wird. Empfindsamen Seelen

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Zitationshilfe: Die Grenzboten. Jg. 20, 1861, I. Semester. I. Band, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/grenzboten_341793_110893/228>, abgerufen am 26.08.2024.